Donnerstag, 14. Juli 2016

Heute schon gelachst?


SKKandalös: Laxe Lebensmittelsicherheit bei Lachsen Lebensmitteln

Wenn beim Fischgenuss mehr 
als nur die Gräte im Hals stecken bleibt...
Fischgenuss mit 100% eingebauter Sicherheit auf Giftrückstände



Vor etwas über 2 Jahren lernte ich zum ersten Mal im Rahmen einer Dokumentation von Problemen bei der Lachszucht aus Aqua-Kultur. Die eng beieinander gehaltenen Lachse hatten Deformationen und Tumoren entwickelt. 

Die Tiere waren teilweise derart unansehnlich, dass kein normaler Mensch auf die Idee käme, sie zu essen. Der Verbraucher bekommt davon allerdings nichts mit. Denn den filetierten Fischen, die wir hier in den Läden zu kaufen bekommen, sieht man das ja dann nicht mehr an.

Als wirklich beunruhigend empfand ich dann aber zwei weitere Informationen in der Doku.

Das eine waren mit versteckter Kamera aufgenommene Bilder von der Fütterung. 
Dort waren Männer in weissen Schutzanzügen mit Gasmaske zu beobachten, die säckeweise Fischfutter in das Gehege schütteten. 
Das sah alles andere als gesund aus, und ich wunderte mich, was wohl in dem Futter sein könnte, das den Einsatz von solch dramatischen Schutzvorrichtungen bei der Fütterung voraussetzte.

Das zweite war dann die Reaktion der norwegischen Fischerei-Ministerin, als sie darauf angesprochen wurde. Meine Menschenkenntnis sagte mir sofort, da wird etwas verheimlicht und vertuscht. 
Und folgerichtig berichtet dann die Doku auch ein paar Sätze später, dass die Ministerin selbst Inhaberin von solchen Fischfarmen ist, also mit den Praktiken bestens vertraut. Um so schwerer zu ertragen, dass sie recht aggressiv auf die Vorwürfe reagiert hat und klar gestellt habe, dass es da über nichts zu berichten gäbe.




Für mich war damals schon klar - irgendetwas stimmt da so gar nicht, mit der Lachskultur. Ich empfahl also relativ regelmässig, auf diesen Fisch zu verzichten und auf Wildfang oder Bio auszuweichen...

Das brachte mir einiges an Kritik ein, da es eben wohl im Netz auch Gegendarstellungen der Fischindustrie gibt. Manche davon sind anscheinend nicht einmal direkt als solche zu erkennen, der "Absender" der "Alles-Ist-Gut-Botschaften" wird teilweise geschickt kaschiert, in dem man andere Leute vorschickt, die Aquakultur als ideal darzustellen.



Meine eigene Entscheidung war jedenfalls klar: Ich habe seither sehr konsequent darauf geachtet, keinen Fisch aus Aquakultur zu kaufen. Lieber habe ich ein bisschen mehr Geld in die Hand genommen und den etwas teureren Wildlachs gekauft, wenn mir danach war.

Wie goldrichtig ich mit dieser Entscheidung lag, lernte ich nun gestern.

Denn nicht nur, dass Tiere, die so eng beieinander gehalten werden oft vorbeugend mit Antibiotika behandelt werden, dass die Schwarte kracht (50% der Weltproduktion Antibiotika werden in der Tierzucht verbraten) - nein - jetzt ist wohl auch klar, was die Deformationen und die Tumoren erzeugt. Und das ist alles andere als... "nett". Im Gegenteil. Ich denke, das ist wirklich ein Ding, über das es lohnt, intensiver zu berichten.


Na denn mal los...


Gestern berichtete die Sendung plusminus von Rückständen einer chemischen Verbindung namens Ethoxyquin und Ethoxyquin-Dimer in Lachs. Ein Mittel, das als Pflanzenschutzmittel zwischenzeitlich verboten ist, weil man es "als nicht mehr sicher" erachtet. Brisant: Als Konservierungsmittel in Tierfutter ist es jedoch erlaubt.






