BAYER will es erneut wissen:
GLYPHOSAT ERNEUT VOR NEUEM WIEDERZULASSUNGSANTRAG
IN DER EU
Hier ist, was wir bisher darüber wissen
Unter der Leitung der Bayer AG streben eine Reihe von Glyphosat-Herstellern ab Dezember 2019 die Wiederzulassung des Wirkstoffes Glyphosat in der EU an.
Folgende Firmen bilden das Konsortium, das sich für die Wiederzulassung stark macht:
- Adama Agan Ltd
- Agria S.A.
* Albaugh Europe SARL
* Arysta Lifescience
SAS
- Barclay Chemicals Manufacturing Ltd.
* BAYER AG
- Brokden S.L.U.
- Ciech Sarzyna S.A.
- Helm AG
* Nufarm GMBH & Co.KG
- Sinon Corporation
* Syngenta Crop Protection AG
*) Lead Registrant
*) Board Members
DIE GLYPHOSATE TASKFORCE 2
Die Leitung der sogenannten Glyphosate Task Force (GTF2) hat die Bayer AG inne.
Der Konzern stellen den Vorsitzenden des Boards, den Vorsitzenden der Regulatory Working Group und den Koordinator der Technical Working Groups.
Erstere beiden haben den Sitz in Brüssel, der letztere in St. Louis, USA.
BAYER hat auch die Funktion als Lead Registrant, diese hat sie von der jüngst zugekauften Tochterfirma Monsanto übernommen
Board Members stellen die Daten, vertreten die Gruppe nach aussen und haben Stimmrecht bei Entscheidungen.
BERATUNG
Beraten werden die "Technical Working Groups" von der Knoell Germany GmbH, die schon letztes Mal eine Rolle bei der Wiederzulassung gespielt haben.
PR UND KOMMUNIKATION
Für die PR-Kampagne rund um das Vorhaben zeichnet sich die PR-Agentur Hume Brophy verantwortlich. Das muss nicht auf diese eine reduziert sein, auch beim letzten Mal wurden nach meinen Informationen mehrere Agenturen mit Aufgaben betreut.
ABLAUF
Die Bewerbung für die Wiederzulassung soll noch im Dezember 2019 stattfinden, und sich von Mitte 2020 mit der Einsendung der Dossier-Unterlagen etwa Juni 2020 durch den Risikobewertungsprozess bis zur Wiederzulassung Dezember 2022 erstrecken.
Über eine angestrebte Dauer (letztes Mal: 5 Jahre) ist noch nichts bekannt.
DIE SEITE DER REGULIERER
Auf der Gegenseite stehen die sogenannte AGG (Assessment Group on Glyphosate / berichtende Mitgliedsstaaten) und die EFSA.
Die AGG ersetzt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung. Statt einem einzelnen Mitgliedstaat ist es diesmal eine Gruppe aus gleich 4 Mitgliedsstaaten, namentlich Frankreich, Schweden, Ungarn und die Niederlande, die die Experten stellen.
TRANSPARENZ
Dieses Mal legt man - zumindest nach aussen hin - Wert auf Transparenz.
Das geschieht allerdings nicht ganz freiwillig, denn die EFSA ist dieses Mal verpflichtet, unter anderem auf einer Webseite frei öffentlich zugänglich zu machen:
- Den vollen Registrierungsantrag
- wissenschaftliche Daten, Studien, Information über den Antrag, auch Zusätze
- eine Zusammenfassung der Hersteller-Anwendungsempfehlungen
Dies unverzüglich ab dem Zeitpunkt, ab dem der Wiederzulassungantrag angenommen wurde.
Das ist nach meinem Wissen dem Erfolg der Europäischen Bürgerinitiative "STOPP GLYPHOSAT" zu verdanken. Wie wirkungsvoll diese Änderung dann in der Praxis ist, bleibt abzuwarten. In jedem Fall ist der Aufwand ähnlicher Verschleierungsmassnahmen wie beim letzten Mal wesentlich höher geworden.
ÖFFENTLICHE BEFRAGUNG
Ausserdem wird es auf der Seite eine öffentliche Befragung geben, die für einen begrenzten Zeitraum Kommentare von Wissenschaftlern, Experten und dem Publikum annehmen wird.
Die Hersteller stellen sich hier einen Zeitraum von 30 Tagen vor.
FREIWILLIGE HERSTELLERTRANSPARENZ
Auf der Hersteller-Webseite sollen ausserdem alle schriftliche Kommunikation wie Briefe, Emails, Besprechungsprotokolle zwischen der GTF2 und der AGG und EFSA publiziert werden.
AUSBLICK
Einer wachsenden Anzahl an Verbrauchern, Ärzten, zweifelnden Landwirten, Gemeinden und EU-Mitgliedsstaaten, die den Stoff lieber heute als morgen verbannt wissen wollen steht eine mächtige Agrar-Industrie-Lobby gegenüber, mit hervorragend ausgestatter "Kriegskasse" und personell teilweise die selben, die schon für Monsanto und Co die letzte Wiederzulassung durchgebracht haben.
Es steht zu erwarten, dass spätestens ab Dezember die gleichen PR-Massnahmen und die selben "Helferlein" in den sozialen Medien ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
Es gibt allerdings dieses Mal ein paar Unterschiede zum letzten Mal:
Eine sehr hohe Anzahl an unabhängigen Studien, die das Schadenpotential von Glyphosat belegen und über die Krebsprozesse in den USA jede Menge Dokumente, die eingereichte Studien bei der letzten Wiederzulassung in keinem guten Licht erscheinen lassen.
Und eine noch grössere Anzahl an Menschen, die sich vehement gegen eine Wiederzulassung einsetzen werden.
Letzteren zähle ich mich zugehörig.
Es wird spannend werden.
Bis später.
Samstag, 2. November 2019
Freitag, 18. Oktober 2019
"Auf Rechts" schreiben als Lobby-Werkzeug
Mit Linkks
"Auf Rechts" schreiben
Wie man Menschen von Inhalten abhält, die manchmal ganz spannend sind
Ich weiss nicht, wie das bei Euch war, aber zu meiner Zeit war das Dritte Reich in jedem Schuljahr Teil des Geschichtsunterrichts. Reichtagsbrand, Ermächtigungsgesetz, Zweiter Weltkrieg. Die Nazis, Hitlerjugend, und ab hier könnt Ihr alles einsetzen, was Euch selbst spontan an Assoziationen hochkommen. Ausser den notorischen Schulschwänzern dürfte eigentlich fast keiner die Schule verlassen haben, ohne das solide Wissen, dass diese Zeit etwas war, was man so nie wieder möchte.
Und das ist gut so. Bis auf...
... den Umstand, dass das uns in gewisser Weise sehr leicht manipulierbar macht.
Meiner Beobachtung nach wird das zum Beispiel in der Presse gerne missbraucht.
Wenn jemand unbequem wird, dann schreibt man in auf rechts. So absurd das auch sein mag. Da kann ein Sänger eine recht dunkle Hautfarbe haben, wenn er etwas tut, wie gesellschaftskritische Liedertexte schreiben, die bestimmen Menschen nicht gefallen, dann gibt es schon mal einen Artikel über Xavier Naidoo, der ihn in die Nähe der Rechten rückt. Und andere Medien ziehen nach.
Und selbst, wenn das dann gerichtlich geklärt ist, tritt man nach.
Und dann passiert es: wir fallen vollautomatisch in eine fast schon intuitive Abwehrhaltung: "Oh, rechts, damit möchte ich nichts zu tun haben!"
Und schon ist man abgekoppelt von der Person. Oder den Aussagen. Oft wenn nicht fast immer sogar, ohne auch nur ein einziges Wort der Person überhaupt angehört zu haben oder sich mit der Aussage an sich zu beschäftigen.
Ein weiteres sehr gutes Beispiel für diese Praxis war damals TTIP, als so viele Menschen dagegen auf die Strasse gingen.
Der Spiegel schrieb seinerzeit:
„Doch bei den TTIP-Protesten sind die Rechten nicht Mitläufer, sondern heimliche Anführer…Die Kampagne gegen den Freihandel ist wie auf dem braunen Mist gewachsen…Wer nichts Schlimmes daran findet, sich gedanklich bei Pegida-Bachmann, Marine Le Pen und Donald Trump unterzuhaken, darf bei der Demo heute gerne hinter dem Plakat mit dem Chlorhühnchen herrennen. Alle anderen jedoch sollten sich fragen, wie sie aus einer solchen Gesellschaft schnell wieder herauskommen.“
So perfide wird nicht nur versucht, eine Viertelmillion Menschen zu diskreditieren sondern man versucht gleichzeitig dafür zu sorgen, dass es nicht mehr werden, die protestieren.
Wer das nochmal nachlesen möchte, hier entlang.
Ich kenne Menschen, die das durchschaut haben. Und sich nicht mehr so einfach damit manipulieren lassen. Deren Beobachtung deckt sich mit meiner: Wenn man sich dann eine Sache über diesen ersten Widerstand hinweg anschaut, kann man ja immer noch frei entscheiden, welche Meinung man zu etwas hat.
Natürlich gibt es auch hier die Möglichkeit, dass man zu dem Schluss kommt "Das ist wirklich ein Trottel..." und sich abwendet, aber dann ist es wenigstens die eigene Meinung und nicht eine von Dritten aufgestülpte.
Und immer öfter findet man heraus, dass das, was die Person zu erzählen hat sogar ziemlich interessant ist. Probiert das ruhig mal für Euch selbst aus.
Dieses "auf rechts schreiben" haben zwischenzeitlich auch die PR-Berater und Lobbyisten für sich entdeckt.
Ein sehr gutes aktuelles Beispiel fand ich heute morgen auf Twitter.
Hier wurden pauschal die Biobauern, der böse Jost und die Taz "voll auf AfD"-Linie geschrieben.
Ludger Weß ist nach meiner Auffassung eine ziemlich zentrale Figur bei den Bemühungen der Industrie, die öffentliche Meinung in seinem Bereich zu beeinflussen.
Das dürfte an seinem Job liegen, er ist Lobbyist für Pharma, Gentechnik und damit auch in der logischen Folge für Glyphosat. Auch wenn er das zwischenzeitlich an einigen Stellen behoben hat, so trat er früher gerne hauptsächlich als Wissenschaftsjournalist auf, ich weiss von Landwirten, die einen Vortrag von ihm angehört haben, dass man sich da gar nicht erst die Mühe gemacht hat, ihn anders vorzustellen.
Lobbypedia hat einen recht umfassenden Artikel zu ihm geschrieben, der seine tatsächliche Arbeit relativ umfangreich charakterisiert.
Die Heilpraktiker, die derzeit gegen eine recht mächtige PR-Kampagne anzukämpfen haben, sollten sein Wirken ruhig auch mal ein wenig abklopfen, denn die Globu(li)kalypse passt ins Portfolio. Tipp: Einfach mal seine Twitter-Timeline durchstöbern...
Ich mag beides überhaupt nicht. Auf rechts schreiben nicht. Und Ludger Weß nicht.
Deshalb habe ich dann auch geantwortet.
Wie man einigermassen deutlich sieht, ging es mir dabei jedoch auch zur Gesamtsituation zum Thema Glyphosat.
Nun ist Ludger Weß aber ein Meister darin, die Sachverhalte zu verdrehen, durch geschicktes Weglassen von Teilen der Wahrheit ein ihm zuträgliches Bild zu zeichnen.
Sehr gut sieht man es, was er aus meinem Kommentar gemacht bzw wo er ihn abgeschnitten hat um ihn auf seiner Twittertimeline wiederzuverwerten:
Ihr seht, was ich meine?
Nun ist es so, dass meine Recherchen zu "Bauer-Willi", die auch in der TAZ in einem Artikel verwendet worden sind, nicht ganz folgenlos blieben. Willi hatte einen Herzinfarkt (gute Besserung an der Stelle), und deshalb angekündigt, sich ein wenig aus der Öffentlichkeitsarbeit zurückzuziehen.
Aber vor allem hat das nicht nur unter seiner Anhängerschaft einen erheblichen Tumult verursacht und auf meiner Facebook-Timeline für den einen oder anderen Kommentar gesorgt, sondern wohl auch eine Reihe Menschen verschnupft, die jetzt anscheinend das Gefühl haben, sich an mir noch abarbeiten zu müssen.
Es sei hier nicht ganz unerwähnt, dass man sich kennt, Dr. Ludger und Dr. Willi haben sich gern genug, dass Willi ihm sogar ein bisschen Platz auf seiner digitalen Pinnwand einräumt.
Vielleicht beachtet Ihr mal die Vorstellung oben, und wie der Umstand "akampion" im Kontext vernebelt wird.
Faustformel: "Wo der Weß ist, ist die Günther nicht weit."
Kopfintern nenne ich Ludger Weß und Susanne Günther das "DREAMTEAM ™".
Zu meiner Anfangszeit wurden die beiden ziemlich oft markiert, wenn die Landwirte in einer Diskussion mit mir nicht weiter kamen und ihnen die Argumente ausgingen. Ganz so, als wären sie das Backoffice, übernahmen sie dann denn Fall "DaVinci" - oder auch nicht.
