Samstag, 28. September 2019

Bestätigt: Glyphosat in Kaffee

Bestätigt:
Glyphosat in Kaffee 
Was wir schon länger vermutet hatten gilt jetzt als bestätigt

Glyphosatrückstände befinden sich auch in Kaffeebohnen.
Über diesen Umstand informiert uns aktuell kein geringerer als der Weltkonzern Nestlé.



Wie bloomberg berichtet will der Konzern nach einigen Funden in ungerösteten Bohnen um den Grenzwert (unklar bleibt ob darunter oder darüber) ab 1. Oktober den Rohkaffee stärker kontrollieren. Dies um sicherzustellen, dass die Grenzwerte eingehalten werden, die ja in einigen Ländern niedriger lägen als in anderen.

Wie mir berichtet wurde handelt es sich dabei um keine proaktive Veröffentlichung von Nestle, sondern die eher unfreiwillige Reaktion auf ein geleaktes Memo an die Kaffeeproduzenten. Ich ergänze diesen Umstand der Recherche zum besseren Verständnis des Informationsfluss und der Informationsbereitschaft an die Bevölkerung durch Konzerne wie Nestle bei solchen Angelegenheiten.


R E L E V A N Z
Diese Nachricht ist für all jene relevant, die für sich beschlossen haben, der weiter verbreitenen chronischen Kontamination durch das Totalherbizid auszuweichen, denn es erscheint relativ deutlich, dass diese Rückstände keine begrenzten Einzelfälle sind, sondern viel mehr systemisch überall dort auftreten, wo die Erzeuger den Unkrautvernichter für unverzichtbar im Kaffeeanbau halten.

E M P F E H L U N G E N
Bis jetzt können wir natürlich noch keine endgültigen Empfehlungen aussprechen, dazu ist die Nachricht noch zu neu. Es ist noch unbekannt welche Sorten betroffen sind oder welche sich für die Ausweichstrategie eignen.

Eine adhoc-Recherche zeigt jedoch, dass es von 2 der 3 relevanten Biomarken Bioland, Naturland und Demeter durchaus Bohnenkaffee mit den wertvollen Siegeln gibt.

Von Bioland fanden wir leider nur Lupinen-Kaffee, dm vertreibt jedoch z.B. unter der Eigenmarke dmBio eine verhältnismässig erschwingliche Variante mit 100% Arabicabohnen mit Naturland-Siegel.

Wie auch bei anderen Lebensmitteln sind die 3 genannten Biolabel durch deren Erzeuger-Vorgaben bisher das einzig zuverlässige Erkennungsmerkmal, bei dem der Verbraucher relativ sicher sein kann, keine Rückstände in den Einkaufswagen zu legen.

F A Z I T
Ärgerlich bleibt, dass der Konzern sich auf die Einhaltung der ohnehin viel zu hohen Rückstandsverordnungen konzentriert,
anstatt den Versuch zu unternehmen, seine Produkte rein zu halten.

Denn im Gegensatz zur typischen Argumentation, die hierzu seitens der Glyphosat-Befürworter in Regelmässigkeit gefahren wird

"Man müsste eine Zillion Liter trinken und dann wäre das Koffein viel früher das Problem"

bleiben die wesentlichen Bedenken zu Glyphosat ja nach wie vor unausgeräumt:

Denn in Sachen Krebs, die Übertragung auf Föten durch die Nabelschnur sowie die Eigenschaft als hormonverändernde Substanz (endokriner Disruptor) gebietet die Vernunft einen Grenzwert von NULL.

Bis später.

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Hier der Original-Artikel (unten verlinkt) für Euch übersetzt:
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Nestle SA verstärkt die Kontrollen des von ihr gekauften Kaffees, nachdem jüngste Tests gezeigt haben, dass Bohnen aus einigen Ländern einen Gehalt an Unkrautvernichter-Glyphosat hatten, der nahe an einem gesetzlichen Grenzwert liegt.

Die weltgrößte Kaffeerösterei hat die Lieferanten indonesischer und bestimmter brasilianischer Bohnen über die neuen Verfahren informiert, die ab dem 1. Oktober in Kraft treten, so Bloomberg. Das Unternehmen sagt, dass die neuen Maßnahmen "vorübergehend" sein sollten, bis die Produktionsländer die Anwendung von Glyphosat korrigieren.

Der Schritt erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem viele Länder die Verwendung von Glyphosat, das im Roundup Unkrautvernichter verwendet wird, verboten haben oder verbieten wollen. Die Bayer AG, die 63 Milliarden Dollar für den Kauf des Herstellers Monsanto ausgegeben hat, sieht sich nun mit Klagen im Wert von Milliarden Dollar konfrontiert, in denen die Kläger den Konzern für die Verursachung ihrer Krebserkrankung verantwortlich machen.

