Samstag, 13. Mai 2017

Monsantos Internet-Trolle und ein überraschender Geldgeber

Investigativ
Monsantos Lobby-Trolle in den sozialen Medien

Über Monsantos "Let nothing go", Glyphosat und einen überraschenden Geldgeber


Derzeit läuft in Kalifornien eine bemerkenswerte Sammelklage gegen Monsanto.
Der Vorwurf: RoundUp / Glyphosat habe die Kläger mit Krebs geschädigt.

Es klagen beinahe 1000 Betroffene bzw deren Angehörige, denn einige haben den Weg zum Prozess leider nicht mehr erlebt. Die Zahl steigt wöchentlich an.


Dieser Gerichtsprozess ist deshalb so bemerkenswert, weil im Gegensatz zu den etlichen sonstigen Prozessen, denen Monsanto in der Vergangenheit ausgesetzt war, diesmal die Unterlagen öffentlich zugänglich sind.
Und die Unterlagen enthalten eine Menge Sprengstoff...







Interne Emails von ranghohen Monsanto-Mitarbeitern belegen, dass die Einschätzung des IARC auf "wahrscheinlich krebserregend" durch einen leitenden Mitarbeiter der EPA offensichtlich vorab an den Konzern weitergereicht wurde.

Die Mails zeigen, wie sich Monsanto zusammen mit den anderen Mitgliedern der Glyphosate Task Force auf den kommenden Supergau akribisch vorbereitet haben,
wie Studien gekauft wurden und wie es in zwei Fällen zu Verzögerungen kam, 

weil die Studien eben doch eine genverändernde Wirkungen gezeigt haben. 
In einem Fall waren die Wissenschaftler (TAC) nicht bereit zu bestätigen, Glyphosat sei nicht krebserregend. Denn die Mausproben hätten eigentlich genau das Gegenteil gezeigt.

Keine Frage: Die Unterlagen sind unschätzbar wertvolle Belege für das, was viele schon lange vermutet haben, mit denen ich sprach: 

Lug, Betrug, Korruption in unvorstellbarem Ausmass und auf den höchsten Ebenen.
Und eine sehr schädliche Wirkung von Glyphosat, die man mit Hilfe gekaufter Studien zu vertuschen versucht. 
Das alles ist ein echter Krimi und es mag noch sehr spannend bleiben, was noch alles aufgedeckt werden wird.

In einem der Gerichtsdokumente ist die Rede davon, dass Monsanto ein Programm namens "Let Nothing Go" gestartet hat. 
Zweck dieser Kampagne sei, keinen kritischen Kommentar zu Glyphosat oder Monsanto z.B. auf Twitter, Facebook, Blogs und in den Zeitungen unkommentiert zu lassen. 
Da das relativ unwirksam wäre, würden die Leser verstehen, dass die Schreiber eine Verbindung zu Monsanto hätten, haben sie Dritte damit beauftragt, diese Schreiber anzuheuern. Vorzugsweise so, dass man überhaupt keine Verbindung zur Industrie erkennen könne. Sowohl Monsanto, deren Chemikalien als auch gentechnisch veränderte Organismen (GMO) sollten mit der Kampagne verteidigt werden.


Ein Teil des Geldes floss heimlich in sogenannte "Think Tanks" oder auch Denkfabriken. Und die dort namentlich genannten sind durchaus ein Begriff. In Amerika sowieso, aber auch in Deutschland werden das "Genetic Literacy Project" und das "American Council on Science und Health" von Glyphosat-Befürwortern regelmässig zitiert.

Zweck dieser Organisationen sei es, unabhängige Wissenschaftler und deren Arbeiten zu diskreditieren und nebenbei Informationen zu produzieren, die Monsanto und anderen Chemiefabriken hilfreich sein könnten.

Die Grössenordnung dieser Täuschungen kann man erahnen, wenn man sich den Titel ansieht, der einen Bericht am 18.04.2017 im "GLP" zierte.

Das Monsanto sehr hinderlich gewordene Krebsinstitut der WHO, IARC wird da erwähnt. 

Und wie... :
"WHO's IARC Krebsrisiko Agentur: Kann sie reformiert werden oder soll sie verboten werden?"

Eine dreiste Forderung angesichts des Umstandes, dass es sich beim IARC um den Goldstandard der weltweiten Krebsforschung handelt, vollkommen unabhängig und mit sehr starken Richtlinien, die Interessenkonflikte ausschliessen. Da gibt es weder etwas zu verbieten noch zu reformieren, die machen eine sehr, sehr gute Arbeit.

Ich interpretiere das so: "Wir konnten sie nicht kaufen, also werden wir mit von uns bezahlten, aber nach aussen unabhängig und seriös wissenschaftlich wirkenden von uns gekauften Organisationen so lange mit Dreck bewerfen, bis wir sie los sind".

Ich finde es schon unerträglich, wenn sie den Ruf einzelner Wissenschaftler ruinieren und deren Karrieren vernichten, die ihnen nicht passen oder die Ergebnisse veröffentlichen, die dem Konzern nicht gefallen. 