Es mag daher natürlich Zufall sein (müsst Ihr entscheiden), aber kurz nach meinem "Auf rechts"-Kommentar kam dann auch der gnadenlose Rundumschlag. Sowohl gegen mich als auch gegen Jost Maurin von der TAZ. Eine richtig runde Sache.
Bis zu diesem Zeitpunkt war mir gar nicht klar, dass ich von irgendwem protegiert werde, aber danke, Susannchen, für den Hinweis. Man fühlt sich so gleich viel aufgehobener.
Susannchen kommt Euch vielleicht bekannt vor, das ist die, die eine Facebook-Gruppe leitet, die "Gentechnik? Ja, bitte!" heisst und die in diesem Artikel über die neue Lobbylüge, "Glyphosat-Tests sind Betrug" bereits ihren Auftritt hatte. Was - nebenbei bemerkt - nur ein kleiner Ausschnitt ihrer Aktivitäten ist, aber dazu bei einer anderen Gelegenheit mehr, denn auch sie ist wie Ludger Weß eine recht spannende Figur.
Nun wäre mein Bericht nicht fair, wenn ich nicht darauf hinweisen würde, dass Ludger Weß auf einen Artikel hingewiesen hat, den - ja, Zufall natürlich - Jost Maurin in der TAZ geschrieben hat, in dem er die AfD in Zusammenhang mit den protestierenden Landwirten gebracht hat. Und ich bin integer genug um zu sagen, dass das auf rechts schreiben für mich nirgends in Ordnung ist.
Zum guten Schluss sei erwähnt, dass Ludger Weß seinen heutigen Start in den morgen hier relativiert:
Aber das war wohl auch wieder nur ein Teil der Wahrheit. Denn es ist nicht das erste Mal, dass er auf rechts schreiben als rhetorisches Mittel verwendet. Hier ein Beispiel:
Oder dieser hier...
Und damit ist alles ganz so, wie man es von Ludger Weß gewohnt ist, wenn man ihn kennt.
Bis später.
"Auf Rechts" schreiben
Wie man Menschen von Inhalten abhält, die manchmal ganz spannend sind
Ich weiss nicht, wie das bei Euch war, aber zu meiner Zeit war das Dritte Reich in jedem Schuljahr Teil des Geschichtsunterrichts. Reichtagsbrand, Ermächtigungsgesetz, Zweiter Weltkrieg. Die Nazis, Hitlerjugend, und ab hier könnt Ihr alles einsetzen, was Euch selbst spontan an Assoziationen hochkommen. Ausser den notorischen Schulschwänzern dürfte eigentlich fast keiner die Schule verlassen haben, ohne das solide Wissen, dass diese Zeit etwas war, was man so nie wieder möchte.
Und das ist gut so. Bis auf...
... den Umstand, dass das uns in gewisser Weise sehr leicht manipulierbar macht.
Meiner Beobachtung nach wird das zum Beispiel in der Presse gerne missbraucht.
Wenn jemand unbequem wird, dann schreibt man in auf rechts. So absurd das auch sein mag. Da kann ein Sänger eine recht dunkle Hautfarbe haben, wenn er etwas tut, wie gesellschaftskritische Liedertexte schreiben, die bestimmen Menschen nicht gefallen, dann gibt es schon mal einen Artikel über Xavier Naidoo, der ihn in die Nähe der Rechten rückt. Und andere Medien ziehen nach.
Und selbst, wenn das dann gerichtlich geklärt ist, tritt man nach.
Und dann passiert es: wir fallen vollautomatisch in eine fast schon intuitive Abwehrhaltung: "Oh, rechts, damit möchte ich nichts zu tun haben!"
Und schon ist man abgekoppelt von der Person. Oder den Aussagen. Oft wenn nicht fast immer sogar, ohne auch nur ein einziges Wort der Person überhaupt angehört zu haben oder sich mit der Aussage an sich zu beschäftigen.
Ein weiteres sehr gutes Beispiel für diese Praxis war damals TTIP, als so viele Menschen dagegen auf die Strasse gingen.
Der Spiegel schrieb seinerzeit:
„Doch bei den TTIP-Protesten sind die Rechten nicht Mitläufer, sondern heimliche Anführer…Die Kampagne gegen den Freihandel ist wie auf dem braunen Mist gewachsen…Wer nichts Schlimmes daran findet, sich gedanklich bei Pegida-Bachmann, Marine Le Pen und Donald Trump unterzuhaken, darf bei der Demo heute gerne hinter dem Plakat mit dem Chlorhühnchen herrennen. Alle anderen jedoch sollten sich fragen, wie sie aus einer solchen Gesellschaft schnell wieder herauskommen.“
So perfide wird nicht nur versucht, eine Viertelmillion Menschen zu diskreditieren sondern man versucht gleichzeitig dafür zu sorgen, dass es nicht mehr werden, die protestieren.
Wer das nochmal nachlesen möchte, hier entlang.
Ich kenne Menschen, die das durchschaut haben. Und sich nicht mehr so einfach damit manipulieren lassen. Deren Beobachtung deckt sich mit meiner: Wenn man sich dann eine Sache über diesen ersten Widerstand hinweg anschaut, kann man ja immer noch frei entscheiden, welche Meinung man zu etwas hat.
Natürlich gibt es auch hier die Möglichkeit, dass man zu dem Schluss kommt "Das ist wirklich ein Trottel..." und sich abwendet, aber dann ist es wenigstens die eigene Meinung und nicht eine von Dritten aufgestülpte.
Und immer öfter findet man heraus, dass das, was die Person zu erzählen hat sogar ziemlich interessant ist. Probiert das ruhig mal für Euch selbst aus.
Dieses "auf rechts schreiben" haben zwischenzeitlich auch die PR-Berater und Lobbyisten für sich entdeckt.
Ein sehr gutes aktuelles Beispiel fand ich heute morgen auf Twitter.
Hier wurden pauschal die Biobauern, der böse Jost und die Taz "voll auf AfD"-Linie geschrieben.
Ludger Weß ist nach meiner Auffassung eine ziemlich zentrale Figur bei den Bemühungen der Industrie, die öffentliche Meinung in seinem Bereich zu beeinflussen.
Das dürfte an seinem Job liegen, er ist Lobbyist für Pharma, Gentechnik und damit auch in der logischen Folge für Glyphosat. Auch wenn er das zwischenzeitlich an einigen Stellen behoben hat, so trat er früher gerne hauptsächlich als Wissenschaftsjournalist auf, ich weiss von Landwirten, die einen Vortrag von ihm angehört haben, dass man sich da gar nicht erst die Mühe gemacht hat, ihn anders vorzustellen.
Lobbypedia hat einen recht umfassenden Artikel zu ihm geschrieben, der seine tatsächliche Arbeit relativ umfangreich charakterisiert.
Die Heilpraktiker, die derzeit gegen eine recht mächtige PR-Kampagne anzukämpfen haben, sollten sein Wirken ruhig auch mal ein wenig abklopfen, denn die Globu(li)kalypse passt ins Portfolio. Tipp: Einfach mal seine Twitter-Timeline durchstöbern...
Ich mag beides überhaupt nicht. Auf rechts schreiben nicht. Und Ludger Weß nicht.
Deshalb habe ich dann auch geantwortet.
Wie man einigermassen deutlich sieht, ging es mir dabei jedoch auch zur Gesamtsituation zum Thema Glyphosat.
Nun ist Ludger Weß aber ein Meister darin, die Sachverhalte zu verdrehen, durch geschicktes Weglassen von Teilen der Wahrheit ein ihm zuträgliches Bild zu zeichnen.
Sehr gut sieht man es, was er aus meinem Kommentar gemacht bzw wo er ihn abgeschnitten hat um ihn auf seiner Twittertimeline wiederzuverwerten:
Ihr seht, was ich meine?
Nun ist es so, dass meine Recherchen zu "Bauer-Willi", die auch in der TAZ in einem Artikel verwendet worden sind, nicht ganz folgenlos blieben. Willi hatte einen Herzinfarkt (gute Besserung an der Stelle), und deshalb angekündigt, sich ein wenig aus der Öffentlichkeitsarbeit zurückzuziehen.
Aber vor allem hat das nicht nur unter seiner Anhängerschaft einen erheblichen Tumult verursacht und auf meiner Facebook-Timeline für den einen oder anderen Kommentar gesorgt, sondern wohl auch eine Reihe Menschen verschnupft, die jetzt anscheinend das Gefühl haben, sich an mir noch abarbeiten zu müssen.
Es sei hier nicht ganz unerwähnt, dass man sich kennt, Dr. Ludger und Dr. Willi haben sich gern genug, dass Willi ihm sogar ein bisschen Platz auf seiner digitalen Pinnwand einräumt.
Vielleicht beachtet Ihr mal die Vorstellung oben, und wie der Umstand "akampion" im Kontext vernebelt wird.
Faustformel: "Wo der Weß ist, ist die Günther nicht weit."
Kopfintern nenne ich Ludger Weß und Susanne Günther das "DREAMTEAM ™".
Zu meiner Anfangszeit wurden die beiden ziemlich oft markiert, wenn die Landwirte in einer Diskussion mit mir nicht weiter kamen und ihnen die Argumente ausgingen. Ganz so, als wären sie das Backoffice, übernahmen sie dann denn Fall "DaVinci" - oder auch nicht.
Es mag daher natürlich Zufall sein (müsst Ihr entscheiden), aber kurz nach meinem "Auf rechts"-Kommentar kam dann auch der gnadenlose Rundumschlag. Sowohl gegen mich als auch gegen Jost Maurin von der TAZ. Eine richtig runde Sache.
Bis zu diesem Zeitpunkt war mir gar nicht klar, dass ich von irgendwem protegiert werde, aber danke, Susannchen, für den Hinweis. Man fühlt sich so gleich viel aufgehobener.
Susannchen kommt Euch vielleicht bekannt vor, das ist die, die eine Facebook-Gruppe leitet, die "Gentechnik? Ja, bitte!" heisst und die in diesem Artikel über die neue Lobbylüge, "Glyphosat-Tests sind Betrug" bereits ihren Auftritt hatte. Was - nebenbei bemerkt - nur ein kleiner Ausschnitt ihrer Aktivitäten ist, aber dazu bei einer anderen Gelegenheit mehr, denn auch sie ist wie Ludger Weß eine recht spannende Figur.
Nun wäre mein Bericht nicht fair, wenn ich nicht darauf hinweisen würde, dass Ludger Weß auf einen Artikel hingewiesen hat, den - ja, Zufall natürlich - Jost Maurin in der TAZ geschrieben hat, in dem er die AfD in Zusammenhang mit den protestierenden Landwirten gebracht hat. Und ich bin integer genug um zu sagen, dass das auf rechts schreiben für mich nirgends in Ordnung ist.
Zum guten Schluss sei erwähnt, dass Ludger Weß seinen heutigen Start in den morgen hier relativiert:
Aber das war wohl auch wieder nur ein Teil der Wahrheit. Denn es ist nicht das erste Mal, dass er auf rechts schreiben als rhetorisches Mittel verwendet. Hier ein Beispiel:
Oder dieser hier...
Und damit ist alles ganz so, wie man es von Ludger Weß gewohnt ist, wenn man ihn kennt.
Bis später.
Sonntag, 6. Oktober 2019
Wer ist das eigentlich, dieser Bauer Willi?!
Wer ist das eigentlich, dieser Bauer Willi?!
- TEIL 2 -
Wo waren wir stehen geblieben? Achja. Beeindruckt.Denn im Gegensatz zu den sonstigen Gepflogenheiten einiger eher militanter Glyphosat-Verfechter aus den Reihen der Landwirte scheint Bauer Willi ganz vernünftig.
Als ich gestern im Rahmen der Recherche eine kleine Umfrage auf meiner Facebook-Pinnwand startete mit dem Ziel, ein bisschen abzuklopfen wie bekannt "Bauer Willi" eigentlich in meiner Community ist und wie er wahrgenommen wird, und nach all den Jahren nach dem im ersten Teil angesprochenen Brandbrief geschah es dann.
Bauer Willi, oder Dr. Willi Kremer-Schillings, zeigte sich persönlich in meinem Beitrag.
Das war er also - der erste Kontakt...
Er schrieb
Vielleicht kommen wir ja doch noch zusammen?
Möglich.
Aber bevor das geschieht, möchte ich mal ein paar wesentliche Dinge ausgeräumt sehen.
Denn eines hat mich nie losgelassen, wenn wir uns irgendwo im Web, vornehmlich auf Twitter über den Weg gelaufen sind. Und das ist bei einem Mann, der auf seinem Blog
auf den Suchbegriff 482 Einträge zu Glyphosat hat logischerweise doch recht häufig...
Was mich nie losgelassen hat war das Gefühl, dass er nicht ganz ehrlich ist.
Dieser nette Bauer Willi, wie gestern einer schrieb, mit Ähnlichkeit zu Peter Lustig, der die Leute an einen Tisch und in den Dialog bringen will.
Denn in seinem Sog bewegten sich oft so ziemlich alle Agrar-Blogger, Glyphosat-Verharmloser, Gentechnik-Jasager, Lobbyisten und selbst die Bayer-PR.
