Faktencheck
DIE FAKTEN UND WAHRHEITEN
ÜBER DEN JOHNSON-PROZESS
- Recherche als Kontrapunkt -
Am 10. August 2018 bekam ein Mann mit seinem Anwaltsteam von einem Geschworenen-Gericht die Rekordsumme von 289.200.000 US-Dollar gegen Monsanto zugesprochen: Dewayne Lee Johnson.
Dieses Urteil gilt als richtungsweisend für derzeit (letzter Stand) 8.900 weitere ähnlich gelagerte Fälle in den USA.
Auffällig, wenngleich wenig verwunderlich ist, dass gewisse Kräfte alles in ihrer Macht stehende tun, um dieses Ergebnis so gut es eben geht herunterzuspielen. Begonnen hatte das ja schon an dem Tag, an dem das Ergebnis öffentlich wurde.
Da sagte ein CDU-Mann, man solle die Kirche im Dorf lassen, das habe ja ein "Schnellgericht" entschieden. Julia Merlot vom Spiegel spricht von einem Urteil, das von "Laienrichtern" gefällt wurde.
Ein paar der wiederkehrenden Behauptungen möchte ich daher einmal einem Faktencheck unterziehen und ich habe weitere Infos zusammengetragen, damit man mal ein Gefühl bekommt, von welcher Grössenordnung man bei dem Verfahren spricht.
Und was die Jury möglicherweise bewegt hat, dieses Urteil zu sprechen.
Behauptung
"Der Prozess wurde von Laien in einem Schnellgericht entschieden."
Die Tatsachen:
Das amerikanische Gerichtswesen unterscheidet sich in vielen Dingen von unserem.
So werden manche Dinge nicht nur von einem Richter, sondern auch von einer Jury aus Geschworenen bestimmt. Die Jury im Johnson-Fall bestand aus 8 Männern und 4 Frauen.
Diese wurden in einem relativ langwierigen Verfahren ausgewählt, bevor die endgültigen 12 Personen gefunden waren, wurden sogar 35 seitens Verteidigung, Anklage und der Richterin abgelehnt und nach Hause geschickt.
Die endgültige Jury wurde also von beiden Seiten akzeptiert.
Es handelte sich um eine recht hochkarätige Jury aus Juroren, von denen einige eine wissenschaftliche Ausbildung hatten. Alle waren/sind in einem anspruchsvollen Beruf tätig.
Wie sowohl die Parteien als auch das Gericht eingeräumt haben, war die Jury während des langen Prozesses sehr engagiert und aufmerksam, stellte interessante, komplexe Fragen und zeigte die Bereitschaft, während des Auswahlverfahrens unparteiisch zu sein.
Der Prozess dauerte mehr als einen Monat, man prüfte über hundert Beweisstücke, hörte über viele Stunden Expertenaussagen an und beendete ihn nach drei Tagen intensiver Beratung durch die Jury mit einem einstimmigen Urteil.
Von einem "Schnell"gericht kann hier also keine Rede sein.
Richtig ist jedoch, dass es sich um einen beschleunigten Prozess handelt, da Herr Johnson an einem Non-Hodgkin-Lymphom stirbt. In Kalifornien haben todkranke Kläger Anspruch auf einen beschleunigten Prozess, um die Wahrung von Rechten zu gewährleisten, die bei Tod erlöschen.
Diesen Umstand jedoch als "Schnellgericht" abzuwerten ist geschmacklos und spottet von einem moralischen Standpunkt jeder Beschreibung.
Wann startete der Prozess?
Herr Johnson reichte seine Klage gegen Monsanto Co. im Januar 2016 ein.
Vorlauf - Eigentümlichkeiten des amerikanischen Gerichtssystems
Bevor sein Fall überhaupt von einer Jury entschieden werden konnte, musste ein Richter des California State Court entscheiden, ob die Ansichten der Experten von Herrn Johnson zulässig und ausreichend waren, um von einer Jury gehört zu werden.
Hätte der Richter die Experten von Herrn Johnson abgelehnt, hätte Johnson keine Beweise über die medizinischen Ursachen vorlegen können.
Der Richter musste auch ganz grundsätzlich entscheiden, ob Herr Johnson genügend Beweislast zusammengetragen hatte, aus der eine Jury schließen konnte, dass Monsanto in der Frage arglistig oder betrügerisch gehandelt hatte, oder Tatsachen so vertuscht und unterdrückt hatte, dass sogar ein sogenannter Strafschadenersatz /Punitive Damages gerechtfertigt wäre. [Definition: Was sind "punitive damages"?]
Die Vorverhandlungen überstanden
Am 17. Mai 2018 erließ Richter Curtis E.A. Karnow nach den Vorverhandlungen dann eine Anordnung, die es der Anklage erlaubte, die wissenschaftlichen Beweise im Zusammenhang mit der Ursache von Herrn Johnsons Krebs ebenso durch Geschworene prüfen zu lassen, wie auch die Behauptungen, dass Monsanto wissentlich Beweise für diesen Umstand unterdrückt hat, dass die Exposition durch Roundup ein Non-Hodgkin-Lymphom verursachen kann.
Richter Karnow entschied, dass auch die meisten Ausführungen der Experten von Herrn Johnson zulässig und ausreichend waren, um sowohl allgemeine als auch spezifische Ursachen zu belegen. Daher wurde Monsantos Antrag abgelehnt, den Fall von Herrn Johnson zu verwerfen.
Die letzten Vorbereitungen
Die Anträge in limine und die Auswahl der Jury fanden zwischen dem 18. Juni 2018 und dem 28. Juni 2018 statt. In Limine Anträge können von beiden Seiten gestellt werden und haben meistens den Zweck, Beweise auszuklammern, die möglicherweise als eine unfaire Einflussnahme auf die Jury angesehen werden könnten.
Das eigentliche Gerichtsverfahren
Das Gerichtsverfahren vor der Jury zog sich über einen Zeitraum von etwas mehr als acht Wochen. Die Jury beriet fast drei Tage lang, bevor sie zu einem einstimmigen Urteil gegen Monsanto kam.
Ergebnis:Die Jury sprach Johnson und seiner Familie einen Schadenersatz in Höhe von 33.000.000 US-Dollar zu, und für die arglistigen (malice) Praktiken von Monsanto einen Strafschadenersatz in Höhe von 250.000.000 US-Dollar, der den Monsanto-Konzern künftig davon abhalten soll, diese und ähnliche Praktiken fortzuführen.
Hier ist das Original-Dokument der Jury hinterlegt, und wie sie -EINSTIMMIG- auf die jeweiligen Fragen geantwortet haben, denen sie sich zu stellen hatten.
Behauptung
"Die Entscheidung hatte nichts mit Wissenschaft zu tun."
Die Tatsachen:
Monsanto und Bayer haben beide nach dem Gerichtsurteil unisono erklärt, dass die Jury diese einstimmige Entscheidung auf der Grundlage von "emotionalen Appellen" und nicht auf Basis der Wissenschaft getroffen hat.
Die Leser, die sich in den Monsanto Papers schon ein wenig einen Eindruck verschafft haben, werden Mühe gehabt haben, nicht "emotional" die Faust in der Tasche zu ballen, dass gerade Monsanto das Wort Wissenschaft in diesem Zusammenhang überhaupt erwähnt.
Bei einer so hochkarätigen Jury wäre ein einstimmiges Ergebnis kaum möglich gewesen, wenn die Wissenschaft nicht auf Seite der Kläger gewesen wäre.
Tatsächlich hätte das eigentliche Verfahren sogar gar nicht erst stattgefunden, denn bevor der Kläger überhaupt vor eine Jury treten durfte wurde ja vom Gericht sehr eingehend geprüft, ob die Beweislage hinreichend genug ist, um überhaupt erst einen Geschworenen-Prozess anzustrengen.
