Donnerstag, 21. Mai 2015

Ein letztes Wort in Sachen Milch - Warum Milchprodukte nicht gut für uns sind

KK-Wissen
Warum Milchprodukte nicht gut für uns sind

Milch, die Dritte - und letzte...



Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, dass es manchen schwer fällt zu verstehen, warum wir beim Kilokegeln Milchprodukte ausschliessen. 

Es gibt ein paar gute Gründe, warum ein Hang dazu da ist, diese Gewohnheit nur schwer aufgeben zu wollen:

Auf der einen Seite schmeckt es vielen, dann hat Milch tatsächlich ein Suchtpotential.
Dann sind viele Milchprodukte sehr geeignet, unseren Zuckergnom zu füttern da sie nur so strotzen von Zuckerzusätzen (rechnet das mal über einen Marken-"Frucht"joghurt aus, dann wisst Ihr, wovon ich rede)  


Und schliesslich sind wir über Jahrzehnte mit der Marketing-Illusion befeuert worden, Milch sei gesund. Das geht sogar soweit, dass es als Verkaufsargument für Süssigkeiten für Kinder herhalten soll. 




Darum keine Milchprodukte, Teil 3 von 3



Nun kommt einer wie ich daher und sagt Euch bei KK ist Milch nicht erlaubt. 
Und das, obwohl wir den Anspruch haben, eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu bieten, die dann auch noch beim Abnehmen hilft. 
Wie soll das denn bitteschön zusammen gehen?!


Es gibt schon zwei längere Artikel zu Milch und Käse in diesem Blog, wer die wider Erwarten noch nicht kennen sollte, ich verlinke sie nachher noch unten.


Trotzdem kommen von  Zeit zu Zeit Posts in unserer Facebook-Gruppe von Menschen, die es NOCH genauer wissen wollen. 
Weil sie es absolut nicht glauben können und weil der Suchtwolf einfach stärker ist. 
So geschehen gestern, als ein Mitglied einen nicht ganz glücklichen Artikel verlinkt hat, der wohl mehr auf die moralischen Aspekte, nicht aber auf die gesundheitlichen Aspekte der Milch eingeht. 

Darauf ist dann sofort jemand angesprungen, es ging ein bisschen hin und her und wie meistens bei so etwas am Ende war dann tendenziell eher ein trotziges 
"Ich trink die trotzdem" herauszulesen. Zumindest nach meiner subjektiven Empfindung.
So weit so gut, für mich war das Thema durch, ich versuche zu informieren und nicht zu missionieren.



Dann allerdings kam eine Dame daher, die sich selbst als Ernährungscoach versteht, das kommerziell betreibt und wohl mehr oder weniger offensichtlich ein bisschen Werbung für ihren Service bei uns machen wollte. 







Ich denke das, weil sie nicht einfach ein paar Sätze dazu schrieb, sondern mit einem massiven, grossen Foto auf ihren Meinungsbeitrag verwiesen hat, den sie auf ihrer eigenen Facebookseite hinterlegt hat. 

Sie stellt dort in der Bildbeschreibung die Frage "Ist Milch gut oder ist Milch schlecht?"

Zwischendrin würzt sie ihre Aussagen mit dem Satz:
"Hier kommt ein Auszug von aktuell wissenschaftlichen Fakts", 


um dann am Ende mit folgendem Fazit zusammenzufassen:

- Die positiven Effekte der Milch und auch der Milchprodukte überwiegen!!!
- Aufgrund dessen empfiehlt [J...] die vollfett Milch- und Milchprodukte! Diese sind aber kein Zwang! Der Klient ist die letzte Instanz und seine Vorlieben zählen!
- Kein generelles Abraten von Milch- und Milchprodukten!!!


(Meine Omma hat immer gesagt, schau gut hin, wenn jemand drei Ausrufezeichen benutzt, das ist kein Zeichen, das es stimmt, oft im Gegenteil...)