Und auch seine Positionen waren irgendwie mit einem deutlichen Spin in Richtung konventioneller Landwirtschaft, Bauernverband und der Agrarchemie.
Vielleicht entwickelt man ein Gespür mit der Zeit, wenn man all diese anderen Leute ständig liest: Da ist irgendwas...
Also habe ich mir das mal näher angesehen.
Und ich will gleich zu Beginn dieser Reise auf die ich Euch mitnehme klar sein:
Auch wenn ich deutlich weniger beeindruckt bin als 2015, und ich eine ganze Menge an Dingen gefunden habe, die mir überhaupt nicht passen, geht es nicht darum, jemanden zu demontieren. Im Gegenteil.
Ich finde die vernünftigen Ansätze, die in vielen seiner wie er gestern selbst erwähnt "1.800 Blog-Artikel", den dazugehörigen 60.000 Kommentaren, den über 1.400 Tweets, den Auftritten für den Bauernverband, Gastbeiträgen sind nach wie vor richtig und wichtig.
Abzüglich einiger Aktionen, die ich weniger glücklich finde.
ABER.
Wenn jemand einen Blogartikel schreibt, der da heisst "Nitrat: wer einmal lügt…", der muss sich doch irgendwie an seinen eigenen Massstäben messen lassen.
Und manchmal ist auch Weglassen eine Lüge.
Auf seinem Blog - und diesen Link hat er ja gestern auch geschickt - lässt er über sich lieber "andere zu Wort kommen".
Demut, die gefällt, und Effizienz, denn Copy und Paste ist wesentlich einfacher als selbst etwas zu formulieren, das wussten schon das Bundesinstitut für Risikobewertung und die EFSA als sie den Risk-Assessment-Report zu Glyphosat verfassten.
Auf der anderen Seite kann man so eben auch Dinge weglassen, die man selbst irgendwie doch hätte unterbringen müssen. Und das gilt sowohl für den Blog, als auch alle anderen Vorstellungen inklusive der seines Buches.
Ja. Er ist Landwirt. Mal im Nebenerwerb, gestern war das Vollzeit, wobei ich immer noch tief beeindruckt bin, wie man 40 ha in Vollzeit bewirtschaftet und nebenher dieses unfassbare Pensum an Öffentlichkeitsarbeit auch noch schafft.
Und er ist ein Idol für die Landwirtskollegen...
Aber verdammt nochmal, Dr. Willi...
Wieso kann sowas nicht einmal ehrlich ablaufen?!
Wieso kannst Du nicht offen sein und sagen, dass Du für die Schering AG Produktmanager für Betanal warst? Das jetzt heute Bayer gehört und nebenbei mit "kann vermutlich Krebs erzeugen", "erzeugt schwere Augenschäden" und "sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung ist", siehe Sicherheitsdatenblatt.
Das ist doch eine für alle sehr relevante Information, wenn Du über Herbizide referierst.
Noch mehr, wenn "Dein" Produkt von damals im Prinzip die gleichen Eigenschaften hat wie Glyphosat heute nachgesagt wird. Die Leute sollten das wissen!
Geschenkt, dass Du für RP-Online Gastbeiträge wie diesen hier schreibst.
Geschenkt, dass Du auch auf Novo-Argumente einen Gastbeitrag geschrieben hast, die vom Industrieverband Agrar finanzielle Zuwendung erhielten, der diese Mitglieder umfasst.
Geschenkt, dass Du in einer Jury für den Glyphosat-Task-Force-Konzern ADAMA gesessen hast, zusammen mit der PR-Frau vom Forum Moderne Landwirtschaft.
Geschenkt, dass Deine "Top-Fans" auf Deiner Facebookseite in jedes Diskussionsforum einträufeln und mit falschen Fakten ahnungslose Verbraucher auf den Holzweg führen (denn dafür kannst Du nichts, aber Du solltest das auch nicht dulden!)
Geschenkt, dass Du für Gentechnik eintrittst mit dem Argument "man müsse die Menschheit ernähren" das leider allzu bekannt vorkommt.
Geschenkt, dass Du in leitender Position etliche Jahre für einen Zuckerhersteller gearbeitet hast, der 2014 wegen wettbewerbswidriger Absprachen gemeinschaftlich 280 Mio Euro Bussgeld zu zahlen hatte, und das erst jüngst erstmals Erwähnung fand.
Geschenkt, dass Du gestern von einer Einmann-Veranstaltung gesprochen hast, an anderen Stellen jedoch anderes steht (was sich ja geändert haben kann).
Geschenkt, dass sich Deine Twitter-Likes lesen wir das Who-is-Who der Agrarlobbyisten...
Das alles, lieber Bauer Dr. Willi, sieht nicht gut aus, und ich hätte davon irgendwie lieber von Dir gelesen, als da alleine drüber zu stolpern...
Aber über eines komme ich absolut gar nicht hinweg...
Ich habe gestern unter der Betriebsnummer GnR205 den aktuellen Handelsregister-Auszug der Buir-Bliesheimer Agrargenossenschaft eG gezogen. Den AKTUELLEN.
Willi, da stehst Du drin, als stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer. Immer noch. Genauso wie auf Eurer Webseite.
Und auf einigen anderen Firmenportalen auch.
Name stimmt. Ort stimmt. Geburtsdatum stimmt, steht ja auf Deiner FB-Seite.
Kein Vertun...
Du leitest seit 2007 ein 100 Mio-Euro-Unternehmen zeitweise als Vorstand, dass - und hier zitiere ich Eure eigene Webseite
"Mit über 1.100 to. Lagerkapazität für Pflanzenschutzmittel in zugelassenen und hochmodernen Gefahrstofflägern gehört die Buir-Bliesheimer zu den großen Spielern in diesem Segment."
Das von Düngemitteln lebt.
Das im letzten gemeldeten Geschäftsjahr fast 100 Millionen Euro Umsatz, 2013 sogar über 141 Mio Euro Umsatz gemacht hat.
Das ironischerweise Holzpellets vertreibt...
Und weder in Deiner Buchbiografie, noch in irgendeiner Vorstellung als Sprecher für die zahllosen Auftritte für die Bauernverband und ähnliche Auftritte, noch in irgendeinem der vielen Zeitungsartikel und Interviews die ich von Dir fand steht davon auch nur ein Sterbenswörtchen?!
Tut mir leid, Willi. Das ist ein Problem...
Ich weiss nicht, wie man Interessenkonflikt anders beschreiben kann als Deine letzten 5 Jahre als "Bauer" Willi. Bei der Historie und keiner Erwähnung...
Verdammt, Willi!
Bring das in Ordnung!
Und bitte nicht so:
Denn das hier ist alles grundsolide recherchiert und für jedermann nachvollziehbar verlinkt.
WTF, Willi... WTF...
Bis später
- TEIL 2 -
Wo waren wir stehen geblieben? Achja. Beeindruckt.Denn im Gegensatz zu den sonstigen Gepflogenheiten einiger eher militanter Glyphosat-Verfechter aus den Reihen der Landwirte scheint Bauer Willi ganz vernünftig.
Bauer Willi, oder Dr. Willi Kremer-Schillings, zeigte sich persönlich in meinem Beitrag.
Das war er also - der erste Kontakt...
Er schrieb
Möglich.
Aber bevor das geschieht, möchte ich mal ein paar wesentliche Dinge ausgeräumt sehen.
Denn eines hat mich nie losgelassen, wenn wir uns irgendwo im Web, vornehmlich auf Twitter über den Weg gelaufen sind. Und das ist bei einem Mann, der auf seinem Blog
auf den Suchbegriff 482 Einträge zu Glyphosat hat logischerweise doch recht häufig...
Was mich nie losgelassen hat war das Gefühl, dass er nicht ganz ehrlich ist.
Dieser nette Bauer Willi, wie gestern einer schrieb, mit Ähnlichkeit zu Peter Lustig, der die Leute an einen Tisch und in den Dialog bringen will.
Denn in seinem Sog bewegten sich oft so ziemlich alle Agrar-Blogger, Glyphosat-Verharmloser, Gentechnik-Jasager, Lobbyisten und selbst die Bayer-PR.
Und auch seine Positionen waren irgendwie mit einem deutlichen Spin in Richtung konventioneller Landwirtschaft, Bauernverband und der Agrarchemie.
Vielleicht entwickelt man ein Gespür mit der Zeit, wenn man all diese anderen Leute ständig liest: Da ist irgendwas...
Also habe ich mir das mal näher angesehen.
Und ich will gleich zu Beginn dieser Reise auf die ich Euch mitnehme klar sein:
Auch wenn ich deutlich weniger beeindruckt bin als 2015, und ich eine ganze Menge an Dingen gefunden habe, die mir überhaupt nicht passen, geht es nicht darum, jemanden zu demontieren. Im Gegenteil.
Ich finde die vernünftigen Ansätze, die in vielen seiner wie er gestern selbst erwähnt "1.800 Blog-Artikel", den dazugehörigen 60.000 Kommentaren, den über 1.400 Tweets, den Auftritten für den Bauernverband, Gastbeiträgen sind nach wie vor richtig und wichtig.
Abzüglich einiger Aktionen, die ich weniger glücklich finde.
ABER.
Wenn jemand einen Blogartikel schreibt, der da heisst "Nitrat: wer einmal lügt…", der muss sich doch irgendwie an seinen eigenen Massstäben messen lassen.
Und manchmal ist auch Weglassen eine Lüge.
Auf seinem Blog - und diesen Link hat er ja gestern auch geschickt - lässt er über sich lieber "andere zu Wort kommen".
Demut, die gefällt, und Effizienz, denn Copy und Paste ist wesentlich einfacher als selbst etwas zu formulieren, das wussten schon das Bundesinstitut für Risikobewertung und die EFSA als sie den Risk-Assessment-Report zu Glyphosat verfassten.
Auf der anderen Seite kann man so eben auch Dinge weglassen, die man selbst irgendwie doch hätte unterbringen müssen. Und das gilt sowohl für den Blog, als auch alle anderen Vorstellungen inklusive der seines Buches.
Ja. Er ist Landwirt. Mal im Nebenerwerb, gestern war das Vollzeit, wobei ich immer noch tief beeindruckt bin, wie man 40 ha in Vollzeit bewirtschaftet und nebenher dieses unfassbare Pensum an Öffentlichkeitsarbeit auch noch schafft.
Und er ist ein Idol für die Landwirtskollegen...
Aber verdammt nochmal, Dr. Willi...
Wieso kann sowas nicht einmal ehrlich ablaufen?!
Wieso kannst Du nicht offen sein und sagen, dass Du für die Schering AG Produktmanager für Betanal warst? Das jetzt heute Bayer gehört und nebenbei mit "kann vermutlich Krebs erzeugen", "erzeugt schwere Augenschäden" und "sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung ist", siehe Sicherheitsdatenblatt.
Das ist doch eine für alle sehr relevante Information, wenn Du über Herbizide referierst.
Noch mehr, wenn "Dein" Produkt von damals im Prinzip die gleichen Eigenschaften hat wie Glyphosat heute nachgesagt wird. Die Leute sollten das wissen!
Geschenkt, dass Du für RP-Online Gastbeiträge wie diesen hier schreibst.
Geschenkt, dass Du auch auf Novo-Argumente einen Gastbeitrag geschrieben hast, die vom Industrieverband Agrar finanzielle Zuwendung erhielten, der diese Mitglieder umfasst.
Geschenkt, dass Du in einer Jury für den Glyphosat-Task-Force-Konzern ADAMA gesessen hast, zusammen mit der PR-Frau vom Forum Moderne Landwirtschaft.
Geschenkt, dass Deine "Top-Fans" auf Deiner Facebookseite in jedes Diskussionsforum einträufeln und mit falschen Fakten ahnungslose Verbraucher auf den Holzweg führen (denn dafür kannst Du nichts, aber Du solltest das auch nicht dulden!)
Geschenkt, dass Du für Gentechnik eintrittst mit dem Argument "man müsse die Menschheit ernähren" das leider allzu bekannt vorkommt.
Geschenkt, dass Du in leitender Position etliche Jahre für einen Zuckerhersteller gearbeitet hast, der 2014 wegen wettbewerbswidriger Absprachen gemeinschaftlich 280 Mio Euro Bussgeld zu zahlen hatte, und das erst jüngst erstmals Erwähnung fand.
Geschenkt, dass Du gestern von einer Einmann-Veranstaltung gesprochen hast, an anderen Stellen jedoch anderes steht (was sich ja geändert haben kann).
Geschenkt, dass sich Deine Twitter-Likes lesen wir das Who-is-Who der Agrarlobbyisten...
Das alles, lieber Bauer Dr. Willi, sieht nicht gut aus, und ich hätte davon irgendwie lieber von Dir gelesen, als da alleine drüber zu stolpern...
Aber über eines komme ich absolut gar nicht hinweg...
Ich habe gestern unter der Betriebsnummer GnR205 den aktuellen Handelsregister-Auszug der Buir-Bliesheimer Agrargenossenschaft eG gezogen. Den AKTUELLEN.
Willi, da stehst Du drin, als stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer. Immer noch. Genauso wie auf Eurer Webseite.