"Wir überwachen aktiv chemische Rückstände, einschließlich Glyphosat, in dem von uns gekauften Rohkaffee", sagte Nestle in einer Erklärung. "Dieses Überwachungsprogramm hat gezeigt, dass in einigen Rohkaffeelosen die Grenzwerte für chemische Rückstände nahe an den durch die Vorschriften definierten Grenzwerten liegen. Wir verstärken unsere Kontrollen in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten, um sicherzustellen, dass unser Rohkaffee weiterhin den Vorschriften auf der ganzen Welt entspricht."

Die neuen Maßnahmen haben das Potenzial, die globalen Kaffeehandelsströme komplizierter zu gestalten. Die zusätzlichen Testanforderungen gelten vor allem für den Versand von Bohnen an Fabriken in Europa, Australien und Malaysia, wo die gesetzlichen Grenzwerte für Glyphosat strenger sind als in den meisten anderen Ländern.
Das brasilianische Memo richtete sich an Produzenten von "conilon", wie die bittereren Robusta-Bohnen des Landes genannt werden.

Brasilianische Bohnen hatten bereits Einschränkungen von Käufern, die die europäischen Glyphosatgrenzwerte einhalten müssen, sagte Edimilson Calegari, General Manager von Cooabriel, Brasiliens größter Robusta-Kaffeegenossenschaft. "Wir arbeiten mit unseren Mitgliedern zusammen, um den Einsatz zu reduzieren, um die europäischen Anforderungen zu erfüllen, die viel strenger sind als die meisten anderen Länder, einschließlich der USA."

Nestle sagte, dass sie mit den Landwirten zusammenarbeitet, um den Bedarf an Glyphosat zu reduzieren. "Unsere Agronomen werden weiterhin mit Kaffeebauern zusammenarbeiten, um ihnen zu helfen, ihre Unkrautbekämpfungsmethoden zu verbessern, einschließlich des angemessenen Einsatzes von Herbiziden und der Einführung anderer Unkrautbekämpfungsmethoden."

Weiterführende Links
Quelle/Original-Artikel:
https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-09-26/nestle-steps-up-coffee-bean-testing-on-glyphosate-concerns

Freitag, 13. September 2019

"Glyphosat-Urintests sind Betrug!"

"Glyphosat-Urintests sind Betrug!"
DIE NÄCHSTE LOBBY-LÜGE

Eine Spurensuche


Es gibt da ein paar Franzosen, die sind sauer. Richtig sauer.

Ähnlich unserer GTEST-Studie hatten sich letztes Jahr einige zusammengefunden, die wollten wie wir damals wissen, ob sie Glyphosat im Körper haben oder nicht. Sie gaben ihren Urin ab, sendeten ihn ein und warteten auf das Analyse-Ergebnis.

Und oh - "Überraschung!" - natürlich war das Ergebnis aus dem Briefkasten: positiv.

Glyphosat nachgewiesen, in unterschiedlich hoher Dosis. Überall. Realität 2019. 
Auch in Frankreich. Bei Tausenden von Testpersonen.



Während man in Deutschland ein solches Ergebnis häufig mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nimmt und - je nach Höhe und ob Kinder die Betroffenen sind - über Ausweich-Strategien nachdenkt, ist man in Frankreich da ein wenig anders gestrickt. 

Nicht nur, dass man in gelben Westen monatelang für das, an das man glaubt auf die Strasse geht, nein, ein Totalherbizid im Körper ist inakzeptabel (wo sie recht haben) und man geht in guter alter Tradition dagegen vor. Und das laut.

So laut, dass es erste Wirkung zeigt, mehr Menschen testen, das Ergebnis überall dasselbe. Glyphosat im Urin, in den Nieren, überall im Körper, die Chemikalie kennt keine Barriere, nicht einmal die Blut-Hirnschranke hilft. Der Zorn wächst weiter. Und ebenso wächst die Verunsicherung unter den Landwirten. 


"Vielleicht ist da doch etwas dran?" - "Ist es wirklich so harmlos?" - "Ich nehme lieber mal etwas weniger" - bis hin zu: "Ich nehme das nicht mehr".

Die Wut der Franzosen hat historisch sogar noch eine ganz andere Rechtfertigung. Immerhin wurden sie um das vom damaligen Umweltminister Hulot angestrebte Totalverbot von ihren eigenen Parlamentariern regelrecht betrogen.