Grenzwertig.
Nun sind die Lebensmittelsicherheit-Fritzen ja nicht ganz so naiv zu glauben, das Mittel würde sich nicht im Fleisch der Tiere wiederfinden, weshalb sie dann folgerichtig einen Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kilo von beiden Stoffvarianten zusammen festgelegt (oder auch: ausgewürfelt) haben. 

Stutzig macht: Obwohl das als Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen ist gibt es seltsamerweise einen gleich hohen Grenzwert bei Obst und anderen pflanzlichen Lebensmitteln. Aha. Warum?!

Aber zurück zum Fisch... 
Für Fisch gibt es - wieso auch immer - gar keinen Grenzwert.
Somit ist es wurscht - äh Fisch - wieviel davon enthalten ist, man darf den Fisch verkaufen. Verkehrsfähig, heisst das dann im Fachjargon.

Nun haben die plusminus-Leute 8 Proben frischen, tiefgekühlten und geräucherten Lachse bei ALDI, REWE, EDEKA und REAL aus dem Regal gekauft und dieses ins Labor gegeben. Und oh Wunder...

ALLE 8 Proben waren belastet und das zum grossen Teil erheblich höher, als es bei Fleischwaren erlaubt wäre. 

Der traurige "Testsieger" hatte sogar über 237% (!!) mehr an Rückstand von dem Stoff als das in einem Rindersteak erlaubt wäre.  

Und - mangels Grenzwert ist das sogar ganz legal. Wow...
Wie bescheuert kann man denn noch sein?!



Und weiter heisst es in dem Bericht in den Discounter-Reaktionen, als sie mit dem Testergebnis konfrontiert werden: 
"Es gibt derzeit kein Futtermittel bei der Produktion von konventioneller Aquakultur, das ohne Ethoxyquin auskommt" 
BÄM! 100% Chance auf Rückstände! Klasse. Na wunderbar...




So - und wie relevant ist das denn nun überhaupt? Sehr!
Nun - es ist bewiesen, dass diese Rückstände in Muttermilch gefunden worden sind, es ist belegt, dass es sich auch im menschlichen Körperfett anlagert (wunderbar für uns: wenn man dann abnimmt, dann wird es im Körper wieder freigesetzt), es schädigt die Erbsubstanz, schädigt die Organe, verändert den Stoffwechsel der Leber, überschreitet die Blut-Hirn-Schranke und Toxikologen äussern offen die Befürchtung, dass es die Gehirnentwicklung von Babies schon im Mutterleib stört.


Anders gesagt: Aquakultur ist die 100%ige Chance, sich mit einem Stoff zu belasten, der so richtig was kann, wenn es ums krankmachen geht.


Und was nun ebenfalls beunruhigen könnte...
Natürlich ist das nicht nur auf den Lachs beschränkt. Das betrifft tatsächlich alle Fische und auch Shrimps aus konventioneller Aquakultur.

Aber ausserdem:
Das Zeug ist nicht nur in Fischfutter, nein, das ist offensichtlich auch in Hunde- und Katzenfutter (Gruss an Eure Lieblinge an dieser Stelle) und natürlich auch in dem Tierfutter als Konservierungsmittel, das unser Geflügel, unsere Schweine und Rinder satt macht. Mahlzeit!



Hört jemand gerade jemand am Horizont BuMEL Christian Schmidt und seine Kumpanen im Ernährungsausschuss des Bundestages leise mal wieder säuseln: 
"Die Lebensmittel sind sicher wie nie zuvor..."?


Die Rolle der EFSA
Lebensmittelsicherheit. Für Europa ist da ja die im Beitrag genannte EFSA zuständig. Die hatte ja jüngst schon eine unrühmliche Rolle bei der Glyphosat-Sache. Und genauso verhält es sich bei Ethoxyquin. Auch hier stinkt das Drumherum bis ins Ozonloch.

