KK und Frühstück
... oder: "Ich kann keine Eier mehr sehen..."
Für den einen ist es eine wahre Freude,
für den anderen ertönt bei diesem Anblick im Hinterkopf die "weisse Hai"-Musik:
"Ich kann keine Eier mehr sehen!"
"Was kann ich zum Frühstück essen ausser Ei?"
"Mir wird übel, wenn ich morgens an Ei denke..."
"Ich krieg kein Ei mehr runter...!"
So oder so ähnlich habe ich es in den letzten Jahren hundertfach gelesen.
Interessanterweise fast nie von Männern, aber ziemlich oft von Frauen.
Woran liegt das, und was kann man dagegen tun?
Ein bisschen liegt's an uns.
Tatsächlich empfehlen wir bei KK ausdrücklich den Einbau von Ei in den Frühstücksplan.
Der Grund ist kurz und knapp erklärt:
Man sagt dem Ei nach, es würde den Abnehmprozess unterstützen.
Und Unterstützung kann man kaum genug bekommen, zumal für manche mit einem hohen Übergewicht der Weg sich auch einmal in die Länge ziehen kann... Je effizienter, desto besser...
Was zusätzlich für diese Entscheidung spricht ist, dass man mit Ei unglaublich viele Varianten zaubern kann.
Spiegelei und Rührei vorneweg als die beliebtesten, aber auch ein Omelett mit zünftigen Zutaten dabei bieten eine Menge an verschiedenen möglichen Varianten und Kombinationsmöglichkeiten. Und nicht jeder mag alle. Aber - die Zubereitungszeit ist meistens recht kurz - interessant gerade für die Leute, die morgens in Eile auf dem Weg zur Arbeit sind.
Ein paar vorgekochte Eier sind ohnehin eine gute Idee als typischen KKühlschrankbewohner. Wenn's mal schnell gehen muss....
Weil mir die Standards irgendwann ein wenig zu langweilig waren, begann ich zu experimentieren.
Ab und zu mal eine neue Zutat ins Rührei gemischt war wieder Abwechslung da
und es machte wieder Spass. Ein paar Tomaten dazwischen, Speck, Zwiebeln, irgendwann haben sich mal ein paar Zucchini-Scheiben dazwischen gemogelt, und mein persönlicher Favorit wurde dann Rührei mit Zuckerschoten, Tomaten und Katenschinken. Wenn gerade irgendwas anderes Gemüse übrig war, dann habe ich auch das noch hinzugefügt.
Das Ganze hat einen Nachteil:
Eiweiss verbrennt verhältnismässig schnell im Körper, und wenn man das Frühstück dabei belässt, dann hat man gute Chancen auf einen zu schnellen Hunger. Wenn man nicht gerade Aktenordner oder Mauspads im Büro verspeisen will und womöglich nicht einen Notfall-Kit parat hat, dann kann das schon mal besonders hart werden, wenn irgendwo eine Verlockung um die Ecke liegt.
Deshalb war die Zugabe von Zuckerschoten eine relativ gute Idee, die sich auch deutlich bemerkbar gemacht hat.
So ist es halt:
Mit den Hülsenfrüchten kannst Du es nämlich besser UND länger...
Oder wie war der Werbespruch aus der Schweiz?!
UNTERSCHIEDE
Wenn sich nun jemand schwer tut mit den Eiern, dann muss man man klar unterscheiden, warum das so ist.
Ich sehe da nämlich zwei mögliche Hauptgründe:
(1) Die Deutschen essen zu 93% jeden Tag ein Mehlerzeugnis wie Brot, Brötchen oder Brezeln.
Und der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ich glaube das ist gerade am Anfang eine sehr schwer abzulegende Gewohnheit. Und ausserdem mögens manche Leute süss.
"Ohne mein Marmeladenbrot gehe ich nicht aus dem Haus..."