Und auf einigen anderen Firmenportalen auch.
Name stimmt. Ort stimmt. Geburtsdatum stimmt, steht ja auf Deiner FB-Seite.
Kein Vertun...
Du leitest seit 2007 ein 100 Mio-Euro-Unternehmen zeitweise als Vorstand, dass - und hier zitiere ich Eure eigene Webseite
"Mit über 1.100 to. Lagerkapazität für Pflanzenschutzmittel in zugelassenen und hochmodernen Gefahrstofflägern gehört die Buir-Bliesheimer zu den großen Spielern in diesem Segment."
Das von Düngemitteln lebt.
Das im letzten gemeldeten Geschäftsjahr fast 100 Millionen Euro Umsatz, 2013 sogar über 141 Mio Euro Umsatz gemacht hat.
Das ironischerweise Holzpellets vertreibt...
Und weder in Deiner Buchbiografie, noch in irgendeiner Vorstellung als Sprecher für die zahllosen Auftritte für die Bauernverband und ähnliche Auftritte, noch in irgendeinem der vielen Zeitungsartikel und Interviews die ich von Dir fand steht davon auch nur ein Sterbenswörtchen?!
Tut mir leid, Willi. Das ist ein Problem...
Ich weiss nicht, wie man Interessenkonflikt anders beschreiben kann als Deine letzten 5 Jahre als "Bauer" Willi. Bei der Historie und keiner Erwähnung...
Verdammt, Willi!
Bring das in Ordnung!
Und bitte nicht so:
Denn das hier ist alles grundsolide recherchiert und für jedermann nachvollziehbar verlinkt.
WTF, Willi... WTF...
Bis später
Danke Willi - Die PR-Aktion Grüne Kreuze
Bedankt
DANKE, WILLI!
Wie PR-Bauer Willi eine echtes Problem für uns löste
Als ich neulich in der Bodenseeregion an einer der vielen Apfelplantagen vorbeifuhr entdeckte ich endlich "mein eigenes" erstes grünes Kreuz. Bis dahin hatte ich nur davon gelesen. Aber da stand es: Direkt zur Strasse hin hatte der Apfelbauer ein sehr gut sichtbares neongrünes Kreuz aufgestellt.
Wie verschiedene Quellen recht eindeutig zuordnen handelt es sich dabei um eine Aktion, die von Landwirt Willi Kremer-Schillings - besser bekannt als Agrar-Blogger "Bauer Willi" - ins Leben gerufen wurde. Und dieser Post hier dürfte den Anfang gemacht haben.
Was wollen denn die Landwirte damit zum Ausdruck bringen?
Wofür stehen die grünen Kreuze?
Bauer Willi selbst schreibt dazu: "Wir werden den Journalisten sagen, dass es Mahn-Kreuze sind, die auf die Folgen des Agrar-Paket hinweisen". Angekommen.
Der niedersächsische Bauernverband präzisiert: "Vor allem die Pläne zum Insektenschutz stießen bei vielen Bauern auf wenig Gegenliebe, heißt es vom Verband. Ein wesentlicher Kritikpunkt ist das Verbot des Unkrautvernichters Glyphosat Ende 2023."
Für den Bauernverband Heilbronn-Ludwigsburg e.V. ist es gleich das ganze Paket, Insektenschutz, Tierwohl-Label, Düngepaket, und das Volksbegehren Artenschutz - Rettet die Bienen, das benennen sie als Gründe, wieso sie die Kreuze setzen.
Ähnlich sieht es beim Bauernverband Uecker-Randow aus, auch hier wird die Aktion mitgetragen, u.a. stören sie sich an Verboten von Pflanzenschutzmitteln entlang von Gewässern und dem Glyphosatverbot.
Landwirt Niemeyer pflockt das Kreuz in den Boden mit dem Hinweis, dass die in Lebensmitteln gefundenen Glyphosat-Rückstände ja von den Spülmitteln kämen, sein Glyphosat würde sich restlos abbauen und die Lebewesen im Boden nicht beeinträchtigen.
Ich könnte das noch endlos fortführen und werde auch noch ein paar Berichte am Ende verlinken, aber in der Zusammenfassung rammen die Landwirte den Berichten zufolge wegen dem jüngst beschlossenen Agrarpaket vor allem wegen dem Glyphosatverbot, den Auflagen zum Insektenschutz und dem Versuch, der notorischen Überschreitung der Nitratgrenzwerte im Boden über das "Güllepaket" irgendwie Herr zu werden in den geschundenen Ackerboden.
Das Problem, das Willi für uns löst
In unserer Community bin ich zigfach auf den Irrglauben gestossen, dass regional einkaufen die Glyphosat-Werte in unserer Studie nach unten beeinflussen würde.
"Wieso habe ich so einen hohen Wert an Glyphosat in meinem Körper, ich kaufe doch immer regional ein?" So und so ähnlich werde ich wiederholt angeschrieben.
Und dann muss ich den Probanden erklären, dass die Abgrenzung nicht entlang regional oder international, sondern konventionell (oder traditionell, wie Bauer Willi das liebevoll nennt) und Biolandbau verläuft. Das ist jetzt natürlich unglaublich schwer für den Verbraucher auseinanderzuhalten und dies noch mehr, weil leider einige der Landwirtskollegen offenbar unehrlich bleiben auf Nachfrage, ob sie Glyphosat einsetzen. Oder sich ausschweigen.
Unvergessen blieb mir der Dialog einer Mutter, deren Kind hohe Werte des Totalherbizids nachgewiesen hatte, die einen Bauer mit freundlicher Neugierde fragte, ob er Glyphosat einsetze, der sein Feld direkt angrenzend an ihr Grundstück hatte.
Die lapidare Antwort: "Das kommt darauf an, wer fragt..."
Ich muss im Rahmen einer fairen Berichterstattung darauf hinweisen, dass Bauer Willi erst gestern schrieb "In den digitalen Medien wird derzeit versucht, die grünen Kreuze auf andere Zwecke zu übertragen". Er distanziere sich davon. Und die obigen Vorgaben gegen Glyphosat und Gülle hat er tatsächlich nicht explizit ausgegeben, als er seine Idee veröffentlichte. Es könnte also sein, dass ihm das gerade an einigen Stellen aus dem Ruder läuft. Das halten wir ihm also mal zugute.
Aber eigentlich spielt das keine Rolle, denn nicht die Intention der Aktion bildet die Realität ab, sondern die Aussagen der Bauernverbände und deren Mitglieder vor Ort.
Deshalb sage ich "Danke, Willi!":
Denn jetzt markieren gerade exakt jene Landwirte ihre Felder und Höfe mit gut sichtbaren grünen Kreuzen, die FÜR den Einsatz von Glyphosat stehen, die GEGEN eine Reduzierung der Nitratwerte bzw deren Massnahmen eintreten, und die GEGEN Insektenschutz in der vorgeschlagenen Form sind und GEGEN den Bienenschutz.
Das heisst für die Leute, die gerne regional einkaufen möchten, aber nicht in Schlagnähe einen Bioland-, Naturland oder Demeterbetrieb unmittelbar vor Ort haben, wissen jetzt zumindest, wo sie für ihre Zwecke und mit ihrer Überzeugung gar nicht erst auf den Hof zu fahren brauchen. Viel einfacher hätte man es uns nicht machen können. DANKE!
Was ich an der durch die Aktion sichtbar gewordenen Haltung ausserdem kritisiere:
Abgesehen davon sind das auch just jene Landwirte, die bei einer Verweigerung zu Veränderungen der aktuellen Praxis durchaus entscheidend dazu beitragen, dass in Kürze jeder, der in Deutschland Steuern bezahlt die Folgen der Nitratproblematik mittragen wird, und zwar über ein Zwangsgeld in Höhe von 850.000 Euro. Pro Tag. Die Tagesschau berichtete. Andere Quellen sprechen sogar von 860.000 Euro pro Tag.
Und dass man bei einem Rückgang von bis zu 70% der Insekten, den jeder selbst erlebt und bei der Tatsache, dass aktuell jedes siebte Bienenvolk nicht mehr über den Winter kommt, was zwischen 20 - 25 Mio Euro Schaden pro Jahr alleine in Deutschland bedeutet überhaupt noch über einen Beitrag auch aus der Landwirtschaft diskutieren muss ist mir schleierhaft.
Und so mag es sein, dass diese grünen Kreuze für den einen oder anderen Betrieb ja tatsächlich nicht Ausdruck von Zusammenhalt, gemeinsamer Graswurzelbewegung (eine lustige Bezeichnung für Glyphosatanwender?) mit offensichtlich viel Spass bei den Aktionen bleiben, sondern eher zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden.
Denn eigentlich ist es weder aus Verbrauchersicht noch aus Sicht der Gesellschaft zumutbar, dass wir jene über die Subventionen hinaus unterstützen, die mit ihrem Kreuz signalisieren, dass die ohnehin viel zu laschen Veränderungen im Agrarpaket rundweg ablehnen. Für effektive Kontrollen der Umsetzung ist ohnehin zu wenig Personal bei den Behörden da, hier müssen alle mitziehen.
Oder eben nicht. Aber dann darf man weder auf den Verbraucher der sich abkehrt schimpfen, noch andere für sein Unglück verantwortlich machen.
Bis sp... MOMENT! Augenblick...
Da ist noch was. Eine Kleinigkeit. Ein Bonus, sozusagen.
Etwas, über das man gelegentlich stolpert, wenn man sorgfältig recherchiert...
Wer ist das eigentlich, dieser Bauer Willi?!
- TEIL 1 -
Ich persönlich erinnere mich noch ziemlich genau, wann ich ihm das erste Mal im Netz begegnet bin, das war ein Brandbrief von ihm, in dem er sich uns Verbraucher zur Brust nimmt und ordentlich ins Gewissen redet. Das war Anfang 2015.
Da ich mich zu dem Zeitpunkt schon intensiv mit dem Thema Lebensmittelsicherheit beschäftigte und die Missstände immer offensichtlicher wurden, war ER es, der mir klar gemacht hat: Der Dialog mit den Landwirten ist wichtiger denn je. Denn die unsichtbare Kluft zwischen den Verbrauchern und Landwirten war tief, die Gründe dafür kaum zu erkennen und wenn man schlagkräftige Massnahmen vereinbaren will, wie das besser wird, dann muss man zu allererst miteinander reden.
Leider war er für mich zu dem Zeitpunkt irgendwie nicht erreichbar, gleich einem scheuen Reh war lange Zeit nicht mehr von ihm zu erfahren als der Name "Bauer Willi" und ich dachte mir, das wird wohl der unerwartete Erfolg bei der Reichweite seines Briefes sein, der ihm selbst schon fast unheimlich vorgekommen sein mag.
Ich für mich traf mich dennoch mit Milchbauern auf ihren Veranstaltungen und ging in sehr viele Einzelgespräche. So gesehen hat er mich erreicht. Und beeindruckt.
Wie das heute aussieht, ob und welche Vorbehalte sich zwischenzeitlich ergeben haben und ob ich seine Einladung, die er gestern auf meiner Facebook-Pinnwand ausgesprochen habe vielleicht annehme erkläre ich hier, noch heute gegen später.
Sorry für den Cliffhanger, aber der Text ist ohnehin zu lang.
Und was kommt zu wichtig, irgendwo tief unten im Blog vergraben zu werden.
Weiterführende Links:
Die oben erwähnten Berichte zu den grünen Kreuzen verlinke ich später hier noch, wenn der zweite Text online ist, Schreibfehler korrigiere ich ebenfalls später, falls Ihr einen findet, schreibt mir auf den üblichen Kanälen :) Das hilft.
DANKE, WILLI!
Wie PR-Bauer Willi eine echtes Problem für uns löste
Als ich neulich in der Bodenseeregion an einer der vielen Apfelplantagen vorbeifuhr entdeckte ich endlich "mein eigenes" erstes grünes Kreuz. Bis dahin hatte ich nur davon gelesen. Aber da stand es: Direkt zur Strasse hin hatte der Apfelbauer ein sehr gut sichtbares neongrünes Kreuz aufgestellt.
Wie verschiedene Quellen recht eindeutig zuordnen handelt es sich dabei um eine Aktion, die von Landwirt Willi Kremer-Schillings - besser bekannt als Agrar-Blogger "Bauer Willi" - ins Leben gerufen wurde. Und dieser Post hier dürfte den Anfang gemacht haben.
Was wollen denn die Landwirte damit zum Ausdruck bringen?
Wofür stehen die grünen Kreuze?
Bauer Willi selbst schreibt dazu: "Wir werden den Journalisten sagen, dass es Mahn-Kreuze sind, die auf die Folgen des Agrar-Paket hinweisen". Angekommen.
Der niedersächsische Bauernverband präzisiert: "Vor allem die Pläne zum Insektenschutz stießen bei vielen Bauern auf wenig Gegenliebe, heißt es vom Verband. Ein wesentlicher Kritikpunkt ist das Verbot des Unkrautvernichters Glyphosat Ende 2023."
Für den Bauernverband Heilbronn-Ludwigsburg e.V. ist es gleich das ganze Paket, Insektenschutz, Tierwohl-Label, Düngepaket, und das Volksbegehren Artenschutz - Rettet die Bienen, das benennen sie als Gründe, wieso sie die Kreuze setzen.
