Samstag, 25. Juni 2016

Lobbyisten, Lümmel, Lügenbolde


KKontext
Lobbyarbeit in der Landwirtschaft
Warum es so schwer ist, Nachrichten von Werbung zu unterscheiden




In den letzten Wochen und Monaten habe ich ja viel recherchiert und eine Menge Daten und Fakten gesammelt. 

Und dann liest man während den Recherchen immer mal wieder dazwischen Nachrichten, die irgendwie nicht in den Gesamtkontext passen....

Da war zum Beispiel diese hier.

"Sie setzten die Existenz von Landwirten aufs Spiel, nur um sich selbst zu profilieren", steht da zu lesen. Ein kläglicher Witz. Ich komme später im Bericht auf diesen Punkt zurück, wenn es um Existenzen geht, dann habe ich da eine andere Sichtweise, wer das Problem antreibt.

Spannend wird das jedenfalls dann wenn man mal ein bisschen näher hinschaut, und den Kontext entdeckt, der einem zum Verständnis fehlt.





Na, das hat doch Charme, oder?
Oder dann, etwas später stiess ich dann auf diese "News" hier:





Da ist dieser Hinweis mit den "wissenschaftlichen Grundsätzen."

Wir alle wissen ja langsam, dass das im Falle der Wiederzulassung nicht der Fall ist.

Tatsächlich hat das BfR die Risikobewertung gar nicht selbst geschrieben, sondern die Glyphosate Task Force (GTF), bestehend aus Firmen wie

Adama, Arysta, BASF, Bayer, Cheminova, Dow AgroSciences, Helm AG, Monsanto, Nufarm, Sygenta, UPL und ein paar andere. (Stand 01.09.2015)

Zusätzlich kommt hinzu, dass die Risikoeinschätzung selbst zu heftigem Einspruch bis hin zu einer Betrugsanzeige geführt hat.

Von der nachträglichen Einschätzung vom BfR der IARC-Darstellung ist bekannt, dass sie gerade bei der oben erwähnten "genaueren Untersuchung" ja dann selbst gerade Hinweise auf Krebs gefunden habe. 

Das stellt sich also eigentlich wie eine durchgängig falsche Darstellung der Fakten dar.

Und dann redet man in dem Bericht noch von der JMPR und vergisst dabei im Pressetext zu erwähnen, dass da doch der eine oder andere Interessenskonflikt eine Rolle spielt. 


Und dass das IARC bis heute nicht von ihrer Befürchtung das Mittel sei wahrscheinlich krebserregend abgerückt ist.

Das verwundert natürlich sehr, wenn man diese Hintergründe kennt.

Bis man dann auch da näher hinschaut und auf der Webseite folgende Mitgliederliste entdeckt:






Lobbyisten, Lümmel, Lügenbolde?!

Nun kenne ich die beiden da oben nicht und konnte mir keinen persönlichen Eindruck machen. Zu gerne würde ich verstehen, ob diese Leute selbst tatsächlich so wenig unbedarft sind, tatsächlich dermassen desinformiert sind oder gar am Ende tatsächlich bewusst Unwahrheiten verbreiten. Das wäre dann doch ziemlich skrupellos. 

Und so gibt es wohl Lobbyisten, 
Lümmel, die das "sportlich" sehen und sich der Tragweite ihres Handelns nicht bewusst sind... und es gibt Lügenbolde, die sehr wohl wissen, dass sie die Unwahrheit verbreiten.


Genau genommen dürfen wir den Landwirten eigentlich kaum Vorwürfe machen.

Wer ehrlich und im guten Glauben sein anstrengendes, solides Handwerk ausübt, schaut ab und an vielleicht einmal ein paar Agrar-Nachrichten online oder in Papierform an, bevor er müde ins Kissen sinkt. 
Aber Zeit für intensive Recherchen hat man da kaum. Für viele ist das ein 365 Tage Job.
Das wurde mir nun schon ein paar Mal unabhängig voneinander berichtet.

Und so kommt es wohl, dass sie dann ein Mittel dermassen intensiv einsetzen, dass es in Brandenburg im Grundwasser nachgewiesen wird und dass eine Behörde dann förmlich betteln muss, den Einsatz zu reduzieren: 






Ausser Kontrolle

Erbettelt wird eine Reduzierung, die dann wahrscheinlich nicht stattfindet. 
Denn man "weiss" als Anwender ja, wie harmlos das Mittel ist.
Und es ist praktisch. Und man weiss, dass es nicht kontrolliert werden kann, dazu haben die Behörden gar nicht genug Personal und selbst wenn hätten die ja nicht täglich Zeit auf dem Acker zu stehen, bis der Spritztraktor vorbei kommt.

Was die Landwirte betrifft: 
Andauernd bringt ihnen "jemand" bei, wie harmlos das Mittel ist, 
erzählt ihnen, dass die Gegenrede politisch motiviert sei, 
dass die "bösen NGOs" und die Grünen zweifelhafte Tests erzeugen, und und und. 

Wenn man dann deshalb nicht einmal mehr auf die eigentlich doch ziemlich verdammt relevanten Inhalte schaut, wenn man dermassen schon vorab gegen die berechtigte Kritik "geimpft" worden ist, dann hat man eigentlich kaum eine Chance, Bedenken zu entwickeln oder Zweifel zu bekommen. Obwohl das sowas von dringend nötig wär...

Interessanterweise sind die Landwirte, die sich dann wirklich einmal die Zeit nehmen und wirklich vorurteilsfrei in die Materie reinschauen binnen weniger Minuten schon bereit, wesentlich vorsichtiger und vernünftiger mit dem Mittel umzugehen.