Aber eine offizielle Agentur der WHO, also der Weltgesundheitsorganisation kaltstellen zu wollen, das ist Grössenwahnsinn auf einem Niveau, das ich mir eigentlich nicht hätte vorstellen wollen.

Diese Konzerne haben sich komplett aus jedem gesunden Mass gelöst, das wir uns leisten sollten.

Sowohl das GLP als auch das ACSH bieten ein paar Persönlichkeiten auf, die auf Facebook, Twitter und in Zeitungsinterviews oder in Kommentaren unter Zeitungsberichten geschönte Sichtweisen zu GMOs und Glyphosat verbreiten. 

Selbstverständlich stellen sie sich so dar, als wäre es eine rein wissenschaftliche und vollkommen unabhängige Sichtweise. 

Das stimmt aber oft gar nicht, und manchmal kommt es sogar raus. 
Um einen Namen zu nennen, Kevin Folta hat über Jahre behauptet, er sei ein unabhängiger Wissenschaftler mit einer besonderen Liebe zu Pflanzen. 
Bis man ihm datiert auf den 8.8.2014 einen Zahlungsavis von 25.000 USD nachweisen konnte. Ausgestellt direkt von Monsanto.  

Aber dieser Folta wird von den deutschen Internettrolls wieder und wieder zitiert.
Ja, auch in Deutschland gibt es sie, die Lobbytrolle. 

Aber das ist ein anderes Thema, für ein anderes Mal.


Vorgestern nun wurde ich übers Internet von einem Herrn kontaktiert. 

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der extra auf mich angesetzt wurde, denn ich hatte in den Tagen zuvor ein paar Daten und Fakten im Web als Kommentare hinterlassen an prominenten Stellen, die "denen" aufgefallen sein dürften. Tatsächlich hatte ich sogar eine kurze Unterhaltung mit einer Dame, die in ihrem Profil offen beschreibt, sie sei eine Mitarbeiterin der Monsanto-PR-Abteilung. Und ein paar der GLP- und ACSH-Grössen haben öffentlich aufgerufen, Glyphosat-Kritiker an Monsanto zu melden.
Was für eine unschöne Vorstellung, mich erinnert das an Stasi und Blockwart, was da passiert.



Die Unterhaltung mit dem "Wissenschaftler" vorgestern war etwas länger, 
ich übersetze nur mal den wesentlichen Teil  und kürze sie auf das, was interessant ist:


Roy Stephen Williams
Fakt: Es gibt über 30.000 wissenschaftliche Berichte über die Sicherheit von Glyphosat, inklusive der krebserzeugenden Wirkung. Richtig gelesen: 30.000.

NICO

Traurig: Leider darf diese niemand anschauen und kontrollieren. Und: Es gibt eine Menge, die das Gegenteil zeigen. Die habe ich allerdings nicht gezählt. Du vielleicht?

Roy Stephen Williams
Die sind alle öffentlich. Du darfst nicht auf Google suchen, sondern unter Google Scholar. Versuche mal "glyphosate safety".

- Was ein Nebelwerfer... er verlässt sich wohl darauf, dass ich das eingebe und mich die Zahl 30.600 beeindruckt. Aber ich erkenne schon auf den ersten beiden Seiten ein paar Studien wieder, die alles andere als für die Sicherheit von Glyphosat sprechen. Das sage ich ihm dann auch so. 

Er schwenkt um.

Roy Stephen Williams
Leider können Menschen mit wenig oder gar keiner akademischer Ausbildung in Toxikologie oder Molekularbiologie den Unterschied kaum auseinander halten.

NICO
Leider sind Menschen mit viel akademischer Ausbildung heute entweder gekaufte Wissenschaftler oder haben Angst, die Wahrheit zu sagen, weil sie dann entweder den Job oder die Finanzmittel verlieren.

Roy Stephen Williams
Leider haben ein paar Wissenschaftler die Regeln gebrochen und verstecken ihre politischen Ziele unter dem Mantel der Wissenschaft.

- Ich ahne, wo er hin will, und provoziere

NICO

Ja. Ich weiss. Ich kenne die Gerichtsunterlagen aus Kalifornien

- Er weicht aus

Roy Stephen Williams
Einige haben gelogen, was ihre Finanzierung betrifft

NICO
Wie Kevin Folta?

- Tick tack...

Roy Stephen Williams
Folta ist ein angesehener Wissenschaftler, über jeden Zweifel erhaben...

- Wusste ich's doch...

Roy Stephen Williams
Es gibt andere, die haben Studien veröffentlicht und mussten sie wieder zurückziehen

NICO
Ja, ist mir bekannt. Nachdem Monsanto einen eigenen Angestellten dort untergebracht hat, wurden die Studien von Journal als zurückgezogen markiert. Es gibt da spannende Emails zu... Aber wo Du so ein Spezialist bist... 

Zeig mir doch mal ein paar Deiner Veröffentlichungen und papers zu dem Thema, ich bin sehr gespannt...