Der Fall Johnson zeigte, dass wenn eine Gruppe von unparteiischen Menschen sich die notwendige Zeit nimmt, um alle Beweise sorgfältig zu betrachten, die unvermeidliche Schlussfolgerung ist, dass Roundup Krebs verursacht.
Darüber hinaus zeigten die Fragen, die von den Mitgliedern der Jury während der Verhandlung gestellt wurden, dass es dem Gremium ausschließlich um Fakten und Beweise ging - alle Fragen konzentrierten sich auf die komplexen sachlichen und wissenschaftlichen Fragen, die gestellt wurden, und die Mitglieder der Jury nahmen während der gesamten Verhandlung umfangreiche Notizen auf.
Diskutiert wurden unter anderem auch Maus- und Rattenstudien, die in der Vergangenheit sehr wohl ein Krebsrisiko aufgezeigt haben.
Wie viele Experten wurden vor Gericht angehört?
Für Herrn Johnson (8)
- Dr. Beate Ritz (Epidemiologie)*
- Dr. Charles Jameson (Toxikologie)*
- Dr. Onaopemipo Ofodile (Dermatologie)
- Dr. Christopher Portier (Toxikologie)
- Dr. Alfred Neugut (Onkologie, Epidemiologie)
- Dr. Chadhi Nabhan (Hämatologie, Onkologie)
- Dr. William R. Sawyer (Toxikologie)
- Dr. Charles Benbrook (Toxikologie, Agrarökonomie)
Für Monsanto (5)
- Dr. Jennifer Rider (Epidemiologie)*
- Dr. Kassim Al-Khatib (Unkrautforschung)
- Dr. Lorelei Mucci (Epidemiologie)
- Dr. Warren Foster (Tierärztliche Geburtshilfe und Gynäkologie)
- Dr. Timothy Kuzel (Hämatologie, Onkologie)
* hat während des Geschworenen-Prozesses Johnson v. Monsanto Co. selbst dann nicht ausgesagt.
Alle Expertenanhörungen sind Wort für Wort in den Gerichtsprotokollen nachzulesen, natürlich auf Englisch und deshalb nicht für alle leicht zugänglich.
Trotzdem empfiehlt sich die Lektüre für jeden, der sich ernsthaft ein eigenes Bild über die Situation zu Glyphosat verschaffen möchte.
Wie viele Seiten haben die offiziellen Dokumente zu diesem Fall bisher?
Alle Gerichtsdokumente zum Fall Johnson können direkt eingesehen werden, indem man die Website des Superior Court of California County of San Francisco öffnet, und dort die Fallnummer
CGC-16-550128
eingibt. Bei mir war leider die Webseite während des Schreibens dieses Berichtes nicht erreichbar, deshalb alternativ:
Es gibt auch alle zugelassenen Beweise, Exponate, Studien, Protokolle und die Entscheidung auf dieser Seite.
Hat Monsanto/Bayer Berufung eingelegt?
Letzte Woche reichte Monsanto/Bayer zwei Anträge ein - einen für einen neuen Prozess und einen für ein neues Urteil.
In beiden Fällen wird beantragt, dass das Urteil aufgehoben oder reduziert werden sollte.
Richterin Bolanos, das ist dieselbe Richterin, die auch den Johnson-Prozess geleitet hat, wird eine Entscheidung über diese Anträge erlassen.
Ihr Urteil wird voraussichtlich im Oktober fallen.
Prozessbeobachter wollten sich mir gegenüber nicht auf eine Prognose festlegen, wie das ausgehen kann. Sie meinten, Bolanos hätte durchaus Momente gehabt, die man als "industrieaffin" bezeichnen könne. Auf der anderen Seite sind sehr, sehr viele Augen auf sie und ihre Entscheidung gerichtet. Warten wir es ab.
Wie auch immer das ausgeht, muss man der Familie Johnson wünschen, dass sie möglichst bald zur Ruhe kommt und Dewayne entweder ein weiteres Wunder erlebt, oder in Ruhe ohne grosse Schmerzen im Kreise seiner Lieben versterben darf - sobald seine Zeit gekommen ist.
Bis später.
Investigativ
Glyphosatverbrauch - Gesunken, Gestiegen, Gesunken
Der Streit um den Jahresverbrauch von Glyphosat - Was stimmt denn nun?
In den letzten beiden Wochen erlebten wir ein merkwürdiges auf und ab bei Antworten auf die Frage, wie sich der Verbrauch von Glyphosat in Deutschland seit den Diskussionen zur Wiederzulassung entwickelt hat.
Den Anfang machte ein Artikel auf Spiegel Online, der mit den Worten
"Glyphosat-Absatz in Deutschland sinkt auf Tiefststand"
titelte. Im Untertitel ging man sogar noch weiter:
"So niedrig wie seit 13 Jahren nicht mehr".
Die ersten Glyphosat-Gegner freuten sich schon und werteten den Rückgang als ein Zeichen der Wirksamkeit der dringend nötigen Diskussion um den meistverwendeten Unkrautvernichter der Welt.
Ich selbst blieb misstrauisch und warnte sogar davor, diese Zahlen unbesehen ernst zu nehmen. Denn dieser Bericht deckte sich so gar nicht mit meinen eigenen Beobachtungen. Und ehrlich gesagt gab es noch einen zweiten Grund, der mich zurückhaltend machte:
Den Artikel schrieb Julia Merlot.
In den vergangenen Jahren waren mir ihre Artikel zu Glyphosat des Öfteren aufgefallen, da sie einen meiner Meinung nach sehr tendenziösen Tonfall pflegten, der für mich ihre Arbeit teilweise eher wie ein Werbetext aussehen liess als solide journalistische Arbeit auf Distanz.
Nun ist das natürlich erst einmal nur (m)eine Meinung, aber die sehe ich darin bestärkt, da das wohl auch noch andere so wahrgenommen haben.
Denn gibt man "Julia Merlot" auf Google ein, zeigen die aus den bisherigen Google-Suchen anderer Personen zusammengestellten "Ähnliche Suchanfragen" ganz unten auf der Seite ein bemerkenswertes Bild:
Monsanto, Lobby, Bayer, Lobbyist. Das hatten die Menschen als zusätzliche Suchbegriffe in ihrem Zusammenhang verwendet. So etwas ist mir bei noch keinem anderen Journalisten aufgefallen.
Für mich war das jedenfalls Grund genug, mir die Quellen ihrer Daten doch ein bisschen näher anzuschauen.
Merlot gab an, sie habe die Werte aus einer kleinen Anfrage der FDP an die Bundesregierung mit der Kennung Drucksache 19/03773.
Ich wollte also die Primärquelle aufrufen um tiefer einzusteigen und wurde enttäuscht:
Das Dokument war noch nicht veröffentlicht. Das ist an sich nicht ungewöhnlich, diese Unterlagen werden immer nochmals lektoriert, bevor sie endgültig veröffentlicht werden.
Ich stellte mir allerdings für einen Moment die Frage, wieso Frau Merlot diese schon hatte.
Da ich schon aus einer vorherigen Kleinen Anfrage der Grünen wusste, dass sich das Prozedere ab 2011 erstmals und anscheinend nochmal dazwischen verändert hat, interessierte ich mich für die Methode, wie diese Daten denn jetzt neuerdings erfasst wurden.
Und wer könnte mir besser Auskunft als die Autorin des Artikels?
Ich fragte also Julia Merlot direkt auf Twitter danach.
