Donnerstag, 30. Juli 2015

Schau mal Mama - Fruchtzwerge...

KKritiKK
Mama, schau doch mal her!
... und schau genau.





"Mama, schau doch mal her – schau mal Mama!", singts aus dem Fernseher.

Und wehe Mama beschäftigt sich in der Werbepause mit etwas anderem…
Spätestens bei dieser Aufforderung der Piepsestimme schaut die pflichtbewusste Mama ganz gewiss auf den flatten Screen…

Und was sieht die Mama!?




Einen kleinen Jungen, der auf einem Fahrrad fährt und mutig eine Treppe herunter springt, direkt in die schützenden Arme der fürsorglichen Mama.

Und das bedeutet? Richtig! Höchste Zeit für eine Belohnung für den tapferen Racker!
Aber was ist denn nun die richtige Freude für den Helden? 
Schokosachen? Nachtisch?!

Neein. Fruchtzwerge! Denn die mag er besonders...

Und da sind auch noch gleich 2 Becher Milch drin. Und Calcium. Und Vitamin D…

Die schlaue Wahl für Weltentdecker?


Na dann gehen wir doch mal auf Entdeckungsreise… 

Und zwar raus aus der schönen bunten Werbewelt, zurück in die Realität. 
Und die sieht so aus:


Wer auf die Danone-Seite geht, um sich über Nährwerte und Inhaltstoffe der fruchtigen Zwerge zu informieren, wird erst einmal kurz überrascht sein: 

Keine Zutatenliste. Dafür aber wenigstens die Nährwertangaben:




Der geübte Kennerblick schweift sofort in die Zuckerspalte, und entdeckt dort auf den ersten Blick: 6,4 Gramm Zucker pro 50 Gramm-Becher.

Jetzt erinnern wir uns aber, dass wir einmal eine Umfrage in unserer Facebook-Gruppe hatten, bei der rund 87% unserer Mütter erzählten, dass ein Becher definitiv nicht der typischen Realität entspricht, sondern dass sich die Kleinen im Regelfall gleich 2 aussuchen dürfen. 

Verständlich, der Boden des Bechers ist viel zu schnell erreicht - die Leckerlöwen brüllen praktisch vollautomatisch nach mehr. Manchmal sogar noch nach dem zweiten...

Zack, also doch mindestens die rechte Spalte:12,8 Gramm. 
Stattlicher Gegenwert: Mehr als 5 Stück Würfelzucker. 

Und was steht da noch? 
Richtwert in % der Tageszufuhr, Sternchen.
Und Sternchen führt zu "Basierend auf einer täglichen Ernährung eines Erwachsenen." 
Er-was!? Wieso das denn!? Das ist doch exklusiv für kleine Zwergenhelden! 
Was machen denn dann nu die Erwachsenen da auf einmal in meinem Vergleich?
Na - Schwamm drüber... 

Kommen wir zum wirklich Wichtigen... den wertvollen Zusätzen: 
Dem guten Calcium: 30% Doppelsternchen - und Vitamin D: 25% Doppelsternchen.

Oh. Pro Becher á 50 Gramm war das ja - und für einen Erwachsenen. 
Und bei Doppelsternchen steht da jetzt pro 100gr.?
Orch... Ich seh nur noch Sternchen. 
Wer soll denn da bitte keinen Hirnknoten bekommen?!
Wie viel sind das denn jetzt für die kleinen Zielgruppler?

Und - immer noch keine Inhaltsangaben... Mein Fehler. 
Fruchtzwerge sind so toll(e Umsatzträger), die haben doch sogar ihren eigenen Webauftritt
Na dann schauen wir doch da nochmal nach der Zutatenliste...

Woops. Keine da?! 

Nur die Nährwerte... Klick. Woah sind die mini! Da haben die Webdesigner wohl aus Versehen das Zwergenthema stilgerecht auf die Schriftgrösse übertragen? 
Und dann auch noch als Grafik, weder such- noch zoombar...
Die Daten sollen wohl auf keinen Fall vom Geschmack ablenken?

Aber ich glaub ich nehm lieber die, die haben immerhin 0,1 Gramm weniger Zucker als auf der Danoneseite... So schnell kann's gehen...






Jetzt auch als "weniger Süss" erhältlich - steht oben drüber? 
Oh wie schön - ich kann sogar gleich nochmal Zucker sparen. 

Klasse... Aber och...
Wo stehen die denn jetzt? Rechts im Menü? Fehlanzeige...
Mal Nährwerte klicken... 
Ah, daaa haben sich die versteckt...
Die wollten wohl nicht gegessen werden? Oder lieber nicht gefunden?

Freche Zwerge aber auch...

Na dann klicken wir doch mal wegen der Nährwerte... uuuund...

Tja, da kratzt sich sogar der kleine Kerl oben rechts auf der Seite am Kopf...




11,4 Gramm... Statt 12,7 Gramm. Aha. 

Also von knapp über 5 Stück Würfelzucker auf knapp drunter...
Tja, "weniger süss" ist wohl eine sehr subjektive Grösse...


WAS DAS BEDEUTET BEIM ZUCKER WHOsWHO:

Blöd nur, dass das bedeutet, dass schon diese beiden harmlosen winzigen Zwergen-Becher gemäss der WHO-Vorgaben für Zucker bei Kindern zwischen 4 und 8 bereits die Tagesration für die Lütten praktisch komplett ausschöpfen

Bei den normalen ist es sogar schon ein klein bisschen drüber. 

Nix mehr Zucker sonst, das wars für den Tag. 
Kein Süss-Saft, kein Cola, kein Nutella. Nicht mal ein Keks... 
Wer hätte das wohl geahnt?! 
So Zwerg sind die Bechers dann wohl doch nicht...?!



Aber wie "Frucht" sind sie denn nun überhaupt...?
Keine Zutatenliste bei Danone, keine auf der Fruchtzwergseite. 
Zumindest habe ich sie nicht gefunden. 
Aber wer will ausser mir schon wissen, was in den bunten Bechern überhaupt drin ist? 
Etwa - Mama?!