Roy Stephen Williams
Ich arbeite nicht auf diesem Feld

NICO
Irgendwelche anderen Studien, die Du zeigen kannst. Als Akademiker hast Du ja sicher etwas veröffentlicht?

Roy Stephen Williams
Man muss auseinander halten, was in der echten Welt passiert und was im Labor passiert. Das sind zweierlei

NICO
Stimmt. 16,9 mal Glyphosat-Rückstände über dem Trinkwassergrenzwert in der Ostsee - ist das echt genug?

Roy Stephen Williams
Der Glyphosat-Level in der Ostsee ist biologisch nicht relevant

- Was für ein A....asgeier, die europäische Chemikalien-Agentur stuft Glyphosat als "giftig für aquatisches Leben, mit Langzeiteffekt" ein. Als Akademiker mit dem "Hobby" Glyphosat weiss er das auch...

NICO
Du hast ja vorhin gesagt, einige haben über ihre Finanzierung gelogen. 

Wer finanziert eigentlich Dich?

Roy Stephen Williams
Ich habe gerade niemand, der mich finanziert. 

Ich mache momentan zwei Aufträge pro bono (ehrenamtlich).
Das mal davor wurde ich von der NIH finanziert (Anm: National Institutes of Health).


NICO
Hast Du irgendwelche Verbindungen zu Monsanto, der Glyphosate Task Force, einem der GTF-Mitglieder oder der B+M Gates Foundation?

- Ich weiss zwischenzeitlich bereits, wer er ist. Aber das weiss er nicht.

Roy Stephen Williams
Nein. Mit keiner.

NICO
Schade um die Zeitverschwendung. Du arbeitest für die Cornell Alliance for Science, deren einziger Zweck es ist, für GMO und Glyphosat zu werben. Du bist genau einer von denen, die die Wissenschaft kaputt machen. Und dazu hin ein dreister Lügner. Leb wohl.



Ich gehe mal davon aus, dass der "gute" Roy hier inmitten einer ganzen Liste von Webtrollen abgebildet ist, ein paar andere der Gesichter kommen mir jedenfalls bekannt vor.

Roy Stephen Williams hat danach keine weitere Antwort geschrieben. 

Dafür haben einige andere das wohl live mitgelesen. Da der gleiche Roy auch in ihren Unterhaltungen seine Nebelkerzen verbreitet hat, verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer auch in anderen Unterhaltungen. Seither war es erst einmal still von seiner Seite geworden, nachdem diese Verbindung bzw deren Beleg überall verteilt wurde.


"Ein kleiner Sieg der Wahrheit.Aber zu einem sehr hohen Preis."

Ein kleiner Sieg für die Wahrheit. Allerdings zu einem sehr hohen Preis.

Denn ich fand nicht nur heraus, für wen er arbeitet.
Ich fand auch raus, wer das finanziert.

Und das ist die Bill & Melinda Gates-Stiftung.

Ihr könnt das hier unten in der Mitte im Fuss der Webseite nachvollziehen.
(Update 28.02.2018: Die Seite hat ein Redesign verpasst gekommen, nachdem offenbar der Geldgeber jetzt wohl lieber nicht mehr im Fuss genannt werden möchte. Macht ja nichts. Es gibt ja das Internetarchiv. Schön. So geht sowas nicht verloren...)


Warum ist das ein Problem?

Wer die arte Dokumentation "Die WHO - Im Griff der Lobbyisten" gesehen hat, der weiss, wie brisant dieser Fund ist.

Nun schickt diese Stiftung also nicht nur wissentlich Millionen Bayer-Medikamente, die in den USA gerade eine Klagewelle erzeugt hat nach Afrika (siehe arte), und hat über den Internationalen Währungs Fonds nicht nur für einen Anstieg von 300% der Autismus-Rate in Vietnam gesorgt...

Nein. Sie beschäftigen zusätzlich noch für viel Geld Internet-Trolle, die GMO und Glyphosat schön reden und promoten sollen. Das macht mich jetzt schon sehr nachdenklich über diese Organisation.


Und möglicherweise erklärt das sogar, wieso die WHO ihrer eigenen Agentur IARC in den Rücken gefallen ist. 



"Würde Gates morgen sein das Geld aus der WHO ziehen, dann wäre sie praktisch noch am selben Tag handlungsunfähig."


Denn wie die arte-Doku zeigt:
Würde Gates morgen sein das Geld aus der WHO ziehen, dann wäre sie praktisch noch am selben Tag handlungsunfähig. Und es arbeiten ja ranghohe Mitarbeiter von Monsanto in der Gates-Stiftung, auch das zeigt der arte-Bericht.

[Minute 51 ff]

Und das würde bedeuten, dass die -Welt-GESUNDHEITS-organisation alles mögliche tun kann. 


So lange es nur nicht den gesundheitsgefährdenden Aktivitäten der Konzerne im Weg steht, denen Bill Gates wohlgesonnen ist oder deren Aktien er hält.

Das alles ist ein wahr gewordener Albtraum.


Bis später

Weiterführende Links:
arte: "Die WHO - Im Griff der Lobbyisten?"

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