Sie antwortete schnell (vielen Dank nochmal), weshalb ich davon ausging, dass sie gerade vielleicht auch etwas Zeit hat, einen Vorhalt richtigzustellen, den ich neulich irgendwo im vorbeifliegen gelesen habe. Dort hatte jemand behauptet, Frau Merlot würde bezahlte Vorträge bei Bayer halten.
Es ergab sich eine recht erfrischende Unterhaltung, wie der Link oben zeigt.
Was Ihr von ihren erklärenden Ausführungen haltet überlasse ich ganz Euch, ich bleibe misstrauisch.
Als kleine Randnotiz sei hier noch erwähnt, dass sich der PR-Boss von Bayer himself (oder auch der "Head of Corporate Communications der Bayer AG", wie man sich selbst vornehm nennt) aufgrund der Unterhaltung persönlich berufen fand, Frau Merlot zu verteidigen. Ich verstand zwar seinen Vorhalt nicht, da ich ja während der Unterhaltung wahrheitsgemäss beantwortet habe, dass ich das aus persönlichem Interesse fragte, wunderte mich aber über seine Verwirrung nicht weiter, denn seit der Bayer-Konzern für seine Glyphosat-PR die neue Webseite "Hier-sind-die-Fakten" aufgesetzt hat, um angeblich transparenter zu sein war mir klar, dass Bayer unter Transparenz wohl irgendwas zwischen "durchschaubar" und "lieber unsichtbar" versteht.
Da die Kleine Anfrage der FDP also noch nicht online war, nahm ich mir das auf Termin, um zu einem späteren Zeitpunkt nochmals darauf zurückzukommen.
Die Wartezeit wurde jedoch jäh durch eine REUTERS-Meldung unterbrochen, die titelte
"Verbrauch von Unkrautvernichter Glyphosat stark angestiegen".
Nanu? Wie das? Zwischen dem 05.09.2018 und dem 18.09.2018?!
Das ging aber flugs... Aber... Frau Merlot?!
Ein Anstieg von ~25%(!!) gegenüber "so niedrig wie seit 13 Jahren nicht mehr" ist dann schon eine rechte Diskrepanz!
Bevor Christian "Bayer-PR" Maertin erneut ritterlich zuschlägt mache ich das selbst:
Der Unterschied liegt an der Jahreszahl. Frau Merlot hatte die Daten bis 2016 in ihrem Bericht verarbeitet, während REUTERS schon die neuen Zahlen zu 2017 nannte.
Das bedeutet also zunächst tatsächlich, dass der Jahresverbrauch zwischen 2016 und 2017 um satte ~25% angestiegen ist.
Da ich die meisten Glyphosat-Befürworter nun schon eine ganze Weile "beim Vornamen kenne" und weiss, wie unsauber man da arbeitet, war es mir persönlich wichtig, dass hier der alte Bericht des SPIEGEL nicht weiter für sich alleine steht.
Denn das ist natürlich der, der gegenüber den Landwirten und wo man es sonst noch so braucht zitiert wird. Der neue sicher weniger...
Ich schrieb also Frau Merlot ein weiteres Mal an.
Anderthalb Stunden später kam der neue Artikel aus der Spiegel-Digital-Presse.
Das Kürzel unten JME - Julia Merlot.
Verkauf von Glyphosat ist 2017 gestiegen
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 4700 Tonnen Glyphosat verkauft - mehr als im Vorjahr.
Ich bin sehr froh, dass das so schnell ging (sie selbst sagt, der wäre sogar schon vorher fertig gewesen...) und dass wir jetzt wieder mit aktuellen Zahlen arbeiten können.
Trotzdem möchte ich Euch in diesem Zuge einfach mal auf die unterschiedliche Wortwahl hinweisen, die ich wie oben erwähnt einfach tendenziös finde.
Zuerst "sinkt der Absatz auf Tiefststand wie seit 13 Jahren nicht mehr", und dann ist es nur noch "mehr als im Vorjahr". Ich empfinde das eine nette Umschreibung für ein dickes Plus von 25%.
Und auch sonst - wenn Ihr die beiden Artikel vergleicht - mag es Euch ähnlich gehen wie mir, ist da für mich einfach ein klarer Unterschied im Tonfall. Wundert man sich dann über die Google-Suchvorschläge noch? Entscheidet selbst.
Nun könnte man diesen Fall eigentlich zu den Akten legen, wären da nicht dann noch ein paar ein paar sehr wichtige Fragen offen und ein paar weitere Dinge geschehen...
Fragen wie:
"Wer hat denn nun der Frau Merlot die Unterlagen vorab zukommen lassen? Und wieso?"
Wie ich aus sehr vertrauenswürdigen Insiderkreisen im Bundestag erfahren habe, sollen diese Unterlagen von der Bundestagsabgeordneten der FDP, Frau Carina Konrad gekommen sein. Macht ja eigentlich auch Sinn, denn sie ist ja sogar diejenige, die bei der Kleinen Anfrage als Anfragesteller namentlich zuerst genannt ist.
Was mich allerdings stutzig an der Sache macht ist, dass Frau Konrad nicht nur eine einfache Abgeordnete ist, die nebenbei auch noch aus der Landwirtschaft kommt, sondern auch noch gleichzeitig die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft.
Jetzt mag ich der Frau Merlot ja zugute halten, dass sie nicht unbedingt wissen konnte, dass das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das ja dem Bundeslandwirtschaftsministerium untersteht, wenige Tage später die aktuellen Zahlen veröffentlichen würde. (Download: Via Link unten "Meldung von Inlandabsatz...").
Aber die stellvertretende Aussschussvorsitzende? Tatsächlich?!
Die, die sich so für das Thema Glyphosat interessiert, dass sie eine Kleine Anfrage startet mit dem Titel
"Glyphosatausstieg – gesellschaftlicher Trend oder wissenschaftliche Notwendigkeit?"
Wieso schickt sie überhaupt vorab ein solches Papier, das noch nicht mal öffentlich ist, an eine Spiegel-Redakteurin? Hätte man da nicht auch einfach warten können bis es offiziell da ist und dann erst freundlich darauf hinweisen? Frau Merlot hätte das jedenfalls einiges an Arbeit erspart...
Oder war vielleicht doch möglicherweise der Hintergedanke, dass man mit dem "niedrigsten Stand seit 13 Jahren" vom Bayer-Konzern etwas Druck nehmen wollte, dessen Aktienkurs zu der Zeit mit Karacho auf ein 5-Jahres-Tief abrauschte?
Oder/und die steigende Kritik an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die gemäss Koalitionsvertrag ja eigentlich etwas gegen Glyphosat unternehmen sollte und nichts kommt?
Ich denke nicht, dass sich diese Frage abschliessend klären lässt, aber merkwürdig ist das allemal.
Download Kleine Anfrage, Antwort der Regierung
Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage ist zwar noch nicht abschliessend öffentlich, aber derzeit kann man sich diese unter dem Link auf den Bildschirm holen.
Hochinteressant, druckt Euch sie aus, speichert sie ab und lest sie später, wenn Ihr nicht gleich dazu kommt. Denn dort steht bemerkenswertes. Wie zum Beispiel dass seitens der Bundesregierung eingeräumt wird:
"Glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel haben Einfluss auf die biologische Vielfalt."
Könnt Ihr noch!? Sonst setzt Euch ein Lesezeichen, denn wir sind noch nicht fertig, und was noch kommt birgt weiteren Sprengstoff...
und ausserdem wollen wir ja gerne wissen, was denn nun eigentlich stimmt...
Eben wollte ich mich gerade wieder meiner eigentlichen Arbeit widmen, da sehe ich einen Twitterpost, der meine Aufmerksamkeit fesselte. Dort schreibt ein First Officer den Bundestagsabgeordneten Harald Ebner an und stellt eine sehr gute Frage.
