Mittwoch, 29. April 2015

Wie viel Zeit nehmen sich die Deutschen zum Essen?


KKWISS - Auflösung
Wie viel Zeit nehmen sich die Deutschen zum Essen?
Der aktuelle Stand, der Trend und was das bedeutet

Wir hatten aktuell ein kleines Schätzspiel in der Facebook-Gruppe laufen.

Die Frage lautete:




Jetzt lösen wir auf:





Das mag fast schon unglaublich klingen.
Man könnte denken - wie geht denn das!? Im Bundes-Schnitt?! Inklusive Zubereitung!?
Allein das Kartoffelschälen und selbst die Backzeit einer Fertigpizza sind doch länger?

Nun - erstens schält heute bedauernswerterweise kaum noch irgendwer mehr irgendwas, und zweitens wird die Backzeit deshalb nicht mitgerechnet, weil man in der Wartezeit etwas anderes tut.
Und das Ritsch von Pappkarton gefolgt von Ratsch der Plastikfolie, die man idealerweise entfernt, bevor man die Pizza in den Ofen legt dauert - wie lange?

DER TREND?
Was geschieht hier eigentlich gerade?!

2002 waren wir noch bei 105 Minuten.
Heute sind vor allem die jungen Menschen unter 30 Jahren bei gerade mal 20 Minuten,
hastige 10% erledigen das Essen in 10 Minuten.


Es gibt im Schwäbischen einen Sinnspruch der da geht:
"Wie mer schafft, so isst mer au" - "Wie man arbeitet, so isst man auch"`


Nun muss man wissen, dass die Schwaben damit meinen:
Wer schneller arbeitet, ist auch besser. 

Die Logik also: Mit schneller essen ist man auch ein besserer Mensch.
Da Deutschland jetzt nicht aus 100% Schwaben besteht ist das natürlich nicht für alle der Grund, aber alte Sinnsprüche tragen manchmal schon übertragbare Wahrheiten in sich.


Tatsächlich sind wir doch ständig gehetzt. 

Ob das im Job ist, wo immer wahnwitzigere Deadlines auf immer weniger Menschen verteilt werden, wo die Angst um den Job wie ein Damokles-Schwert über uns schwebt... 

Oder die gefühlte Notwenigkeit, innerhalb von wenigen Sekunden auf Smartphone-Vibrationen zu reagieren, weil man aus eigener Erfahrung weiss, dass der andere das am anderen Ende so von uns erwartet. 

Hinzu kommt, dass wir ein riesiges Angebot an Ablenkungen haben, die uns die gefühlt spärlich bemessene freie Zeit für uns selbst möglichst vollstopfen lassen, um wenigstens ein bisschen etwas wie Auszeit und Erholung zu haben. Die das dann aber meistens gar nicht ist, denn wir hetzen - auch da. Vieles davon entsteht im eigenen Kopf.

Weiter hinzu kommt, dass wir heute eine Generation heranziehen, für die es mittlererweile schon normal ist, dass der Pfannkuchen aus einer Plastikflasche kommt. Sie kennen es nicht anders, denn Kochkompetenz ist ein Fremdwort.


Ist das die Zukunft?
Wenn die Entwicklung weiter so geht, dann tragen wir wohl bald Ampullen von Nestel am Arm, die über eine Smartphone-App intravenös Nährstoffe in den Körper schiesst, wie es die Sensoren für sinnvoll erachten. 
Wie praktisch, dann sparen wir uns gleich das Klopapier. 
Was für ein wunderbarer Beitrag für die Umwelt...Wenn da nicht die Plastik-Blisterkarte für die Ampullen und der Pappkarton darum wär'...


Warum das nichts Gutes bedeutet

Der Körper braucht 20 Minuten, bis satt gefühlt wird.

Bei jeder Mahlzeit braucht der Kopf ca 20 Minuten, bis bei ihm ein "Satt"-Signal ankommt.
Wer schnell isst, nimmt daher tendenziell mehr Nahrung auf, als der Körper tatsächlich braucht.


