Freitag, 18. Oktober 2019

"Auf Rechts" schreiben als Lobby-Werkzeug

Mit Linkks
"Auf Rechts" schreiben
Wie man Menschen von Inhalten abhält, die manchmal ganz spannend sind

Ich weiss nicht, wie das bei Euch war, aber zu meiner Zeit war das Dritte Reich in jedem Schuljahr Teil des Geschichtsunterrichts. Reichtagsbrand, Ermächtigungsgesetz, Zweiter Weltkrieg. Die Nazis, Hitlerjugend, und ab hier könnt Ihr alles einsetzen, was Euch selbst spontan an Assoziationen hochkommen. Ausser den notorischen Schulschwänzern dürfte eigentlich fast keiner die Schule verlassen haben, ohne das solide Wissen, dass diese Zeit etwas war, was man so nie wieder möchte.





Und das ist gut so. Bis auf...
... den Umstand, dass das uns in gewisser Weise sehr leicht manipulierbar macht. 


Meiner Beobachtung nach wird das zum Beispiel in der Presse gerne missbraucht.
Wenn jemand unbequem wird, dann schreibt man in auf rechts. So absurd das auch sein mag. Da kann ein Sänger eine recht dunkle Hautfarbe haben, wenn er etwas tut, wie gesellschaftskritische Liedertexte schreiben, die bestimmen Menschen nicht gefallen, dann gibt es schon mal einen Artikel über Xavier Naidoo, der ihn in die Nähe der Rechten rückt. Und andere Medien ziehen nach

Und selbst, wenn das dann gerichtlich geklärt ist, tritt man nach.


Und dann passiert es: wir fallen vollautomatisch in eine fast schon intuitive Abwehrhaltung: "Oh, rechts, damit möchte ich nichts zu tun haben!"

Und schon ist man abgekoppelt von der Person. Oder den Aussagen. Oft wenn nicht fast immer sogar, ohne auch nur ein einziges Wort der Person überhaupt angehört zu haben oder sich mit der Aussage an sich zu beschäftigen.   


Ein weiteres sehr gutes Beispiel für diese Praxis war damals TTIP, als so viele Menschen dagegen auf die Strasse gingen.

Der Spiegel schrieb seinerzeit:
„Doch bei den TTIP-Protesten sind die Rechten nicht Mitläufer, sondern heimliche Anführer…Die Kampagne gegen den Freihandel ist wie auf dem braunen Mist gewachsen…Wer nichts Schlimmes daran findet, sich gedanklich bei Pegida-Bachmann, Marine Le Pen und Donald Trump unterzuhaken, darf bei der Demo heute gerne hinter dem Plakat mit dem Chlorhühnchen herrennen. Alle anderen jedoch sollten sich fragen, wie sie aus einer solchen Gesellschaft schnell wieder herauskommen.“

So perfide wird nicht nur versucht, eine Viertelmillion Menschen zu diskreditieren sondern man versucht gleichzeitig dafür zu sorgen, dass es nicht mehr werden, die protestieren.
Wer das nochmal nachlesen möchte, hier entlang.


Ich kenne Menschen, die das durchschaut haben. Und sich nicht mehr so einfach damit manipulieren lassen. Deren Beobachtung deckt sich mit meiner: Wenn man sich dann eine Sache über diesen ersten Widerstand hinweg anschaut, kann man ja immer noch frei entscheiden, welche Meinung man zu etwas hat. 

Natürlich gibt es auch hier die Möglichkeit, dass man zu dem Schluss kommt "Das ist wirklich ein Trottel..." und sich abwendet, aber dann ist es wenigstens die eigene Meinung und nicht eine von Dritten aufgestülpte.

Und immer öfter findet man heraus, dass das, was die Person zu erzählen hat sogar ziemlich interessant ist. Probiert das ruhig mal für Euch selbst aus. 


Dieses "auf rechts schreiben" haben zwischenzeitlich auch die PR-Berater und Lobbyisten für sich entdeckt. 

Ein sehr gutes aktuelles Beispiel fand ich heute morgen auf Twitter. 





Hier wurden pauschal die Biobauern, der böse Jost und die Taz "voll auf AfD"-Linie geschrieben.


Ludger Weß ist nach meiner Auffassung eine ziemlich zentrale Figur bei den Bemühungen der Industrie, die öffentliche Meinung in seinem Bereich zu beeinflussen. 
Das dürfte an seinem Job liegen, er ist Lobbyist für Pharma, Gentechnik und damit auch in der logischen Folge für Glyphosat. Auch wenn er das zwischenzeitlich an einigen Stellen behoben hat, so trat er früher gerne hauptsächlich als Wissenschaftsjournalist auf, ich weiss von Landwirten, die einen Vortrag von ihm angehört haben, dass man sich da gar nicht erst die Mühe gemacht hat, ihn anders vorzustellen. 