Ich übersetze es mal mit meinen Worten, was er schreibt:
"Wieviel von den Zahlen (des BVL) sind denn jetzt wirklich Glyphosat, da die Zahl 4694 Tonnen ja die Gesamtmenge der Kategorie Organosphosphor-Herbizide darstellt."
Das ist eine sehr gute Frage, denn ich habe ja schon weiter oben erwähnt, dass sich seit 2011 das Prozedere geändert hat. Aktuell wird Glyphosat nicht mehr einzeln erfasst, sondern man fasst das seitens des BVL in einer Kategorie zusammen.
Das hat zur Folge, dass die tatsächlichen Verkaufszahlen von Glyphosat selbst so vermischt werden mit anderen Zahlen, dass man seitens des Bundeslandwirtschaftsministeriums (zumindest offiziell) eigentlich gar keinen echten Überblick mehr hat, wie der Gesamtverbrauch von Glyphosat denn nun aussieht.
Und hier will ich ganz klar sein: Ich unterstelle, dass das vorsätzlich passiert.
Entweder ist das seitens der datenanliefernden Instanz (mehr dazu weiter unten) so durchgesetzt worden, oder das BVL hat diese Veränderung selbst so vorgenommen.
Was mich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr verwundern würde - nach alldem, was vom Bundeslandwirtschaftsministerium und seinen untergeordneten Behörden wie BVL und BfR in den letzten Jahren zum Thema Glyphosat geschah.
Noch eine kleine Randnotiz an dieser Stelle: Hinter dem Pseudonym First Officer wird Mitchell Weitz aus Pennsylvania vermutet, ein Siemens-Elektroingeneur im Ruhestand und einer der leitenden Persönlichkeiten von Monsantos "Let Nothing Go"-Programm, wo vermeintlich unabhängige Dritte in den Sozialen Medien Glyphosat und andere Monsanto-Produkte gegen Bezahlung verteidigen sollen. Wer sich seinen Twitterfeed und seine sonstigen Aktivitäten im Internet so anschauen mag wird sicher einen guten Eindruck gewinnen, wie so etwas aussieht. Auffällig ist auch, dass er seit Jahren einen sehr engen Draht zu den Bauernverbands-Social-Media-Influencern und Gentechnik-/Glyphosat-Evangelisten Susanne Günther, Marcus Holtkötter, Nadine Henke, Bernhard Barkmann, u.a. sowie zu den Lobbyisten Ludger Weß und David Zaruk hat, was Beobachter schon vermuten liess, dass er der Kontaktmann oder die Schnittstelle des Programms nach Deutschland sei.
Nun ist es merkwürdig, wieso ein derart mit Internas versierter Mann wie Weitz an MdB Harald Ebner die Frage stellt, deren Antwort er ziemlich sicher kennt?
Gestern nun ging dieses Spiel in die nächste Runde...
Die Online-Version der Zeitschrift "agrar heute" veröffentlichte einen "Faktencheck" mit dem Titel,
"Glyphosatmengen angestiegen: Die Fakten dahinter"
Dort wird unter anderem darauf hingewiesen, dass der vom BVL genannte Zahl eine weitaus niedrigere Zahl von der Industrie vorliegt.
Und die Frage gestellt "4.700 t oder 2.700 t - was ist richtig?".
Um dann wohl zwischen den Zeilen nahezulegen, dass die Vorgehensweise der Industrie wohl die bessere, genauere sei.
Jetzt muss man verschiedene Dinge darüber wissen, will man diese Zahlen einschätzen:
Erstens gehört agar heute zur Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, deren Gesellschafter die BLV Verlagsgesellschaft mbH ist, der wiederum dem Bayerischen Bauernverband als Hauptgesellschafter gehört.
Und wie der Bauernverband zum Einsatz von Glyphosat steht, das wissen alle, die sich mit dem Thema auch nur ein paar Stunden beschäftigen. Wer dazu keine Zeit hat:
"Der Bauernverband findet Glyphosat sehr toll. Also. Sehr. Toll."
Und wie auch andere "Fachzeitschriften", deren Hauptzielgruppe die Landwirte selbst sind, so ist auch agar heute natürlich eine Adresse, mit der man die Nachrichten des Bauernverbandes sehr direkt kommunizieren kann.
Womit wir wieder an die Stelle kommen, in der man die Zahl lieber kleiner hat als 25%, damit das Mittel nicht schon wieder ins Gerede kommt (wo es hingehört!).
Der Artikel ist gespickt mit wertvollen Daten, vielen Dank an den Autor Klaus Strotmann, das BVL und den Industrieverband Agrar, IVA. Diese werden am Ende des Beitrages als Material-Lieferanten genannt.
Jetzt lohnt es natürlich auch nochmal kurz zu schauen, wer der Industrieverband Agrar ist, zumal die in den Sozialen Medien, auf Twitter und die Landwirten massiv mit ihrer Auffassung eindecken, dass Glyphosat unverzichtbar ist - und total ungefährlich.
Und wer nun hier auf die Mitgliederliste schaut, der findet so gut wie alle grossen Namen der sogenannten Glyphosate Task Force wieder, das sind die, die sich so sehr für die Wiederzulassung von Glyphosat eingesetzt haben. Inklusive Monsanto und BAYER.
Die Leitung hat... Monsanto, und GTF sind auch jene, die im Antrag für die Wiederzulassung alle wesentlichen Daten an das BfR geliefert haben.
Für deren "Risikobewertung".
Das lässt es jetzt also so aussehen, dass die vereinigten Glyphosathersteller mit Rang und Namen für diesen Bericht ihrerseits Daten angeliefert haben, die den Wert von 4700 Tonnen auf 2700 herunterspielen. Man ist wohl nicht mehr stolz auf Erfolge.
Was aber irgendwie fast schon lustig ist.
Denn das sind ja doch die gleichen, die das BVL mit Daten beliefern, indem sie ihrer Meldepflicht nachkommen. Und hier beginnt sich dann die Katze in den Schwanz zu beissen. Irgendwo stimmt irgendwas nicht.
In jedem Fall muss man davon ausgehen, dass dieser Bericht - vorsichtig gesagt - ein klein wenig von Interessen eingefärbt ist.
Getoppt wird das Ganze jedoch durch diese Passage hier:
"Die von der Industrie kommunizierten Verbräuche basieren auf Befragungen des Meinungsforschungsinstituts Kleffmann Group. Hier werden tatsächlich angewendete Mengen bei einer begrenzten Anzahl von Betrieben abgefragt und auf Gesamtdeutschland hochgerechnet. "
Also die Passage, die ja eigentlich herangezogen wird, um zu erklären, dass man wohl eher von 2.700 als von 4.700 Tonnen auszugehen habe.
Denn was der Artikel nicht erwähnt ist, wer denn die Kleffmann Group ist, die hier nach Meinungen forscht. Dazu habe ich Erstaunliches zu berichten. Und zwar von deren Webseite selbst:
Hinzu kommt weiter, dass das die gleiche "Group" ist, die - als die Wiederzulassung mehr als wackelig war - den Landwirten erklärte, dass sie im Falle eines Verbot bis zu 70% ihrer Ernte abschreiben könnten. Verkauft als Studie, allerdings ebenfalls "höchstwissenschaftlich" auf Umfragen bei Landwirten basierend.