Na Gott sei Dank hat das Internet ja noch ein paar mehr Webseiten als nur diese beiden, 
und auf einer unabhängigen steht es dann geschrieben:

Zutaten / Inhaltsstoffe:

Erdbeere: Frischkäsezubereitung mit 6% Früchten, Halbfettstufe im Milchanteil: Frischkäse, Zucker, Erdbeeren (mit Rote Bete Saftkonzentrat), Calciumcitrat, Aroma, Vitamin D.

Aprikose: Frischkäsezubereitung mit 6% Früchten, Halbfettstufe im Milchanteil:Frischkäse, Zucker, Aprikosen (mit Rote Bete Saftkonzentrat), Calciumcitrat, Aroma, Vitamin D.

Banane: Frischkäsezubereitung mit 6% Früchten, Halbfettstufe im Milchanteil: Frischkäse, Zucker, Bananen, Calciumcitrat, Aroma, Vitamin D.

Vitamine / Mineralstoffe: Calcium: 240 mg / 100g



Vorausgesetzt alle haben dort gute Arbeit geleistet und die Angaben stimmen sind das bärenstarke 6 Prozent Frucht. Donnerlüttchen: Die strotzen ja förmlich... 

Naja, genaugenommen heisst das aber anders herum, dass es 94% irgendwas anderes ist, nicht wahr?

Jetzt weiss ich auch endlich, warum das FruchtZWERG heisst.
Das "Frucht" ist der Zwerg! 

Aber bleiben wir realistisch: Es wurde ja auch langsam etwas eng. 
Bei 2 Bechern Milch und einer Tagesration Zucker war kaum noch Platz im kleinen Becherlein.

Und das Aroma erst...! 
Natürlich für die Kleinen ohne künstliche AromenZumindest (lt. Gesetz) 

http://www.danone.de/danone/unsere-marken/fruchtzwerge.php


Aber in jeder Sorte Aroma in den Zutaten. Da kenn sich mal noch einer aus...



JETZT WIRDS NOCHMAL WICHTIG:

Puh...
Bist Du noch da, Mama!? 

Das wäre wichtig. Denn jetzt wird es nochmal richtig spannend....

Fassen wir zusammen. Eine recht süsse Zuckerei für recht süsse Kinder.
Aus Milch. Mit extra Kalzium...

Und jetzt erinnern wir uns doch nochmal...

Da war doch was mit der Milch und dem Kalzium?!
Was war das doch gleich?!

Gab es da nicht einmal eine ziemlich aktuelle Stellungnahme unserer Deutschen Gesellschaft für Ernährungsberatung (DGE) zu diesen beiden Dingen? 




Na dann will ich ja überhaupt gar nichts gesagt haben, Mama!

Geschweigedenn hinzugefügt.

Ausser vielleicht - was für eine Ironie das doch ist, ausgerechnet die beiden - wo sie sich doch sooo gut verstehen...




Bis später.




Weiterführende Links
Stellungnahme der DGE zu Milch und Kalzium





Mittwoch, 29. Juli 2015

Lebenslänglich für Lebensmittel

KKommentar
Lebenslänglich für Lebensmittel
Über das Problem des Kostendrucks und der geteilten Verantwortung



UnKKonform und manchmal sogar tödlich: Erdnussbutter


2008 wurde Stewart Parnell, der Inhaber einer Firma, die sich mit der Verarbeitung von Erdnüssen beschäftigte von seinem Mitarbeitern gewarnt, dass die aktuelle Charge seiner Erdnussbutter ein Problem mit Salmonellen habe. 

Seine Antwort in einer Email war: 
"Sch**sse, versendet es trotzdem, ich kann mir nicht leisten, einen weiteren Kunden zu verlieren."

Die Folge: 700 Menschen wurden krank, 9 starben.


Die Quelle wurde zurückverfolgt, die Firma geschlossen und ging bankrott.

Vor ein paar Tagen nun wurde er schuldig gesprochen in 71 Verstössen gegen geltendes Recht und zum 21. September 2015 wird das Strafmass verkündet.

Zum ersten Mal in der Geschichte wird für einen Lebensmittelskandal ein Urteil erwartet, das auf "lebenslänglich" lautet, die Staatsanwaltschaft dort hat das jedenfalls beantragt, und viele Experten halten ein solches Urteil für wahrscheinlich.


Seinen Bruder erwartet eine 21-jährige Haftstrafe, die Qualitäts-Kontrolle-Managerin wird mit ca 10 Jahren rechnen müssen.

Soviel zum Stand der Dinge.

Jetzt muss man natürlich berücksichtigen, dass es sich dabei um das amerikanische Rechtssystem handelt, das in verschiedenen Bereichen einfach komplett anders läuft als unseres. Unvergessen die Millionen-Abfindungen für Pudel und den heissen McDonalds-Kaffee, wegen dem jetzt "Achtung Inhalt ist heiss" auf den Pappbecher steht.


Und möglicherweise haben wir auch andere Sicherungssysteme, oder eine bessere Ethik.

Aber in ein paar Bereichen sollte uns das schon ein wenig nachdenklich werden lassen:


Kostendruck für die kleinen Unternehmen

Wir hatten ja in der letzten Zeit immer mal wieder Fleischskandale, bei denen abgelaufenes Fleisch (oder: wer erinnert noch die Pferdefleischlasagne?) in den Handel kam und genüsslich weil unwissend von den Verbrauchern verzehrt wurde. Das Praktische daran: Die Beweismittel werden vom Nutzer gleich mit vernichtet. Und noch etwas ist schwierig - man isst über den Tag verteilt eine Menge verschiedener Dinge und spürt dann vielleicht ein Unwohlsein aber kann kaum verbindlich sagen: "Es war das Hackfleisch und nein, ich habe die Kühlkette nicht unterbrochen, ich kann das beweisen." 

