Donnerstag, 27. Oktober 2016

Der Grat zu Insulinresistenz und Diabetes 2 ist sehr viel schmaler als gedacht

KKnowHow
Insulinresistenz, Diabetes 2 und süsse Getränke

Der papierdünne Grat zu einem Krankheitsbild, das alles verändert

Seit ich diese Zahlen kenne, über die ich heute schreibe, gehen sie mir nicht mehr aus dem Kopf.


Sie kommen wieder, wenn ich beim Einkaufen bin, wenn ich an meinen Billiard-Spiel-Partner und seinen Sohn denke, bei der Fernsehwerbung. 

Und gelegentlich wenn ein neues Mitglied zu uns stösst und sich zu Beginn schwer tut zu verstehen, warum wir die eine oder andere Sache bei uns weglassen. 

Vor allem Sachen, die im generellen Bewusstsein der Bevölkerung als gut oder harmlos angesehen werden. Oder - dank geschicktem Marketing womöglich sogar - als gesund.

Aber - der Grat zu Insulinresistenz und Diabetes 2 ist sehr viel schmaler als so gut wie alle das bisher gedacht haben:




Ich habe über die letzten Jahre meine eigene Sichtweise auf die Krankheit Diabetes 2 entwickelt. Vieles von dem, was man liest passt nicht mit dem zusammen, was wir bei KK erleben und sehen. Und für mich wiegen Tatsachen einfach schwerer als ein Bericht in der Apotheken-Umschau.

Und die Tatsache, dass wir z.B. eine nennenswerte Anzahl an bereits diagnostizierten Diabetikern heute bei uns haben, die laut deren Arzt als geheilt gelten gibt mir wohl recht.
Über Diabetes hört oder liest man vieles, aber absolut nicht den ganzen Teil der Wahrheiten zu dieser Krankheit. Und eines scheint hinter allem zu stehen: Die Behandlung muss Geld einbringen. O-Ton: "... die Krankheit muss richtig verwaltet werden."


Als Bestätigung oder Kontrast zu meinen Erfahrungen habe ich gestern um die Meinungen unserer Mitglieder zu ergründen eine kleine Umfrage gestartet.

Ein bisschen erstaunt hat mich, wie weit sich die meine Sichtweise auf die Einschränkungen, die diese Krankheit mit sich bringt und die möglichen Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen von einigen Antworten unterscheiden.

Mir persönlich macht es tatsächlich Angst vorzustellen, dass da einen eine Krankheit lebenslang im Griff hat, die dafür sorgt, dass man ständig Medikamente einnehmen oder spritzen muss.

Ich bin tatsächlich eher einer von denen, der das lieber gar nicht erst wissen wollen würde und schon deshalb um einen Test wirklich einen Bogen machen würde.
Sicher hätte man das ohnehin auch bei anderen Untersuchungen schon festgestellt, aber extra testen? Nie im Leben! Egal, wie unverantwortlich oder dumm das vielleicht ist.
Ich hasse Spritzen.

Aber dann: Schlaganfälle (2-3x häufiger), Erblinden (das sind immerhin jetzt schon 2.000 Menschen im Jahr /D), Amputationen (40.000) oder der Tod (jede Stunde(!) 3 Menschen)...
Das erscheint mir nicht harmlos genug, um es zu ignorieren.

2009 hat unsere Gesellschaft für Diabetes und die Folgeerkrankungen allein in Deutschland 48 Milliarden Euro ausgegeben. Neuere Zahlen waren für mich bisher nicht zu finden, was komischerweise immer dann der Fall ist, wenn irgendeine mächtige Industrie viel Geld mit etwas verdient.
Geht uns halt nichts an, man könnte ja anfangen, Fragen zu stellen.

Nachdem die Zahlen der Erkrankten in den letzten 7 Jahren aber stark angestiegen sind dürfen wir davon ausgehen, dass die Zahlen heute tatsächlich auch sehr viel höher sind als "lächerliche" 48 Milliarden Euro.