Aber die Tarnung der Einflüsterer funktioniert prächtig. Oft erfolgt die Beeinflussung unter dem Deckmantel klangvoller Namen. Oder Vereinigungen, die von sich behaupten, eine moderne Landwirtschaft fördern wollen. Für eine bessere Zukunft.


Wer meint es denn eigentlich gut?

Denken wir doch einmal ein bisschen intensiver nach. 
Denken wir doch speziell an die aktuellen Berichte von den Milchbauern. 
Denen wurde seit etlichen Monaten, teilweise Jahren von den Bauernbänden suggeriert, sie müssten expandieren, gross werden. Kredite aufnehmen und den Stall erweitern. 
Um weiter effizient zu sein und mehr Umsatz zu erarbeiten.

Die Wahrheit ist aber doch vielmehr, dass gerade das Überangebot am Markt für zu niedrige Preise gesorgt hat. Und es jetzt noch viel schwerer zu überleben ist. Bei wesentlich mehr Arbeit. Und in der Zwickmühle, dass mit einem abzuzahlenden Kredit kaum ein leichter Ausstieg möglich ist. In fast jedem Gespräch das ich zu diesem Thema mit Betroffenen führte, kam das Wort "bereuen" vor. Und ausnahmslos alle waren sauer auf den Verband, der ihnen dazu geraten hat. Und den Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, der sie sowieso im Stich lässt, wie sie sagen.

Für mich bedeutet das, dass man sehr, sehr genau hinhören sollte und ein gesunde Misstrauen entwickeln gegenüber all jenen, die zu einem höheren Umsatz drängen oder zu "noch mehr", "noch schneller" und "noch grösser" raten.

Denn in erster Linien empfehlen die Leute das, weil ihr eigener Umsatz daraufhin höher wird. Was sie dabei vergessen zu erzählen ist, dass wir in vielen Bereichen ohnehin überproduzieren und das die Preise in den Keller treibt. 
Und die Spirale ständig noch schneller nach unten drückt. 

So kommen dann neben teilweise spürbarer Überarbeitung aufgrund der Empfehlungen dann zusätzlich noch die finanziellen Sorgen, die auf die Seele drücken.

Die bisher geführten Interviews dazu sagen mir, dass niemand von denen, die diese Empfehlungen umgesetzt haben - heute wirklich glücklich ist.

Eine "feine" Empfehlung, also. Oft von den Bauernverbänden und nicht zuletzt durch den BuMEL Christian "Glypho" Schmidt ausgeprochen wird.


Was nötig scheint ist ein Schnitt.

Sehen wir nicht langsam immer klarer? Dass das alles aus dem Ruder gelaufen ist?
Dass es sinnvoller wäre die Dauerschleife vom "Märchen Mehrertrag" zu durchbrechen?
Und sich als Landwirt selbst einmal wieder mehr Zeit für sich selbst zu gönnen, statt digitalisiert und supermodern effizient in den Ruin zu rauschen?


Wäre es nicht viel sinnvoller, als Landwirt den direkten Dialog  mit den Verbrauchern zu führen? Ohne Handel, ohne Verband, die ihre ja vollkommen eigene Ziele verfolgen.

Wenn mir eines in den letzten Monaten aufgefallen ist, dann das:

Für die Industrie zählen nur nüchterne Dollars, der Landwirt ist auf seinem eigenen Feld allenfalls "weitgehend geduldet".  


Denen ist es egal, ob der Karl oder der Erwin übermorgen seinen Laden zusperrt. 
Denen ist es auch wurscht, ob sich der Landwirt mit einem Mittel das Feld im Zeitraum von 10 Jahren verwüstet. 

Der kurzfristige Gewinn ist, was sie interessiert. 
Obendrein wird das Konzept dann noch voller Dreistigkeit den Bauern als "nachhaltig" verkauft. Und macht sie zu modernen "Too big to fail"-Sklaven.


Und ganz nebenbei macht die Industrie auch noch eine unfassbar grosse Zahl an Menschen in der Bevölkerung massiv krank. Too big to jail?



Bis später.





Donnerstag, 23. Juni 2016

Morgen ist D-Day - schon wieder...

Vor-aus-schau-end
Glyphosat - und wieder ist D-Day
Erneut Abstimmung in der EU

Morgen ist es nun soweit. Nach einer Menge Versuchen, die Glyphosat-Wiederzulassung durchzudrücken, für die sich aber keine Mehrheit fand erfolgt morgen wohl aus Zeitmangel der letzte Versuch. Zeitmangel deshalb, weil die Zulassung zum 30.06. ausläuft, und bis dahin kein weiterer Versuch zu erwarten ist.

Die gute Nachricht

Wir sind weg von dem Wahnsinn, das Mittel auf 15 weitere Jahre zuzulassen, ohne nennenswerte Einschränkungen. Es wird wohl auch keine 10 Jahre geben. Genaugenommen gibt es aktuell nicht einmal überhaupt eine Wiederzulassung.

Stattdessen wird morgen versucht, sich auf eine Verlängerung der aktuellen Zulassung auf 12 oder 18 Monate zu einigen. Aber auch hier stehen die Zeichen eher schlecht. Frankreich hat sich wieder auf ein Nein besonnen, für Deutschland gibt es keine Nachricht, dass aus der Enthaltung ein Ja wird. Das bedeutet, eine Mehrheit ist morgen auch nicht zu erwarten.

Nun könnte man der Versuchung erliegen zu hoffen, dass das Mittel dann ab dem 01.07. ein Auslaufmodell in Europa wird. Das wäre schön. Zu schön. Um wahr zu sein.

Die schlechte...