Zur Erinnerung: Frankreich hatte NEIN gestimmt in der EU im Rahmen der entscheidenden Abstimmung über eine Wiederzulassung - die unser damaliger Bundeslandwirtschaftsminister Christian "Soisserhaltder" Schmidt im Alleingang gegen den erklärten angeblichen Willen der Bundesregierung Merkel in ein Ja umwandelte.

Daraufhin wollte Frankreich unter Investmentbanker und Gelegenheitspräsident Macron und seinem Umweltminister Nicolas Hulot (guter Mann, wirklich) eben ein nationales Verbot durchsetzen. Angeblich. Denn die entscheidende Abstimmung im Parlament sah damals nämlich so aus:



Wahlverhalten FR-Parlament Glyphosat-Verbot
20 Abgeordnete FÜR ein Verbot, 63 DAGEGEN 491 ABWESEND!
Ergebnis: Verbot abgelehnt
Bildquelle: Parlament Frankreich

Längst hätte die chronische Kontamination der Bevölkerung nachhaltig eingedämmt werden können. Aber nein. Sie geht weiter. Messbar. Und das wissen die, die diese Tests angefangen haben. Und jene, die sich ebenfalls freiwillig testen liessen, die wissen das auch. Und sie kämpfen. Mit Erfolg! Der steigende Druck zeigt Wirkung.

Der Agrarminister Guillaume erklärte im Januar 2019, Frankreich würde bis 2021 die Glyphosat-Nutzung um 80% verringern.

Die Umweltbehörde ANSES strebt eigenständige Studien zur krebserzeugenden Wirkung von Glyphosat an (Viel Glück, Bayer...)

Und im August haben rund 20 Bürgermeister in ihren Gemeinden - gegen die Vorgaben der Regierung - Glyphosat verboten. Der Fall geht vor Gericht und soll kommende Woche entschieden werden. 100.000 Menschen stärken dabei den Bürgermeistern mit einer unterzeichneten Petition den Rücken. Bei der Anhörung zum Thema waren rund 300 Zuschauer anwesend. Unter anderem wird auch eine Ausweitung der Grenzen um Wohnhäuser gestritten, aktuell dürfen französische Landwirte im Abstand von gerade mal 10 Metern neben den Häusern sprühen. Wegen der Abdrift natürlich eine berechtigte Sorge der Anwohner.

Es läuft schlecht für die Bauernverbände, die sich vehement gegen diese unaufhaltsame Entwicklung zu einem Totalverbot hin stemmen. 
Und für die Glyphosat-Verkäufer entwickelt sich Frankreich zu einem echten Problem. Und die "unfreiwilligen Pisser", wie sich die Tester selbstironisch nennen tragen mit den Testergebnissen dazu massiv bei...

Nun gingen neulich etwa 20 Landwirte eines Bauernverbandes in ein Krankenhaus und liessen ebenfalls einen Test durchführen. Das Ergebnis bei allen - kein Glyphosat.

In 100% von Tausenden französischen Testpersonen findet man Glyphosat - in rund 20 Bauern, die das Mittel anscheinend sogar selbst ausbringen - nicht. 


Klingt das nicht irgendwie komisch?!

Die Erklärung folgt auf dem Fusse:
Eine Zeitung veröffentlicht ein Interview, in dem ein Herr Marcel Kuntz unter der Überschrift "Ein grossangelegter Betrug bei den Biocheck-Tests?" seine Sichtweise zum besten gibt.

Aha! Wussten wir es doch alle! Die 20 liegen richtig, tausende jedoch falsch. Und - und das ist ein Standardargument Monsantos seit Jahren vollkommen egal, wer oder was wie zu Glyphosat getestet wurde - Die Messmethode ist unpassend!

Er erklärt den unterschiedlichen Ausgang der beiden Untersuchungen damit, dass die Landwirte mit der Chromatographie-Methode getestet haben. Das sei genauer - aber eben teurer. Die vielen Tausend aber haben ein deutsches Testlabor namens Biocheck verwendet, das den ELISA-Test verwende. Das sein ein ungenauer Test, anfällig für Fehlalarm. Und er sei für Wasser zugelassen, aber nicht für Urin validiert.


Und dann folgt noch eine Reihe an Aussagen, die mir .... jetzt Moment mal! ... merkwürdig bekannt vorkommen... IARC, Geld von Anwälten, alle Regulierungsbehörden auf der Welt... Aktivisten... Kampagnen... Ideologische Gründe...

Wer ist eigentlich dieser... Marcel Kuntz?!