Wenn nun der Wettbewerb zwischen den Unternehmen derart gross ist, dass ein Unternehmer bei uns eine ähnlich fatale Fehlentscheidung trifft, weil er sonst seine Mitarbeiter nicht bezahlen kann - dann muss er nicht einmal ein gieriger Mensch sein - es reicht schon, wenn es ums nackte Überleben geht. Und bis dann die Sicherungssystem greifen ist es möglicherweise längst für einige Verbraucher zu spät, wenn's richtig dicke kommt. 

Am obigen Beispiel sieht man ja auch, dass mindestens noch zwei weitere wohl mindestens so weit informiert waren, dass es für den Schuldspruch gereicht hat. Auch die haben geschwiegen. Und wie wäre das bei uns?

Mit welcher Wahrscheinlichkeit würde bei uns jemand rechtzeitig den Mund aufmachen und sagen "Wir haben ein Problem, unser Chef ignoriert es, ich kann das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren..." Als die Erdnussbutter-Maschine vom Netz genommen wurde verloren 90 Mitarbeiter ihren Job. Wegen der Zwangsschliessung. Aber hätten sie ihn vielleicht auch verloren, wenn der Chef die fragliche Charge zurückgehalten hätte und sie deshalb möglicherweise einen Kunden verloren hätten?

Wir hatten in der letzten Zeit ein paar Nuss-Mus-und-Ähnliche-Rückrufe, teilweise wurden daraufhin ganze Sortimente aus den Handelsketten verbannt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das vor einem sehr ähnlichen Hintergrund geschah. Vermutlich rechtzeitig? Wer weiss das schon.


Die verwaschene Verantwortung der grossen Konzerne


Wie würde das aber dann bei einem richtig grossen Konzern aussehen? 
Wen würde man denn dort verantwortlich machen können? 
Den Leiter des Qualitätsmanagements? Der war gerade im Urlaub. 
Dann den Stellvertreter. Sorry - Elternzeit. 
Stellvertreters Stellvertreter? Betriebsbedingt gekündigt, wegen der Einsparmassnahmen...
Ah, dann den Vorgesetzten? Hm, woher hätte der das bitteschön wissen sollen? 

Gut, aber dann die Mitarbeiter, die es festgestellt haben? 
Die schrieben eine Email an den Leiter, der im Urlaub war. 
Falls sie überhaupt qualifiziert genug waren, das Problem festzustellen, denn eigentlich sind es alles fachfremde Leiharbeiter, die nur die Maschinen bedienen und wegen des geringeren Lohns ohnehin nicht sehr motiviert sind.

Ich sehe hier eine ganz schön grosse Lücke an Verantwortlichkeit klaffen, über die man einmal intensiv nachdenken sollte.

Wen sollte man greifen? Wer ist denn eigentlich verantwortlich am Ende?

Könnt Ihr Euch vorstellen, dass der Unilever-CEO lebenslang ins Gefängnis geht, sollte jemals nachgewiesen werden können, dass das Becel pro activ tatsächlich die von foodwatch monierten Gesundheitsrisiken in sich trug und die Warnhinweise auf der Packung nicht zum Spass waren - sondern sich tatsächlich ein paar ans Herz fassten bevor sie über den Jordan gingen? Weil sie sich fleissig die vermeintlich ach so gesunde Margarine aufs Weissbrötchen schmierten? 
Nein? Wer dann? 
Der Forscher in Diensten von Unilever, der die Unbedenklichkeit bescheinigt hat?


Ich sehe hier zwei Möglichkeiten:
Entweder, wir verlassen uns auf die ethische Integrität der Entscheider.
Oder wir sorgen für klare Verantwortlichkeiten und setzen dann auch entsprechend empfindliche Strafen tatsächlich um. Und verlassen uns auf die Abschreckung. 
Momentan sehe ich allerdings eher, dass genau das nicht geschieht.

In jedem Fall befürchte ich, dass beides - der allgemeine Preisdruck und die verwaschene Verantwortung allenthalben - ein sehr labiles Umfeld erzeugen, das die reale Gefahr in sich trägt, dass wir nicht mehr all zu lange auf einen Fall warten müssen, der dem der Peanut Corporation of America gleicht.


Bis später.




Weiterführende Links:
Rawstory: Life sentence for food exec (englisch)
Wiki: Peanut Corporation of America (englisch)



Donnerstag, 23. Juli 2015

Stevia jetzt auch offiziell auf dem Prüfstand

KKommentar
Stevia jetzt auch offiziell auf dem Prüfstand
Meine Anmerkungen zu einem Spiegel-Bericht




Ich komme mir ja langsam vor wie ein Orakel.

Das soll jetzt bitteschön keinesfalls arrogant rüberkommen, aber: 
Ich sage das mit dem Fett. 
Ich sage das mit den Eiern und dem Cholesterin. 
Ich sage das mit dem Weizen. 
Ich sage das mit dem Zucker. 
Ich sage das mit der Milch. 
Ich sage das mit der Molke.
Und ich sage das mit dem Stevia.

Und nach und nach kommt jedes dieser Themen über die Mainstream-Medien dann auch endlich im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit an, und zwar genau so, wie ich es zutreffend meiner eigenen Leserschaft schon lange vorher beschrieben hatte...

Nein, ich bin kein Hellseher. 

Ich recherchiere nur sehr sorgfältig und habe einen guten Instinkt, wo Informationen und Studien tragen und wo sie korrumpiert sind. 
Nicht zuletzt, weil ich auch die Quellen jeweils sehr genau anschaue.

Jetzt ist Stevia gerade aktuell in der Presse neu bewertet worden. 
Und das weit kritischer als zu Beginn, als das noch als "natürliche Süsse mit weniger Kalorien" unseren Süsshunger gesünder stillen sollte als der weisse Zucker.

Der aktuelle Bericht im Spiegel enthält ein paar sehr interessante Informationen.
Meine Empfehlung.


Allerdings kann ich nicht anders, als ein paar der Expertenmeinungen, die darin enthalten sind bewertend zu kommentieren:




"Bei der Herstellung des Süßungsmittels werden die Steviolglykoside in einem chemischen Verfahren isoliert - und von den wertvollen Inhaltsstoffen der Steviapflanze getrennt. Die Steviolglykoside enthalten somit keine gesundheitsfördernden Bestandteile mehr."