Ähnlich sieht es beim Bauernverband Uecker-Randow aus, auch hier wird die Aktion mitgetragen, u.a. stören sie sich an Verboten von Pflanzenschutzmitteln entlang von Gewässern und dem Glyphosatverbot.
Landwirt Niemeyer pflockt das Kreuz in den Boden mit dem Hinweis, dass die in Lebensmitteln gefundenen Glyphosat-Rückstände ja von den Spülmitteln kämen, sein Glyphosat würde sich restlos abbauen und die Lebewesen im Boden nicht beeinträchtigen.
Ich könnte das noch endlos fortführen und werde auch noch ein paar Berichte am Ende verlinken, aber in der Zusammenfassung rammen die Landwirte den Berichten zufolge wegen dem jüngst beschlossenen Agrarpaket vor allem wegen dem Glyphosatverbot, den Auflagen zum Insektenschutz und dem Versuch, der notorischen Überschreitung der Nitratgrenzwerte im Boden über das "Güllepaket" irgendwie Herr zu werden in den geschundenen Ackerboden.
Das Problem, das Willi für uns löst
In unserer Community bin ich zigfach auf den Irrglauben gestossen, dass regional einkaufen die Glyphosat-Werte in unserer Studie nach unten beeinflussen würde.
"Wieso habe ich so einen hohen Wert an Glyphosat in meinem Körper, ich kaufe doch immer regional ein?" So und so ähnlich werde ich wiederholt angeschrieben.
Und dann muss ich den Probanden erklären, dass die Abgrenzung nicht entlang regional oder international, sondern konventionell (oder traditionell, wie Bauer Willi das liebevoll nennt) und Biolandbau verläuft. Das ist jetzt natürlich unglaublich schwer für den Verbraucher auseinanderzuhalten und dies noch mehr, weil leider einige der Landwirtskollegen offenbar unehrlich bleiben auf Nachfrage, ob sie Glyphosat einsetzen. Oder sich ausschweigen.
Unvergessen blieb mir der Dialog einer Mutter, deren Kind hohe Werte des Totalherbizids nachgewiesen hatte, die einen Bauer mit freundlicher Neugierde fragte, ob er Glyphosat einsetze, der sein Feld direkt angrenzend an ihr Grundstück hatte.
Die lapidare Antwort: "Das kommt darauf an, wer fragt..."
Ich muss im Rahmen einer fairen Berichterstattung darauf hinweisen, dass Bauer Willi erst gestern schrieb "In den digitalen Medien wird derzeit versucht, die grünen Kreuze auf andere Zwecke zu übertragen". Er distanziere sich davon. Und die obigen Vorgaben gegen Glyphosat und Gülle hat er tatsächlich nicht explizit ausgegeben, als er seine Idee veröffentlichte. Es könnte also sein, dass ihm das gerade an einigen Stellen aus dem Ruder läuft. Das halten wir ihm also mal zugute.
Aber eigentlich spielt das keine Rolle, denn nicht die Intention der Aktion bildet die Realität ab, sondern die Aussagen der Bauernverbände und deren Mitglieder vor Ort.
Deshalb sage ich "Danke, Willi!":
Denn jetzt markieren gerade exakt jene Landwirte ihre Felder und Höfe mit gut sichtbaren grünen Kreuzen, die FÜR den Einsatz von Glyphosat stehen, die GEGEN eine Reduzierung der Nitratwerte bzw deren Massnahmen eintreten, und die GEGEN Insektenschutz in der vorgeschlagenen Form sind und GEGEN den Bienenschutz.
Das heisst für die Leute, die gerne regional einkaufen möchten, aber nicht in Schlagnähe einen Bioland-, Naturland oder Demeterbetrieb unmittelbar vor Ort haben, wissen jetzt zumindest, wo sie für ihre Zwecke und mit ihrer Überzeugung gar nicht erst auf den Hof zu fahren brauchen. Viel einfacher hätte man es uns nicht machen können. DANKE!
Was ich an der durch die Aktion sichtbar gewordenen Haltung ausserdem kritisiere:
Abgesehen davon sind das auch just jene Landwirte, die bei einer Verweigerung zu Veränderungen der aktuellen Praxis durchaus entscheidend dazu beitragen, dass in Kürze jeder, der in Deutschland Steuern bezahlt die Folgen der Nitratproblematik mittragen wird, und zwar über ein Zwangsgeld in Höhe von 850.000 Euro. Pro Tag. Die Tagesschau berichtete. Andere Quellen sprechen sogar von 860.000 Euro pro Tag.
Und dass man bei einem Rückgang von bis zu 70% der Insekten, den jeder selbst erlebt und bei der Tatsache, dass aktuell jedes siebte Bienenvolk nicht mehr über den Winter kommt, was zwischen 20 - 25 Mio Euro Schaden pro Jahr alleine in Deutschland bedeutet überhaupt noch über einen Beitrag auch aus der Landwirtschaft diskutieren muss ist mir schleierhaft.
Und so mag es sein, dass diese grünen Kreuze für den einen oder anderen Betrieb ja tatsächlich nicht Ausdruck von Zusammenhalt, gemeinsamer Graswurzelbewegung (eine lustige Bezeichnung für Glyphosatanwender?) mit offensichtlich viel Spass bei den Aktionen bleiben, sondern eher zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden.
Denn eigentlich ist es weder aus Verbrauchersicht noch aus Sicht der Gesellschaft zumutbar, dass wir jene über die Subventionen hinaus unterstützen, die mit ihrem Kreuz signalisieren, dass die ohnehin viel zu laschen Veränderungen im Agrarpaket rundweg ablehnen. Für effektive Kontrollen der Umsetzung ist ohnehin zu wenig Personal bei den Behörden da, hier müssen alle mitziehen.
Oder eben nicht. Aber dann darf man weder auf den Verbraucher der sich abkehrt schimpfen, noch andere für sein Unglück verantwortlich machen.
Bis sp... MOMENT! Augenblick...
Da ist noch was. Eine Kleinigkeit. Ein Bonus, sozusagen.
Etwas, über das man gelegentlich stolpert, wenn man sorgfältig recherchiert...
Wer ist das eigentlich, dieser Bauer Willi?!
- TEIL 1 -
Ich persönlich erinnere mich noch ziemlich genau, wann ich ihm das erste Mal im Netz begegnet bin, das war ein Brandbrief von ihm, in dem er sich uns Verbraucher zur Brust nimmt und ordentlich ins Gewissen redet. Das war Anfang 2015.
Da ich mich zu dem Zeitpunkt schon intensiv mit dem Thema Lebensmittelsicherheit beschäftigte und die Missstände immer offensichtlicher wurden, war ER es, der mir klar gemacht hat: Der Dialog mit den Landwirten ist wichtiger denn je. Denn die unsichtbare Kluft zwischen den Verbrauchern und Landwirten war tief, die Gründe dafür kaum zu erkennen und wenn man schlagkräftige Massnahmen vereinbaren will, wie das besser wird, dann muss man zu allererst miteinander reden.
Leider war er für mich zu dem Zeitpunkt irgendwie nicht erreichbar, gleich einem scheuen Reh war lange Zeit nicht mehr von ihm zu erfahren als der Name "Bauer Willi" und ich dachte mir, das wird wohl der unerwartete Erfolg bei der Reichweite seines Briefes sein, der ihm selbst schon fast unheimlich vorgekommen sein mag.
Ich für mich traf mich dennoch mit Milchbauern auf ihren Veranstaltungen und ging in sehr viele Einzelgespräche. So gesehen hat er mich erreicht. Und beeindruckt.
Wie das heute aussieht, ob und welche Vorbehalte sich zwischenzeitlich ergeben haben und ob ich seine Einladung, die er gestern auf meiner Facebook-Pinnwand ausgesprochen habe vielleicht annehme erkläre ich hier, noch heute gegen später.
Sorry für den Cliffhanger, aber der Text ist ohnehin zu lang.
Und was kommt zu wichtig, irgendwo tief unten im Blog vergraben zu werden.
Weiterführende Links:
Die oben erwähnten Berichte zu den grünen Kreuzen verlinke ich später hier noch, wenn der zweite Text online ist, Schreibfehler korrigiere ich ebenfalls später, falls Ihr einen findet, schreibt mir auf den üblichen Kanälen :) Das hilft.
Samstag, 28. September 2019
Bestätigt: Glyphosat in Kaffee
Bestätigt:
Glyphosat in Kaffee
Glyphosat in Kaffee
Was wir schon länger vermutet hatten gilt jetzt als bestätigt
Glyphosatrückstände befinden sich auch in Kaffeebohnen.
Über diesen Umstand informiert uns aktuell kein geringerer als der Weltkonzern Nestlé.
Wie bloomberg berichtet will der Konzern nach einigen Funden in ungerösteten Bohnen um den Grenzwert (unklar bleibt ob darunter oder darüber) ab 1. Oktober den Rohkaffee stärker kontrollieren. Dies um sicherzustellen, dass die Grenzwerte eingehalten werden, die ja in einigen Ländern niedriger lägen als in anderen.
Wie mir berichtet wurde handelt es sich dabei um keine proaktive Veröffentlichung von Nestle, sondern die eher unfreiwillige Reaktion auf ein geleaktes Memo an die Kaffeeproduzenten. Ich ergänze diesen Umstand der Recherche zum besseren Verständnis des Informationsfluss und der Informationsbereitschaft an die Bevölkerung durch Konzerne wie Nestle bei solchen Angelegenheiten.
R E L E V A N Z
Diese Nachricht ist für all jene relevant, die für sich beschlossen haben, der weiter verbreitenen chronischen Kontamination durch das Totalherbizid auszuweichen, denn es erscheint relativ deutlich, dass diese Rückstände keine begrenzten Einzelfälle sind, sondern viel mehr systemisch überall dort auftreten, wo die Erzeuger den Unkrautvernichter für unverzichtbar im Kaffeeanbau halten.
E M P F E H L U N G E N
Bis jetzt können wir natürlich noch keine endgültigen Empfehlungen aussprechen, dazu ist die Nachricht noch zu neu. Es ist noch unbekannt welche Sorten betroffen sind oder welche sich für die Ausweichstrategie eignen.
Eine adhoc-Recherche zeigt jedoch, dass es von 2 der 3 relevanten Biomarken Bioland, Naturland und Demeter durchaus Bohnenkaffee mit den wertvollen Siegeln gibt.
Von Bioland fanden wir leider nur Lupinen-Kaffee, dm vertreibt jedoch z.B. unter der Eigenmarke dmBio eine verhältnismässig erschwingliche Variante mit 100% Arabicabohnen mit Naturland-Siegel.
Wie auch bei anderen Lebensmitteln sind die 3 genannten Biolabel durch deren Erzeuger-Vorgaben bisher das einzig zuverlässige Erkennungsmerkmal, bei dem der Verbraucher relativ sicher sein kann, keine Rückstände in den Einkaufswagen zu legen.
F A Z I T
Ärgerlich bleibt, dass der Konzern sich auf die Einhaltung der ohnehin viel zu hohen Rückstandsverordnungen konzentriert,
anstatt den Versuch zu unternehmen, seine Produkte rein zu halten.
Denn im Gegensatz zur typischen Argumentation, die hierzu seitens der Glyphosat-Befürworter in Regelmässigkeit gefahren wird
"Man müsste eine Zillion Liter trinken und dann wäre das Koffein viel früher das Problem"
bleiben die wesentlichen Bedenken zu Glyphosat ja nach wie vor unausgeräumt:
Denn in Sachen Krebs, die Übertragung auf Föten durch die Nabelschnur sowie die Eigenschaft als hormonverändernde Substanz (endokriner Disruptor) gebietet die Vernunft einen Grenzwert von NULL.
Bis später.
----------------------
Hier der Original-Artikel (unten verlinkt) für Euch übersetzt:
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Nestle SA verstärkt die Kontrollen des von ihr gekauften Kaffees, nachdem jüngste Tests gezeigt haben, dass Bohnen aus einigen Ländern einen Gehalt an Unkrautvernichter-Glyphosat hatten, der nahe an einem gesetzlichen Grenzwert liegt.
Die weltgrößte Kaffeerösterei hat die Lieferanten indonesischer und bestimmter brasilianischer Bohnen über die neuen Verfahren informiert, die ab dem 1. Oktober in Kraft treten, so Bloomberg. Das Unternehmen sagt, dass die neuen Maßnahmen "vorübergehend" sein sollten, bis die Produktionsländer die Anwendung von Glyphosat korrigieren.
Der Schritt erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem viele Länder die Verwendung von Glyphosat, das im Roundup Unkrautvernichter verwendet wird, verboten haben oder verbieten wollen. Die Bayer AG, die 63 Milliarden Dollar für den Kauf des Herstellers Monsanto ausgegeben hat, sieht sich nun mit Klagen im Wert von Milliarden Dollar konfrontiert, in denen die Kläger den Konzern für die Verursachung ihrer Krebserkrankung verantwortlich machen.