Lobbypedia hat einen recht umfassenden Artikel zu ihm geschrieben, der seine tatsächliche Arbeit relativ umfangreich charakterisiert.

Die Heilpraktiker, die derzeit gegen eine recht mächtige PR-Kampagne anzukämpfen haben, sollten sein Wirken ruhig auch mal ein wenig abklopfen, denn die Globu(li)kalypse passt ins Portfolio. Tipp: Einfach mal seine Twitter-Timeline durchstöbern...



Ich mag beides überhaupt nicht. Auf rechts schreiben nicht. Und Ludger Weß nicht.

Deshalb habe ich dann auch geantwortet.




Wie man einigermassen deutlich sieht, ging es mir dabei jedoch auch zur Gesamtsituation zum Thema Glyphosat.

Nun ist Ludger Weß aber ein Meister darin, die Sachverhalte zu verdrehen, durch geschicktes Weglassen von Teilen der Wahrheit ein ihm zuträgliches Bild zu zeichnen. 
Sehr gut sieht man es, was er aus meinem Kommentar gemacht bzw wo er ihn abgeschnitten hat um ihn auf seiner Twittertimeline wiederzuverwerten:






Ihr seht, was ich meine?

Nun ist es so, dass meine Recherchen zu "Bauer-Willi", die auch in der TAZ in einem Artikel verwendet worden sind, nicht ganz folgenlos blieben. Willi hatte einen Herzinfarkt (gute Besserung an der Stelle), und deshalb angekündigt, sich ein wenig aus der Öffentlichkeitsarbeit zurückzuziehen.

Aber vor allem hat das nicht nur unter seiner Anhängerschaft einen erheblichen Tumult verursacht und auf meiner Facebook-Timeline für den einen oder anderen Kommentar gesorgt, sondern wohl auch eine Reihe Menschen verschnupft, die jetzt anscheinend das Gefühl haben, sich an mir noch abarbeiten zu müssen.

Es sei hier nicht ganz unerwähnt, dass man sich kennt, Dr. Ludger und Dr. Willi haben sich gern genug, dass Willi ihm sogar ein bisschen Platz auf seiner digitalen Pinnwand einräumt.
Vielleicht beachtet Ihr mal die Vorstellung oben, und wie der Umstand "akampion" im Kontext vernebelt wird.

Faustformel: "Wo der Weß ist, ist die Günther nicht weit."

Kopfintern nenne ich Ludger Weß und Susanne Günther das "DREAMTEAM ™".


Zu meiner Anfangszeit wurden die beiden ziemlich oft markiert, wenn die Landwirte in einer Diskussion mit mir nicht weiter kamen und ihnen die Argumente ausgingen. Ganz so, als wären sie das Backoffice, übernahmen sie dann denn Fall "DaVinci" - oder auch nicht.


Es mag daher natürlich Zufall sein (müsst Ihr entscheiden), aber kurz nach meinem "Auf rechts"-Kommentar kam dann auch der gnadenlose Rundumschlag. Sowohl gegen mich als auch gegen Jost Maurin von der TAZ. Eine richtig runde Sache.





Bis zu diesem Zeitpunkt war mir gar nicht klar, dass ich von irgendwem protegiert werde, aber danke, Susannchen, für den Hinweis. Man fühlt sich so gleich viel aufgehobener.

Susannchen kommt Euch vielleicht bekannt vor, das ist die, die eine Facebook-Gruppe leitet, die "Gentechnik? Ja, bitte!" heisst und die in diesem Artikel über die neue Lobbylüge, "Glyphosat-Tests sind Betrug" bereits ihren Auftritt hatte. Was - nebenbei bemerkt - nur ein kleiner Ausschnitt ihrer Aktivitäten ist, aber dazu bei einer anderen Gelegenheit mehr, denn auch sie ist wie Ludger Weß eine recht spannende Figur.

Nun wäre mein Bericht nicht fair, wenn ich nicht darauf hinweisen würde, dass Ludger Weß auf einen Artikel hingewiesen hat, den - ja, Zufall natürlich - Jost Maurin in der TAZ geschrieben hat, in dem er die AfD in Zusammenhang mit den protestierenden Landwirten gebracht hat. Und ich bin integer genug um zu sagen, dass das auf rechts schreiben für mich nirgends in Ordnung ist. 






Zum guten Schluss sei erwähnt, dass Ludger Weß seinen heutigen Start in den morgen hier relativiert:





Aber das war wohl auch wieder nur ein Teil der Wahrheit. Denn es ist nicht das erste Mal, dass er auf rechts schreiben als rhetorisches Mittel verwendet. Hier ein Beispiel:








Oder dieser hier...



Und damit ist alles ganz so, wie man es von Ludger Weß gewohnt ist, wenn man ihn kennt.



Bis später.



 

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