Denn tatsächlich gibt es jetzt schon eine Ankündigung der zuständigen EU-Kommission (das wären eigentlich die, die uns vor Schaden durch Lebensmittel zu bewahren hätten), sie würden nun eigenmächtig eine Verlängerung der bestehenden Zulassung vornehmen. Beim bisherigen Verhalten ist das dann wahrscheinlich auch gleich auf das Höchstmass 18 Monate zu erwarten.

Begründet wird das wie folgt: 

Erstens steht im Herbst nächsten Jahres eine weitere Veröffentlichung von Untersuchungsergebnissen durch eine weitere Institution an, und zwar die der European Chemical Agency (ECHA). Offensichtlich erwartet die EU-Kommission von denen einen Freibrief und verzögert das deshalb. Alternativ mag es vielleicht auch daran liegen, dass Monsanto's Werk für den alten, wiederzubelebenden Ersatz-Stoff dicamba wohl nicht rechtzeitig fertig wird, in das sie Milliarden investiert haben. So gewinnt man noch etwas Zeit, und kann dann einen mehr oder weniger nahtlosen Übergang vom unpopulär gewordenen Umsatzträger Glyphosat zu einem anderen Stoff anknüpfen. Der übrigens beim näheren Hinsehen die gleichen gesundheitlichen Auswirkungen erwarten lässt.

Zweitens begründet die Kommission ihr Handeln damit, dass eine gute Zahl an Staaten für eine Wiederzulassung war, und sich (Stand letzte Abstimmung) allein Malta klar für ein Nein positioniert hat. Alle anderen - inklusive Deutschland - haben sich enthalten. Anlass für die Kommission daraus zu schliessen, dass das kein Nein sei, somit ein Ja.


Mit bestem Dank auch an...

Zu verdanken haben wir Deutschen das unserem Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt. Der hat durch sein beratungsresistentes, stures und vollkommen sinnfreies Festhalten an einem Ja dafür gesorgt, dass Deutschland sich nicht zum überfälligen Nein entscheiden konnte. Zu schade. Denn das hätte das Spiel sicherlich nochmal ganz anders aussehen lassen. Und es der Kommission vermutlich ein bisschen schwerer gemacht.


Bedenkliche Verbindungen und ein Nogo

Dass die Kommission eine Wiederzulassung forciert, ist klar zu erkennen, und nicht nur das, der geleakte Emailverkehr und die zuletzt veröffentlichte Stellungnahme des Kommissars ein einen EU-Parlamentarier, die ganz offensichtlich eine glatte Lüge war zeigen, dass die Kommission nicht ihre Arbeit (Gesundheitsschutz) macht, sondern eng verbunden mit der Industrie gemeinsame Sache.

Im Hinblick auf die Historie des EU-Kommissars Vytenis Andriukaitis und warum er seinen damaligen Job im Parlament Littauens verloren hatte ist das eine mehr als beunruhigende Entwicklung, die vermutlich jeden zum EU-Kritiker werden lassen würde, der die ganzen Zusammenhänge auch nur annähernd verstanden hat. 


Dass bei der Vergabe von solch mächtigen Posten Korruption im Lebenslauf kein K.O.-Kriterium ist zeigt, wie unglaublich nötig eine EU-Reform wäre. Oder eben ein Ende der Schrecken. Wie auch immer. Andruikaitis hatte im Rahmen einer Korruptionsaffäre seinen Posten als stellvertretender Parlamentspräsident Littauens verloren. 

Man warf ihm damals vor, von einer Gesellschaft namens Rubicon Gelder im fünfstelligen Eurobereich angenommen zu haben, die dann seine Entscheidungen auf seinem Posten beeinflusst haben sollen. 

Die Vorwürfe gingen damals doch deutlich über einen blossen Verdacht hinaus, der zuständige Staatsanwalt stellte klar, dass es Gesprächsmitschnitte und Videoaufnahmen gäbe, die die Vorwürfe bestätigen würden.


Hier wäre es doch mehr als nötig, einmal eine Untersuchung anzustrengen, ob der Herr EU-Kommissar nicht wieder einmal der Versuchung erlegen ist, und den "Rubicon erneut überschritten hat", was die Zusammenarbeit mit der Glyphosate Task Force betrifft.


Mein Prognose


Mit der Verlängerung der bestehenden Zulassung wird alles bleiben wie bisher.
Das Mittel wird eingesetzt wie gehabt, die Menschen werden weiterhin Glyphosat im Urin haben und alle gesundheitlichen Auswirkungen werden mindestens gleich bleiben, wahrscheinlich eher noch sich verstärken.

Wir werden weiterhin Grenzüberschreitungen in Grundwasser und fliessenden Gewässern haben und es wird weiterhin zu bemerkenswerten Warnmeldungen von den Landesbehörden kommen müssen.

Denn die Landwirte sind sich ja keiner Schuld bewusst, sie wähnen sich auf der sicheren Seite und vertrauen ohne Zweifel auf die Werbeversprechen der Hersteller, der "Fach"-Zeitschriften und der Landesbauernverbände.


Wo das jetzt allerdings kritisch wird, und was wir in der Folge zu 100% dem BuMEL Christian Schmidt anzulasten haben werden ist:

Wir haben ohnehin schon eine mehr als angespannte Situation bei den Milchbauern.

Es wird Dank Wegfall der Milchquote (ebenfalls ein Schmidt-Versagen, mMn) zu viel produziert, die Preise sind zu niedrig, die meisten Milchwirtschafter legen drauf, und das nicht zu knapp.





Kommt es nun Dank des neuen Messverfahrens zum zu erwartenden Supergau und die Rückstände in der Milch werden Thema (und das MÜSSEN sie, dringend!), dann ist das Dank Herrn Schmidt für viele tapfere Landwirte der endgültige Todesstoss.
Der wäre zu vermeiden gewesen, mit einem entschiedenen Nein.