"Wir überwachen aktiv chemische Rückstände, einschließlich Glyphosat, in dem von uns gekauften Rohkaffee", sagte Nestle in einer Erklärung. "Dieses Überwachungsprogramm hat gezeigt, dass in einigen Rohkaffeelosen die Grenzwerte für chemische Rückstände nahe an den durch die Vorschriften definierten Grenzwerten liegen. Wir verstärken unsere Kontrollen in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten, um sicherzustellen, dass unser Rohkaffee weiterhin den Vorschriften auf der ganzen Welt entspricht."
Die neuen Maßnahmen haben das Potenzial, die globalen Kaffeehandelsströme komplizierter zu gestalten. Die zusätzlichen Testanforderungen gelten vor allem für den Versand von Bohnen an Fabriken in Europa, Australien und Malaysia, wo die gesetzlichen Grenzwerte für Glyphosat strenger sind als in den meisten anderen Ländern.
Das brasilianische Memo richtete sich an Produzenten von "conilon", wie die bittereren Robusta-Bohnen des Landes genannt werden.
Brasilianische Bohnen hatten bereits Einschränkungen von Käufern, die die europäischen Glyphosatgrenzwerte einhalten müssen, sagte Edimilson Calegari, General Manager von Cooabriel, Brasiliens größter Robusta-Kaffeegenossenschaft. "Wir arbeiten mit unseren Mitgliedern zusammen, um den Einsatz zu reduzieren, um die europäischen Anforderungen zu erfüllen, die viel strenger sind als die meisten anderen Länder, einschließlich der USA."
Nestle sagte, dass sie mit den Landwirten zusammenarbeitet, um den Bedarf an Glyphosat zu reduzieren. "Unsere Agronomen werden weiterhin mit Kaffeebauern zusammenarbeiten, um ihnen zu helfen, ihre Unkrautbekämpfungsmethoden zu verbessern, einschließlich des angemessenen Einsatzes von Herbiziden und der Einführung anderer Unkrautbekämpfungsmethoden."
Weiterführende Links
Quelle/Original-Artikel:
https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-09-26/nestle-steps-up-coffee-bean-testing-on-glyphosate-concerns
Freitag, 13. September 2019
"Glyphosat-Urintests sind Betrug!"
"Glyphosat-Urintests sind Betrug!"
DIE NÄCHSTE LOBBY-LÜGE
Eine Spurensuche
Es gibt da ein paar Franzosen, die sind sauer. Richtig sauer.
Ähnlich unserer GTEST-Studie hatten sich letztes Jahr einige zusammengefunden, die wollten wie wir damals wissen, ob sie Glyphosat im Körper haben oder nicht. Sie gaben ihren Urin ab, sendeten ihn ein und warteten auf das Analyse-Ergebnis.
Und oh - "Überraschung!" - natürlich war das Ergebnis aus dem Briefkasten: positiv.
Glyphosat nachgewiesen, in unterschiedlich hoher Dosis. Überall. Realität 2019.
Auch in Frankreich. Bei Tausenden von Testpersonen.
Während man in Deutschland ein solches Ergebnis häufig mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nimmt und - je nach Höhe und ob Kinder die Betroffenen sind - über Ausweich-Strategien nachdenkt, ist man in Frankreich da ein wenig anders gestrickt.
Nicht nur, dass man in gelben Westen monatelang für das, an das man glaubt auf die Strasse geht, nein, ein Totalherbizid im Körper ist inakzeptabel (wo sie recht haben) und man geht in guter alter Tradition dagegen vor. Und das laut.
So laut, dass es erste Wirkung zeigt, mehr Menschen testen, das Ergebnis überall dasselbe. Glyphosat im Urin, in den Nieren, überall im Körper, die Chemikalie kennt keine Barriere, nicht einmal die Blut-Hirnschranke hilft. Der Zorn wächst weiter. Und ebenso wächst die Verunsicherung unter den Landwirten.
"Vielleicht ist da doch etwas dran?" - "Ist es wirklich so harmlos?" - "Ich nehme lieber mal etwas weniger" - bis hin zu: "Ich nehme das nicht mehr".
Die Wut der Franzosen hat historisch sogar noch eine ganz andere Rechtfertigung. Immerhin wurden sie um das vom damaligen Umweltminister Hulot angestrebte Totalverbot von ihren eigenen Parlamentariern regelrecht betrogen.
Zur Erinnerung: Frankreich hatte NEIN gestimmt in der EU im Rahmen der entscheidenden Abstimmung über eine Wiederzulassung - die unser damaliger Bundeslandwirtschaftsminister Christian "Soisserhaltder" Schmidt im Alleingang gegen den erklärten angeblichen Willen der Bundesregierung Merkel in ein Ja umwandelte.
Daraufhin wollte Frankreich unter Investmentbanker und Gelegenheitspräsident Macron und seinem Umweltminister Nicolas Hulot (guter Mann, wirklich) eben ein nationales Verbot durchsetzen. Angeblich. Denn die entscheidende Abstimmung im Parlament sah damals nämlich so aus:
Längst hätte die chronische Kontamination der Bevölkerung nachhaltig eingedämmt werden können. Aber nein. Sie geht weiter. Messbar. Und das wissen die, die diese Tests angefangen haben. Und jene, die sich ebenfalls freiwillig testen liessen, die wissen das auch. Und sie kämpfen. Mit Erfolg! Der steigende Druck zeigt Wirkung.
Der Agrarminister Guillaume erklärte im Januar 2019, Frankreich würde bis 2021 die Glyphosat-Nutzung um 80% verringern.
Die Umweltbehörde ANSES strebt eigenständige Studien zur krebserzeugenden Wirkung von Glyphosat an (Viel Glück, Bayer...)
Und im August haben rund 20 Bürgermeister in ihren Gemeinden - gegen die Vorgaben der Regierung - Glyphosat verboten. Der Fall geht vor Gericht und soll kommende Woche entschieden werden. 100.000 Menschen stärken dabei den Bürgermeistern mit einer unterzeichneten Petition den Rücken. Bei der Anhörung zum Thema waren rund 300 Zuschauer anwesend. Unter anderem wird auch eine Ausweitung der Grenzen um Wohnhäuser gestritten, aktuell dürfen französische Landwirte im Abstand von gerade mal 10 Metern neben den Häusern sprühen. Wegen der Abdrift natürlich eine berechtigte Sorge der Anwohner.
Es läuft schlecht für die Bauernverbände, die sich vehement gegen diese unaufhaltsame Entwicklung zu einem Totalverbot hin stemmen.
Und für die Glyphosat-Verkäufer entwickelt sich Frankreich zu einem echten Problem. Und die "unfreiwilligen Pisser", wie sich die Tester selbstironisch nennen tragen mit den Testergebnissen dazu massiv bei...
Nun gingen neulich etwa 20 Landwirte eines Bauernverbandes in ein Krankenhaus und liessen ebenfalls einen Test durchführen. Das Ergebnis bei allen - kein Glyphosat.
In 100% von Tausenden französischen Testpersonen findet man Glyphosat - in rund 20 Bauern, die das Mittel anscheinend sogar selbst ausbringen - nicht.
Klingt das nicht irgendwie komisch?!
Die Erklärung folgt auf dem Fusse:
Eine Zeitung veröffentlicht ein Interview, in dem ein Herr Marcel Kuntz unter der Überschrift "Ein grossangelegter Betrug bei den Biocheck-Tests?" seine Sichtweise zum besten gibt.
Aha! Wussten wir es doch alle! Die 20 liegen richtig, tausende jedoch falsch. Und - und das ist ein Standardargument Monsantos seit Jahren vollkommen egal, wer oder was wie zu Glyphosat getestet wurde - Die Messmethode ist unpassend!
Er erklärt den unterschiedlichen Ausgang der beiden Untersuchungen damit, dass die Landwirte mit der Chromatographie-Methode getestet haben. Das sei genauer - aber eben teurer. Die vielen Tausend aber haben ein deutsches Testlabor namens Biocheck verwendet, das den ELISA-Test verwende. Das sein ein ungenauer Test, anfällig für Fehlalarm. Und er sei für Wasser zugelassen, aber nicht für Urin validiert.
Und dann folgt noch eine Reihe an Aussagen, die mir .... jetzt Moment mal! ... merkwürdig bekannt vorkommen... IARC, Geld von Anwälten, alle Regulierungsbehörden auf der Welt... Aktivisten... Kampagnen... Ideologische Gründe...
Wer ist eigentlich dieser... Marcel Kuntz?!
Bei dem Interview ist eine Box, die auf seine Biografie zeigt. Darauf geklickt liest man:
"Marcel Kuntz ist Biologe und Forschungsdirektor am CNRS im Labor für Zelluläre Pflanzenphysiologie. Er ist Goldmedaillengewinner der Académie d'Agriculture de France 2017. Er ist ausserdem Professor an der Joseph Fourier University in Grenoble.
Er bloggt täglich über GVO: Umwelt, Gesundheit und Politik und ist Autor von Les OGM, l'environnement et la santé (Ellipses Marketing, 2006). Im Februar 2014 veröffentlichte er "GVO, die politische Frage"."
Und weiter:
"Marcel Kuntz hat keine Einnahmen im Zusammenhang mit der Vermarktung von Produkten. Er spricht in eigenem Namen, seine Worte stehen nicht für die Sichtweise seines Arbeitgebers".
Ach dann. Puh... Jetzt hat sich das doch glatt gelesen wie die 5 Jahre Dauerbeschallung an Monsanto-Propaganda, denen Landwirte und Leute wie ich, die zum Thema recherchieren, leider zwangsweise ausgesetzt sind. Aber wenn der keine Einnahmen aus der Vermarktung von Produkten hat... Dann ist ja alles in bester Ordnung. Oder?!
Lass mal eben googeln, nur zur Sicherheit. Nicht dass da auf den ersten Blick schon was steht, das in eine ganz andere Richtung wie die Kästchen-Info zeigt. Denn irgendwie kommt mir der Name jetzt doch bekannt vor... Goooogelt... uuuund:
OH!!!
Richtig! Der ist doch tatsächlich Teil der Diskreditierungskampagne der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC der WHO gewesen, jener Kampagne, die schon durch Monsanto geplant wurde, lange bevor die IARC das verheerende Urteil "2a wahrscheinlich krebserregend" überhaupt erst entschieden hatte.
Und Autor auf Genetic Literacy Project, einer Frontgruppe bzw einer PR-Agentur, die von Monsanto gemäss den Monsanto Papers bezahlt wurde/wird.
Wie lustig wäre es doch, wenn er jetzt noch ein Autorenprofil auf ACSH, also dem American Council on Science and Health hätte, nicht wahr? Wie?! Hat er auch!? Nicht mööööööglich.
Ja, aber... da hat er sicher nur etwas zu Pflanzen geschrieben, oder? Nein?
Ach, ein Artikel über Glyphosat. Über die Deutungshoheit zu Informationen rund um die "Wahrheit" über Glyphosat, die er doch bitteschön gerne anders hätte...
Jetzt ergeben seine Aussagen und die Ähnlichkeit zu dem Altbekannten plötzlich Sinn.
Schwamm drüber, dass er hier den Lesern erklärt, dass Lobbyarbeit eine nützliche Tätigkeit in einer Demokratie ist, und explizit den Namen Monsanto erwähnt.
Und lassen wir ausser acht, dass er gemeinsam mit Syngenta, einem weiteren Glyphosat-Hersteller Patente hält, die sich alle irgendwie mit Gentechnik beschäftigen.
Und auf seiner Webseite: Seralini, Monsanto, IARC, Glyphosat... Der Mann hat ein aktives Leben zum Thema! Und sogar im Titel der Webadresse OGM stehen, das die die französische Abkürzung für GVO, also gentechnisch veränderte Organismen.
So langsam ärgere ich mich dann aber doch. Wie kann die Zeitung ein solches Kästchen schreiben und das als "Biografie" bezeichnen, einen unabhängigen Wissenschaftler suggerieren und dabei ALL DIESE VERBINDUNGEN weglassen?! Pennen die Journalisten dort, oder ist das Absicht? Das frage ich Euch...
Fassen wir kurz zusammen:
20 Bauern, die Glyphosat unbedingt am Markt halten wollen, gehen in ein Krankenhaus, und lassen ihren Urin testen (was soll da schon schief gehen?). Als das Ergebnis das exakte Gegenteil ist von dem was tausende andere testen, kommt ein gar nicht so neutraler Lobbyist mit glasklaren Verbindungen zu Monsanto daher, und erzählt in einer Zeitung, die diese Verbindung nicht ausweist allen, dass es wohl an den Tests des deutschen Labors liegt und die Zeitung erdreistet sich und übertitelt das dann auch noch mit dem Wort "BETRUG".
Ich weiss nicht, wo Ihr nach der Lektüre gerade steht, aber mir sieht das eher nach einem PR-Stunt aus... Und sehr alten Diskreditierungsmechanismen, die auch unter der BAYER-Führung offenbar noch vollkommen intakt weiterlaufen. Die Frage hier: Wie wahrscheinlich ist, dass so etwas ohne fortlaufende Finanzierung weiter läuft?
Und ich würde meinen Hintern verwetten, dass das sehr bald auch in Deutschland von den entsprechenden Stellen weiter verwertet wird... Oh. Ich darf ihn wohl behalten, den Hintern.