Im Oktober 2015 veröffentlichte ein 20köpfiges Gremium der EFSA eine  58-seitige "Sicherheitsbewertung der Substanz", in der sie zu dem Schluss kommen, dass sie das Risiko mangels Daten nicht abschliessend bewerten können. Gähn... 
Wer nicht davon überfordert ist, bitte einmal näher in die 58 Seiten schauen, das ist wirklich spannend für die, die das lesen können.

Wenn man sich dann die Mühe macht, die Erklärung zu Interessenkonflikten der Gremiummitglieder näher anzuschauen kommt man aus dem Kopfschütteln kaum heraus:

Tätigkeiten bei Tierfuttererzeugern, in der ILSI, bei der Milcherzeugung (shhht, das ist auch in der Muttermilch nachgewiesen...) und dann 2 Vertreter des deutschen BfR, die im Nebenjob den rechtschaffenen Landwirt über die Agrarzeitung über die Vorzüge von Kraftfutter informieren oder bezahlte Vorträge bei dem Deutschen Verband Tiernahrung e.V. halten, in dem so ziemlich alle vereint sind, die sich um die Produktion von Tierfutter kümmern.

Und es gibt noch zwei Fragen, die man sich stellen sollte, wenn man verstehen will, warum die EFSA (wieder mal) zögert, den überfälligen Schritt der Notbremse zu ziehen...

Wer hat's erfunden?

Wer produziert und vertreibt es?
(siehe Historie, 1992- Joint Venture und alle Verknüpfungen zur Tiernahrungsindustrie)



Ja, aber... Omega 3 und so? Fischwoche? Heisst das jetzt Totalverzicht?
Nicht unbedingt. Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) testen auf Anforderung Lebensmittel auf Rückstände. Und das CVUA Freiburg veröffentlichte als Reaktion auf eine andere Fernseh-Doku bereits einen interessanten Bericht.

Besonders spannend ist die dort enthaltene Grafik, wie sich die Belastung auf die unterschiedlich erzeugten Produkte verteilt:




Diese Grafiken sprechen Bände, und ich denke es sollte klar sein, auf welche Variante man besser verzichtet und zu welcher man greifen kann... Der grüne Kasten steht jeweils für Wildlachs oder Bioaufzucht. Alles andere bedeutet nicht einmal, ob es belastet ist oder nicht. Sondern allenfalls - wie hoch.


Ein klein bisschen ökologisches Gewissen noch: 
Wildlachs ist schon seit längerem vom Aussterben bedroht, die Ökobilanz ist nicht gerade rosig wie Lachssteak und auch die Fangmethoden sind teilweise im Gerede. Das sollte man ein klein bisschen im Hinterkopf haben wenn man ihn kauft. 

Bleibt noch Bioqualität. 
Ist ein bisschen teurer, muss aber ja auch nicht jeden Tag sein, nicht wahr? 



Mein persönliches Fazit: 


Wer bis eben noch fetten Fisch aus konventioneller Aquakultur gekauft hat, war uninformiert.  

Wer es jetzt noch tut, ... 


Bis später.




Weiterführende Links:
Ethoxyquin - Wikipedia

planet e - Ein giftiger Verdacht
ZDF plusminus "Zuchtlachs mit Chemikalie belastet" 6:45 Min deutsch (13.07.2016)
EFSA - "Sicherheitsbewertung ohne Ergebnis" PDF, 58 Seiten Oktober 2015

EFSA - FEEDAP-Gremium-Mitglieder Interessenkonflikt-Erklärung und Lebensläufe
Amtliche Messwerte: CVUA Ethoxyquin in Lachs


1 Kommentar:

Lana_SHON hat gesagt…

Lachs mag ich über alles. Danke für den Beitrag!

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