Ich hatte sie dann darauf hingewiesen, dass ich solche Beiträge bei uns nicht gerade als hilfreich empfinde, wenn jemand den ich nicht kenne schreibt, er würde mit wissenschaftlichen Fakts arbeiten und dann als einzige Quelle die für das Foto nennen. 

Ich mag das vor allem dann nicht besonders, wenn ich selbst Tage und Wochen verbracht habe, wissenschaftliche Fakts zu sichten, die das genaue Gegenteil herausgestellt haben.


Daraufhin wurde es spannend, denn die Dame warf ein paar Verweise zu Studien in den Raum gefolgt mit einem Zwinkersmilie und dem Satz "So weit, so gut."



Es ist nicht nur der Umstand, dass sie sich mit dem Titel Dipl.oec.troph schmückt, sondern tatsächlich, weil ich meine Verantwortung in meiner Arbeit sehr ernst nehme.

Ich habe deshalb jede einzelne der Studien - Zeile für Zeile - im Internet herausgesucht, die sie zu dem seltsamen Schluss bringt, die positiven Effekte der Milchprodukte würden überwiegen.

Was ich Euch jetzt hier zusammenstelle macht diesen Beitrag zur Referenz, warum wir unsere begründete Entscheidung beibehalten werden, Milchprodukte weiter auf dem Index zu erhalten. 

Und das so transparent, dass jeder jeden einzelnen Link nachvollziehen kann. Einfach auf den Studientitel klicken. 

Ausserdem unterstütze ich gleichzeitig jene, die von solchen Studienzitaten zwar beeindruckt sind, aber sich schwer tun, die Studien zu lesen, weil zu viele Fachbegriffe enthalten sind oder sie Schwierigkeiten mit dem Englisch haben. 

Wer danach dann immer noch Probleme hat, unsere Entscheidung nachzuvollziehen, warum wir Milch auf den Pausentag verbannt haben, dem ist kaum zu helfen.


Hinzu kommt noch etwas Wertvolles für die Internet-Selbst-Recherchierer, ich gebe Euch einen kleinen Einblick, worauf ich noch so achte, wenn ich die Glaubwürdigkeit von Studien auswerte. Vielleicht hilft Euch das ein bisschen bei Eurer eigenen Jagd nach Informationen oder gerne auch bei der Einschätzung, wie ich bei der Arbeit so vorgehe.




Ok, J... Challenge accepted - Here we go! 

Am Ende habe ich noch ein paar persönliche Worte für Dich.

Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Meta-Analyse, da werden verschiedene andere Studienergebnisse zu einer grossen einzelnen zusammengefasst.

Die Fragestellung der Studie lautet: Erhöht Milch das Herzinfarktrisiko?
Die Feststellung der Studie in freier Übersetzung: 
Wir können mit dieser Metaanalyse feststellen, dass wir die Frage nicht beantworten können. Die verwendeten Studien sind zu unterschiedlich in Aufbau, Design und Qualität.
Ausserdem stellen wir fest, dass eine weitere Forschung nötig erscheint, die Daten mit grossen Teilnehmerzahlen benötigt, aber auf einem solideren Regelwerk eindeutige Ergebnisse liefern kann.

Mein Fazit: Diese Studie hat keinerlei Aussagekraft in Bezug die Frage, ob Milch gesund oder ungesund ist



Hierbei handelt es sich um eine Studie mit 90.303 älteren Frauen in Schweden, geboren zwischen 1914 und 1948 im Zeitraum von 1987 bis 1997, da waren noch 38.984 Probanden am Leben, die eine Rückantwort sandten

Die Feststellung der Studie in sinngemässer Übersetzung:
Bei Probanden, die Käse dem Butterbrot vorzogen, wurde weniger Brustkrebs diagnostiziert

Ausserdem sei festzustellen, dass highfat im Vergleich zu lowfat besser sei bei der Anzahl der auftretenden Herzinfarkte.