Die von Susanne Günther (auch als schillipaeppa bekannt) öffentliche Facebook-Gruppe wurde bereits Mitte 2014 gegründet. Sie selbst ist Preisträgerin 2017 des InnoPlanta-Preises, die sie für ihre "objektive Berichterstattung zur modernen Pflanzenbiotechnologie" und "ihr engagiertes Auftreten in den neuen Medien" würdigten.
Der erste Kommentator unter ihrem Beitrag ist Marcus Holtkötter, Bauernverbands-Influencer und Werbefigur in einem PR-Video von Monsantos PR-Arm in Europa, der European Crop Protection Assocaiation, die ausser Monsanto u.a. auch Bayer CropScience, Dow und Syngenta vertreten.
"NGOs und Grüne stützen sich auf gefälschte Untersuchungsergebnisse", schreibt er.
Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis diese "Einschätzung" von ihm in die Öffentl... und während ich das schreibe, werde ich auch schon von meiner eigenen Prognose eingeholt. Verrückt, manchmal...
Ist er nicht ein echter Sympath? Und wie er sachlich auf die Tatsachen eingeht, die ich vorhalte... Die nette Bezeichnung hat er übrigens schon länger für mich auf Lager, eine freundliche Umschreibung für Europas grösste Langzeitstudie von Glyphosat im Humanurin, die ich ehrenamtlich begleite. Und wie man mit der blossen Weitergabe von Kosten Geld verdienen soll, hat er mir schon gefühlte 20 Mal nicht erklären können, da ist er stur. Ist das da am Ende gar so etwas wie eine Drohung?
Egal. Was ich damit aufzeigen will ist, wie solche Märchen wie "Glyphosat-Tests seien Betrug" in die Welt gesetzt werden und viel wichtiger noch - von wem.
Jetzt beschäftigen wir uns doch nochmal ganz sachlich und nüchtern mit den Aussagen zu dem Testverfahren und was an den Anschuldigungen dran sein könnte.
Richtig ist:
Es besteht beim ELISA-Verfahren eine theoretische Möglichkeit, wie Kuntz behauptet, dass AMPA zu Glyphosat hinzu gezählt wird. Das findet allerdings nur ab einer höheren Dosis statt, als wir in den letzten 3+ Jahren Urin-Tests durchweg gemessen haben. Unterhalb dieser Schwelle ist eine Kreuzreaktion mit AMPA ausgeschlossen - seine Aussage ist für uns in jedem Fall falsch, vermutlich auch für den Löwenanteil wenn nicht gar für alle Franzosen, ich kenne deren Höchstwerte nicht.
Seine Aussage ist somit unzutreffend, und es ist mMn eigentlich nicht zu erwarten, das sein solcher Experte einen solchen Fehler aus Fahrlässigkeit macht. Da dürften seine Verbindungen und sein "Wunsch nach Wahrheit" viel eher die treibende Kraft dahinter sein.
Die Tatsache, dass in den französischen Tests 100% der Menschen positiv getestet worden sind, und bei uns derzeit nur 72,2% der belasteten Proben ist alleine dem Umstand geschuldet, dass WIR in unserer Studie eine Nachweisgrenze von 0,5 ng/ml anwenden, das ist, was der Hersteller von ELISA-Testkits aus den USA für Urin vorsieht.
Eine Nachweisgrenze legt man nach meiner Auskunft anhand Vergleichsmessungen mit anderen Methoden fest. Sie soll das Ergebnis zuverlässig halten, weil man darunter nicht zu 100% sagen kann, dass es stimmt.
Soweit mir das aus Frankreich bekannt ist, wurde diese Nachweisgrenze nicht angesetzt. Das ist tatsächlich ein handwerklicher Fehler dererseits, der allerdings nur eines bewirkt:
Statt 100% werden es auch zwischen 70 und 80% positive Proben sein, wenn man die Ergebnisse von 0,5 und darunter aussiebt. Die Kernaussage des Problems ist so nicht wegzudiskutieren.
Der Hersteller der Testkits empfiehlt weiterhin, positive Ergebnisse mit Chromatografieverfahren wie HPLC, GC/MS und andere zu bestätigen. Sofern es um regulatorische Massnahmen geht. Das ist zwar nicht verpflichtend.
Dennoch haben wir (GTEST) das in den vergangenen 3 Jahren für die Testpersonen kostenfrei wiederholt immer dann gemacht, wenn wir auf ausnehmend hohe oder unplausible Messwerte gestossen sind (z.B. 3 Familienmitglieder niedriger Wert, 1 Familienmitglied hoher Wert). Bei diesen Kontrolluntersuchungen (Doppelbestimmungen) hat sich ziemlich klar ergeben, dass der ELISA-Test ein relativ zuverlässiger Test ist, die Abweichungen waren durchweg zu vernachlässigen.
Ein möglicherweise legitimer Kritikpunkt, konzentrierter Urin sei anfälliger auf veränderte Ergebnisse ist bei uns unzutreffend, das ist eine ganz normale Urin-Einzelabnahme, die getestet wird und ich wage zu bezweifeln, dass das mit den französischen Proben anders abläuft. Auf jeden Fall bei der Mehrheit.
Glyphosat im Urin wurde seit Jahren in mehreren Testläufen mit verschiedenen Methoden festgestellt, teuren, weniger teuren, sowohl von unabhängigen Stellen als auch amtlich, wie z.B. hier vom Umweltbundesamt Deutschland in einer Untersuchung.
Die chronische Kontaminierung der Bevölkerung kann man nicht wegdiskutieren. Sie ist real, und je nach geografischer Lage und Messmethode immer zwischen 60 - 80%, in in den letzten Jahren immer weiter ansteigenden Dosen beim Durchschnitt der Einzelmessungen.
Und zu guter Letzt möchte ich noch jemanden zu Wort kommen lassen, dem Bauer Holti und seine Genossen absolut blindes Vertrauen schenken, bei allem, was sie schreiben.
Hier sprechen sie u.a. über den ELISA Test und Humanurin:
Auf Deutsch, kurz: "Die gemessenen Werte gelten als zuverlässig."
Das, bitteschön, hat niemand Geringeres gesagt als das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Das nachdenkliche Schlusswort:
Es gibt Menschen, die möchten Glyphosat weiter auf dem Markt halten. Aus unterschiedlichen Gründen. Nach der Ankündigung der Regierung, Glyphosat bis 2023 vom Markt nehmen zu wollen, sind offenbar die Boxhandschuhe ausgezogen, aber jetzt wird von deren Seiten offenbar nur noch mit blutigen Knöcheln gekämpft. Das merkt man ohnehin schon die letzten Tage auf Twitter, da sind wieder sämtliche Personen aufgetaucht, die schon rund um die Wiederzulassung zu Glyphosat ihre Propaganda verteilt haben.
Für Bayer geht es ums Überleben, wenn wenn die 70% des Monsanto-Umsatzes nach einem Glyphosat-Verbot auch noch wegbrechen, weil das Mittel verboten ist, dann war das mit Sicherheit die grösste Fehlinvestition in der Geschichte.
Bayer - und all seine Jünger - behaupten, das Mittel sei sicher, die Spuren unbedenklich.
Und dennoch machen sie sich die Mühe, die Messwerte zu diskreditieren.
Mit solchen Mitteln.
Ganz so, als wäre ihnen selbst nicht ganz wohl mit der eigentlichen Wahrheit.
Bis später.
DIE NÄCHSTE LOBBY-LÜGE
Eine Spurensuche
Es gibt da ein paar Franzosen, die sind sauer. Richtig sauer.
Ähnlich unserer GTEST-Studie hatten sich letztes Jahr einige zusammengefunden, die wollten wie wir damals wissen, ob sie Glyphosat im Körper haben oder nicht. Sie gaben ihren Urin ab, sendeten ihn ein und warteten auf das Analyse-Ergebnis.
Und oh - "Überraschung!" - natürlich war das Ergebnis aus dem Briefkasten: positiv.
Glyphosat nachgewiesen, in unterschiedlich hoher Dosis. Überall. Realität 2019.
Auch in Frankreich. Bei Tausenden von Testpersonen.
Während man in Deutschland ein solches Ergebnis häufig mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nimmt und - je nach Höhe und ob Kinder die Betroffenen sind - über Ausweich-Strategien nachdenkt, ist man in Frankreich da ein wenig anders gestrickt.
Nicht nur, dass man in gelben Westen monatelang für das, an das man glaubt auf die Strasse geht, nein, ein Totalherbizid im Körper ist inakzeptabel (wo sie recht haben) und man geht in guter alter Tradition dagegen vor. Und das laut.
So laut, dass es erste Wirkung zeigt, mehr Menschen testen, das Ergebnis überall dasselbe. Glyphosat im Urin, in den Nieren, überall im Körper, die Chemikalie kennt keine Barriere, nicht einmal die Blut-Hirnschranke hilft. Der Zorn wächst weiter. Und ebenso wächst die Verunsicherung unter den Landwirten.
"Vielleicht ist da doch etwas dran?" - "Ist es wirklich so harmlos?" - "Ich nehme lieber mal etwas weniger" - bis hin zu: "Ich nehme das nicht mehr".
Die Wut der Franzosen hat historisch sogar noch eine ganz andere Rechtfertigung. Immerhin wurden sie um das vom damaligen Umweltminister Hulot angestrebte Totalverbot von ihren eigenen Parlamentariern regelrecht betrogen.
Zur Erinnerung: Frankreich hatte NEIN gestimmt in der EU im Rahmen der entscheidenden Abstimmung über eine Wiederzulassung - die unser damaliger Bundeslandwirtschaftsminister Christian "Soisserhaltder" Schmidt im Alleingang gegen den erklärten angeblichen Willen der Bundesregierung Merkel in ein Ja umwandelte.
Daraufhin wollte Frankreich unter Investmentbanker und Gelegenheitspräsident Macron und seinem Umweltminister Nicolas Hulot (guter Mann, wirklich) eben ein nationales Verbot durchsetzen. Angeblich. Denn die entscheidende Abstimmung im Parlament sah damals nämlich so aus:
Wahlverhalten FR-Parlament Glyphosat-Verbot 20 Abgeordnete FÜR ein Verbot, 63 DAGEGEN 491 ABWESEND! Ergebnis: Verbot abgelehnt Bildquelle: Parlament Frankreich |
Längst hätte die chronische Kontamination der Bevölkerung nachhaltig eingedämmt werden können. Aber nein. Sie geht weiter. Messbar. Und das wissen die, die diese Tests angefangen haben. Und jene, die sich ebenfalls freiwillig testen liessen, die wissen das auch. Und sie kämpfen. Mit Erfolg! Der steigende Druck zeigt Wirkung.
Der Agrarminister Guillaume erklärte im Januar 2019, Frankreich würde bis 2021 die Glyphosat-Nutzung um 80% verringern.
Die Umweltbehörde ANSES strebt eigenständige Studien zur krebserzeugenden Wirkung von Glyphosat an (Viel Glück, Bayer...)
Und im August haben rund 20 Bürgermeister in ihren Gemeinden - gegen die Vorgaben der Regierung - Glyphosat verboten. Der Fall geht vor Gericht und soll kommende Woche entschieden werden. 100.000 Menschen stärken dabei den Bürgermeistern mit einer unterzeichneten Petition den Rücken. Bei der Anhörung zum Thema waren rund 300 Zuschauer anwesend. Unter anderem wird auch eine Ausweitung der Grenzen um Wohnhäuser gestritten, aktuell dürfen französische Landwirte im Abstand von gerade mal 10 Metern neben den Häusern sprühen. Wegen der Abdrift natürlich eine berechtigte Sorge der Anwohner.
Es läuft schlecht für die Bauernverbände, die sich vehement gegen diese unaufhaltsame Entwicklung zu einem Totalverbot hin stemmen.
Und für die Glyphosat-Verkäufer entwickelt sich Frankreich zu einem echten Problem. Und die "unfreiwilligen Pisser", wie sich die Tester selbstironisch nennen tragen mit den Testergebnissen dazu massiv bei...
Nun gingen neulich etwa 20 Landwirte eines Bauernverbandes in ein Krankenhaus und liessen ebenfalls einen Test durchführen. Das Ergebnis bei allen - kein Glyphosat.
In 100% von Tausenden französischen Testpersonen findet man Glyphosat - in rund 20 Bauern, die das Mittel anscheinend sogar selbst ausbringen - nicht.
Klingt das nicht irgendwie komisch?!
Die Erklärung folgt auf dem Fusse:
Eine Zeitung veröffentlicht ein Interview, in dem ein Herr Marcel Kuntz unter der Überschrift "Ein grossangelegter Betrug bei den Biocheck-Tests?" seine Sichtweise zum besten gibt.
Aha! Wussten wir es doch alle! Die 20 liegen richtig, tausende jedoch falsch. Und - und das ist ein Standardargument Monsantos seit Jahren vollkommen egal, wer oder was wie zu Glyphosat getestet wurde - Die Messmethode ist unpassend!