Soviel zur Natürlichkeit dieses Stoffes. Gesundheitswert: Null. Meine Rede.



"Schon mit einer geringen Menge Stevia, das auch für Diabetiker geeignet ist, lasse sich eine enorme Süße erzielen, so die Ernährungsexpertin. Sie empfiehlt für den Gebrauch daheim Flüssigsüße oder Granulat."

Das ist eben genau das Kreuz mit diesen Diätassistenten. 
Sie verbreiten gefährliche Halbwahrheiten. 

Liebe Frau Kirsten Metternich, würden Sie mir bitte dringend einen Gefallen tun!? 

Würden Sie einmal bitte schauen, WAS der Trägerstoff des Granulates ist, 
der 98% dieser Produkte ausmacht? Es ist ZUCKER.

Hier zum Beispiel: Zutaten: Maltodextrin, Süßstoff: Steviol-Glykoside, natürliche Aromen.


Und dann schauen Sie sich bitte mal die Flüssigsüsse an. 
Richtig. Die enthält Fruktose. Auch Zucker. 


Und DAS bieten Sie u.a. Diabetikern und Abnehmwilligen an!? 

Bitte bewerten Sie das umgehend neu und nehmen sie diese widersinnige Empfehlung schnellstmöglich zurück. Das ist entsetzlich unverantwortlich!



"Vor allem Kinder mit wenig Körpergewicht können an die ADI-Wert-Grenze oder darüber kommen, wenn sie beispielsweise viele gesüßte Limonaden trinken."

Wer das jetzt nicht weiss, kurz erklärt: Der ADI-Wert legt fest, wie viel man täglich von etwas zu sich nehmen kann, ohne dass es gesundheitlich bedenklich scheint. 

Joar... Na dann mal schön Cola Life in die Kinderchens. 
Und vielleicht ein Stück mit Stevia gesundgesüssten Kuchen von der Mama obendrauf?



"Die Steviapflanze selbst ist in der EU nicht als Lebensmittel zugelassen, da nicht für alle Pflanzenteile die aufwendigen erforderlichen Unbedenklichkeitsstudien vorliegen."

Ich sehe das anders: Die Steviapflanze ist nicht als Lebensmittel zugelassen, weil ein Konsortium (u.a. Coca Cola) ein Patent für E960 angemeldet hat und bei der EU einen sehr dicken Lobbyfuss in der Tür hat. Und keine Konkurrenz wünscht. 

Was aber nicht heissen soll, dass die Pflanze automatisch die bessere Wahl wäre, wenn man sich der Legalität entzieht und die z.B. als Badezusätze einkauft. 

Letztes Wochenende sprach ich zufällig mit einem Importeur, der hat mir erzählt, wie die Behörden damals zu Beginn des Hypes seinen gesamten Einkauf aus Südamerika beschlagnahmt haben. So richtig mit Polizeiaufgebot waren sie angerückt. 
Er sei sich wie ein Drogendealer vorgekommen. 

Tja, Pflanzen sind eben nicht ohne. Da kann man schon mal die Gesetze polizeilich durchdrücken, wenn es um die Gesundheit geht. Wenn sie das nur mal an den wirklich wichtigen Stellen täten...

Nein. So lange etwas einen ADI-Wert hat, würde ich schon zweimal nicht unkontrolliert Pflanzen konsumieren, bei denen ich null Ahnung habe, was da genau und wie viel davon drin ist. So verlockend es sein mag: Die richtige Dosierung abzuschätzen ist doch noch viel weniger möglich.



"Jeder Deutsche verzehrt im Durchschnitt 36 Kilo Zucker pro Jahr, das sind drei Kilo pro Monat. Die Löffel für Kaffee und Tee sind dabei die geringste Menge. Den meisten Zucker, rund 83 Prozent, verspeisen wir mit verarbeiteten Lebensmitteln wie Süßigkeiten, Backwaren, Milchprodukten oder Fertiggerichten. Das Problem: Der Körper gewöhnt sich an die durch diese Produkte vorgegebene Süße."

Also erstens Mal ist der eigentliche Verzehr weit über den 36 Kilo, auch wenn ich noch keinen exakten Wert bestimmen konnte, soviel ist jetzt schon sicher: 
Die 36 Kilo beinhalten noch lange nicht allen Zucker, den man uns durch die Kiemen presst.
Und ja, genau diese Gewöhnung ist ein Problem, vor allem, wenn man das schon bei den Kleinen beginnt - ganz besonders.



"Ernährungsexpertin Elektra Polychronidou empfiehlt, die Süßschwelle langsam herunterzuregulieren" 

Wo wir uns einig sind: Herunterregulieren ist eine gute Idee.

Nicht einig: Zucker ist ein Suchtstoff oder ein suchtähnlicher Stoff, vergleichbar mit dem Nikotin. Leider muss man auf diese Zahlen ausweichen, denn zu Zucker gibt es noch zu wenig. Und beim Rauchen kann man sehr sicher sagen, dass eine langsame Verringerung keinen Erfolg bringt. Ich halte das deshalb für nicht sinnvoll. Man quält sich so viel länger und lässt die Sucht am Leben. Besser ist ein 5 - 14 Tage andauernder Entzug, danach entwickelt man wieder ein natürlicheres Süssgefühl und ist weit weniger anfällig für die massiven Überdosierungen, die wir alle abbekommen.


"Ganz besonders wichtig: Möglichst häufig unverarbeitete Lebensmittel verwenden, das senkt den Zuckerkonsum am deutlichsten."

Das habe ich auch schon einmal jemanden sagen hören, den ich relativ gut kenne. 
Wer war das noch gleich... Achja. Das war ich. :) 



Fazit: 
Stevia wegzulassen, wenn man abnehmen will ist und bleibt eine sehr kluge Entscheidung.