Meine Kritik: 

Die Übertragbarkeit auf die deutsche Bevölkerung in 2015 ist mehr als fragwürdig, da sich ja allein bei der Fütterung der Tiere seit 1987 einiges zum Negativen verändert hat. Hier meine ich sowohl Pestizid-Rückstände als auch die Tatsache, dass Kühe die Industriemilch liefern heute so gut wie gar nicht mehr mit Gras gefüttert werden, sondern mit artfremden Kraft-Futtern. Der Einsatz von Melkautomaten mag damals ähnlich gewesen sein, ich zweifle aber, dass damals in Schweden so intensiv Jod dabei verwendet wurde. Auch ist der Einsatz von Antibiotika gemäss meinen Aufzeichnungen weltweit wesentlich geringer gewesen, als das heute der Fall ist - Die Rückstände davon sind heute jedoch messbar. 
Schliesslich ist das allgemeine schwedische Lebens-/ und Ernährungsumfeld sowie die allgemeine Umweltbelastung mit der deutschen Bevölkerung kaum zu vergleichen. 
Die erhöhte Herzinfarktgefahr bei lowfat sehe ich unter anderem vor allem bei den Zuckerzusätzen zu suchen, die statt des Fettes als Geschmacksträger eingesetzt werden.
Meine Bedenken zu regionalen und traditionellen Gewohnheiten habe ich ja hier bereits schon einmal illustriert.

Mein Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie sind irrelevant für die allgemeine Fragestellung, ob Milchprodukte generell gesund oder ungesund ist. Hier wird lediglich festgestellt, dass Käse dem Butterbrot vorzuziehen sei, wobei bei letzterem das Brot und nicht die Butter das Problem ist. 





Frage: Erhöht der Gehalt an gesättigten Fettsäuren in der Milch das Herzinfarktrisiko?

Feststellung: Es gibt keinen überzeugenden Beweis, dass eine moderate Aufnahme aus gesättigten Fettsäuren der Milch das Herzinfarktrisiko erhöht.

Meine Kritik: Das erste Achtungszeichen sollte sein, dass diese Studie auf einer Seite gefunden wird, die www milchindustrie de heisst. 
Was ich rundweg überall wo ich darauf stosse kritisiere ist diese typische Aussage bei Studien, die von der Industrie als Beleg für Dinge gelten soll, die ihnen in die Karten spielt: 
Allzuoft wird hier suggeriert, dass ein nicht Vorhandensein eines Beweises automatisch bedeutet, dass das Gegenteil der Fall sei. 
Die Ergebnisse der Studie sind allein darauf ausgelegt festzustellen, ob ein spezifischer Bestandteil der Milch (hier gesättigte Fettsäuren) ein Risiko eines einzelnen Krankheitsbildes verstärkt oder nicht. 

Mein Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie haben keine Aussagekraft die generelle Beantwortung der Frage, ob Milchprodukte als solche gesund oder ungesund sind.


Diese Studie ist bedauerlicherweise nicht frei erhältlich. 
Über die Autorin ist lediglich zu finden, dass sie Lebensmittelchemikerin und Spezialistin für Functional Food ist.

Mein Fazit: Mangels Verfügbarkeit keine Antwort auf die Frage, ob Milchprodukte gesund oder ungesund sind. 


Metaanalyse, 2101 Teilnehmer

Fragestellung: Welchen Effekt hat der Milchkonsum auf Körpergewicht und Körperfett?

Feststellung: Mit der Analyse kann die Vermutung nicht unterstützen, dass eine Erhöhung der Aufnahme von Milchprodukten eine Abnahme von Körpergewicht unterstützt.
Es könnte sein, dass bei einer reduzierten Aufnahme von Kalorien kurzfristig eine erfolgreiche Abnahme stattfindet.