Hintergrund:
Bisher waren Kartoffeln und Milch nicht genau genug zu messen gewesen. Ein neues Messverfahren soll das nun ändern. Durch die höhere Genauigkeit steht zu erwarten, dass die meinen Erfahrung nach höchstwahrscheinlich deutlichen Rückstände in Milch/Milchprodukten endlich nachgewiesen werden können. 




Das mag der Gesundheit der Menschen zuträglich sein, denn es offenbart eine weitere typische Quelle, wo sich die Bürger ihre Belastungen einfangen.

Aber für viele Landwirte, die in gutem Glauben ihrem Handwerk nachgehen, mag das das endgültige Aus bedeuten. Schon weil vertuschen in dem Fall keine Alternative ist.

Und dann möchte man ihnen fast wünschen, dass sie noch genug Geld übrig haben für ein Flugticket nach St. Louis.


Bis später.


Mittwoch, 22. Juni 2016

Update: EU-Kommissar Andruikaitis täuscht nicht nur die Öffentlichkeit

Update
EU-Kommissar spricht sich mit den Herstellern ab -Teil 2
... und täuscht sogar das EU-Parlament über die Verbindungen




Wie jetzt vom Umweltinstitut München in einem Update bekannt wird, täuscht der EU-Kommissar Andriukaitis nicht nur die Öffentlichkeit, sondern sogar offensichtlich ganz bewusst das EU-Parlament.


So schreibt das Umweltinstitut:
'In der Auseinandersetzung um Glyphosat verspielt Gesundheitskommissar Andriukaitis mehr und mehr seine Glaubwürdigkeit. So hat der Kommissar die von uns aufgedeckten Absprachen mit der Industrie in seiner Antwort auf eine kleine Anfrage des Grünen Europa-Abgeordneten Martin Häusling verschwiegen.


Auch dem Abgeordneten Häusling kam die prompte Antwort der Industrie auf das Schreiben von Andriukaitis vom 4. April merkwürdig vor. Er stellte deshalb folgende Anfrage an die Kommission:


"Kann die Europäische Kommission belegen, dass es keine Absprachen mit der GTF hinsichtlich des Zugänglichmachens der Industrie-Studien zu Glyphosat gab?"

Die Anfrage wurde von Martin Häusing ursprünglich bereits am 11. April gestellt, von der Kommission aber erst Ende letzter Woche beantwortet. In seiner Antwort schreibt Andriukaitis:

"Die Tatsache, dass die „Glyphosat Task Force“ (GTF) nach Erhalt des Schreibens der Kommission zum Thema Zugang zu Informationen zügig reagiert hat, hängt nicht mit irgendeiner Form von Absprache oder Vereinbarung zwischen der Kommission und der GTF zusammen."

Ferner behauptet der Kommissar, die bereits länger anhaltende öffentliche Kritik an der Intransparenz der Studien wäre der Grund für die schnelle Reaktion der Industrie. Die von uns öffentlich gemachte Telefonkonferenz mit der Industrie vom 17. März verschweigt Andriukaitis in seiner Auskunft gegenüber dem Abgeordneten.
Wir meinen: Der Kommissar täuscht nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch das Parlament.'


Es ist schon sehr bemerkenswert, dass dieser Skandal nicht ein einiges Mal in der Mainstream-Presse aufgegriffen wurde. Da ist ein einzelner Mann so mächtig, dass er alleine das Geschick von 508 Mio EU-Bürgern in der Hand hat und er täuscht die Öffentlichkeit (darüber wurde natürlich intensiv von der Mainstream-Presse berichtet)
und dann verfolgen die Herren Journalisten das nicht einmal.



Ich wünsche den Briten einen gelungenen Brexit und muss ehrlich sagen:
Nach all den Jahren guter Erfahrungen mit der EU verstehe ich, wieso sie gehen.




Weiterführende Links:

Erster Bericht: Absprachen zwischen EU-Kommissar und Monsanto und Co
Bericht des Umweltinstitut München

Antwort des EU-Kommissars an den EU-Parlamentarier



Samstag, 18. Juni 2016

Glyphosat: Die Wissenschaft des feinen Herrn Schmidt




VIDEO
Glyphosat: Die Wissenschaft des feinen Herrn Schmidt
Über einen der grössten wissenschaftlichen Betrugsskandale
der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik


Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt täuscht wissentlich die Bevölkerung über die gesundheitlichen Auswirkungen von Glyphosat.




Als verantwortlicher Dienstherr des Bundesinstituts für Risikobewertung und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit deckt er einen der grössten Betrugsskandale der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik.Er ist damit nicht nur verantwortlich für die Gefährdung von 80 Mio Bundesbürgern, sondern durch die Tatsache, dass die deutsche Risikobewertung Grundlage für die EU-Entscheidung über eine Wiederzulassung ist - auch für die Gefährdung von 508 Mio EU-Bürgern.

Bis später.




Donnerstag, 16. Juni 2016

BREAKING-NEWS: EU-Kommissar trifft geheime Absprachen mit der Glyphosate Task Force!

EU-Kommission-LEAKS
EU-Kommissar Andriukaitis: 
Gemeinsame Sache mit Monsanto und Co
Geheime Absprachen rund um Glyphosat mit den Glyphosat-Herstellern


Vor ein paar Wochen berichteten die Nachrichten, der für die Wiederzulassung von Glyphosat zuständige EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis fordere von den Herstellern Transparenz was den Zugang auf 3 bestimmte Studien betrifft. 

Diese Studien seien gemäss dem Bundesinstitut für Risikobewertung und der EFSA Grundlage für die Wiederzulassung. Die Hersteller hatten die Studien als geheim eingestuft und sich auf das Betriebsgeheimnis gestützt.