"Mein Tag ist gelaufen, ohne Tunella-Brötchen..."
Nun KÖNNTE es ja sein, das der Ekel vor dem Frühstücksei ein bisschen etwas mit dieser sehr liebgewonnenen (und schwer aufzugebenden weil viele süchtig machende Sachen dabei sind) Gewohnheit zu tun hat. "Neee", nörgelt Susi, "ich kann kein Ei mehr sehen" Und Susis Hinterkopf, oder war es der Vorderkopf, wo das Suchtzentrum liegt bringt einen zurück zur lieben alten Gewohnheit.
Wenn das der Grund für den Ekel ist, dann empfehle ich dringend, einen anderen Umgang damit zu finden als mit den alten, leider ungünstigen Gewohnheiten wieder zu beginnen. Und diese lieber ausgiebig am Pausentag zu zelebrieren. Denn diese werden Dich nicht nur erfolglos machen, sondern sind sogar zu einem sehr guten Teil mitverantwortlich für eine Zunahme.
(2) Du hast Dich daran übergessen oder eine Unverträglichkeit liegt vor.
Ok, keine Panik!
Wenn das Dein Antrieb ist habe ich eine gute Nachricht:
Du MUSST kein Ei sein auf dieser Welt!
Es geht auch ohne.
Wenn Du auf den positiven Effekt verzichten willst, oder es wirklich nicht geht, dann - lass es! Du sollst ja bei uns nichts essen, was Dich anekelt oder Dir womöglich Schlechtes tut.
Woran es liegen könnte.
Da dieses "Ich-kann-kein-Ei-mehr-sehen"-Phänomen besonders oft bei Frauen auftritt ist meine Theorie dazu, dass dies sogar tatsächlich einen vernünftigen Grund hat, warum sich deren Körper wehrt, denn soweit mir das bekannt ist, brauchen Frauen in der Ernährung tatsächlich weniger Ei(weiss) als Männer. Mit dem Ekel wird eine Überversorgung vermieden.
Woran es auch liegen könnte.
Vielleicht sei auch noch erwähnt, dass die Qualität des Ei's an sich eventuell ebenso eine Rolle spielen könnte. Wer sich mit Antibiotika-Bodenhaltungs-Eiern für 1 Cent fuffzig mästet, könnte da von Körpers Seiten auch andere Warnsignale verzeichnen, die für den Ekel verantwortlich sind. Auf die würde ich dann aber tatsächlich schleunigst hören!
Und jetzt: Zurück zur grenzenlosen Freiheit, Schwester!
Wisst Ihr was echt cool ist?
Gerade am Morgen zum Frühstück habt Ihr die grösste Freiheit überhaupt! Ehrlich!
Keine Einschränkung.
Ihr könnt von den erlaubten Lebensmitteln essen, was Ihr wollt. ALLES.
Klug ist natürlich, wer einen harten oder langen Tag hat und Hülsenfrüchte (wegen dem länger UND besser) einbaut. Aber ansonsten - keine Einschränkung.
Jedes coole Rezept aus unserer Datenbank ist zum Frühstück möglich. Jedes.
Also, wirf ab die Ketten, Sista - und geniesse die riesige Auswahl!
Aaaach - zünftig geht morgens nicht? Hm. Ja dann sind wir wieder bei (1)?
Na dann komm mal mit... Ich zeig Dir was...
Ein Ausflug in die Geschichte und eine Reise nach Mittelamerika.
Während die Griechen und in der Türkei in ihren heissen Ländern zum Frühstück interessanterweise vor allem wasserhaltige Lebensmittel wie Tomaten, Salatgurken und für die Energie gutgefettete Oliven essen, gibt es in Mittelamerika, da wo die Plantagen waren eine interessante Frühstückskombination:
Gallo Pinto (der bemalte Hahn).
Lustig: Ist gar kein Hahn drin. Auch kein Huhn.