Meine Anmerkung: Ein interessanter Gedanke, mit MEHR Milch das Gewicht zu reduzieren.
Eine Reduzierung der Kalorienaufnahme geht meistens mit einer kurzfristigen Abnahme einher, das Ergebnis ist daher auch wenig überraschend. 
Weiterhin stellt die Studie infrage, dass eine Abnahme mit Milchprodukten bei gleichbleibender Energieaufnahme möglich ist.
Das hat zwar keine Aussagekraft für die Gesundheit, wohl aber auf die Eignung von Milchprodukten im Rahmen der Anstrengungen, Übergewicht abzubauen.

Mein Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie sind irrelevant für die Fragestellung, ob Milchprodukte gesund oder ungesund ist, zeigt aber, dass man sie eher meiden sollte, wenn man gesund Abnehmen möchte, ohne zu hungern und damit einen Jojo-Effekt zu riskieren.




Fragestellung: Müssen gesättigte Fettsäuren reduziert werden, um das Herzinfarktrisiko zu senken?

Feststellung: Wir müssen mehr forschen

Meine Kritik: Diese Studie wurde im Auftrag der American Society for Nutrition erstellt, die zum überwiegenden Teil ein Editorial Board haben, das massive Interessenskonflikte hat. So gibt es eine Vielzahl an Verbindungen zu den grossen Firmen, wie Coca-Cola, PepsiCo, The Sugar Association, The National Restaurant Association, ConAgra, McDonald’s, Kellogg, Mars, und vielen anderen.
Es ist wenig verwunderlich, dass diese Firmen gerne gesehen hätten, dass Fett das Problem wäre statt Zucker. 
Ein Auszug aus der Interessenskonflikterklärung zu der Studie liest sich spannend:
AA is a member of the Communications and Scientific Advisory Board of The Global Dairy Platform, Chicago, IL; Californian Almond Board, USA; and Jennie Craig, Carlsbad, CA; his department receives funding and food provision for our experimental supermarket from more than 100 food producers. 4 of 5 ASTRUP ET AL FH has received research support from Merck and the California Walnut Commission. FJK is a member of the Scientific Advisory Panel of the International Dairy Platform; he receives research funding from the Dutch Dairy Association and several food companies. RMK has received grants and funding support from the National Institutes of Health; the US Food and Drug Administration; Dairy Management Inc; the National Cattleman’s Beef Association; Robert and Veronica Atkins Foundation; Merck & Co, Inc; ActivX Biosciences Inc; and Corcept Therapeutics; he is a member of Advisory Boards for Merck & Co, Inc; Metabolex Inc; Bay City Capital; IMealwell; and Guardsmark and a consultant for Corcept Therapeutics; Celera Corporation; and Bunge. PL has received research grants from the French Dairy Council. TS is a scientific governor and trustee of the British Nutrition Foundation. Honorary Nutrition Director of the Charity HEART UK, a member of the Scientific Advisory Panel of the International Dairy Platform, member of the Programme Advisory Committee of the Malaysian Palm Oil Board (Malaysian government), formerly chair of the Global Nutrition Advisory Panel of Cadbury; he receives research funding mainly from the UK Food Standards Agency, but his Division is also in receipt of funding or materials in kind from several food and pharmaceutical companies, notably Tate & Lyle, which donated £4.5 million

Tate&Lyle ist der zweitgrösste Zuckerhersteller der Welt. 
Alle anderen markierten machen ihr Geld mit Milch.

Nicht nur, dass die Fragestellung der Studie selbst irrelevant ist, bei diesen Interessenkonflikten wäre das auch der Inhalt.

Mein Fazit:  Die Ergebnisse dieser Studie sind irrelevant für die Fragestellung, ob Milchprodukte gesund oder ungesund ist.




Diese Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob das Fett in der Milch einen Einfluss auf die Glukosetoleranz und auf die Insulinsensitivität allgemein und insbesondere der Leber, aber nicht auf die ß-Zellen hat.

Bedauerlicherweise ist dieser Bericht nicht frei erhältlich.
Über den Autor ist nichts im Web zu finden.