Die Reaktion der Glyphosate Taks Force kam damals erstaunlich schnell.
Ihr Verständnis von Transparenz war die Bereitschaft, die Studien in einem Leseraum zur Verfügung zu stellen, wie man ihn von TTIP bereits kennt.
Die Nähe zu dieser Idee hatte ich damals schon im Umstand vermutet, dass der leitende Beauftragte der US-Regierung in Sachen TTIP ein Monsanto bzw CropLife-Mann war.

Wieso niemand auf die Idee kam, das Argument zu hinterfragen, man müsse sich vor dem Wettbewerb schützen ist mir bis heute unklar. Was sollte denn der Wettbewerb daraus schliessen? Krebsgefahr, vielleicht? Das Patent ist doch ohnehin längst abgelaufen, und bei einer Studie zu gesundheitlichen Auswirkungen ist das noch zwei Mal ein seltsames Argument - wenn man denn nichts zu verstecken hat.

Heute platzte nun die Bombe. 
Geleakte EU-Dokumente belegen, dass die "Transparenz-Offensive" von Andriukaitis eine mit der Glyphosate-Task-Force abgesprochene PR-Massnahme war, die die NGO/Umweltorganisationen und die Öffentlichkeit ruhig stellen sollte. 






Geplant waren gemäss dem Dokument 3 alternative Schritte als Reaktion bei öffentlichen Anfragen
1. Das Übermitteln einer bereinigten Version der Studien
2. Das Veröffentlichen der Studien oder
3. Zugriff in einem Leseraum

Die Industrie habe allerdings arge Bedenken, dass bei den Alternativen 1 und 2 die Daten in die Öffentlichkeit kommen. Wieso? Weil dann Fachleute drüber schauen könnten?

Liest man zwischen den Zeilen sieht man auch deutlich, welche Strategien gefahren werden sollten, um den Prozess an sich zu erschweren.

So langsam gibt das doch alles ein rundes Gesamtbild.
Die seltsame Vorgehensweise, als keine Mehrheit zu bekommen war - das beständige Beharren des Kommissars auf einer Wiederzulassung, die künstliche Eile des Kommissars, all das...

Der Kommissar Andriukaitis ist zuständig für die Gesundheit von 508 Millionen EU-Bürgern.
Und das geleakte Material beweist meiner Meinung nach deutlich, dass ihn das nicht schert, sondern dass er gemeinsame Sache mit der Industrie macht, die Öffentlichkeit und die (Umwelt)organisationen / NGOs zu täuschen.

Besonders brisant wird die Geschichte dann, wenn man weiss, dass der EU-Kommissar den Job davor verloren hat - wegen Korruption! 

Ich sagte es mehrfach und wiederhole es erneut:
Das System EU-Kommissar kann so nicht funktionieren, zu grosse Machtkonzentration, noch schlimmer, wenn sich nicht einmal die Mühe gemacht wird, die Biographie der Leute zu berücksichtigen. Und hier ist eine umfassende Untersuchung nötig an dessen Ende ich fast erwarte, dass ein paar Leute hinter Gittern landen sollten, bei allem, was ich weiss.



Freitag, 10. Juni 2016

SlowCarb ist geschützte Marke

MarKKe
SLOWCARB® geschützte Marke
Warum ich die Wort-Bild-Marke SLOWCARB® schützen liess

Es ist schon eine Weile der Fall, bisher habe ich noch nicht viel Aufhebens darum gemacht.
Ich bin seit Kurzem der Inhaber der Wort-Bildmarke SLOWCARB®.

WOZU?
Während manche sich Markennamen schützen lassen, weil sie gerne das grosse Kapital schlagen möchten ist das bei mir ausdrücklich nicht das erklärte Ziel.

Es ist vielmehr so, dass wir in den vergangenen 4 Jahren die positiven Auswirkungen dieser Ernährungsweise mehr als hinreichend belegen konnten und sie jetzt nach und nach auch in die Kliniken und in Mainstream-Medien ankommt. 

Das treibt dann teilweise seltsame Blüten, so werden Fertigsossen und Nudeln von Lifestyle-Magazinen in Rezepte eingearbeitet und ähnliche Dinge. 
Wir hatten das ja zu Beginn des letzten Jahres hier im Blog berichtet.


BEWAHREN DER GRUNDSÄTZE
Diese Verwässerung eines Erfolgskonzeptes durch unbedarfte Dritte soll nun nicht weiter möglich sein. Wo Slowcarb draufsteht, soll bitteschön auch Slowcarb drin sein. Punkt.

So können sich die Interessenten und Teilnehmer zuverlässig von der Wirksamkeit überzeugen, ohne dass ihnen jemand aufgrund schlechter Recherche oder aus anderen Gründen etwas dazwischen mogelt, was die Erfolgschancen minimiert und ihnen eine reelle Chance auf ein gesundes Abnehmen und ein Mehr an Energie verwehrt. 
Und die Motivation aufgrund ausbleibender Erfolge von "SlowCarb"-Light-Varianten nimmt.


NUTZUNG/WEITERVERWENDUNG
Ich habe keine Pläne, jemandem die Nutzung der Marke in Büchern, Berichten oder auch online zu verweigern. Im Gegenteil. Sofern die entsprechende Nutzung im Sinne der SlowCarb-Idee erfolgt, sind alle recht herzlich eingeladen, mit mir unter nico@nicodavinci.de kurz Kontakt aufzunehmen und sich mit mir für die Nutzung abzustimmen. 