Jetzt werden einige denken, "das heisst ja gar nichts, das der Mann von Monsanto kam", aber wer das tut vergisst dabei, dass das gar nicht das erste Mal ist, dass Monsanto den Drehtüreffekt nutzt. Das hat Methode, und nicht nur, dass sie in der Politik wesentliche Schlüsselpositionen besetzen,
sondern wir auch spätestens seit den Monsanto Papers auch wissen, dass das eine bewusst eingesetzte Strategie ist, die u.a. in einem wissenschaftlichen Magazin angewendet wurde, um eine besonders vernichtende, kritische Studie aus dem Verkehr zu ziehen (Dokumente 7 bis 14).
Fassen wir also erst einmal zusammen:
(1) Die aktualisierte Version des BVL für das Jahr 2017 spricht von einem Verbrauch von 4.700 Tonnen. Oder auch 4.700.000 Liter.
Davon sind 99% oder 4.655 Tonnen in die gewerbliche Nutzung gegangen.
67,6 Tonnen davon auf die Gleise, wie immer wird auch hier die Nebelkerze Deutsche Bahn im Artikel erwähnt. Was lächerlich ist, denn wenn wir die abziehen bedeutet es, dass gerundet
4,59 Millionen Liter entweder auf den Ackerböden, Waldböden oder Weinbergen
gelandet sind.
2) Die Frage des First Officer an MdB Harald Ebner beanwortet sich ebenfalls aus dem agar heute Artikel. Zitat:
"Zu dieser Gruppe gehört im Wesentlichen Glyphosat. Glufosinat als weiterer Wirkstoff dieser Gruppe wird hierzulande nicht mehr gehandelt und angewendet."
Das bedeutet zumindest für Deutschland, dass der einzig ernstzunehmende Konkurrent in der Gruppe der Organophosphate, nämlich Glufosinat in dieser Zahl keine Rolle spielt.
Da alle anderen Alternativen im Einsatz verschwindend gering sind und vermutlich durch das oben erwähnte Runden wohl aufgefangen werden, spielt die unsägliche Kategoriebildung keine Rolle, aufgrund derer man die Zahl nach unten korrigieren müsste.
3) Die 2.700 Tonnen, die die Industrie den Landwirten entlockt haben will, via einem PR-Unternehmen, dessen Marketing-Chef ein Monsanto-Mann ist, ist für mich ebenso unglaubwürdig, wie damal die 70% Ertragseinbussen.
Abgesehen entstehen die Zahlen aus Umfragen.
Und wendet die Kleffmann Group die gleiche Methode an wie ihr französisches Pendant IPSOS, dann werden die Landwirte für die Fragestellung wohl sogar vorausgewählt, oder freundlichst angeleitet, was man gerne von ihnen hören möchte.
FAZIT:
Basierend auf den oben genannten Gründen bin ich persönlich der Auffassung, dass die Daten, die dem BVL gemeldet worden sind wohl am nächsten der Realität nahe kommen.
Die Einstufung in Kategorien, die die tatsächlich Zahlen vernebelt ist ein Fehler, der rückgängig gemacht werden muss und es wäre auch sehr spannend zu erfahren, wer diesen Unsinn veranlasst hat. Und wann das geschah.
Bei einem umstrittenen Mittel wie Glyphosat keine zuverlässige Datenlage zu haben ist schlichtweg inakzeptabel.
Der Verbrauch in 2017 ist um rund 25% gestiegen und liegt wohl bei rund 4.590.000 Litern, die gewerblich in die Umwelt ausgebracht worden sind.
Und das obwohl der Bundesregierung klar ist, dass das Mittel einen massiven Einfluss auf die Umwelt hat.
Eine bemerkenswert hohe Menge, wenn man bedenkt, dass zwischenzeitlich bereits 45% der EU-Bodenfläche kontaminiert sind, Grundwasser über EU-Grenzwert gemessen wird, einen Liter Glyphosat im Trinkwasser zu neutralisieren zwischen 100.000 und 200.000 Euro kostet und Millionen Liter Wasser gereinigt werden müssen, 70% der Bevölkerung den Unkrautvernichter im Körper nachweist und das Mittel seitens der WHO-Krebsforschungsagentur IARC und auch von Mitarbeitern der US-Umweltbehörde EPA nach wie vor als wahrscheinlich krebserregend eingestuft wird.
Die Frage, die wir uns alle stellen sollten ist:
Wie lange können wir uns das alles noch leisten?
Bis später.
Weiterführende Links:
Sind diesmal alle im Text verarbeitet, teilweise sehr wertvolle Ressourcen.
Ich empfehle ausnahmslos den Klick.
Lebens(!)mittel-Lupe
Es gibt [keinen] Reis, Baby.
Zumindest bei uns [nicht]. Und hier ist wieso.
Die Intention ist toll!
Mütter, die ihren Kinderbuggy-Insassen anstatt einem Nestel-Kinder-Keks-Quatsch mit 8 integrierten Würfelzuckern als Knisper-Knusper-Spass lieber alternativ eine Reiswaffel in die Patschehändchen drücken. Mit dem guten Gefühl, etwas Vernünftiges zu tun.
Und wieder landen wir unsanft auf dem Boden der Realität, wenn wir nur etwas näher hinschauen. Verdammt aber auch!
Etwas über zwei Jahre ist es nun her, da ist eine Meldung leider eher untergegangen, die eigentlich viel lieber alle erreichen hätte sollen.
Unser Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellte damals fest, dass da beim Reis wohl etwas schief läuft.
Um es klarzustellen: Ich mag den BfR-Laden aus sehr guten Gründen überhaupt nicht und ich zögere sehr, ihn zu zitieren. Und das nicht zuletzt deswegen hier.
Aber wenn selbst DIE einmal vor Lebensmitteln warnen, dann lohnt der nähere Blick auf das Problem meiner Meinung nach auf jeden Fall.
Selbst wenn natürlich der Gedanke aufkommen könnte, dass unsere Landwirte vor Ort eher zurückhaltend beim Reis-Anbau sind und das BfR nunmal dem Bundesland-wirtschafts-ministerium untersteht.
Also: Da sagen, die doch dass Reis und Reisprodukte ziemlich viel Arsen enthalten.
Und Arsen ist jetzt mal nicht unbedingt das, was man in Lebens(!)mitteln erwarten würde.
Es sei denn, man hat einen neidischen nahen Verwandten mit Spitzenhäubchen - und man selbst hat gross im Lotto gewonnen.
Und weiter sei bei den Untersuchungen aufgefallen, dass "zum Beispiel Reiswaffeln höhere Gehalte an anorganischem Arsen aufweisen als Reiskörner".
Und in diesem Dokument schrieben sie dann:
"Der zweithöchste Gehalt an anorganischem Arsen wurde für die Gruppe der Säuglingsnahrung auf Reisbasis ermittelt".
Was natürlich blöd ist, wenn - wie sie ebenfalls feststellen - ausgerechnet die kleinsten der kleinen auf Arsen in wesentlich weniger hohen Dosen schon wesentlich weniger vorteilhaft reagieren.
Es wurden dann von der EFSA ( = Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit) mal wieder Grenzwerte festgelegt und gehofft, die Lebensmittel-Industrie würde das schon selbst und in Eigenverantwortung regeln...
Und - OH WUNDER - wie man nun erfährt sind (die Grenzwerte so festgelegt worden, dass die Industrie diese für Arsen) in einer aktuellen Untersuchung tatsächlich bei allen getesteten Produkten unterschritten.
Jubel? Friede, Freude, Reiskuchen? Feierabend?
Äh... nein, leider noch lange nicht.
Denn die Stiftung Warentest verpasst aktuell bei gleich 6 von 31 Produkten die Note mangelhaft. Und die Begründung, die hat es wirklich in sich!
Phosphan, Tricyclazol, Carbendazim, Thiamethoxam, Aflaxtoxin B1 und Methylbromid...