Und wenn es um die Gesundheit gehen soll, dann gebe ich einmal folgendes zu Bedenken:

Über die Natürlichkeit eines Stoffes, mit dem man nicht einmal ein Pullmoll-Bonbon ausschliesslich süssen darf, sondern trotzdem noch 2 Drittel mit Zucker auffüllen muss - sollte jede eigentlich gesundheitsbewusste Hausfrau einmal ausführlich nachdenken. 

Bevor sie noch weiter zu diesem Stoff greift und das ihren Kindern in den Kuchen mixt.
Oder auch nur eine einzige Flasche Cola Life einkauft...


Bis später.




Weiterführende Links
Der SPIEGEL-Artikel zu Stevia im Original

Meine Wahrheit zur neuen Cola Life (Mai 2015)

Stevia, meine vorläufige Endabrechnung (Oktober 2013)
Zuckersüss und doch nicht erlaubt (Oktober 2012)

Haribo-Produkte sind zuckerhaltige Genussmittel: für ab und zu

NachgehaKKt
Was Haribo für Kinder empfiehlt
Wenn man nicht nachfragt, kommt man nicht drauf


Der vergangene Beitrag hat sich ja mit dem Zuckergehalt der Haribo-Goldbären und der Saftbären beschäftigt. 

Zur Erinnerung: Setzt man eine Tüte Goldbären ins Verhältnis mit den Empfehlungen der WHO enthält diese soviel Zucker, dass z.B. ein 6-jähriger rechnerisch rund 14 Tage lang danach kein Krümelchen Zucker mehr essen sollte, wenn er das zuviel wieder ausgleichen wollte.

Nun hatte ich ja auf der offiziellen Haribo-Facebook-Seite nachgefragt, 

wie viel Haribo denn eigentlich selbst für Kinder empfiehlt.

Wie Ihr Euch vielleicht erinnert haben die mich wohl erst einmal übersehen, und dann auf die Nachfrage gebeten, ich möge mich doch per Email an deren Experten wenden, was ich dann auch tat. Schliesslich hat mich das wirklich interessiert.

Ich weiss nicht genau, wieso ich so ein Pech mit meinem Anliegen habe, aber auch die Email wurde anscheinend übersehen.

Erst als ich dann nochmals auf der Facebook-Seite nachgefragt habe, bekam ich am selben Tag sowohl auf Facebook als auch per Email eine Antwort.






Und hier die Antwort per Email:

Sehr geehrter Herr DaVinci,

vielen Dank für Ihre freundliche E-Mail an HARIBO und das damit verbundene Interesse an unserem Produkt SAFT GOLDBÄREN. Für die verspätete Rückmeldung möchten wir uns in aller Form entschuldigen. 

Gerne gehen wir im Folgenden auf Ihre Fragen ein: 

Unseren Kunden ist bekannt, dass HARIBO seit mehr als 90 Jahren Süßwaren herstellt, die seit Generationen große Beliebtheit genießen. HARIBO-Produkte sind zuckerhaltige Genussmittel und sollen den Menschen ab und zu eine kleine Freude im Alltag bereiten. Mehr versprechen und kommunizieren wir auch nicht. 

Der erhöhte Fruchtsaft-Anteil von 25% der SAFT GOLDBÄREN erzielt insbesondere eine weichere Konsistenz als bei den „klassischen“ GOLDBÄREN. Die Nährwerte beider Produkte sind jedoch vergleichbar und werden nicht signifikant von der Zugabe eines höheren Fruchtsaftgehaltes beeinflusst. 

Unsere Abpackungen sind mit Nährwert-Informationen sowie Referenzmengen entsprechend der geltenden gesetzlichen Regelungen versehen. Wenn Sie Bedenken im Hinblick auf diese Referenzmengen haben bzw. flexibler bei der Portionierung für Ihre Kinder sein möchten, empfehlen wir Ihnen die so genannten „Mini-Maxi-Abpackungen“ der GOLDBÄREN und SAFT GOLDBÄREN, die leicht portionierbare 10g- bzw. 15g-Minibeutel enthalten. 

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen konnten und wünschen Ihnen eine angenehme Restwoche.  
Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne auch telefonisch zur Verfügung. 
-- Mit freundlichen Grüßen HARIBO GmbH & Co. KG i. A.



Na, daraus ergibt sich aber dann doch noch ein klein bisschen Gesprächsbedarf...


"HARIBO-Produkte sind zuckerhaltige Genussmittel und sollen den Menschen ab und zu eine kleine Freude im Alltag bereiten." 

Genussmittel... Wenn das mal nur alle wüssten. 
Ich kenne Leute, die glauben sie brauchen täglich mindestens eine Tüte davon. 
Und sind sich dabei überhaupt nicht bewusst, dass selbst Haribo meint, nur ab und zu.
Ab und zu finde ich toll. Klein auch. Freude sowieso. 




"Mehr versprechen und kommunizieren wir auch nicht."


Hm. Hatte ich bei meinen Fragen auch gar nicht unterstellt? 
Ist das gleich schon vorbeugend, oder haben die etwa meinen Blog gelesen? 
In jedem Fall gehen sie wohl von selbst davon aus, dass das ein berechtigter Kritikpunkt ist, was mich ein bisschen beruhigt, bedeutet das doch, dass sie ganz genau wissen, was sie da tun - und wo sie etwas bei der Kommunikation lieber weglassen.




"Die Nährwerte beider Produkte sind jedoch vergleichbar und werden nicht signifikant von der Zugabe eines höheren Fruchtsaftgehaltes beeinflusst"
Ich freue mich immer, wenn Infos wie die aus meinem letzten Blogbericht auch offiziell bestätigt werden. Vielleicht sollte man denen mal mitteilen, dass die Bevölkerung das mit dem Saft leider als gesünder fehlinterpretiert? Bestimmt wissen die das nicht. Bestimmt.



