Der Gerichtstag
Es begann nochmal im "September"
Hier trafen sich mein Anwalt und ich zur Vorbesprechung |
Nach einer Vorbesprechung mit meinem Anwalt im Café September gegenüber des Hamburger Landgerichts gingen wir dann rüber zum Gerichtsgebäude.
Ich fühlte mich sehr ruhig und gut vorbereitet. Mir war klar, dass ich nichts Verwerfliches getan hatte und ich vertraute auf ein gutes Händchen der Richter.
"Wir leben hier in einem freien Land. Das ist keine Diktatur. Das hier ist nicht Syrien. Man kann hier Kritik üben, so lange sie nicht beleidigend ist. Und die Kritik war nicht beleidigend.
Und wenn man als Unternehmen an den Markt geht, dann muss man mit Kritik auch umgehen können!"
Das sah ja sehr lange Zeit noch anders aus...
Landgericht Hamburg, Portal Sievekingplatz 1 |
Im Gang vor der Tür zum Gerichtssaal warteten schon einige
Mitglieder meiner Facebook-Gruppe. Ich habe mich sehr gefreut, sie dort zu sehen.
Einige waren mehrere 100 km gefahren, eine war sogar von Berlin nach Hamburg
gekommen (Danke nochmals, K.!)
Der Gerichtssaal war, wie man sie so aus dem
Fernsehen kennt:
Vorne ein grosses, erhöhtes Pult, davor war ein langer Tisch,
an dem ein paar Stühle standen. Wiederum dahinter standen Stühle für die
Zuschauer. Die Anhörung war als öffentlich eingestuft.
Wir setzten uns alle. Die Richter hinter das Pult ich an den Kopf
des Tisches links und mein Anwalt über Eck neben mich. Der Anwalt der
Antragsstellerin, wie es im Jargon heisst, setzte sich ein paar Stühle weiter,
die KKler hinter ihn.
Zu Anfang sprach die vorsitzende Richterin kurz
meinen Anwalt an und meinte, dass unser Schriftsatz sie erst spät erreicht
habe, und sie keine Zeit hatten, ihn zu lesen. Ich dachte, das könnte ein
Nachteil werden, denn immerhin hatten wir einige wichtige Fakten aufnotiert.
Allerdings, fuhr sie fort, hätte ihr Kollege, der zu ihrer Linken sass, den Schriftsatz überflogen.
Allerdings, fuhr sie fort, hätte ihr Kollege, der zu ihrer Linken sass, den Schriftsatz überflogen.
Dann wandte sie sich an den Gegenanwalt.
Nach wenigen Worten war klar: Das läuft in eine
für mich positive Richtung.
Ihr Kollege sagte, er habe ihm ja schon
telefonisch erklärt, die Inhalte des ersten Schriftsatzes würden nicht
ausreichen. Und es würde nicht genügen, wenn man im zweiten Schriftsatz ein
paar Anführungszeichen mehr und ein paar "Enter" einfügen würde.
So waren nach knapp 10 Minuten ein Grossteil
der Vorwürfe komplett entkräftet.
Dann ging es an das mir so wichtige Thema
Meinungsfreiheit.
Die Richterin sagte, sie habe jeden einzelnen
Satz von mir durchgelesen, und nicht einen einzigen gefunden, der nicht unter
die Meinungsfreiheit falle.
Der Gegenanwalt brachte ein paar Beispiele,
wozu er selbst ziemlich lang zwischen den 200 Seiten zu blättern hatte - unter
anderem stiess er sich an dem Wort "Laienmoderatoren".
Zur Erklärung: Das hatte ich irgendwann einmal hier im Blog in Bezug auf die
Moderatoren im offiziellen 10WBC-Forum verwendet.
Ich selbst sagte dazu: "Wenn ich in einem Ernährungsforum bin, dann wäre es von Vorteil, wenn da ein Arzt, ein Ernährungswissenschaftler, ein Sportler oder ein Mensch mit ähnlicher Qualifikation wäre. Das wären Profis. Die Moderatoren in dem Forum sind aber 'nur' ehemalige Teilnehmer des Programmes, mehr nicht. Das Gegenteil von Profis ist für mich ein Laie." Die Richerin daraufhin: "Dann sind das Laienmoderatoren."