Pestizidrückstände, wohin das tränende Auge reicht.
Bei zwei der Sorten waren die Grenzwerte derart überschritten, dass man den Reis so eigentlich gar nicht hätte verkaufen dürfen!
Das waren der
- Basmati-Reis von Fair East (fair, soso) und der
- Satori Asian Style Basmati-Reis gekocht (Mikrowellen-Reis) von Netto Markendiscount.
Und es geht weiter mit den Hiobsbotschaften:
- Basmati Reis Vollkorn von Alnatura (bio!) und der
- Bio Basmati Reis Vollkorn von dm waren beide mit Phosphan belastet.
Blablabla unter Grenzwert, Ihr wisst ja > aber(!):
Phosphan ist bei Ökoreis verboten!
Mein Bauchweh gegenüber dem Alnatura-Label hat sich so erneut gerechtfertigt gezeigt. Was macht Ihr denn bitte für einen Scheiss, Ihr bringt eine ganze Branche in Verruf!?
Ja, Du auch, dm!
Aber den Knüller habe ich mir für den Schluss aufbehalten:
Die Grenzwertüberschreitung des Mikrowellenreis von Netto bei Tricyclazol kommentierte der Discounter schulterzuckend mit dem Satz "Der Reis wurde schon 2017 importiert".
Da galt der Grenzwert noch nicht. Und deshalb darf man 2018 dann seinen Kunden das bisschen Grenzwertüberschreitung zumuten. Weil man ihn ja 2017 gekauft hat.
WOW! Das leuchtet arm - äh - natürlich ein... Mann, Mann, Mann!
Fazit:
Die Stiftung Warentest kauft ihre Testprodukte aus den Regalen der Händler ein.
Das bedeutet: Die selben Produkte hättet Ihr genauso im Einkaufswagen gehabt, wie sie ins Labor gegeben worden sind. Und es waren nur Stichproben.
Ich schliesse also daraus,
- 1 -
dass die Lebensmittelkontrollen bei Reis absolut unzureichend sind.
- 2 -
Und weiter ist klar, dass die aktuellen Produktionsmechanismen von Reis, der bei uns in Deutschland verkauft wird offenbar besonders anfällig auf Pestizid-Rückstände sind, und zwar mit Überschreitung der Grenzwerte (die nebenbei bemerkt ohnehin viel zu oft zu hoch sind).
- 3 -
Arsen ist zwischenzeitlich akzeptiertes Beiwerk, und die Grenzwerte von der EU festgelegt, da kann man ja mal überlegen, ob man denen vertrauen will oder nicht. Ich eher nicht, nach allen Erfahrungen der letzten Jahre... Ausserdem scheint klar, dass das Eindampfen (Babynahrung) und die Verarbeitung (Reiswaffeln) den Gehalt von Arsen anheben, ganz ähnlich, wie man das auch bei Glyphosat beobachtet. Rice-Crispies dürften demnach dem selben Schicksal unterliegen.
- 4 - Das Biolabel (mindestens von dm und Alnatura) bietet hier keinen Schutz.
- 5 -
Und wenn es gesetzlich ok ist, dann gibt es doch tatsächlich Händler, die ihren Kunden den Reis auch mal über Grenzwert servieren. Was für eine Frechheit!
Pestizid-Rückstände können problematisch für die Gesundheit sein, das ist uns allen klar, denke ich. Aber vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern sind die negativen Effekte wirklich sehr oft besonders ausgeprägt. Spätere Lernschwierigkeiten und andere Fehlentwicklungen sind typisch bei einer Exposition, auch wenn die Kinder oft nicht direkt Symptome zeigen sind es oft die Langzeitwirkungen von chronischen Aufnahmen, die uns Sorgen bereiten sollten.
Deshalb Baby, gibt es - zumindest bei uns - keinen Reis.
Mein Schlusswort widme ich jenen, die ich eingangs erwähnte habe.
Das Schlusswort geht an das BfR...
Ihr schreibt da ganz richtig in Eurer Arsen-Einschätzung - Zitat :
"Verbraucher können nicht erkennen, wie hoch die Arsengehalte in ihren Lebensmitteln sind."
Richtig. Das können die Verbraucher bei Glyphosat leider auch nicht. Nicht wahr?!
Bis später.
Weiterführende Links:
BfR - Arsen und Reis Dokument 1
BfR - Arsen und Reis Dokument 2 (ausführlich)
Unabhängige Einschätzungen zu Arsen und Reis von foodwatch
Stiftung Warentest (inkl paylink 2 Euro): Reis
Pressebericht t-online
Pressebericht t-online (Historie, von 2010)
Pressebericht WAZ
Und noch ein Hinweis exklusiv an unsere aktiven KKler:
Reis ist abgesehen von den obengenannten Gründen für Abnahmebemühungen leider hinderlich und sollte - falls trotzdem gewünscht - nur am Pausentag verzehrt werden.
Die kurzkettigen Kohlenhydrate wirken sich ähnlich ungünstig wie bei Brot, Getreideprodukten allgemein, Pasta, etc. aus.
Für die Wirkung, die wir uns allerdings vom Pausentag erwarten ist Reis tatsächlich eine gute Wahl. Am besten eben ohne Pestizide, der Testbericht nannte zunächst "Golden Sun" von Lidl zum Testsieger, allerdings haben die zwischenzeitlich die Sorte und Herkunft geändert, und die sind nicht getestet worden. Andere Marken, die gut abschnitten: Tilda, Davert, Le Gusto (Aldi Süd). K-auft K-lug.
Update 15.12.2018:
Schon wieder ruft dm Bioreis zurück
NachgehaKKT
Die Kokosöl-Reprise
Kokosöl-Kontroverse: revisited.
Nun ist ja seit dem Vorfall, der die Kokosnüsse in der ganzen Welt erbeben liess, zwischenzeitlich schon etwas Rhein den Bach runter geflossen, doch die Gemüter haben sich noch immer nicht wirklich allenthalben beruhigt.
Die gute Frau Professor Dr. Dr. Karin Michels hat da wirklich einen erstaunlichen Erfolg hingelegt. Immerhin hat das viral verbreitete Video derzeit über 1,3 Millionen Klicks. (Dazu noch etwas am Ende...).
Was einigen vielleicht entgangen ist, sei hier kurz noch nachgetragen.
1) Die Uniklinik Freiburg hat im Nachgang ein Video geschaltet, das Ihr hier anschauen könnt.
Aha! "Pointiert und zugespitzt". "Nicht verunsichern". "Unglückliche Wortwahl".
Gut, man hat wohl ein Einsehen.
Aber... was ist denn nun mit den verstopften Blutgefässen?
War das auch "unglückliche Wortwahl" und "pointiert"?
2) Abgesehen von diesem Rück-Ruderer gibt es auch ein relativ bemerkenswertes Statement von der Frau Professor, das Ihr hier anschauen könnt.
Dort hat sie wohl versucht, den unangenehmen Teil der Reaktionen ein wenig zu besänftigen. Enthalten sind unter anderem auch die Quellen, auf die sie sich bezieht.
Und dann steht da "Seit einiger Zeit ist das Gerücht aufgekommen, dass gesättigte Fettsäuren nicht der Gesundheit schaden."
Gerücht. Soso. Können wir uns wenigstens darauf einigen, dass es sich um ein mit Studien hinterlegtes "Gerücht" handelt, Frau Professor?
Ich vermute mal, sie hat ihre eigenen Literatur-Quellen im Vertrauen darauf geteilt , dass niemand reinschaut. Hm. Hab ich aber.