"Wenn Sie Bedenken im Hinblick auf diese Referenzmengen haben bzw. flexibler bei der Portionierung für Ihre Kinder sein möchten, empfehlen wir Ihnen die so genannten „Mini-Maxi-Abpackungen“ der GOLDBÄREN und SAFT GOLDBÄREN, die leicht portionierbare 10g- bzw. 15g-Minibeutel enthalten."

Ja. Diese Bedenken habe ich tatsächlich. 

Und das aber nicht aus der Luft gegriffen, sondern weil ich die Empfehlungen der Weltgesundheitsbehörde sehr ernst nehme. An den Empfehlungen haben viele sehr kluge Köpfe lange gearbeitet und geforscht. Und mutig waren sie auch, denn sie haben die Wahrheit gegen eine Menge Widerstände aus der Industrie trotzdem veröffentlicht.


Was Haribo mir nun irgendwie doch schuldig geblieben ist, ist die Antwort auf meine Frage...?!


Wie viele Gummbärchen sind denn nun Ok?! 

Alles muss man selber machen... Na denn...

ICH will Euch das nicht schuldig bleiben. 

Ich nehme die vom Hersteller empfohlenen 15-Gramm-Minibeutel als Referenz und rechne das mal aufgrund der Herstellerangaben für uns alle aus und schreibe es verständlich weil bildlich auf:

- Kinder zwischen 4 und 8 sollten:  KEINE ZWEI DER MINIBEUTEL
- Jugendliche:  NICHT MEHR ALS ZWEI DER MINIBEUTEL
- und Erwachsene: UNTER 4 DER MINIBEUTEL

konsumieren, und dann den restlichen Tag absolut gar nichts mehr
das zugesetzten Zucker enthält. 

Weder trinken, noch essen. Kein Cola, kein Nutella, kein Müsli, keine Weightwatchers-Ravioli, kein Red Bull. Niente. Nada. Nüscht.








MINI(!)Beutel, das sind nicht die grossen mit Extrainhalt. 
Damit das keine Missverständnisse gibt. MINI.
Über den Plastikmüll, den das verursacht reden wir dann ein anderes Mal...


Bis später.



Montag, 13. Juli 2015

Wie die Werbung "gesunde" Worte missbraucht

KKWissen
Subtile Verbraucherleitung durch "gesunde" Worte

Am Beispiel von Haribo Saft Goldbären


Neulich fiel mir eine Werbung im Fernsehen auf, die sich mit Haribo Goldbären beschäftigte.
Ab Ende des Spots wurden kurz die neuen Haribo Saft Goldbären eingeblendet, mit dem sehr prominenten Hinweis, dass jetzt 25% Fruchtsaft enthalten sei.

Es ist kein Zufall, dass am Ende des Spots eine starke Mutter dem Bully Herbig klar macht, er müsse dann aufräumen, schliesslich kaufen die Frauen das Produkt, und man identifiziert sich ja gerne mit jemandem, der sagen kann, wo es lang geht...


Ich habe auch relativ wenig Zweifel, dass sich der Werbespot nicht nur an die Mütter, sondern auch an die Kinder richtet, so schön bunt und abenteuerlich, wie er aufgemacht ist.







Ich hatte das neulich ja schon einmal bei der Cola Life moniert und so ist es wohl auch mit diesem Produkt:
Ich glaube wir können ziemlich sicher davon ausgehen, dass in den meisten Köpfen die logische Kette "Obst ist gesund" > "Fruchtsaft ist gesund" > "Gummibärchen, die zu 25% aus Fruchtsaft bestehen, müssen gesünder sein als die anderen" abläuft. 

Und so soll das auch aussehen. Gesünder naschen. Für die Kinder nur das Beste...

Jetzt hatte ich aber am Wochenende einmal die beiden Tüten entdeckt und die Gelegenheit, sie gleichzeitig im direkten Vergleich anzusehen. Und obwohl ich schon vieles gesehen habe in den letzten Monaten - der direkte Vergleich der beiden Nährwerttabellen hat mich dann doch ein wenig überrascht.


Seht selbst:



Die Originalen Haribo-Goldbären

Die neuen Saft Goldbären

Der direkte Vergleich

Ist das nicht erstaunlich? Nicht nur, dass extrahierte Fruktose meiner Meinung nach sehr viel ungünstiger für die Gesundheit ist - nein. Der Zuckergehalt ist auf das Gramm identisch.

Aber jetzt müssen wir uns mal kurz darüber unterhalten, was das eigentlich bedeutet, was da genau drauf steht. 

In einer Tüte der Original Gummibärchen stecken also 165 Gramm Zucker drin.Das ist der Gegenwert von 68(!) Zuckerwürfeln.

Und jetzt erlaube ich mir einmal das ins Verhältnis zur Zuckerempfehlung der WHO zu setzen:

Erwachsene                 6,6  fach die empfohlene Tagesgrenze 

Jugendliche                9,88 fach die empfohlene Tagesgrenze 
Kinder 4 - 8 Jahre:    13,2  fach die empfohlene Tagesgrenze 


Das gilt gemäss den aufgedruckten Werten natürlich für beide Sorten gleichermassen, lässt man einmal die geringere Füllemenge der neuen Saftmarke ausser acht und den meiner Meinung nach viel schlimmeren Effekt der extrahierten Fructose im neuen Produkt.


Bezogen auf die Füllmenge der neuen Tüte zeigen sich die Käufer dann auch eher besorgt, dass das nicht ausreichend sei - schliesslich kann man nicht genug davon haben:






Wie falsch dieses Produkt wahrgenommen wird zeigt sich an einer weiteren Schilderung, die ich neulich zu dem Thema erzählt bekam:
"Vor KK bin ich sogar dem Slogan aufgesessen...beim Abnehmen darfste ruhig Gummibärchen, die haben doch kein Fett!!!"

Bitte lasst das sein, ihr werdet mit dieser Zuckerbombe nicht abnehmen können.

Und jetzt mal Hand auf's Herz. So eine Tüte ist doch an einem Abend locker in wenigen Minuten inhaliert. Legt die jemand mit Restinhalt auf die Seite? 
Wohl eher nicht, zumal die ja an der Luft nach einer Weile relativ hart werden.