LIZENZGEBÜHREN
Ob für die Nutzung der Marke oder des Logos dann Lizenzgebühren fällig werden oder nicht hängt von der Nutzung und der Verbreitung selbst ab Aber im Regelfall wird das nicht nötig sein. Falls doch, wird das Geld verwendet, um den Bekanntheitsgrad der Ernährungsform weiter voranzutreiben und unsere wichtige Arbeit weiter zu ermöglichen.


MORE TO COME
Ich werde mittelfristig da noch weitere Information online stellen.
Bis dahin lade ich via dem oben genannten Emailkontakt zum  Dialog ein.




Tjo. Da isses nun. 
Der Nico wird Mr. SlowCarb. 
Wer hätte das vor vier Jahren für möglich gehalten?

Ich... nicht.


Bis später.


Donnerstag, 9. Juni 2016

GTEST: Woher kommen die Belastungen bei Bio?

NachgehaKKt
Was wir jetzt brauchen ist eine Notbremse
Unverantwortliches Handeln der EU


Während die CDU und die CSU gerade auf die SPD einprügeln und versuchen, 
sie von ihrer Gegenhaltung zum Thema Glyphosat zu einer Zustimmung zu bewegen,
zeigen aktuelle Messungen doch deutlich, dass wir dringender den je die Notbremse ziehen müssen.

Erst gestern bin ich erneut gefragt worden, wo meiner Einschätzung nach eine Belastung von - in dem Fall 1,62 ng/ml - herkommen kann, wenn man sich praktisch ausschliesslich mit echtem Bio ernährt.

Wie es der Zufall will kam gerade dazu passend ein Zeitungsbericht in der Frankfurter Rundschau, den ich unten verlinke. Der Bericht erläutert gleich eine ganze Reihe an Details der Problematik.

Ich kürze das mal auf das Wesentliche zusammen:

Ein Biobauer verliert gelegentlich mal eben 100.000 Euro, weil seine Waren Grenzwerte überschreiten, zu deren Einhaltung er sich vertraglich verpflichtet hat. Und das ohne eigenes Zutun. Sondern weil irgendwo ein Nachbar, der konventionell arbeitet, bei sich Gift versprüht, und das zu ihm per Wind übertragen wird. 


Man darf sich hier gerne mal die Frage stellen, wo das wohl noch überall landet, wenn man in der Nähe eines solchen Feldes wohnt...

Schadenersatz? Fehlanzeige. 
Denn der Nachweis, wer der Verursacher ist, kann ja nicht geführt werden.

Gemessen wurde 2014 von offizieller Stelle (LUGV) nur, dass in der Umgebung, u.a. in Privatgärten über grosse Entfernungen die Grundbelastung teilweise um das tausend(!!!)fache überschritten wurde.


Die Reaktion der EU?
Anstatt sich des Problems anzunehmen, wurden die Grenzwerte (Pendimethalin) angehoben. 
Mal wieder:

o Knollensellerie - verdoppelt
o Karotten, Meerrettich, Petersilie-Wurzeln, Haferwurz und Pastinaken - fast verdreifacht
o Kohlrüben - sogar ums achtfache erhöht




Das alles ist längst ausser Kontrolle geraten. 
Und anstatt auf die Bremse zu treten, erhöht man Grenzwerte. 
Mit dem selben Problem: Ein daran Erkrankter wird den Nachweis ebenso kaum führen können, dass es das Mittel X oder Y war. 
Aber teilweise deutliche nachhaltige Gesundheitsschäden für den Rest seines Lebens mit sich herumtragen. Für anderer Leute Umsatz.

Wir haben in der Donau 700fache Grenzüberschreitungen mit Glyphosat gemessen und es gibt ebenso beunruhigend Nachweise im Grundwasser. 

Was ist mit dem Trinkwasser?
Meine Gespräche mit Sachen Trinkwasser ergeben im Zwischenstand:
Viele der Wasserversorger testen zwar auf Pestizid-Rückstände, Glyphosat selbst ist da aber explizit gar nicht dabei. Das heisst: Grossflächig ist die tatsächliche Belastung des Trinkwassers gar nicht bekannt.
Wo es doch gemessen und nachgewiesen wurde, helfen anscheinend teure Filteranlagen. Die sollte man endlich mal mit in die "Wirtschaftlichkeits-"Berechnung der Stoffe mit einfliessen lassen. 

Und es gibt anscheinend eine Reihe an Messungen beim Trinkwasser, das von den Gemeinden über Brunnen bezogen wird. Und dort sind bereits deutliche Belastungen gemessen worden.

Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf, niemand schaut hin, und wo es Nachrichten gibt, werden diese unterdrückt. Von der 700fachen Überschreitung in der Donau bei Ulm erfahren wir trotz der lebhaften Diskussion um Glyphosat EIN JAHR später...

Wofür das alles?
Ertrag, Ertrag, Ertrag. Es wird von der Wettbewerbsfähigkeit der Bauern gesprochen, mit höheren Kosten für Lebensmittel Angst gemacht. 

Was dabei vergessen wird: 
Nach 10 Jahren sind glyphosatbehandelte Felder offensichtlich unbrauchbar. 


Und haben wir nicht gerade bei der Milch ein Beispiel, wohin das ständige Streben nach Mehrertrag geführt hat? 


Ob ein landwirtschaftlicher Betrieb nun daran stirbt, weil seine Nutzfläche im Eimer ist, oder ihn später die Preise aus dem Wettbewerb schiessen ist doch eigentlich egal. 
Früher oder später holt ihn das konventionelle Handeln ein. 
Dazwischen aber, bis das soweit ist, liegt eine unverantwortliche Gefährdung der Umwelt und der Gesundheit der Menschen.


Was wir brauchen ist eine Notbremse. Das darf so nicht mehr weitergehen.  



Bis später.