Ich selbst sagte dazu: "Wenn ich in einem Ernährungsforum bin, dann wäre es von Vorteil, wenn da ein Arzt, ein Ernährungswissenschaftler, ein Sportler oder ein Mensch mit ähnlicher Qualifikation wäre. Das wären Profis. Die Moderatoren in dem Forum sind aber 'nur' ehemalige Teilnehmer des Programmes, mehr nicht. Das Gegenteil von Profis ist für mich ein Laie." Die Richerin daraufhin: "Dann sind das Laienmoderatoren."
Das ging eine Weile so hin und her.
Ein wenig
Situationskomik ergab sich dann, als der Gegenanwalt dann zu einem Punkt meinte,
er sehe das so und so, worauf die Richterin sagte:
"Das sehe ich nicht so."
"Das sehe ich nicht so."
Er: "Ich sehe das schon so", drehte
sich um zu den KKlern hinter ihm und fragte diese
"Oder wie seht ihr das?". Ich dachte
nur "Was für eine Kamikaze-Aktion..."
Schliesslich wusste er ja, wer die Zuschauer
waren.
Die Richterin meinte zum Thema Meinungsfreiheit
dann:
"Wir leben hier in einem freien Land. Das ist keine Diktatur. Das hier ist nicht Syrien. Man kann hier Kritik üben, so lange sie nicht beleidigend ist. Und die Kritik war nicht beleidigend.
Und wenn man als Unternehmen an den Markt geht, dann muss man mit Kritik auch umgehen können!"
Was war ich froh! - Die Kilokegler wissen
schon, warum mir das so wichtig war...
Stichwort: Ruben.
Stichwort: Ruben.
Dann wandten sie sich mir zu und sprachen im
Ganzen 3 Punkte an, an denen ich etwas zu ändern habe.
Unter anderem ging es dabei um ein Bild von
Kate Hall, die nach Auskünften der Social Media Interactive GmbH nicht gerne
bei dem Powerdaybericht erscheinen möchte. Ich meinte, es sei eine Person des
öffentlichen Lebens, aber da wurde mir erklärt, dass das dann trotzdem nicht so
einfach sei. Hier müsste man sehr genau hinschauen, das wäre komoliziert.
Ist klar, ok, das Bild wird entfernt.
Ist klar, ok, das Bild wird entfernt.
Meine Behauptung: "da gehen gerade ihre
IPads flöten" wurde von einer Eidesstattlichen Versicherung der/des
Geschäftsführer/s, diese seien nachträglich ausgeliefert, von einem
Mailausdruck der Gewinnerbenachrichtigungen und einem Bestellschein zweier
IPads ins Unrecht gesetzt. Eine Eidesstattliche Versicherung ist vom Gericht in
einem Eilverfahren als die Wahrheit zu sehen, wurde mir erklärt.
Ich freue mich sehr, wenn dieses Problem
tatsächlich aus der Welt geschaffen ist.
Diese beiden offiziellen Stellungnahmen der von 10WBC bezahlten Moderatoren im 10wbc-Forum. |
... waren die einzige mir bekannte Reaktion auf meine Beschwerde. |
Die beiden im Video der Verlosung genannten Personen waren
die rechtmässigen Gewinner, und hatten daher auch den Anspruch darauf. Ich bin
sogar gerne bereit, das noch richtig zu stellen. Allerdings erlaube ich mir,
das ganz genau zu verifizieren, denn für mich ist nach wie vor verwunderlich,
dass von den 8.300 Teilnehmern, die bundesweit (vermutlich sogar aus der
Schweiz, Österreich, etc.) an dem Gewinnspiel teilgenommen haben (diese Zahl
kommt von 10WBC selbst) - alle 5 ausgegebenen IPads ALLE nach Berlin gegangen
sind.