Um das mal in eine andere, leichter zu verstehende Zahl umzurechnen: 48 Mrd verteilt auf 80 Mio Einwohner bedeutet, dass jeder im Jahr ca 600 Euro dafür ausgibt, geht man davon aus, dass jeder dieser 80 Mio Krankenkassenbeiträge bezahlt.

Weil das nicht der Fall ist, zahlst DU entsprechend mehr. Wäre es nicht fein, wenn Du dieses Geld für irgendetwas anderes ausgeben könntest? Ich frag ja bloss...
Nicht, dass ich naiv genug wäre zu glauben, dass sie Dir das Geld lassen würden, denn da gibt es ja dann bestimmt irgendeine andere Geldkuh, die man mit Deinen 600 Euro lieber füttert, als sie in Deiner Tasche zu belassen. Sie sind ja eh weg, und Du scheinst zufrieden damit zu sein.



Da ich erfreulicherweise niemand direkt in der Familie habe, der an einer diagnostizierten Diabetes-Krankheit leidet muss ich ein wenig um mich schauen. Da ist mein guter Freund und Billiard-Partner. Der hat seinen Sohn alleine aufgezogen. Mit Diabetes. Seit das Kind 8 Jahre als war. 

Jedes Mal, wenn ich mit ihm irgendwo weg war, hat er mindestens einmal das Telefon in die Hand genommen, und seinen Sohn besorgt nach den Blutzuckerwerten gefragt.
Und mir jedes Mal entschuldigend erklärt, dass er diesen Kontakt braucht, weil - Kinder...

Nun ja. Es sind Kinder. Die wissen zwar, dass sie schlimmstenfalls ohnmächtig in einer Ecke liegen und sich klammheimlich leise von der Welt verabschieden könnten, wenn nicht rechtzeitig Hilfe kommt. Aber. Es sind Kinder. Die vergessen die Zeit, vergessen zu messen, nehmen es manchmal nicht so genau.
Ich habe ihn so wahrgenommen, dass es ein ständiges angespannt sein war.
Bis der Sohn dann irgendwann eine automatische Insulin-Pumpe bekam.
Das hat zwar entlastet. Erstmal.


Aber ein echtes Happy End blieb aus. Denn kürzlich wurde nun bei ihm der Verdacht auf MS festgestellt. Und es ist gruselig präzise, wie sehr Diabetes, MS, Depression und Hirn-Geschichten wie Demenz, Alzheimer und Parkinson in diesen gesamten Spiel irgendwie zusammenhängen.

Nein. Diabetes ist mir  nicht harmlos genug, um es zu ignorieren.

Und angesichts der Tatsache, wie schmal der Grat nach einer neuesten klinischen Studie tatsächlich ist, sollte es das für Euch auch nicht sein. 

Auch - und gerade nicht - für Eure Kinder.

Die meisten KKler von Euch machen das ohnehin schon richtig. Und die, die es bis jetzt noch unterschätzt machen haben jetzt die Chance, das zu ändern.

Und wenn man samstags im Supermarkt in die Einkaufswagen der anderen schaut, wenn man weiss, dass einige Eltern ihren Kindern in die Schule eine Einskommafünf-Liter-Cola mitgeben, und das ja noch lange nicht alles ist, was wissentlich und unwissentlich an Zucker in den Kinderkopf wandert, wenn der Tag lang ist....

... dann wird einem angesichts der Zahlen, wie papierdünn der Grat eigentlich ist, auf dem viele wandern, die vollkommen unbedacht durchs Ernährungsleben gehen doch ein bisschen mulmig.

Zumindest, wenn man ein Herz hat.

Bis später. 


Weiterführende Links:
Klinische Studie (englisch/Original) Insulinresistenz und Diabetes bei regelmässiger Aufnahme von gesüssten Getränken 

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