Und dort steht - wenn man dem Dokument zur Fussnote 3 folgt - doch glatt:
"These limited data raise the possibility that coconut oil may not increase LDL-C as much as predicted" und weiter "These data suggest that cholesterol synthesis is lower during diets rich in coconut fat[...] compared with diets rich in butter"
Auf Normal-Deutsch:
"Die Test zeigten, dass mit Kokosöl der unerwünschte Cholesterin-Anteil weniger stark anstieg als erwartet" und "Die Daten legen nahe, dass die Cholesterin-Bildung geringer ausfällt als bei einer Ernährungsweise, die stärker auf Butter setzt".
Okay. Also. Selbst wenn man immer noch feste an das Cholesterin-Märchen glaubt, was hoffentlich immer weniger tun - wäre Kokosfett IMMER NOCH weniger unvorteilhaft als Butter.
Uuuund... wer hatte die Butter nochmal mit viel teurem PR-Aufwand verteufelt?
Achja, das war die Margarine-Industrie...
Also die, die jetzt auf ihre Produkte Warnhinweise für Schwangere, Stillende und kleine Kinder anbringen.
Nun.... ja.
Jetzt stehen wir also noch vor dem Rätsel, wieso die Wissenschaftlerin mit dem Hang zur Kokosöl-Phobie zu so eisenharten Rückschlüssen kommt.
Obwohl ihre eigenen Quellen das Gegenteil beinhalten von dem, was sie werbewirksam losgetreten hat. Oder zumindest begründete Zweifel beinhalten, da es ja gegenteilige Ergebnisse gibt.
Ich bleibe dabei: Ich sehe keinen Anlass, sich das Kokosöl vom Löffel stehlen zu lassen.
Und die Butter ebenso wenig.
Vielleicht ist Kokosöl ja später auch für die anderen wieder ok, z.B. wenn man einen Weg gefunden hat, sie genetisch zu verändern und ein Patent darauf anmelden durfte.
Ich schliesse die Reprise mit der nachdenklichen Bemerkung:
Ich habe ja auch Kontakte zu anderen Ernährungs-Menschen überall auf der Welt.
Und wisst Ihr, was komisch ist? Die erzählen doch glatt alle, das zufällig zur gleichen Zeit wie das Video seinen Siegszug begann auch bei ihnen - also quasi überall auf der Welt -
gleichzeitig irgendein Wissenschaftler den Anti-Kokosöl-Blues losgetreten hat.
Tja - Zufälle gibt's.
Manchmal auch nicht.
Bis später.
PS/Bonustipp:
Kostenlose unfehlbare Anleitung für ein virales Video
Gebe Deinem Video den Titel "________ ist das reine Gift"
und setze an die leere Stelle irgendetwas ein, das gerade von vielen in der Küche sehr gerne verwendet wird. Achtung: Avocado war schon letztes Jahr...
Gerngeschehen. Nicht dafür.
KKommentar
Kokosöl ist das reine Gift. Oder?!
Eine Reaktion auf den Fachvortrag Ernährungsmythen von Frau Prof Dr. Dr. Karin Michels
Ernährung ist ein Thema, das immer zieht. Sagt sie.
In einem sehr selbstbewusst und überzeugend vorgetragenen Auftritt, der derzeit in den sozialen Medien die Runde macht leitet uns Frau Professor durch den Irrgarten der Ernährungsmythen.
Eine ganze Reihe von ihren Aussagen zu den Ernährungsmythen würde ich so oder in leicht abgewandelter Form auch sofort mit unterschreiben.
Ihre Ansichten zum Mikrobiom, gegen verarbeitete Lebensmittel mit endlosen Zutatenlisten, dass sie Nüsse toll findet, die Warnung vor dem Fruktoseanteil im Zucker und die Verbindung zur Fettleber, der wiederholte Fingerzeig auf nicht ungefährliche Pestizid-Rückstände, der Hinweis auf den Umstand, dass die Hälfte der Bevölkerung einen Vitamin-D-Mangel hat, und der Argwohn gegenüber dem Wort "Superfood"...
Alles gute Punkte, die eines Vortrags mit der Überschrift "Prävention für ein gesundes Leben" absolut würdig sind.
Aber dann ist da diese Aussage, die besonders Furore macht und - gemäss der Reaktionen im Netz, und im Publikum dort - wohl eine Menge Leute zweifeln lässt, ob ihr Glas Virgin Coconut Oil (VCO) oder eben einfachdeutsch: Kokosöl denn jetzt in den Abfall gehört oder nicht.
Sie ist davon ja sehr überzeugt, denn sie sagt
"Kokosöl ist eines der schlimmsten Nahrungsmittel, das sie überhaupt zu sich nehmen können"
und weiter
"Kokosöl ist reines Gift"
Ein Raunen geht durchs Publikum.
Auch ich wippe hippelnd auf meinem Stuhl vor der YouTube-Aufzeichnung.
- Wieso denn das jetzt auf einmal?!
Herzinfarktgefahr...
- Aha. Und wie das?
Kokosöl enthalte besonders viele gesättigte Fettsäuren. Deshalb.
- Ah. Das.
Und die AHA (American Heart Association) hat ein Statement herausgegeben, das das bestätigt, was sie schon länger sagt.
- Oha. Die. Soso.
Während sie bei einigen Ernährungsdingen wie Eier/Cholesterin und Fruktose auf relativ taufrischem Stand zu sein scheint, führt sie uns ausgerechnet bei den Fetten also wieder ganz auf Anfang. Auf den Anfang, der die Fettphobie in die Köpfe und die Lightprodukte in unsere Regale gespült hat. Weia.
Die gesättigten Fette sorgen für einen höheren Cholesterin-Spiegel und somit zu einem höheren Herzinfarkt-Risiko. Das ist das Ancel-Keys-Märchen vom bösen Fett, wiederbelebt. Wie schade.
Ich dachte wie wären endlich weiter in dieser Angelegenheit. Aber nein. Immer noch...
Wenn wir von Daten sprechen, dann haben wir bei uns in den letzten sieben Jahren trotz wiederkehrenden Einsatzes von Kokosöl bei den Blutwerten der Teilnehmer zigfach das Gegenteil gesehen. Sämtliche Marker, die auf ein Herzinfarkt-Risiko hinweisen würden haben sich mit der Ernährungsumstellung überwiegend - und vor allem bei den kkonsequenten - verbessert.
Wieso das, wenn sie Recht hätte?
Und wieso ist das aktuell noch immer wie Smarties verschriebene Gegenmittel Statine gegen das Cholesterin-Problem denn dermassen unwirksam, dass man 300 Menschen ein Jahr mit Statinen malträtieren muss (NNT=300!!!), um bei einer Person überhaupt den Herzinfarkt zu verhindern, wenn das stimmen würde? Ist das nicht ein ernster Hinweis darauf, dass man die Cholesterin-Lüge jetzt endlich mal ad acta legen sollte, selbst wenn man wie Frau Prof. Michels in Harvard seine Sporen verdient hat?
Ja, aber die AHA. Die haben ein Statement... Ein Statement. Genau.
Es gibt da ein paar Berichte zu Sponsoren der AHA, die aufmerken lassen und eine unvoreingenommene Einstellung infrage Stellen. Da wären Coca Cola. Und die Soja-Industrie.
Die einen, die vermeiden wollen, dass man auf Zucker als Hauptverursacher schaut. Und die anderen, vielleicht auf der Suche nach neu geschaffenen Absatzmärkten für Soja-Öl? Die Einflussnahme auf solche Organisationen ist immens und in der Vergangenheit hat sich wieder und wieder gezeigt, dass man mit Sponsorengeldern Gefallen wie "Statements" durchaus gerne mal durchwitschen lässt.