Jetzt wollte ich die Profis selbst einmal fragen, wie es denn so aussieht.
Das habe ich als Antwort erhalten:









Das kann man jetzt einmal für sich kurz wirken lassen. 
Gut gelöst, wer will schon die Wahrheit auf seiner Werbe-FB-Seite stehen haben?
Natürlich bin ich der Empfehlung mit der Email gefolgt. 
Sollte ich eine Antwort bekommen, werde ich die nachreichen, bis jetzt kam nichts...



Bis später.




Weiterführende Links:
Der Haribo-Spot auf YouTube
Der alte Haribo-Spot zu Saftbären (2014)

Samstag, 4. Juli 2015

Die [Süss]Kartoffel-Frage: Wieso eine Kartoffel nicht immer gleich eine Kartoffel ist



KK-Lebensmittelkunde
Wieso sind Süsskartoffeln bei KK erlaubt?
... und wieso eine "normale" Kartoffel nicht?



Diese Frage kommt sehr häufig und sie ist auch ziemlich logisch. Auf den ersten Blick.


Der einfache Stolperer
Manche stolpern schon über die Logik, dass - wenn eine Kartoffel nicht erlaubt ist, wieso dann ausgerechnet eine Süsskartoffel? Wo wir doch auf süss verzichten?! Halloo-hoo!?


Der komplexe Stolperer mit Vorbereitung
Andere machen sich die Mühe und schauen auf den Anteil der Kohlenhydrate. Oder des Zuckers. Oder der Stärke. Und die dauerhaft Unbelehrbaren auf die Kalorien. 

Überall fällt die Süsskartoffel mit höheren Werten auf... 


Der daraus folgende Dialog
"HA! Ham wir Euch! Da ist KK wohl ein Irrtum unterlaufen? Erwischt!"
"Ähhhhhh. Nein... Das stimmt so!"
"Wieso!?"
"Aaalsoo....."










Die heisst bloss so, isses aber nicht
Als allererstes muss man verstehen, dass die beiden Kontrahenten von aussen ziemlich ähnlich aussehen können. Und hier ist vermutlich auch der Grund, warum die beiden die Kartoffel im Namen bekommen haben ... Und weil sie ziemlich ähnlich zubereitet werden.


Allerdings ist da schon der erste kleine Fehler unterlaufen, denn die Namenserteiler (war das Frau oder Herr Tartufolo? *grübel) haben sich nicht sehr um botanische Unterschiede gekümmert. 

Während die "normale" Kartoffel (die ich ab jetzt Kartoffel nenne, sonst bin ich bald nicht mehr "normal" vor lauter tippen) aus der Familie der Nachtschattengewächse kommt, ist die Süsskartoffel eine Speicherwurzel aus der Familie der Windengewächse. 


Der erste Hinweis, dass da ein kleiner Unterschied besteht. 
Die beiden sind botanisch in etwa so verwandt wie unser Bundes-Essen-Minister Christian Schmidt und ich. Also - ziemlich entfernt.




Beliebt und gar nicht mal so gut - Wer abnehmen möchte meidet
besser die liebste Sättigungsbeilage der Deutschen.



Deshalb keine Kartoffel
Die Kartoffel knocken wir jetzt erst mal abnehmtechnisch aus, in dem wir kurz klären, was an ihr für Abnehmwillige ungünstig ist. 

Auch wenn sie auf den ersten Blick weniger Kohlenhydrate, weniger Kalorien, weniger Fett und weniger Stärke/Zucker enthält, sorgt die Beschaffenheit der Stärke für einen rapiden Anstieg des Blutzuckerspiegels. 

Um das ins Verhältnis zu setzen: Hält man eine reine Glukoselösung (GI 115) dagegen, so erreicht die Kartoffel sogar etwas mehr als die Hälfte des Anstieges, bei ähnlichem Verlauf der Kurve auf der Zeitachse. Das ist ziemlich verdammt viel.

Und das Verhältnis wird sogar noch ungünstiger, wenn man die allseits beliebten Zubereitungs-Formen Kartoffelpüree, Baked Potato, Kartoffelgratin, Bratkartoffeln (und sowieso Pulverpüree aus der Pappbox) wählt


Das ist fatal, wenn man mit KK abnehmen will. Wenn man das noch zur falschen Tageszeit macht, kann das sogar je nach Menge und Zubereitung ein Wochenergebnis kosten.





Ganz schön flach, die "Süsse"



Deshalb ist die Süsskartoffel gut
Ihr ahnt es schon: 
Der Anstieg des Blutzuckerspiegels bei der Süsskartoffel ist trotz vermeintlich schlechterer Werte erstaunlich moderat. Und das liegt an der Zusammensetzung der Stärke und den enthaltenen Ballaststoffen. 

Und für die ganz doktoresken unter Euch: Enthaltene Amylase- und Trypsin-Hemmer beeinflussen die Stabilität der Stärkemoleküle zu unserem Vorteil. Wer hier Bahnhof gelesen hat, ist wahrscheinlich ungedoktort und darf sich auch ohne Abschreiben über diesen wichtigen Vorteil freuen... 

Wer auf der ganz sicheren Seite sein will, der isst sie mit Schale (gut abschrubben, versteht sich). Das ist auch wegen der Vitamine und Nährstoffe eine ziemlich gute Idee. Dazu gleich noch mehr.

Geschält als Püree würde ich sie möglichst selten empfehlen - auch wenn sie selbst in dieser Form die Kartoffel im direkten Vergleich um Längen schlägt. Aber das könnte bremsen, was daran liegt, dass ein Teil des Blutzucker senkenden Teils in der Schale steckt und Vorzerkleinertes... - aber das wisst Ihr ja.





Aufschneiderei? Die Süsskartoffel hält, was sie verspricht. Und mehr.




Und jetzt kommt's geballt: Nährstoffe...

Das Ding ist ein Wunderwerk der Natur, was den Nährstoffgehalt betrifft.