Meine Kritik: Die ständige Frage nach dem Fett in der Milch ist für die gesundheitlichen Auswirkungen nicht vollumfänglich aussagekräftig, da es genügend Anzeichen gibt, dass die negativen gesundheitlichen Auswirkungen mit anderen Komponenten der Milch als dem Fett zu tun hat.

Mein Fazit: Eine Bewertung, ob diese Studie eine Relevanz auf die Beantwortung auf die Frage, ob Milch gesund oder ungesund ist kann mangels Verfügbarkeit nicht erfolgen




Metaanalyse

Fragestellung:
Gibt es eine Verknüpfung zwischen dem Konsum von Milchprodukten und dem Auftreten von Herzinfarkten und Diabetes?

Feststellung:
Es gibt keine hinreichenden Daten und wir müssen mehr forschen

Mein Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie sind irrelevant für die Beantwortung der Frage, ob Milchprodukte gesund oder ungesund sind.





Studienteilnehmer: 659, Dauer 5 Jahre
Thema: Der Marker CH3(CH2)13COOH steht in umgekehrter Verbindung zum Auftreten von Diabetes Typ 2 und die damit verbundenen Krankheiten

Bedauerlicherweise ist dieser Bericht nicht frei erhältlich, es gibt aber eine kurze Zusammenfassung, mit der die ILSI Nordamerika darauf eingeht, dass die Studie nachgewiesen haben soll, dass man über diesen Marker feststellen können soll, wie hoch der Milchkonsum eines Probanden sei. Gleichzeitig will man festgestellt haben, dass es bei den Probanden ein verringertes Auftreten von Diabetes gegeben habe.

Meine Kritik: I.D. Santaren taucht in einigen Publikationen der ILSI auf, für die er anscheinend Geld von denen bekommt. Diese Organisation ist eine Interessensgemeinschaft der grössten Lebensmittelkonzerne der Welt. 
Tatsächlich fand ich ihn auch im Zusammenhang in einer anderen Studie, die er mit J.L. Sievenpieper zusammen erledigt haben will, der einer der besonders auffälligen Lobbyisten von Coca Cola und Co ist. Die Publikationen scheinen mir vor allem zum Zwecke zu stehen, die Einhaltung der Interessen der ILSI-Mitglieder zu vertreten. 

Beispiele:
http://www.ilsi.org/NorthAmerica/Documents/SCIENCE%20BRIEFS/2014%20Briefs/Nutrition%20Briefs%20December%202014.pdf

http://www.ilsi.org/NorthAmerica/Documents/SCIENCE%20BRIEFS/2014%20Briefs/Nutrition%20Briefs%20September%202014.pdf

Die genannte Studie hat eine Gegenstudie verursacht, die die Ergebnisse von Santaren in Frage stellt. Leider ist diese auch nicht frei erhältlich, man findet sie jedoch hier: http://ajcn.nutrition.org/content/101/5/1102.short


Mein Fazit: Abgesehen davon, dass die Studie im Zusammenhang mit der ILSI starke Interessenskonflikte beim Verfasser erwarten lässt, und auch die Nähe zu Sievenpiper für eine Glaubwürdigkeit alles andere als von Vorteil ist – gibt es ja mindestens eine Studie, die die Ergebnisse an sich infrage stellt. Somit ist diese Studie für mich bei der Beantwortung der Frage, ob Milchprodukte gesund oder ungesund sind - irrelevant.




Dauer 16 Jahre, 1529 Erwachsene Australier zwischen 25 und 78 Lebensjahren

Datenerfassung in den Jahren 1992, 1994 und 1996 in Eigenverantwortung der Probanden

Fragestellung: Gibt es einen Zusammenhang des Konsums von Milchprodukten mit Mustern bei der Sterblichkeit von australischen Erwachsenen?