Bis ich das überprüft habe halte ich mich mit
einer Richtigstellung noch zurück, reiche diese aber gerne nach, wenn es so
weit ist.
Ebenso setzte eine EV meinen Bericht ins Unrecht, in der ich geschrieben hatte,
dass mein Blog von 10wbc auf Facebook als "gefährlich" eingestuft
wurde.
Diese Behauptung nehme ich gerne zurück.
Erstens gibt es diese Einstufung nicht mehr und zweitens kann ich tatsächlich
nicht nachweisen, ob sie das waren oder jemand anderes. Ob jemand anderes ein
Interesse daran gehabt haben könnte sei einmal dahingestellt.
Behauptung zurück genommen, Beitrag gelöscht.
Ich weiss, ich müsste das nicht, aber ich finde
es anständig:
Da das angeblich jemand anderes war, entschuldige ich mich in aller Form
für meinen Irrtum. Das war alles, was von 200+ Seiten Vorwürfen übrig blieb. Dafür wurde ich nach Hamburg vor das Landgericht geladen. Für diese 3 "Punkte". Flog ich über 1000 Kilometer und wurde fast 4 Monate in Atem gehalten............. Nun............. ja.........
Die Richterin erklärte kurz, dass ein
Gerichtsentscheid aufgrund der 3 Punkte in etwa eine Kostenbeteiligung von 10%
bis 30% bedeuten könnte, aber der Rest zu Lasten der Social Media Interactive
GmbH ginge. Ihr persönlich wäre es aber auch sehr recht, wenn wir einen
Vergleich, eine Einigung finden könnten, ohne den Entscheid.
Mit diesen Worten schickte sie uns dann in eine
zwanzig minütige Pause.
Nach kurzer eingehender Beratung mit meinem
Anwalt war mir klar, dass eine Einigung besser wäre als ein Entscheid.
Wir beschlossen sogar noch 2 weitere Punkte freiwillig mit anzubieten, die dem
Gegenanwalt bereits an verschiedenen Stellen vorher wichtig gewesen waren.
Eine Änderung des Headbanners (speziell die
Entfernung des dort enthaltenen 10WBC Schriftzuges) und die Entfernung des
Profilbilds rechts oben mit den Pflastern über dem Mund, auf dem ebenfalls
10WBC und darunter "MFG, Euer 10wbc" zu lesen war.
Wir hätten das nicht müssen, aber es war ihm
wichtig, und für uns ok.
Allerdings würden wir einfordern, dass uns die Namen der Mitleser in der Facebook-Gruppe alle ohne Ausnahme genannt werden müssen. Das nicht, weil wir irgendetwas zu verstecken hätten, sondern um die Intimsphäre von über 1250 Menschen zu schützen, die gerne darauf vertrauen mögen unter ihresgleichen zu sein, wenn sie etwas Persönliches schreiben oder Vorher/Nachher-Bilder im Badeanzug hochladen.
Ausserdem habe die Gegenseite natürlich 100% der
Verfahrenskosten zu tragen.
Also zurück in den Gerichtssaal.
Ergebnis:
Mein Todo:
- Entfernen
des Bildes mit Kate Hall
(Sorry
Kate, I apologize for harming you by publishing your image taken at the
Powerday Berlin!)
- Entfernen des Satzteils "da gehen gerade
ihre Ipads flöten" unter dem Video von der IPadverlosung am Powerday
- Entfernen des Berichts "Die Methoden des
10wbc" mit dem Inhalt zur Einstufung "gefährliche Seite"
War DAS Verfahrenskosten plus Nebenkosten in
Höhe von geschätzten 20.000 Euro wert!?!
Freiwillig, weil zugesagt:
- Abänderung des Headbanners über diesem Blog
- Entfernen des "Pflasterbildes", zumindest
dort des Schriftzuges "10WBC"
- Entfernen der PDF-Datei (des Links)
"Checkliste: Das kann man falsch machen bei 10wbc".