Bei dem Interview ist eine Box, die auf seine Biografie zeigt. Darauf geklickt liest man:

"Marcel Kuntz ist Biologe und Forschungsdirektor am CNRS im Labor für Zelluläre Pflanzenphysiologie. Er ist Goldmedaillengewinner der Académie d'Agriculture de France 2017. 
Er ist ausserdem Professor an der Joseph Fourier University in Grenoble.
Er bloggt täglich über GVO: Umwelt, Gesundheit und Politik und ist Autor von Les OGM, l'environnement et la santé (Ellipses Marketing, 2006). Im Februar 2014 veröffentlichte er "GVO, die politische Frage"."

Und weiter: 

"Marcel Kuntz hat keine Einnahmen im Zusammenhang mit der Vermarktung von Produkten. Er spricht in eigenem Namen, seine Worte stehen nicht für die Sichtweise seines Arbeitgebers".

Ach dann. Puh... Jetzt hat sich das doch glatt gelesen wie die 5 Jahre Dauerbeschallung an Monsanto-Propaganda, denen Landwirte und Leute wie ich, die zum Thema recherchieren, leider zwangsweise ausgesetzt sind. Aber wenn der keine Einnahmen aus der Vermarktung von Produkten hat... Dann ist ja alles in bester Ordnung. Oder?!

Lass mal eben googeln, nur zur Sicherheit. Nicht dass da auf den ersten Blick schon was steht, das in eine ganz andere Richtung wie die Kästchen-Info zeigt. Denn irgendwie kommt mir der Name jetzt doch bekannt vor... Goooogelt... uuuund:


OH!!!

Richtig! Der ist doch tatsächlich Teil der Diskreditierungskampagne der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC der WHO gewesen, jener Kampagne, die schon durch Monsanto geplant wurde, lange bevor die IARC das verheerende Urteil "2a wahrscheinlich krebserregend" überhaupt erst entschieden hatte.


Und Autor auf Genetic Literacy Project, einer Frontgruppe bzw einer PR-Agentur, die von Monsanto gemäss den Monsanto Papers bezahlt wurde/wird.


Quelle: Monsanto Papers / Gerichtsunterlagen USA


Wie lustig wäre es doch, wenn er jetzt noch ein Autorenprofil auf ACSH, also dem American Council on Science and Health hätte, nicht wahr? Wie?! Hat er auch!? Nicht mööööööglich.
Ja, aber... da hat er sicher nur etwas zu Pflanzen geschrieben, oder? Nein?
Ach, ein Artikel über Glyphosat. Über die Deutungshoheit zu Informationen rund um die "Wahrheit" über Glyphosat, die er doch bitteschön gerne anders hätte...

Jetzt ergeben seine Aussagen und die Ähnlichkeit zu dem Altbekannten plötzlich Sinn.

Schwamm drüber, dass er hier den Lesern erklärt, dass Lobbyarbeit eine nützliche Tätigkeit in einer Demokratie ist, und explizit den Namen Monsanto erwähnt.

Und lassen wir ausser acht, dass er gemeinsam mit Syngenta, einem weiteren Glyphosat-Hersteller Patente hält, die sich alle irgendwie mit Gentechnik beschäftigen.


Und auf seiner Webseite: Seralini, Monsanto, IARC, Glyphosat... Der Mann hat ein aktives Leben zum Thema! Und sogar im Titel der Webadresse OGM stehen, das die die französische Abkürzung für GVO, also gentechnisch veränderte Organismen.

So langsam ärgere ich mich dann aber doch. Wie kann die Zeitung ein solches Kästchen schreiben und das als "Biografie" bezeichnen, einen unabhängigen Wissenschaftler suggerieren und dabei ALL DIESE VERBINDUNGEN weglassen?! Pennen die Journalisten dort, oder ist das Absicht? Das frage ich Euch...

Fassen wir kurz zusammen:

20 Bauern, die Glyphosat unbedingt am Markt halten wollen, gehen in ein Krankenhaus, und lassen ihren Urin testen (was soll da schon schief gehen?). Als das Ergebnis das exakte Gegenteil ist von dem was tausende andere testen, kommt ein gar nicht so neutraler Lobbyist mit glasklaren Verbindungen zu Monsanto daher, und erzählt in einer Zeitung, die diese Verbindung nicht ausweist allen, dass es wohl an den Tests des deutschen Labors liegt und die Zeitung erdreistet sich und übertitelt das dann auch noch mit dem Wort "BETRUG".