Feststellung: Es gab keine sichtbare Verbindung zwischen Einnahmen der Milch und der Sterblichkeit festzustellen. Mögliche Besserstellung von Vollfett-Milchprodukten bei den Herzinfarkten müssen noch überprüft und bestätigt werden.

Meine Kritik: Die Aussage dieser Studie kann umschrieben werden mit den Worten
"Wir wissen, dass wir nichts wissen". 
Die allgemeine Übertragbarkeit der australischen Bevölkerung auf die deutsche stelle ich in Zweifel, da dort nicht nur vollkommen andere Umweltbedingungen herrschen und doch spürbar andere Lebensgewohnheiten und die Beantwortung der Fragen zur Datenerfassung erfolgte eigenverantwortlich ohne jede Kontrolle. 
Auch hier sehe ich bei der Feststellung, dass Vollfett-Produkte ein besseres Ergebnis bei den Herzinfarkten erzielt haben als mögliche Ursache den Zuckerzusatz bei den gegenüberstehenden Lightprodukten, nicht bei der Tatsache, das Fett würde Herzinfarkte vermeiden. Ich schliesse mich aber der Forderung des Autors an, dass dieses Thema nochmals spezifischer erforscht werden sollte.

Mein Fazit:  
Selbst wenn man die oben genannte Kritik ausser acht lässt, bleibt das Ergebnis dieser Studie ja schon nach den eigenen Aussagen des Autors vollkommen irrelevant für die Beantwortung der Frage, ob Milchprodukte gesund sind oder nicht. 



Bist Du noch da, J...?

Soweit so gut. ;) Wo war denn da jetzt auch nur ein einziger Hinweis, dass "die positiven Effekt überwiegen? Ich meine, irgendetwas, worauf Du Deine Empfehlung an Deine Kunden stützt? Sorry, aber für mich ist das bisher Fehlanzeige.



Kohorten-Studie: 61433 Frauen und 45339 Männer

Fragestellung:
Gibt es einen Zusammenhang mit einer erhöhten Sterblichkeit und einer erhöhten Anfälligkeit auf Knochenbrüche bei Männern wie Frauen?

Feststellung:  Eine erhöhte Sterblichkeit von Männern und Frauen, sowie eine erhöhte Anfälligkeit auf Knochenbrüche von Frauen wurden festgestellt.

Mein Fazit: Genau. Deshalb.



Fragestellung: Gibt es einen Einfluss auf den Stoffwechsel bei der Aufnahme von Milchproteinen in Abhängigkeit des bestehenden Stoffwechselstatus und der vorhandenen Fitness?

Feststellungen:

"Bei übergewichtigen Jugendlichen haben 35g Molkenprotein oder Casein (Milchprotein) signifikant für einen schneller ansteigenden Insulinspiegel gesorgt. Es gibt erhebliche Beweise das eine erhöhte Aufnahme von Milchproteinen bei übergewichtigen Personen eine dauerhafte Überstimulation der Insulinausschüttung erzeugen, was auf lange Sicht ein vorzeitiges Absterben der ß-Zellen begünstigt." (Meine Anmerkung: Das letzte bedeutet u.U. höhere Insulinresistenz bzw Diabetes 2 im Anmarsch)

"Die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition bestätigt ein erhöhtes Risiko auf Prostata-Krebs. […] Eine Erhöhung um 35 Gramm/Tag erhöhte das Risiko um 32%. Auch konnte eine erhöhte Sterblichkeit durch Prostata-Krebs mit einer erhöhten Aufnahme von Vollmilch festgestellt werden.[…]  Das Hinzufügen von Industriemilch zu Zellkulturen mit Prostata-Krebs sorgte für eine Vermehrung von 30% der Krebszellen"

"Es gibt keinen Beleg dafür, dass Milchproteine den Gesundheitszustand des Stoffwechsels verbessern. Im Gegensatz kann eine erhöhte Aufnahme von Milchproteinen eine weitere Verschlechterung des Stoffwechsels von Übergewichtigen, Insulinresistenten und Menschen die zu Bewegungsmangel neigen herbeiführen. […] Es gibt einen Zusammenhang bei einer höheren Aufnahme von Milch und einem höheren BMI, dem früheren Einsetzen der Periode und einem erhöhten Risiko auf Diabetes Typ 2. Deshalb empfehlen wir eine vorsichtigere und eingeschränktere Verwendung von Milchproteinen, insbesondere bei vorhandenem Übergewicht, Insulinresistenz und bei Menschen mit Bewegungsmangel." 