Todo der Social Media Interactive GmbH:
- Übernahme aller Verfahrenskosten zu 100%
- Herausgabe der Facebooknamen der Mitleser
- alle Vorwürfe sind vom Tisch
- keine Berufung oder Revision
Die Richterin diktierte das in ihr Gerät,
kämpfte dabei ein wenig mit der Technik, was sie nur noch menschlicher machte
(für mich war das in dem Augenblick ohnehin die weltbeste Richterin der Welt).
Dann kam sie an den Punkt "Streitwert".
Für die, die es nicht wissen. Dieser Wert wird
zur Berechnung der Gerichtskosten etc herangezogen. In einem Fall wie diesen
ist er nicht so leicht zu fassen wie z.B. bei einer Sachbeschädigung, wo es ja
klar ist, was "die kaputte Vase" gekostet hat.
Die Vorsitzende:
"Die Antragsstellerin hat
den Streitwert ja auf 100.000 Euro angesetzt. Mir kommt das ein wenig hoch vor,
bei einer Privatperson als Gegner. Ich wäre da eher auf 50.000 Euro
gegangen."
SMI-Anwalt: "Dann senken wir das auf
50.000".
Mein Anwalt zu mir:
"Daraus berechnet sich
Ihr Kostenerstattungsanspruch, der würde sich damit verringern..."
Ich dachte nicht lange nach, denn - wäre das
alles anders herum ausgegangen, hätte der Gegenanwalt sicher auch nicht mit
sich verhandeln lassen...
Schüttelte daher den Kopf, mein Anwalt zur Vorsitzenden:
"Damit sind wir nicht einverstanden."
Die Vorsitzende:
"Da die Antragstellerin
den Wert selbst auf 100.000 Euro festgesetzt hat sehen wir eigentlich keinen
Grund, diese Entscheidung anzuzweifeln. Streitwert: 100.000."
Jo. Das wars. Feierabend.
Ich habe die Verantwortung für das übernommen,
was ich nicht richtig gemacht habe, und noch ein wenig Arbeit vor mir, einen
Teil davon nachzurecherchieren.
Und es ist, wie ich es mir erhofft habe:
Die Meinungsfreiheit*) ist immer noch höher
anzusehen als das wirtschaftliche Interesse eines Unternehmens, das Kritik
nicht gerne lesen möchte.
Wir leben nicht in einer Diktatur. Sondern
wirklich in einem freien Land.
Und das ist schön - und gut so.
Erleichterte Momente direkt nach dem Ende des Verfahrens |
*) Werte Menschen die Ihr genau wisst, dass ich Euch meine:
Meinungsfreiheit ist weder beleidigen noch falsche Dinge erzählen. Es ist ok, kritisch zu sein.
Ihr schiesst diesbezüglich allerdings immer wieder übers Ziel hinaus.
Für Euch wäre das hier sicher anders ausgegangen.
Ich bedanke mich auf diesem Wege für
die unglaubliche Solidarität in meiner Facebookgruppe,
bei denen, die in Hamburg extra angereist sind,
bei jenen, denen die Wahrheit wichtig genug war, um sie schriftlich festzuhalten und zu unterschreiben und
bei meinem Anwalt, der stets professionell und sehr effizient mit mir zusammen gearbeitet hat: Sie waren der "Hammer"!
Das war's - noch nicht ganz.
Ein interessanter Beitrag folgt noch...
Dann ist der Fall für mich abgeschlossen.
Ich bedanke mich auf diesem Wege für
die unglaubliche Solidarität in meiner Facebookgruppe,
bei denen, die in Hamburg extra angereist sind,
bei jenen, denen die Wahrheit wichtig genug war, um sie schriftlich festzuhalten und zu unterschreiben und
bei meinem Anwalt, der stets professionell und sehr effizient mit mir zusammen gearbeitet hat: Sie waren der "Hammer"!
Das war's - noch nicht ganz.
Ein interessanter Beitrag folgt noch...
Dann ist der Fall für mich abgeschlossen.
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