Die typische Kombi besteht aus Reis, dunklen Bohnen, meist etwas Ei und ein paar Kochbananen. Seit der Ami Costa Rica als (nach 9-11) relativ sicheren Hafen vor der Haustür entdeckt hat, ist auch mal ein Pancake dabei.
Ja, die sind halt überall und mischen mit :)
Der Ursprung
Kreiert wurde diese Kombination von den Sklaven auf den Plantagen. Und wer sich schon ein bisschen mit Ernährung auskennt wird sehen, wie unglaublich clever diese Kombination für deren damaliges Lebensumfeld war...
Gallo Pinto - Costa Ricas Nationalgericht |
Die Sklavenarbeit war unmenschlich hart, die Zucker-, Kakao- und Kaffeeplantagen dort verlangten den Sklavenkörpern wirklich alles ab. Die, die am besten damit klar kamen waren die gegen ihren freien Willen "importierten" Afrikaner, weshalb die Arbeiter fast ausschliesslich aus ihnen bestanden.
Um die Energie für diese Arbeit zu haben sind Ei und Reis relativ schnelle Energielieferanten für den Sofortstart, während die Hülsenfrüchte und die Kochbananen die Basis für (ihr wisst schon, besser und länger) die Langzeitpower war.
Ausserdem waren die Zutaten natürlich sehr kostengünstig.
Und dieses Gericht hat sich bis heute gehalten und ist noch immer das National(frühstücks)gericht von Costa Rica.
Aber ich mache KK, kann ich das jetzt auch?
Öhm. Nein.
Auch wenn Du vielleicht manchmal das Gefühl hast, Dein Chef sei ein Sklaventreiber (Achtung, jetzt NICHT nicken, wenn Du das hier gerade im Büro liest!) werden von uns heutzutage nur noch in den aller seltensten Berufen annähernd ähnliche körperliche Anforderungen gestellt. Und die Wahrscheinlichkeit ist relativ gering, dass das auf Dich zutrifft... Deshalb ist der Reis darin für uns trotzdem ungeeignet... Den Rest allerdings kannst Du schon (ohne das Amicake, es sei denn es ist aus erlaubten Zutaten).
Hä? Aber wieso erzählst Du dann den Schmarrn?
Weil ich etwas deutlich machen möchte.
Würde man einem Costa Ricaner (besser: Tico) unser Frühstück anbieten, dann würde ihm es vermutlich so gehen, wie uns umgekehrt mit dem Gallo Pinto.
Wir können es uns nicht vorstellen, als Frühstück. Wenn dann vielleicht als Mittag- oder Abendessen. Aber Früüühstüück? Püh.
Und dabei entstehen die Gewohnheiten teilweise aus historischen Gegebenheiten, die heute kaum einer mehr hinterfragt.
Unser Frühstücksbrot hatte vielleicht mal ähnlich wie der Gallo Pinto seine historische Berechtigung. Aber es ist eine Gewohnheit. Mehr nicht.
Und die Voraussetzungen haben sich geändert.
Sowohl in der Qualität des Brotes, das inhaltlich nicht mehr zu vergleichen ist mit dem, was die Landbauern vor 200 Jahren noch gegessen haben, noch ist unser Energiebedarf von heute vergleichbar.
Und Konservierungsstoffe, die unser Brot nach 2 oder gar 3 Wochen noch so aussehen lassen wie am ersten Tag kannten die Landbauern auch nicht.
Genauso wenig wie die 32 Zuckerwürfel im Waitwattschers Fruchtaufstrich Himbeere im 185g-Glas - Denn Zucker konnten die sich damals gar nicht leisten...
Und so, wie sich die Gegebenheiten verändert haben, so solltest auch Du Deine Gewohnheiten anpassen. Das tut ein kluger Mensch.
Das ist das Schöne. Wir sind frei in unseren Entscheidungen.
Und es ist gut, die richtigen zu treffen.
Bis später.