Mein Fazit:  Genau!




Weisst Du, J... 
Ich will Dich gar nicht persönlich angreifen, es ist Deine Sache, welche Schlüsse Du ziehst und welche Empfehlungen Du an Deine Klienten weitergibst.

Aber ich finde, Du hast da - genau wie ich - eine sehr grosse Verantwortung.
Hier geht es um Menschen, mit denen Du da zu tun hast. 

Ich weiss nicht, was Du mir mit dem blossen Reinkopieren der Studien sagen wolltest, aber was ich da NICHT gesehen habe ist eine einzige Rechtfertigung für Dein Fazit, die positiven Effekte würden überwiegen. 

Weder erhöhte Sterblichkeit, mehr Knochenbrüche, weder Diabetes, noch Insulinresistenz noch Prostata-Krebs noch die hohe Wahrscheinlichkeit einer Zunahme durch die Milchproteine scheinen mir dazu geeignet.

Ich sage Dir mal, was meine Erfahrung der letzten Jahre ist:
Wenn Du ein paar Studienzitate in eine Runde wirfst von denen Du mehr oder weniger direkt behauptest, sie würden Deine Meinung stützen, dass Milch gesund sei, dann bedeutet das, dass ein grosser Teil der Leute weder die Zeit oder die Lust haben, Deine Aussagen zu verifizieren. Einige tun sich auch wirklich schwer, was da steht überhaupt zu verstehen. Aber sie sind beeindruckt. Von Deinem Titel, von dem, was Du als Beruf angibst und von der Tatsache, dass es eben Studien sind, denn das klingt einfach für viele wichtig und richtig. 

Ich will Dir selbst das gar nicht unterstellen, aber ich habe echt ein Problem damit, dass einige Menschen sich offensichtlich genau diesen Umstand zu nutze machen, und darauf vertrauen, dass das niemand nachschaut, sondern einfach glaubt.


Wir sind eine Abnehmgruppe, in der überwiegend Menschen sind, die Anstrengungen unternehmen wollen, von moderatem bis teilweise massivem Übergewicht herunter zu kommen. Warum dann eine Empfehlung pro Milch in unserer Gruppe ein Nogo sind, zeigt sich in der letzten Studie oben. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.



Puh, jetzt reicht's aber... fast!

So, jetzt habe ich Dir und allen anderen Lesern zum Abschluss dieses monsterlangen Beitrages noch einen kleinen Bonus, der sich hervorragend als Schlusswort eignet:

Es gibt eine Organisation von Ärzten, die nennt sich 
Physicians Commitee for Responsible Medicine, 
das heisst übersetzt "Ärztekommitee für verantwortungsvolle Medizin." 

Die arbeiten unabhängig, mit einem ziemlich starken Ehrenkodex, und haben den Anspruch, frei von Interessenkonflikten noch echte Wissenschaft zu betreiben. 

Und sie haben mit mir eines gemeinsam: Sie haben die Schnauze voll von korrupten Wissenschaftlern, die der Industrie nach der Pfeife schreiben, die sich verkaufen und Forschungsergebnisse so schreiben, wie es der Geldgeber wünscht.


Deren Fazit zu Milch ist: 


Milch und Milchprodukte sind für eine ausgewogene Ernährung nicht notwendig, 
sie können vielmehr gesundheitsschädlich sein.








Weiterführende Links:

Die versprochenen beiden Links:
Warum kein Käse bei KK?

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