Weiterführende Links:
FR: Immer weniger unbelastete Rohstoffe
Die CDU/CSU macht Druck auf die SPD
EU-Kommission: So geht es weiter in Sachen Verlängerung



PS:
Eine Prognose: Falls die SPD bei Glyphosat nachgibt, ist sie ähnlich der FDP Geschichte. 
Das ist momentan das einzig Vorzeigbare, das mir einfällt, wo sie sich für die Bürger einsetzen. Und das an wichtiger Stelle. Wird nun die Gesundheit der Bürger bei einem Stoff, auf dem vollkommen zurecht gerade so viele Augen gerichtet sind weiter gefährdet, weil man einknickt, wird das bis nächstes Jahr nicht vergessen sein.


1 Million

KKrass
DANKE
für eine Million Besucher auf diesem Blog

Ich bin ja immer mal wieder auf YouTube unterwegs.

Und ab und zu freut sich dort einer der Kanalbetreiber über seine Meilensteine.

Oft sind die Zahlen wirklich verrückt, wenn man sich vorstellt, wie viele Personen da irgendwo auf der Welt hinter einem Bildschirm sitzen oder ihr smartes Fon in der Hand halten.

Und dann, nach beinahe 4 Jahren sitzt man selbst mit glühenden Ohren und sieht dem Besucherticker zu... 999.991 .... 999.997.... 1.000.001... 

Und zum ersten Mal verstehe ich wirklich, was diese YouTuber erleben. 
Nach so langer Zeit und dem Aufwand, der insgesamt damit verbunden ist.

Und ich meine das ehrlich und von Herzen, wenn ich Euch das sage, was die YouTuber immer sagen...

Danke Euch, für 



Mittwoch, 8. Juni 2016

Fest verankert

NachdenKKlich
Was Rechtschreibung und Telefon-Nummern 
mit dem Gewicht zu tun haben
Über die Schwierigkeiten manchmal loszulassen

Es gibt da einen Moment, der mich wiederkehrend über mich selbst wundern lässt.

Dieser Moment, wenn mich jemand nach meiner Mobilnummer fragt.
Ich muss dann immer erst in meinem eigenen Gerät nachschauen. 
Denn ich kenne sie nicht auswendig. Nicht mehr. 

Ich weiss noch meine allererste. 
Von damals, als die Minute telefonieren noch 2 DM gekostet hat. 
Als man noch belächelt wurde, wenn man mit so einem "Fritz-Wichtig-Radio" durch die Gegend spazierte. 

Und ich weiss sogar noch die von meiner längst verstorbenen Grossmutter.

Aber nicht mehr die aktuelle eigene.






Fast reflexartig neigt man dazu, solche Merkwürdigkeiten bei Erklärungsversuchen vorschnell dem Alter zuzuordnen. Aber das ist wohl falsch. 

Denn eigentlich bin ich gar niemand, der sich schwer tut mit "Dinge merken". 
Oft reicht das einmalige Lesen eines Artikels, ja selbst einer komplizierten Studie und ich habe die Fakten und Zahlen im Kopf.

Was also macht den Unterschied?

Nachdem ich darüber eine ganze Weile nachgedacht habe kam ich auf eine mögliche Lösung. Und ich habe sogar ein Wort dafür gefunden: 


Der Ermüdungsbruch im Hirn.

Aufgrund einiger Tarif- bzw Anbieterwechsel hatte ich in den letzten Jahren verschiedene Nummern, und während ich mir noch die ersten nach den Wechseln gemerkt habe ist irgendwann einmal unterbewusst das Gefühl entstanden, dass es sich gar nicht erst lohnt, die Nummer zu merken. Sie ändert sich ja sowieso bald wieder. 
Das war der Punkt, als ich aufgehört habe, mir die neue zu merken. 

Und es gibt noch einen zweiten Punkt, bei dem ich das an mir feststelle.
In der Schule haben sie uns Rechtschreibung beigebracht. 


In meiner Wahrnehmung als Kind waren diese Regeln etwas Unumstössliches. Unabänderlich richtig. 

So wie das physikalische Gesetz der Schwerkraft. 
Oder so wie ich meine Klassenlehrerin heiraten werde, wenn ich endlich gross bin.

Und ich war gut bei Diktaten. 
Ausser Flüchtigkeitsfehler war da nichts, was für Abzüge an der Note sorgen konnte.

Dann später kam auf einmal die Rechtschreib-Reform. 
Ich verstehe bis heute nicht, wieso man das nötig hatte. 

Aber auf einmal war diese feste Konstante in meinem Leben in Gefahr...

Nachdem ich mich kurz mit den neuen Regeln beschäftigt habe, die mir teilweise unsinnig und verwirrend vorkamen und es dann noch hiess eine Weile gälte beides parallel fasste ich meinen Entschluss: Ich bleibe beim Alten. Dem Richtigen. Dem Unumstösslichen.
Leckt mich doch am Arsch mit Eurer Reform!

Wenn Du es bis hier im Text geschafft hast magst Du vielleicht beginnen Dich zu fragen, was ich damit sagen will. Und was das den bitteschön mit Abnehmen zu tun hat?!

Ich glaube eine ganze Menge. 
Wenn man nur genau hinschaut. Nehmen wir das mal auseinander:


1 - Die Prägung
In der Wissenschaft gibt es kaum noch eine Frage über den Umstand, dass die ersten 1000 Tage einen elementaren Einfluss haben auf unsere Essgewohnheiten später. Und auch die folgenden Jahre tragen entscheidend dazu bei. 
Ein guter Grund übrigens, warum eine kluge Mutter dem Märchen nicht folgt vom "das wächst sich noch raus" und "die haben später auch noch Zeit, sich zusammenzureissen, jetzt sollen sie das Leben (und den Zucker) geniessen".
Die Wahrheit ist doch, dass die meisten von uns der Auffassung sind, dass es nirgends so gut schmeckt wie bei Muttern. Prägung eben. Genau.