Und so wundert es nicht, dass dieses schnell-gehetzte Essen einer der Gründe ist, warum Deutschland immer übergewichtiger wird. Nebenbei sorgt das zusätzlich noch für Beschwerden wie Sodbrennen oder Blähungen. 


Mit dem zackigen Essen wird man jedenfalls eher ein dicker-rerer, als ein besserer Mensch. 

Und man kann bezogen auf die Arbeit mit relativer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass man in den "Zuständen" , die das mit sich bringt - nicht produktiver ist.
Ich beobachte eher das Gegenteil.

Die Prognose des Max-Planck-Instituts von 80% adipösen 50jährigen in einigen Jahren wird so jedenfalls nicht unwahrscheinlicher Realität.



Der einen Freud, der anderen LeidNatürlich freut das jene, die das Schnellschnellfertig-Essen produzieren, daran Geld verdienen oder davon leben. Die Umsätze steigen in schwindelerregende Höhen, die Aktionäre freut's.


Bleiben wir realistisch:
Das alles hat doch einen viel zu hohen Preis.


Ritsche-Ratsche-Essen erzeugt nicht nur mehr Müll, sondern macht auf Dauer krank.


Fast alles ist inhaltlich auf "billig" und auf "schmeckt" ausgelegt, anstatt auf "nützt der Gesundheit". Ich gehe sogar noch weiter und sage - "schmeckt" wird durch dieses Essen sogar bewusst anerzogen.

Der Nachteil: Dabei werden aber wichtige Körpergefühle "verbogen", die die Natur für unsere Gesundheit ganz anders gemeint hätte. 

Wichtige Nährstoffe - Fehlanzeige


Wenn etwas in Pulverform jahrelang aufbewahrt werden kann, bis es endlich im Wasser aufgelöst wird - wie sollte da noch ernsthaft etwas Vernünftiges an Nährstoffen enthalten sein? 

Und wenn 80% des Käses auf der Pizza gar kein Käse mehr ist, sondern ungesundes Pflanzenfett... Man könnte da endlos weiter machen...
Fest steht für mich:
Das Fake-Food hat seinen ganz eigenen Anteil an den Problemen.


Wohin mit der gesparten Zeit?
Ich frage mich bei alledem, ob wir uns nicht selbst höchstpersönlich einen Bärendienst erweisen. 


Denn die Lebenszeit, die wir heute durch unser Essen-Schlingen vermeintlich reinholen, wird uns am Ende unsere Lebens wieder knallhart abgezogen:
Die Auswirkungen schlechter Ernährung bedeuten teilweise eine Lebenszeitverkürzung von 10 bis 20 Jahren.

Wie ernst die Lage ist, erkennt man am Mutterland des Fastfoods USA.
Dort ist die Lebenserwartung zum ersten Mal in der Geschichte im Durchschnitt gesunken.

Vorbei die verwöhnte Zeit, in der man davon ausgehen konnte, immer ein bisschen älter als die eigenen Eltern zu werden.


Und der Weg bis zum unvermeidlichen Ende ist für 70% der Menschen dort im wahrsten Sinne des Wortes kein leichter mehr.


Bis später.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Oh das trifft es wirklich, das Sprichwort.
Ich bin recht langsam, ich komme bei schnellen Abfolgen von Tätigkeiten sehr durcheinander und mache noch mehr Fehler, also arbeite ich recht lagsam aber sehr gewissenhaft. Wir haben auf Arbeit 30 Minuten Pause, ich ärgere mich jedesmal dass es nur 30 Minuten sind, wie um Himmels Willen soll ich da mein essen schaffen? Für mich definitiv zu wenig Zeit. :(

Mein Freund ist ein Hektiker. Er arbeitet schnell, manchmal verursacht er auch Chaos das er ja hinterher aufräumen kann. Er kann einen Döner in 10 Minuten essen, da fange ich gerade mal an den Salat raus zu picken.

Ich frage mich jedes Mal wieso man nur 30 Minuten Zeit hat um eigentlich etwas so wichtiges zu tun wie dem Körper Nahrung zu geben.

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