Er erklärt den unterschiedlichen Ausgang der beiden Untersuchungen damit, dass die Landwirte mit der Chromatographie-Methode getestet haben. Das sei genauer - aber eben teurer. Die vielen Tausend aber haben ein deutsches Testlabor namens Biocheck verwendet, das den ELISA-Test verwende. Das sein ein ungenauer Test, anfällig für Fehlalarm. Und er sei für Wasser zugelassen, aber nicht für Urin validiert.
Und dann folgt noch eine Reihe an Aussagen, die mir .... jetzt Moment mal! ... merkwürdig bekannt vorkommen... IARC, Geld von Anwälten, alle Regulierungsbehörden auf der Welt... Aktivisten... Kampagnen... Ideologische Gründe...
Wer ist eigentlich dieser... Marcel Kuntz?!
Bei dem Interview ist eine Box, die auf seine Biografie zeigt. Darauf geklickt liest man:
"Marcel Kuntz ist Biologe und Forschungsdirektor am CNRS im Labor für Zelluläre Pflanzenphysiologie. Er ist Goldmedaillengewinner der Académie d'Agriculture de France 2017. Er ist ausserdem Professor an der Joseph Fourier University in Grenoble.
Er bloggt täglich über GVO: Umwelt, Gesundheit und Politik und ist Autor von Les OGM, l'environnement et la santé (Ellipses Marketing, 2006). Im Februar 2014 veröffentlichte er "GVO, die politische Frage"."
Und weiter:
"Marcel Kuntz hat keine Einnahmen im Zusammenhang mit der Vermarktung von Produkten. Er spricht in eigenem Namen, seine Worte stehen nicht für die Sichtweise seines Arbeitgebers".
Ach dann. Puh... Jetzt hat sich das doch glatt gelesen wie die 5 Jahre Dauerbeschallung an Monsanto-Propaganda, denen Landwirte und Leute wie ich, die zum Thema recherchieren, leider zwangsweise ausgesetzt sind. Aber wenn der keine Einnahmen aus der Vermarktung von Produkten hat... Dann ist ja alles in bester Ordnung. Oder?!
Lass mal eben googeln, nur zur Sicherheit. Nicht dass da auf den ersten Blick schon was steht, das in eine ganz andere Richtung wie die Kästchen-Info zeigt. Denn irgendwie kommt mir der Name jetzt doch bekannt vor... Goooogelt... uuuund:
OH!!!
Richtig! Der ist doch tatsächlich Teil der Diskreditierungskampagne der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC der WHO gewesen, jener Kampagne, die schon durch Monsanto geplant wurde, lange bevor die IARC das verheerende Urteil "2a wahrscheinlich krebserregend" überhaupt erst entschieden hatte.
Und Autor auf Genetic Literacy Project, einer Frontgruppe bzw einer PR-Agentur, die von Monsanto gemäss den Monsanto Papers bezahlt wurde/wird.
Quelle: Monsanto Papers / Gerichtsunterlagen USA |
Wie lustig wäre es doch, wenn er jetzt noch ein Autorenprofil auf ACSH, also dem American Council on Science and Health hätte, nicht wahr? Wie?! Hat er auch!? Nicht mööööööglich.
Ja, aber... da hat er sicher nur etwas zu Pflanzen geschrieben, oder? Nein?
Ach, ein Artikel über Glyphosat. Über die Deutungshoheit zu Informationen rund um die "Wahrheit" über Glyphosat, die er doch bitteschön gerne anders hätte...
Jetzt ergeben seine Aussagen und die Ähnlichkeit zu dem Altbekannten plötzlich Sinn.
Schwamm drüber, dass er hier den Lesern erklärt, dass Lobbyarbeit eine nützliche Tätigkeit in einer Demokratie ist, und explizit den Namen Monsanto erwähnt.
Und lassen wir ausser acht, dass er gemeinsam mit Syngenta, einem weiteren Glyphosat-Hersteller Patente hält, die sich alle irgendwie mit Gentechnik beschäftigen.
Und auf seiner Webseite: Seralini, Monsanto, IARC, Glyphosat... Der Mann hat ein aktives Leben zum Thema! Und sogar im Titel der Webadresse OGM stehen, das die die französische Abkürzung für GVO, also gentechnisch veränderte Organismen.
So langsam ärgere ich mich dann aber doch. Wie kann die Zeitung ein solches Kästchen schreiben und das als "Biografie" bezeichnen, einen unabhängigen Wissenschaftler suggerieren und dabei ALL DIESE VERBINDUNGEN weglassen?! Pennen die Journalisten dort, oder ist das Absicht? Das frage ich Euch...
Fassen wir kurz zusammen:
20 Bauern, die Glyphosat unbedingt am Markt halten wollen, gehen in ein Krankenhaus, und lassen ihren Urin testen (was soll da schon schief gehen?). Als das Ergebnis das exakte Gegenteil ist von dem was tausende andere testen, kommt ein gar nicht so neutraler Lobbyist mit glasklaren Verbindungen zu Monsanto daher, und erzählt in einer Zeitung, die diese Verbindung nicht ausweist allen, dass es wohl an den Tests des deutschen Labors liegt und die Zeitung erdreistet sich und übertitelt das dann auch noch mit dem Wort "BETRUG".
Ich weiss nicht, wo Ihr nach der Lektüre gerade steht, aber mir sieht das eher nach einem PR-Stunt aus... Und sehr alten Diskreditierungsmechanismen, die auch unter der BAYER-Führung offenbar noch vollkommen intakt weiterlaufen. Die Frage hier: Wie wahrscheinlich ist, dass so etwas ohne fortlaufende Finanzierung weiter läuft?
Und ich würde meinen Hintern verwetten, dass das sehr bald auch in Deutschland von den entsprechenden Stellen weiter verwertet wird... Oh. Ich darf ihn wohl behalten, den Hintern.
Die von Susanne Günther (auch als schillipaeppa bekannt) öffentliche Facebook-Gruppe wurde bereits Mitte 2014 gegründet. Sie selbst ist Preisträgerin 2017 des InnoPlanta-Preises, die sie für ihre "objektive Berichterstattung zur modernen Pflanzenbiotechnologie" und "ihr engagiertes Auftreten in den neuen Medien" würdigten.
Der erste Kommentator unter ihrem Beitrag ist Marcus Holtkötter, Bauernverbands-Influencer und Werbefigur in einem PR-Video von Monsantos PR-Arm in Europa, der European Crop Protection Assocaiation, die ausser Monsanto u.a. auch Bayer CropScience, Dow und Syngenta vertreten.
"NGOs und Grüne stützen sich auf gefälschte Untersuchungsergebnisse", schreibt er.
Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis diese "Einschätzung" von ihm in die Öffentl... und während ich das schreibe, werde ich auch schon von meiner eigenen Prognose eingeholt. Verrückt, manchmal...
Ist er nicht ein echter Sympath? Und wie er sachlich auf die Tatsachen eingeht, die ich vorhalte... Die nette Bezeichnung hat er übrigens schon länger für mich auf Lager, eine freundliche Umschreibung für Europas grösste Langzeitstudie von Glyphosat im Humanurin, die ich ehrenamtlich begleite. Und wie man mit der blossen Weitergabe von Kosten Geld verdienen soll, hat er mir schon gefühlte 20 Mal nicht erklären können, da ist er stur. Ist das da am Ende gar so etwas wie eine Drohung?
Egal. Was ich damit aufzeigen will ist, wie solche Märchen wie "Glyphosat-Tests seien Betrug" in die Welt gesetzt werden und viel wichtiger noch - von wem.
Jetzt beschäftigen wir uns doch nochmal ganz sachlich und nüchtern mit den Aussagen zu dem Testverfahren und was an den Anschuldigungen dran sein könnte.
Richtig ist:
Es besteht beim ELISA-Verfahren eine theoretische Möglichkeit, wie Kuntz behauptet, dass AMPA zu Glyphosat hinzu gezählt wird. Das findet allerdings nur ab einer höheren Dosis statt, als wir in den letzten 3+ Jahren Urin-Tests durchweg gemessen haben. Unterhalb dieser Schwelle ist eine Kreuzreaktion mit AMPA ausgeschlossen - seine Aussage ist für uns in jedem Fall falsch, vermutlich auch für den Löwenanteil wenn nicht gar für alle Franzosen, ich kenne deren Höchstwerte nicht.
Seine Aussage ist somit unzutreffend, und es ist mMn eigentlich nicht zu erwarten, das sein solcher Experte einen solchen Fehler aus Fahrlässigkeit macht. Da dürften seine Verbindungen und sein "Wunsch nach Wahrheit" viel eher die treibende Kraft dahinter sein.
Die Tatsache, dass in den französischen Tests 100% der Menschen positiv getestet worden sind, und bei uns derzeit nur 72,2% der belasteten Proben ist alleine dem Umstand geschuldet, dass WIR in unserer Studie eine Nachweisgrenze von 0,5 ng/ml anwenden, das ist, was der Hersteller von ELISA-Testkits aus den USA für Urin vorsieht.
Eine Nachweisgrenze legt man nach meiner Auskunft anhand Vergleichsmessungen mit anderen Methoden fest. Sie soll das Ergebnis zuverlässig halten, weil man darunter nicht zu 100% sagen kann, dass es stimmt.
Soweit mir das aus Frankreich bekannt ist, wurde diese Nachweisgrenze nicht angesetzt. Das ist tatsächlich ein handwerklicher Fehler dererseits, der allerdings nur eines bewirkt:
Statt 100% werden es auch zwischen 70 und 80% positive Proben sein, wenn man die Ergebnisse von 0,5 und darunter aussiebt. Die Kernaussage des Problems ist so nicht wegzudiskutieren.
Der Hersteller der Testkits empfiehlt weiterhin, positive Ergebnisse mit Chromatografieverfahren wie HPLC, GC/MS und andere zu bestätigen. Sofern es um regulatorische Massnahmen geht. Das ist zwar nicht verpflichtend.
Dennoch haben wir (GTEST) das in den vergangenen 3 Jahren für die Testpersonen kostenfrei wiederholt immer dann gemacht, wenn wir auf ausnehmend hohe oder unplausible Messwerte gestossen sind (z.B. 3 Familienmitglieder niedriger Wert, 1 Familienmitglied hoher Wert). Bei diesen Kontrolluntersuchungen (Doppelbestimmungen) hat sich ziemlich klar ergeben, dass der ELISA-Test ein relativ zuverlässiger Test ist, die Abweichungen waren durchweg zu vernachlässigen.
Ein möglicherweise legitimer Kritikpunkt, konzentrierter Urin sei anfälliger auf veränderte Ergebnisse ist bei uns unzutreffend, das ist eine ganz normale Urin-Einzelabnahme, die getestet wird und ich wage zu bezweifeln, dass das mit den französischen Proben anders abläuft. Auf jeden Fall bei der Mehrheit.
Glyphosat im Urin wurde seit Jahren in mehreren Testläufen mit verschiedenen Methoden festgestellt, teuren, weniger teuren, sowohl von unabhängigen Stellen als auch amtlich, wie z.B. hier vom Umweltbundesamt Deutschland in einer Untersuchung.
Die chronische Kontaminierung der Bevölkerung kann man nicht wegdiskutieren. Sie ist real, und je nach geografischer Lage und Messmethode immer zwischen 60 - 80%, in in den letzten Jahren immer weiter ansteigenden Dosen beim Durchschnitt der Einzelmessungen.
Und zu guter Letzt möchte ich noch jemanden zu Wort kommen lassen, dem Bauer Holti und seine Genossen absolut blindes Vertrauen schenken, bei allem, was sie schreiben.
Hier sprechen sie u.a. über den ELISA Test und Humanurin:
"However, in the analytical part of this article, a comparison between values obtained by this ELISA and a GC–MS method was provided revealing a sufficient correlation (R2 of 0.87 for human urine). Thus, the measured values may be considered reliable."
Auf Deutsch, kurz: "Die gemessenen Werte gelten als zuverlässig."
Das, bitteschön, hat niemand Geringeres gesagt als das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Das nachdenkliche Schlusswort:
Es gibt Menschen, die möchten Glyphosat weiter auf dem Markt halten. Aus unterschiedlichen Gründen. Nach der Ankündigung der Regierung, Glyphosat bis 2023 vom Markt nehmen zu wollen, sind offenbar die Boxhandschuhe ausgezogen, aber jetzt wird von deren Seiten offenbar nur noch mit blutigen Knöcheln gekämpft. Das merkt man ohnehin schon die letzten Tage auf Twitter, da sind wieder sämtliche Personen aufgetaucht, die schon rund um die Wiederzulassung zu Glyphosat ihre Propaganda verteilt haben.
Für Bayer geht es ums Überleben, wenn wenn die 70% des Monsanto-Umsatzes nach einem Glyphosat-Verbot auch noch wegbrechen, weil das Mittel verboten ist, dann war das mit Sicherheit die grösste Fehlinvestition in der Geschichte.
Bayer - und all seine Jünger - behaupten, das Mittel sei sicher, die Spuren unbedenklich.
Und dennoch machen sie sich die Mühe, die Messwerte zu diskreditieren.
Mit solchen Mitteln.
Ganz so, als wäre ihnen selbst nicht ganz wohl mit der eigentlichen Wahrheit.
Bis später.
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