VITAMINE
Vollgepackt mit Vitamin A (ich glaube sie hält den Rekord darin) bis unter die Haube.
Ausserdem Vitamin C, E, und eine Reihe wichtiger B-Vitamine. 


Vitamin A ist ja vor allem bekannt wegen dem Beta-Carotin, und jeder denkt sofort an die Augen - stimmt auch. Sehkraft. 


Aber viel besser: Das Nervensystem wird gestärkt, die Bildung von neuen Blutkörperchen wird gefördert, Eisen kann besser verwertet werden, unsere Haut braucht es, die Knochen, das Immunsystem wird gestärkt, es wird benötigt um die Hormone Testosteron und Östrogen zu bilden und kann so gerade auch Frauen helfen, wenn Fruchtbarkeit ein Problem darstellt. (*holt Luft...) 
Aber vor allem... vor allem: Es ist ein wichtiger Faktor im Stoffwechsel, sowohl beim Eiweiss als auch beim Fettstoffwechsel der Leber spielt Vitamin A eine wichtige Rolle.
Und weil wir relativ eiweissreich essen beugen wir genau damit einem Vitamin-A.Mangel vor, der dadurch entstehen könnte. 

Noch ein kleines Plus: wer gestresst ist, tut sich damit auch ebenfalls etwas Gutes, denn Dauergestresste und schwer Erkrankte brauchen überdurchschnittlich viel mehr davon.


Allerdings: 
Von alledem hast Du überhaupt nichts, wenn Du noch immer einer dieser Fett-Angsthasen bist, die die Light-Wurst im Mineralwasser anbraten. 
Denn Vitamin A ist fettlöslich, das heisst, ohne Fett kannst Du Süsskartoffeln essen bist Du selber eine bist und hast leider trotzdem nichts von dem geilen Stoff. Ohne Fett keine Aufnahme im Körper. Das trifft übrigens nebenbei bemerkt auch für Vitamin E zu. 



MINERALSTOFFE
Die Süsskartoffel enthält hohe Mengen an Kalium, und nennenswert Eisen und Zink.

Ausserdem in geringeren Mengen Calcium, Magnesium und Phosphor.



Der Wunderstoff Caiapo
In der Süsskartoffel schlummert vor allem in der Schale (sagte ich doch, esst sie mit) eine Substanz, die Caiapo genannt wird. 

Diese hat zwei wesentliche Vorteile für unsere Zwecke:
Sie erhöht die Insulinsensitivität spürbar und sie senkt den Cholesterinspiegel im entscheidenden Bereich LDL, das ist das eine der beiden "bösen".
Schon wieder Bahnhof? Das ist was sehr Gutes für uns. Beides.



Ihr seht - tolle Knolle, das Ding
Wer Euch dieses Lebensmittel im Rahmen von SlowCarb oder einer anderen kohlenhydratarmen aber proteinreichen Abnehmform verwehrt zeigt Euch damit, dass er in entscheidenden Bereichen keine Ahnung von seinem Handwerk hat.



Hype(r), Hype(r)?!

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass - wenn ich ein Lebensmittel vorgestellt habe, das Vorteile für die Ernährung oder die Abnahme hat - gerne mal ein kleiner Hype ausgebrochen ist. 

Menschen lagen in den Supermärkten auf den Kachelböden, zerrten sich  an den Haaren und prügelten sich wild kriegsgeheulend um den letzten Butternut (ja, ich übertreibe ein bisschen (aber nur ein bisschen) ). 

Dieses Mal bin ich klüger und sage es gleich vorweg: 
Minimiert die Verletzungsgefahr, prügelt Euch nicht und geht wie mit allen anderen Lebensmitteln auch variabel und moderat um. 

Es gibt keinen Grund wegen der Vorteile jetzt einen LKW zu chartern und die Dinger für den nächsten Krieg zu Hause im Keller zu lagern. Ihr braucht auch keine Extra-Garage anmieten.

Nein - baut sie ab und an mal ein, wenn Ihr Lust darauf verspürt, dann ist das vernünftig und richtig so. Und wenn Euer Gesicht und Eure Haut orange wird, dann habt Ihr es übertrieben (das geht wieder weg und ist nicht gefährlich, übrigens).


Wo gibt's die eigentlich?
Mittlerweile gibt es sie eigentlich in fast jedem Geschäft mit einer durchschnittlich sortierten Gemüsetheke. Selbst die Discounter führen sie fast alle.

Und wie erkenne ich die?

Mit ein bisschen Übung erkennt man sie auch per Auge, aber zu Anfang würde ich mich auf das Schild verlassen, das dabei steht, denn es gibt ein paar Wurzelgemüse-Sorten, die relativ ähnlich aussehen können.

Gibt es Unterschiede? 
Ja, die gibt es - sowohl in der Schalenfarbe als auch in der Farbe des Innenlebens - wobei die oben abgebildete von den Nährstoffwerten nach meinen Unterlagen die vorteilhaftesten Zahlen aufweist, speziell beim Vitamin A.


Wann kann man sie essen?
Im Prinzip den ganzen Tag, wobei ich am Abend ein wenig langsamer machen würde und nicht zu grosse Portionen davon - das ist vergleichbar mit den Karotten und den Kürbissen... Es ist zwar kein vollwertiger Ersatz für die Hülsenfrüchte mittags, kann man aber schon mal machen, sie halten relativ lange satt.




Noch was?
Jetzt haben wir in diesem Beitrag aber schon so lange nicht mehr von Christian Schmidt geredet...

Apropos Christian Schmidt... 

Was macht der eigentlich momentan, auch wenn wir ihn grad gar nicht brauchen? 

Ah richtig. Der ist beschäftigt und rettet mit einem einzigen Anruf eine Menge Leben und rettet die Natur, bevor sie verarmt. Guter Mann! Soll noch einer sagen die einzigen Königinnen die er kennt seien die Weinköniginnen.

Und jetzt machst Du das gleiche bitte noch mit dem Genmais, und machst mit den Landesministern das Verbot klar. Christian. Ruf... sie... an!




Bis später.