Dienstag, 27. Oktober 2015

Krebs! Hat die Wurst ein Ende?

KK-Wissen
Der Wurst-Frust: Wurst erzeugt Krebs.

Beunruhigendes von der Krebsforscherfront zu rotem Fleisch und Wurstwaren







Eines vorweg: Ihr wisst, ich bin ziemlich gründlich. 

Was ich heute notiere ist der erste Eindruck, ein bisschen Bauchgefühl und meine Einschätzung, wo man auf jeden Fall noch genauer hinschauen sollte. 
Ich will nicht ausschliessen, dass zu dem folgenden Bericht noch Ergänzungen folgen werden - das ist sogar wahrscheinlich.  

Denn das Thema ist definitiv zu wichtig für Schnellschüsse, wie sie leider teilweise jetzt schon im Internet und bei einigen Journalisten auftauchen... 


Was ist überhaupt geschehen?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine eigene Abteilung (genannt IARC), die sich spezialisiert mit Krebsrisiken auseinandersetzt und zu bestimmten Dingen in unserem Alltag Einschätzungen trifft, inwiefern sie krebserregend sind. Sie tut das in verschiedenen Stufen. 

Altgediente Blogleser mögen sich noch an die 2a - Einstufung für den Unkrautvernichter Glyphosat erinnern. 2 a bedeutet "vermutlich krebserregend".


Nun hat die IARC sehr aktuell nach der Auswertung von einer schwindelerregenden Grössenordnung von Daten aus verschiedenen Studien eine neue Feststellung getroffen - zu 2 Lebensmittelkategorien, die vielen von uns lieb und teuer sei mögen: 
Rotes Fleisch und verarbeitetes Fleisch (u.a Wurst, Schinken, Speck, Salami...).

Die Einschätzung ist ziemlich ernüchternd, denn während das rote Fleisch noch auf 2a "vermutlich krebserregend" eingestuft wurde, hat die IARC keine Zweifel mehr, dass verarbeitetes Fleisch als krebserregend gilt.


Die geteilte Leserschaft
Hier wird es unter Euch vermutlich schon zu der ersten Aufspaltung kommen. 
Die einen werden sagen "Dann kann man ja bald gar nichts mehr essen...", die zweiten werden sagen "Alles Quatsch, die Wurst nehmt Ihr mir nicht auch noch weg" und die Veggies werden feste nicken und sagen "Na, habe ich das nicht schon immer gesagt!?"

Aber ganz so einfach ist das nicht. 

Konzentrieren wir uns auf Fakten
Und ich möchte Euch auf jeden Fall einladen, ein wenig näher hinzusehen, und die Faktenlage anzuschauen, damit Ihr in Diskussionen zu diesem Thema ein wenig solideres Hintergrundwissen habt. Und mir einen grossen Gefallen tut, in dem Ihr den unsäglichen Kreislauf von "Fakten werden zu Mythen und Mythen hemmen das Handeln" durchbrecht. 

Denn was mich schon länger unglaublich Nerven kostet ist der Umstand, dass so viele Interessensgruppen die Wahrheiten immer ein bisschen zu ihrem Vorteil auslegen und wir es uns selbst damit immer schwerer machen, die eigentlichen Fakten zu verstehen und darauf basierend die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Grundlagen
Ich habe mich zwar auch bei der deutschen und internationalen Presse informiert, aber eben nicht nur, sondern ich habe mir das ursprüngliche Dokument der IARC herausgesucht, denn wo sonst erlebt man die unverfälschten Informationen, wenn nicht - direkt an der Quelle? 


- TEIL 1 -
Auszüge aus dem Original in freier Übersetzung

Hier ein paar Fakten und Definitionen aus der Original-Einschätzung:

"Rotes Fleisch" - Definition:
Muskelfleisch von Säugetieren, darunter fallen Rind, Kalb, Schwein, Schaf, Pferd, sowie Hammel/Ziege. Hierbei sei es unerheblich, ob es sich dabei im Rohzustand, gehackt (ohne Zusätze) oder gefroren handele. 


"Verarbeitetes Fleisch" - Definition:
Gemeint ist Fleisch, das durch das Hinzufügen von Salz, durch Pökeln, Fermentieren, Räuchern und anderen Prozessen dienen, die den Geschmack verbesssern oder einer erweiterten Haltbarkeit dienen sollen. Die überwiegende Menge bestehe aus Schwein oder Rind, es gäbe auch aber auch Mischvarianten mit anderem roten Fleisch, Geflügel, Innereien (z.B. Leber) oder Nebenerzeugnisse der Fleischherstellung wie Tierblut.