Und im Bereich der Ernährung tobt in den USA sehr aktuell ein PR-Kampf, dessen Ausmass so noch nie da war. GMO (Gentechnisch veränderte Organismen) ist toll. Zucker ist harmlos.
Organic (Bio) ist schlecht. Avocado ist schlecht und jetzt - ist Kokosöl schlecht.
Alles wird dort allzuoft übrigens von den selben "Spezialisten" kolportiert, die nebenbei auch Plastik gut reden, den Klimawandel infrage stellen, obwohl wir einen Hitzerekord nach dem anderen verzeichnen und Glyphosat harmlos finden.
In Personal-Union. Die gleichen Leute. Selbstverständlich ohne jede Verbindung zur Industrie. Bis man sie ihnen nachweist. Falls sie in den sozialen Medien überhaupt unter ihrem echten Namen auftreten. Und ihre Follower tragen das dann weiter und entwickeln teils sogar echten Fanatismus dabei. So, wie wir das bei uns auch in Deutschland sehr ähnlich bei Glyphosat erleben.
Es wird nicht lange dauern, bis das auch zu uns herüberschwappt, Teile davon erleben wir ja bereits, und ich fürchte - so richtig Frau Professor Michels bei den anderen Mythen zum Teil liegt - hier ist sie exakt in den Sog dieser Welle geraten, offenbar in Kombination mit ihrem eigenen Vorurteil, denn sie hielt ja nach eigenen Aussagen Kokosfett ja schon immer für schlecht.
Ich gebe Ihr recht: Transfette. Unbesehen. Nicht gut.
Künstlich gehärtet. Böse.
Aber das mit den gesättigten Fetten... Sorry. Nope.
Da waren wir wirklich schon weiter.
Und was mich extrem verwundert: Über Palmfett, das immer mehr in den stark verarbeiteten Lebensmitteln stattfindet und selbst in sonst industrienahen Institutionen wie der EFSA aus ganz anderen - meiner Meinung nach berechtigten Gründen - seinen Gegner findet - verliert sie kein Wort? Warum?
Nein - alles, was ich in den letzten sieben Jahren sah, deckt sich nicht mit diesem "fetten" Teil des Vortrages, wenngleich ich ihr für die Aufmerksamkeit gratuliere, die sie damit erzeugt hat.
Ich empfehle im Kontrast das Video hier, da unterschreibe ich jedes Wort, das zum Thema Fett gesagt wird.
Ich halte ihre Empfehlung, mit Olivenöl anzubraten auch für gar keine gute Idee, da ist Kokosfett einfach besser geeignet. Kalt und im Salat in vernünftiger Qualität (meist um die 15 Euro der Liter) ist Olivenöl - wenn man auch hier die Pestizid-Rückstände irgendwie meiden kann - eine gute Idee.
Fazit:
Ich sehe also keinen Anlass, unsere Empfehlung pro Kokosöl (VCO) abzuändern, im Gegenteil, unsere Datenlage ist absolut konträr zu dem, was uns die Frau Prof Michels erzählen will. Keinen Grund, das Glas in die Tonne zu werfen, keinen Grund, die Lieferung VCO abzubestellen. Wer Herzinfarktrisiken meiden will kontrolliert seinen Zuckerkonsum und lässt das Rauchen bleiben. Halte ich für wesentlich wirkungsvoller.
Aber was ich gerne noch von ihr sehen möchte ist, wie sie auf die Aussage kommt, dass Fette, die bei Raumtemperatur fest werden sich eher in den Blutbahnen ablagern. Dazu habe ich nämlich überhaupt gar nichts gefunden. Und es deckt sich auch überhaupt nicht mit der mir bekannten Logik, die in der Verstoffwechslung der Fette liegt.
Bis später.
Bonus-Kritik/Ergänzungen zu ihrem Vortrag:
Hier endet erst einmal der Teil mit dem Kokosfett, aber ein paar Mal musste ich während ihres sonst teils wirklich guten Vortrages dennoch zucken...
Kalorien:
Vielleicht sollte sie sich das mit den Kalorien nochmal näher ansehen, die hält sie ja für eine Gewichtsregulierung ebenfalls als das Mass der Dinge. Würde das stimmen, dann würde man bei einer unterkalorischen Versorgung nicht zunehmen können. Das geht aber. Sobald man den Insulin-Spiegel regelmässig zu den Mahlzeiten in die Höhe treibt.
Fischöl:
Ich würde mich mit einer Empfehlung für Fischöl bei den aktuellen Herstellungspraktiken nicht aus dem Fenster lehnen, während man Ethoxyquin als Pflanzenschutzmittel aus gutem Grund vom Markt genommen hat, landet es über Fischprodukte und als Öl ziemlich sicher in konzentrierter Form wieder in unseren Körpern, weil es ja als Konservierungsmittel für Tierfutter und Brandschutzmittel für den Transport auf See achso gut geeignet ist. Diese Empfehlung kann meiner Meinung nach tatsächlich ein Schuss nach hinten werden.
HFCS - High Fructose Corn Sirup
Sie verdammt diesen Stoff vollkommen zurecht, auch die Hinweise auf Fruktose und Fettleber halte ich für zutreffend. Allerdings zeigt sich hier ihre Nähe zur USA - denn in der EU war HFCS lange Zeit durch eine Einfuhrbeschränkung auf 3% der Zuckerproduktion reduziert. Gleichwohl gab es auch dort schon Vorkommen von Fettleber bei Jugendlichen. Diese Beschränkung ist erst kürzlich gefallen, weshalb sich diese Entwicklung sehr wahrscheinlich beschleunigen wird. Dass die Fettleber vorher schon da war, sollte man als klare Warnung sehen, dass der allgemein hohe Zuckerkonsum und die von ihr erwähnte Hälfte Fruktose im gewöhnlichen Haushalts-/Industriezucker und Honig bereits ausreicht für den Schaden. HFCS ist übrigens - weil im Gerede bei uns auf den Zutatenlisten so nicht zu finden, das heisst Isoglukose oder einfach nur Glukose-Fruktose-Sirup oder Fruktose-Glukose-Sirup, je nachdem, was überwiegt. Nebenbei freue ich mich übrigens auf den Tag, wo jemand mal auf die Idee kommt zu hinterfragen, wieviel von dem Genmais über diesen Umweg jetzt trotz Verbot desselben jetzt in unsere Lebensmittel und Getränke Einzug hält. Nebst den dazugehörigen Pestizid-Rückständen, versteht sich.
Vitamin-D-Mangel
Sehr gut, dass sie das anspricht, das passiert mir noch viel zu wenig.
Erstaunlich die Zahl, dass die Hälfte der Bevölkerung betroffen ist. Erstaunlich auch, dass sie die Sonne für das Heilmittel hält. Denn in etwa die gleiche Zahl der Menschen leidet sowohl in Italien und Spanien am Vitamin-D-Mangel. Wieso, Frau Professor? Hier meine Sichtweise
Glutenfreie Ernährung
Zitat: "Aber es geht mir doch so gut, das höre ich immer wieder".
Ja, das höre ich auch immer wieder. Wäre es nicht einmal hinterfragenswert, warum das wohl stimmt? Hinweis: Es ist nicht das Gluten, dessen Meidung den Unterschied macht.
Vita
Ich möchte ein paar meiner Leser - die sich sofort angesprochen fühlen werden - auf die in der Vita genannten Veröffentlichungen/Studien hinweisen, die ihren Namen tragen. Das nur als Ergänzung.
Ihr wisst, was ich meine - wer nicht, nicht schlimm.
Mikrobiom
100% korrekt - und ein sehr spannendes ergänzendes Video fürs Fachpublikum vom gleichen Kanal wie ihr Video - meine Empfehlung
Schluss für heut.