2 - Die Dogmen
Eine Zillion Mal habe ich in meinem Leben den Satz gehört: 
"Dick? Dann musst Du Dich halt mehr bewegen!" 
Oder: "Kein Wunder, soviel Fett wie da dran ist. Da musst Du ja zunehmen!"
Oder: "Milch ist gut. Wegen dem Kalzium."
Oder: "Spinnst Du? 2 Eier... Aber das Cholesteriiiiin....!"
Oder: "Dieser Schokoriegel ist gesund. Denn er enthält das Beste der Milch."
Oder: "Wer nämlich mit H schreibt ist dämlich"

Klingt nach unumstösslichen Wahrheiten, nicht wahr? 
Hat man so oft gehört oder gelesen... Das MUSS stimmen. 

3 - Hin und Her
Ein wunderbares Beispiel für diesen Punkt ist Kaffee. Mal ist er gesund, dann wieder nicht.
Mal entzieht er dem Körper Wasser, dann wieder nicht. Mal kann man 8 Tassen am Tag trinken, mal sollte man nicht über 1 gehen, und die möglichst noch koffeinfrei. Also Sex ohne Orgasmus... 

Ähnlich ist das auch mit anderen Lebensmitteln. 
Heute ein Hype, morgen verteufelt. Heute gesund, morgen krebserregend.

Einer der häufigsten Dinge, die die Leute dann sagen ist "... dann kann man ja bald gar nichts mehr essen!" - Oder: "Das ist doch ein Scheiss. Morgen erzählen sie wieder, dass alles anders ist." Und: "Ich bleib bei dem, was ich kenne." 
Fallback auf den Ursprung. Die Prägung.

Zurück zur alten Rechtschreibung. Reformiert Euch doch selbst.


4 - Manipulation
Was für ein wunderbares Mittel, um manipuliert zu werden: 
Man muss also Unwahrheiten nur oft genug behaupten, oder unliebsame Wahrheiten nur stetig mit Gegendarstellungen befeuern. Bis es zum Ermüdungsbruch kommt. 
Und dem fest eingebauten Fallback auf den alten Status Quo.

Zuletzt konnte man das bei der Frage erleben, ob Glyphosat denn nun krebserregend ist oder nicht. Und auch bei der Diskussion um Zucker ist das nicht sehr viel anders.


Kommen wir also zu einem entscheidenden Punkt:

Ob man sich eine Telefonnummer nun merkt, oder nicht - ist wurschtegal. 
Man kann die nachschauen, auch wenn die Situation jedes Mal ein klein bisschen peinlich ist. Mir zumindest.

Ob man sich "in acht nimmt" oder "in Acht nimmt" - WHO CARES? Hauptsache man ist vorsichtig. Wo es wirklich nötig ist. Egal ob mit grossem oder kleinem A.

Wenn man allerdings wirklich Abnehmen als ernstgemeintes Ziel formuliert, 
dann sollte man eine wichtige Wahrheit verstehen:

Da ist ein bestimmtes Verhalten, eine bestimmte Gewohnheit oder eben auch Prägung, die diesen Zustand herbeigeführt hat. Um den Zustand zu verändern, muss man die Gewohnheit verlassen. Das Verhalten ändern. Bereit sein, gegen die Prägung anzukämpfen. 

Denn nur das Verlassen des bisherigen Weges kann ein anderes Ergebnis bringen.

Und da ist es sinnvoll die Mechaniken 1 - 4 verstanden zu haben.
2 - 4 kann man mit Logik und klarem Menschenverstand begegnen. 
Und sie langsam durch zutreffendes Wissen ersetzen. 
Oder sein Wissen überhaupt erst schaffen und nach und nach auffüllen.

Punkt 1 ist meiner Meinung nach der Schwierigste. 
Eine Prägung zu überschreiben ist mit dem grössten Kraftaufwand verbunden. 
Und viel eiserner Disziplin. Standhaftigkeit. Und festem Willen.
Und gerade dieser Punkt wird auch gelegentlich für einen Rückfall sorgen. 

Allein - man hat es in der Hand, wie intensiv oder wie lange dieser Rückfall dann andauert. 
Und ob man gar sein Ziel dafür aufgibt. Und alle Mühen davor umsonst waren.


Die Standards von heute sorgen bei über der Hälfte der Bevölkerung für ein stetiges, andauernd wachsendes Plus auf der Waage. Der grösste Teil der Empfehlungen ebenfalls. Und sie werden nicht besser, wenn man sie auch noch so oft wiederholt. 

Die Lebensmittel selbst haben oftmals die gleichen Namen wie vor 30, 40 Jahren als die Welt noch in Ordnung war. Aber die Zusammensetzung hat sich verändert. 
Zutaten sind anders, Inhaltsstoffe verändert.

Am Ende sollte man sich an dem orientieren, was zählt: Erfolg. 

Wer an sich feststellt, dass er mit mehr essen auch noch abnehmen kann - wie das bei uns in der Gruppe ja häufig mit Erstaunen zur Kenntnis genommen wird - sieht doch, dass er auf einem guten Weg ist. Und wieviele neue Leben haben wir bisher bei KK geschaffen? 
Es werden tausende sein. Das ist kein Zufall.


Zum guten Schluss
Bei zwei Dingen habe ich gelernt, dass sie eben doch nicht unumstösslich sind:

Eier haben eben doch keinen Einfluss auf den Cholesterin-Spiegel.
Und ich habe meine Klassenlehrerin doch nicht geheiratet.



Bis später.