Ich weiss nicht, wo Ihr nach der Lektüre gerade steht, aber mir sieht das eher nach einem PR-Stunt aus... Und sehr alten Diskreditierungsmechanismen, die auch unter der BAYER-Führung offenbar noch vollkommen intakt weiterlaufen. Die Frage hier: Wie wahrscheinlich ist, dass so etwas ohne fortlaufende Finanzierung weiter läuft?

Und ich würde meinen Hintern verwetten, dass das sehr bald auch in Deutschland von den entsprechenden Stellen weiter verwertet wird... Oh. Ich darf ihn wohl behalten, den Hintern.






Die von Susanne Günther (auch als schillipaeppa bekannt) öffentliche Facebook-Gruppe wurde bereits Mitte 2014 gegründet. Sie selbst ist Preisträgerin 2017 des InnoPlanta-Preises,  die sie für ihre "objektive Berichterstattung zur modernen Pflanzenbiotechnologie" und "ihr engagiertes Auftreten in den neuen Medien" würdigten. 


Der erste Kommentator unter ihrem Beitrag ist Marcus HoltkötterBauernverbands-Influencer und Werbefigur in einem PR-Video von Monsantos PR-Arm in Europa, der European Crop Protection Assocaiation, die ausser Monsanto u.a. auch Bayer CropScience, Dow und Syngenta vertreten.

"NGOs und Grüne stützen sich auf gefälschte Untersuchungsergebnisse", schreibt er.


Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis diese "Einschätzung" von ihm in die Öffentl... und während ich das schreibe, werde ich auch schon von meiner eigenen Prognose eingeholt. Verrückt, manchmal...




Ist er nicht ein echter Sympath? Und wie er sachlich auf die Tatsachen eingeht, die ich vorhalte... Die nette Bezeichnung hat er übrigens schon länger für mich auf Lager, eine freundliche Umschreibung für Europas grösste Langzeitstudie von Glyphosat im Humanurin, die ich ehrenamtlich begleite. Und wie man mit der blossen Weitergabe von Kosten Geld verdienen soll, hat er mir schon gefühlte 20 Mal nicht erklären können, da ist er stur. Ist das da am Ende gar so etwas wie eine Drohung?

Egal. Was ich damit aufzeigen will ist, wie solche Märchen wie "Glyphosat-Tests seien Betrug" in die Welt gesetzt werden und viel wichtiger noch - von wem.



Jetzt beschäftigen wir uns doch nochmal ganz sachlich und nüchtern mit den Aussagen zu dem Testverfahren und was an den Anschuldigungen dran sein könnte.


Richtig ist: 


Es besteht beim ELISA-Verfahren eine theoretische Möglichkeit, wie Kuntz behauptet, dass AMPA zu Glyphosat hinzu gezählt wird. Das findet allerdings nur ab einer höheren Dosis statt, als wir in den letzten 3+ Jahren Urin-Tests durchweg gemessen haben. Unterhalb dieser Schwelle ist eine Kreuzreaktion mit AMPA ausgeschlossen - seine Aussage ist für uns in jedem Fall falsch, vermutlich auch für den Löwenanteil wenn nicht gar für alle Franzosen, ich kenne deren Höchstwerte nicht.

Seine Aussage ist somit unzutreffend, und es ist mMn eigentlich nicht zu erwarten, das sein solcher Experte einen solchen Fehler aus Fahrlässigkeit macht. Da dürften seine Verbindungen und sein "Wunsch nach Wahrheit" viel eher die treibende Kraft dahinter sein.


Die Tatsache, dass in den französischen Tests 100% der Menschen positiv getestet worden sind, und bei uns derzeit nur 72,2% der belasteten Proben ist alleine dem Umstand geschuldet, dass WIR in unserer Studie eine Nachweisgrenze von 0,5 ng/ml anwenden, das ist, was der Hersteller von ELISA-Testkits aus den USA für Urin vorsieht.

Eine Nachweisgrenze legt man nach meiner Auskunft anhand Vergleichsmessungen mit anderen Methoden fest. Sie soll das Ergebnis zuverlässig halten, weil man darunter nicht zu 100% sagen kann, dass es stimmt.

Soweit mir das aus Frankreich bekannt ist, wurde diese Nachweisgrenze nicht angesetzt. Das ist tatsächlich ein handwerklicher Fehler dererseits, der allerdings nur eines bewirkt:

Statt 100% werden es auch zwischen 70 und 80% positive Proben sein, wenn man die Ergebnisse von 0,5 und darunter aussiebt. Die Kernaussage des Problems ist so nicht wegzudiskutieren.

Der Hersteller der Testkits empfiehlt weiterhin, positive Ergebnisse mit Chromatografieverfahren wie HPLC, GC/MS und andere zu bestätigen. Sofern es um regulatorische Massnahmen geht. Das ist zwar nicht verpflichtend.

Dennoch haben wir (GTEST) das in den vergangenen 3 Jahren für die Testpersonen kostenfrei wiederholt immer dann gemacht, wenn wir auf ausnehmend hohe oder unplausible Messwerte gestossen sind (z.B. 3 Familienmitglieder niedriger Wert, 1 Familienmitglied hoher Wert). Bei diesen Kontrolluntersuchungen (Doppelbestimmungen) hat sich ziemlich klar ergeben, dass der ELISA-Test ein relativ zuverlässiger Test ist, die Abweichungen waren durchweg zu vernachlässigen.

Ein möglicherweise legitimer Kritikpunkt, konzentrierter Urin sei anfälliger auf veränderte Ergebnisse ist bei uns unzutreffend, das ist eine ganz normale Urin-Einzelabnahme, die getestet wird und ich wage zu bezweifeln, dass das mit den französischen Proben anders abläuft. Auf jeden Fall bei der Mehrheit.

Glyphosat im Urin wurde seit Jahren in mehreren Testläufen mit verschiedenen Methoden festgestellt, teuren, weniger teuren, sowohl von unabhängigen Stellen als auch amtlich, wie z.B. hier vom Umweltbundesamt Deutschland in einer Untersuchung.

Die chronische Kontaminierung der Bevölkerung kann man nicht wegdiskutieren. Sie ist real, und je nach geografischer Lage und Messmethode immer zwischen 60 - 80%, in in den letzten Jahren immer weiter ansteigenden Dosen beim Durchschnitt der Einzelmessungen.

Und zu guter Letzt möchte ich noch jemanden zu Wort kommen lassen, dem Bauer Holti und seine Genossen absolut blindes Vertrauen schenken, bei allem, was sie schreiben.


Hier sprechen sie u.a. über den ELISA Test und Humanurin
"However, in the analytical part of this article, a comparison between values obtained by this ELISA and a GC–MS method was provided revealing a sufficient correlation (R2 of 0.87 for human urine). Thus, the measured values may be considered reliable."

Auf Deutsch, kurz: "Die gemessenen Werte gelten als zuverlässig."


Das, bitteschön, hat niemand Geringeres gesagt als das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).



Das nachdenkliche Schlusswort:

Es gibt Menschen, die möchten Glyphosat weiter auf dem Markt halten. Aus unterschiedlichen Gründen. Nach der Ankündigung der Regierung, Glyphosat bis 2023 vom Markt nehmen zu wollen, sind offenbar die Boxhandschuhe ausgezogen, aber jetzt wird von deren Seiten offenbar nur noch mit blutigen Knöcheln gekämpft. Das merkt man ohnehin schon die letzten Tage auf Twitter, da sind wieder sämtliche Personen aufgetaucht, die schon rund um die Wiederzulassung zu Glyphosat ihre Propaganda verteilt haben.

Für Bayer geht es ums Überleben, wenn wenn die 70% des Monsanto-Umsatzes nach einem Glyphosat-Verbot auch noch wegbrechen, weil das Mittel verboten ist, dann war das mit Sicherheit die grösste Fehlinvestition in der Geschichte.


Bayer - und all seine Jünger - behaupten, das Mittel sei sicher, die Spuren unbedenklich. 


Und dennoch machen sie sich die Mühe, die Messwerte zu diskreditieren.
Mit solchen Mitteln.


Ganz so, als wäre ihnen selbst nicht ganz wohl mit der eigentlichen Wahrheit.



Bis später.










Mittwoch, 4. September 2019

Der Kuschelkurs der EPA - Glyphosat und Dicamba

KKommentar
EPA + Pestizidhersteller = Dreamteam? 
Über Merkwürdigkeiten bei der US-Umweltbehörde EPA
Es ist nun schon 2 mal vorgekommen, dass sich die US-Umweltbehörde EPA dieses Jahr in Sachen Glyphosat merkwürdig verhalten hat. Dabei müssten sie z.B. mit Monsanto gerade bei Glyphosat eigentlich ganz anders umgehen. Aber der Reihe nach...



Der Pilliod-Prozess stand kurz vor einem Urteil, da gibt die EPA eine PRessemitteilung raus, dass Glyphosat harmlos sei. Besser getimed geht es kaum. Unterstützt wurde diese PRessemitteilung durch eine Aussage des US-Landwirtschaftsministeriums.

Vergangene Woche nun kam eine zweite Pressemitteilung, die das noch einmal unterstrich, und die natürlich von den Glyphosatbefürwortern und Teilen den Presse gerne verteilt wurde.

Bemerkenswert bei dieser Vorgehensweise ist allerdings, dass es gar keinen erkennbaren Anlass seitens der Behörde für dieses Vorgehen gibt. 

Denn neue wissenschaftliche Erkenntnisse liegen gar nicht vor. 
Die letzte tatsächliche Risikobewertung der EPA  unter Abteilungsleiter Jess Rowland (Mitleser werden den Herrn schon ganz gut kennen) wurde einkassiert und zurückgenommen. Der Freibrief verschwand nach kürzester Zeit aus dem Netz, was natürlich für Rückfragen sorgten, denn in der EU wurde damals gerade um die Wiederzulassung gerungen. Die Antwort, wieso es zu dieser Rücknahme kam, blieb bis heute aus. 

Ein Hinweis ergibt sich jedoch aus den Monsanto Papers. Dort geben die EPA-Wissenschaftler zu Protokoll, dass sie nach Sichtung aller Studien zum selben Ergebnis kommen wie die IARC. Es bleibt zu vermuten, dass sich diese Kräfte durchgesetzt haben.

Eine tatsächliche Risikobewertung durch die EPA ist eigentlich erst für Ende diesen Jahres angesetzt, und wie die ausgeht, kann man sich beim derzeitigen Zustand der EPA unter Trump und der Führung durch Lobbyisten an einer Hand abzählen. Mitarbeitern der EPA ist es untersagt, das Wort Klimawandel zu verwenden und die, die bei der EPA an dem Thema arbeiteten sind entlassen oder "woanders" untergebracht.

Aber wie gesagt: Diese Einschätzung zu Glyphosat gibt es noch gar nicht, die letzte ist zurückgezogen, der Standpunkt, den die Pressemitteilungen wiedergeben sind also Jahre alt. 

Wieso dann überhaupt? Und wieso jetzt? Kann man nicht wenigstens warten, bis der Freibrief wenigstens auf angeblich "wissenschaftlichen" Beinen steht? Wozu diese wiederholten Eingriffe in die Diskussion?


Eigentlich müsste die EPA ganz anders

Wie aus den Gerichtsunterlagen bekannt wurde gibt es einen bemerkenswerten Umstand, über den viel zu wenig gesprochen wird. Die erste Krebs-Studie, die Monsanto für die erste Zulassung der EPA vorgelegt wurde entstand auf der Basis von wissenschaftlichem Betrug. 

Als das entdeckt wurde, ist die Studie von der EPA für nichtig erklärt worden. Und Monsanto wurde aufgefordert für Ersatz zu sorgen. Der kam nicht, und die EPA hat sich selbst um eine Einschätzung bemüht. Das Ergebnis: Glyphosat ist krebserregend. 

Monsanto schickte einen Wissenschaftler, der durch einen statistischen Trick und erfundene Tumore in der Kontrollgruppe das EPA-Ergebnis entschärfte. Die Maus sollte jetzt im Rahmen der Glyphosat-Krebsprozesse noch einmal kontrolliert werden. Leider sind die Proben "verloren gegangen" 

Ein Teil der damals mit dem Thema betrauten EPA-Wissenschaftler weigerten sich, diese "Veränderung" zu unterzeichnen.

Bis heute hat Monsanto für diese wesentliche Studie keinen Ersatz geliefert, obwohl sie dazu aufgefordert war. Neben den Kosten wird Monsanto sehr genau wissen, wieso sie sich nicht auf eine Studie einlassen: Eine ganze Reihe anderer Tierstudien zeigt ja, dass Glyphosat krebserregend ist.

Weiterhin bemerkenswert ist, dass die Studie, die von der EPA zurückgewiesen wird mangels Alternative bis heute Bestandteil der Einschätzungen aller Regulierungsbehörden ist. Eine Anerkennung des Umstands, dass sie durch wissenschaftlichen Betrug entstand ist dabei nirgends zu finden - im Gegenteil - man scheint die gefälschten Daten sogar als Beleg für die Harmlosigkeit zu verwenden.

Würde die EPA ihre Arbeit machen (dürfen), dann wäre der logische Schritt also, die lange überfällige Krebsstudie endlich einzufordern. Davon ist allerdings in der derzeitigen Konstellation unter der aktuellen US-Regierung nicht der Hauch einer Spur zu sehen. 
Und man dürfte es auch kaum erwarten...

Sogesehen ist schon die Erstzulassung illegal, da wesentliche Bedingungen bis heute nicht erfüllt worden sind und die damals gültigen Anforderungen für eine Zulassung unerfüllt blieben.


Und jetzt bei Dicamba

Monsanto/Bayer hat noch ein ganz anderes Problem, das gerade vor sich hinschwelt. Und das heisst Dicamba. In den USA haben sich die letzten Jahre durch den übermässigen Gebrauch von Glyphosat mehr und mehr resistente Unkräuter gebildet. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, hat man ein eigentlich schon eingemottetes Mittel wieder aus den Regalen geholt. Und das heisst Dicamba.

Monsanto hat dafür vor gar nicht allzulanger Zeit sogar extra für über 1 Milliarde US-Dollar ein neues Werk hingestellt.

Nun ist es leider so, dass die Farmer, die Dicamba einsetzen die Ernten der Nachbarn beschädigen. Die Rede war schon Mitte 2018 von einer halben Million Hektar oder (1.1 Millionen acres) betroffener Fläche.  

Bemühungen der betroffenen Bundesstaaten, die Schäden einzudämmen wurde mit Klagen und konzertierten PR-Aktionen von Monsanto begegnet. Zeitweise war in Teilen der USA das Ausbringen sogar verboten. 

Erste Klagen gegen Monsanto/Bayer wurden von den betroffenen Geschädigten bereits eingebracht, das gibt auf das Glyphosat-Problem selbst nochmal satte Gerichtskosten und Schadenersatz, falls es den Betroffenen gelingt, die Gerichte zu überzeugen. Alles obendrauf zu Lasten Bayer/Monsanto. 

Und gerade, wo es wieder darum geht, geerbten Monsanto-Ärger für Bayer vor Gericht in den Griff zu bekommen, springt die EPA wieder ein:

Während die USA normalerweise echte Statistik-Junkies sind und so ziemlich alles und jeder in irgendeiner Datenbank gespeichert wird, was irgendwie an Zahlenkolonnen gespeichert werden kann entschied sich die EPA ausgerechnet dieses Jahr, die Daten zu den Schadenmeldungen zu Dicamba für dieses Jahr nicht mehr zu erfassen.
Die Vorgehensweise dabei ist ernüchternd einfach: Man fragt einfach aktiv die Daten der Bundesstaaten nicht mehr ab.

Experten gehen in dem einen Jahr von einer Verdopplung auf eine Million Hektar beschädigter Erntefläche, überwiegend auf Nachbargrundstücken aus, erklären jedoch durch die grossen Flutschäden in der Landwirtschaft wird das nie mehr 100%ig nachvollzogen werden können, wie gross die Schäden durch die fortgesetzte Praxis der Arbeit mit Dicamba tatsächlich sein werden. 

Aber es ist klar: Die Geschädigten werden nicht still halten, neues Ungemach für Bayer ist vorprogrammiert. Offenbar laufen erste Klagen und die Erfolgsaussichten stehen nicht schlecht, durch die Vielzahl an Schäden sind die Muster der Herkunft recht deutlich und somit einfach zu belegen. Da reicht ein "Das waren wir nicht" von Monsanto kaum aus.


Die EPA ist seit Trump in einem desolaten Zustand, Budgetkürzungen, Entlassungen von Wissenschaftlern, die ihren Job gemacht haben und Veränderungen wie Entscheidungen, EPA-Wissenschaftler aus Entscheidungsgremien zu verbannen und stattdessen mit Funktionären der Industrie zu ersetzen sind ein Supergau, von dem sich die Behörde länger nicht erholen wird. Selbst wenn Trump abgelöst werden sollte bei der kommenden Wahl, worauf man momentan besser nicht wettet, dass das passiert. Was aus der US-Umweltbehörde EPA wurde geschieht, wenn man einen Lobbyisten, der selbst in der Vergangenen 14 x gegen die Auflagen der EPA geklagt hatte zum Chef der Einrichtung ernennt. Sie wurde systematisch auseinandergenommen. Bis zur Unkenntlichkeit.

Die Regelmässigkeit, in der die EPA zu laufenden Gerichtsverfahren Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Pestizidhersteller wird ist - gelinde gesagt: Auffällig.

Dementsprechend wird es keine Überraschung sein, wenn die EPA zum Jahresende erneut verkündet, wie harmlos Glyphosat ist. Nur hat das mehr mit Wirtschaft als mit Wissenschaft zu tun.

Und wer bis hier noch nicht ganz überzeugt war, dass die EPA auf der Seite der Pestizid-Hersteller ist: 

Was soll da schon schief gehen?!



Bis später.


Weiterführende Links:
- Siehe Text -