Nicht ganz unwichtig bei der Nährstoffaufnahme:
Rotes Fleisch enthalte biologisch hochwertige Eiweisse sowie wichtige Mikronährstoffe wie B-Vitamine, Eisen und Zink. Der Fettanteil variiere je nach Geschlecht, Haltung und Fütterung der Tiere, auch spiele es eine Rolle, wie es geschnitten sei.

Die Verarbeitung - problematisch:

Sobald Fleisch verarbeitet werde, z.B. durch Räuchern oder Pökeln entstünden chemische Verbindungen, die Krebs erzeugen können. Zwar würde das Kochen oder Braten die Verdaubarkeit und den Geschmack stark verbessern, aber vor allem das Kochen auf hohen Temperaturen wie frittieren, stark anbraten oder grillen würde ebenfalls krebserregende chemische Verbindungen freisetzen, die bei der Aufnahme in den menschlichen Organismus problematisch werden können.

Die Grössenordnung der Untersuchung - bemerkenswert:
Nun hat die Arbeitsgruppe der IARC über 800 Studien aus verschiedenen Ländern und Kontinenten herangezogen, mit unterschiedlicher Volkszugehörigkeit und deren (traditionellen) Essensgewohnheiten. Abgeglichen wurde hier der Zusammenhang der Verzehrhäufigkeit mit dem Auftreten verschiedener Krebsarten, hier insbesondere jene, die im Verdauungsapparat vorkommen. Das grösste Datenvolumen umfasste hier Untersuchungen zu Darmkrebs.

Der Ergebnis:
Im Ergebnis konnten sie feststellen, dass es bei rotem Fleisch eine deutliche Verbindung zu Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs zu geben scheine, bei verarbeitetem Fleisch seien Darmkrebs und Magenkrebs zu vermerken gewesen.

Die Neueinschätzung:
Aufgrund der umfassenden Datenlage und den deutlichen Anzeichen wurde deshalb folgende Einschätzung getroffen:

Verarbeitetes Fleisch: Gruppe 1 - Krebserregend.
Rotes Fleisch: Gruppe 2a - Vermutlich krebserregend.


Weia. Soweit die Zusammenfassung des IARC-Dokumentes.
Ich würde es Euch gerne der Vollständigkeit verlinken, aber Ihr braucht einen Zugang zum onkologischen Teil des Lancet, um das Öffnen zu können, und ich respektiere das Urheberrecht. Wer das genauer wissen will, soll sich da um einen eigenen Zugang bemühen. (Google-Tipp: "Carcinogenicity of consumption of red and processed meat" "the lancet")


- TEIL 2 -
Meine persönliche Einschätzung dieser Nachrichten

Ignorieren: unmöglich.
Wer diese Datenlage mit einem "Dann darf man ja bald gar nichts mehr..." oder "Alles Quatsch ich lass mir nicht" einfach ignoriert und beiseite wischt, begeht meiner Meinung nach einen Fehler. Da scheint dann einfach doch viel zu viel dran zu sein. 
Klug ist, wer das ernst nimmt.

Aber auch überzureagieren scheint mir keine gute Idee.
Die von der IARC aufgebrachten wichtigen positiven Aspekte des Verzehrs von Fleisch einfach wegzuwischen und komplett darauf zu verzichten halte ich persönlich nicht für eine akzeptable Lösung.

Was mir fehlt ist die Ursachen-Analyse.
2 logische Schlüsse bieten sich doch bei diesen Ergebnissen förmlich an:
- Fleisch wird problematisch, wenn es zu heiss gegart wird.
- Fleisch wird krebserregend, wenn man bei der Verarbeitung "etwas" hinzufügt.


Während das erste sicher etwas ist, das man ein wenig regulieren kann, ist beim zweiten doch unglaublich interessant zu sehen, WAS da beim zufügen vielleicht noch eine Rolle spielen könnte? Wieso ist das unberücksichtigt? 

Was ist mit den Standardzusätzen bei der Verarbeitung?
Was ist mit der Langzeitwirkung des Hinzufügens von Geschmacksverstärkern? 
Welche Rolle spielt das Nitrit(pökelsalz) denn dabei nun genau? 
Und in welcher Intensität ist es Teil des Problems? 

Und was ist mit den Phosphaten, die nur deshalb hinzugefügt werden, um das Verhältnis von Preis und Gewinn zu optimieren, aber für den Verbraucher absolut keinen Vorteil beim Nährwert haben? Was, wenn DAS die Problematik unterstützt, verstärkt, oder eventuell der eigentliche Auslöser ist? Die Fleischindustrie tut das noch nicht allzu lange, aber dafür mit exponentiell wachsender Begeisterung.

Und was ist mit dem anderen Krebserreger, der sich ebenfalls wachsender Beliebtheit bei den Herstellern erfreut, und den man heute in fast keiner Wurst mehr meiden kann? 
Was ist mit Zucker in seinen verschiedenen Formen? Was ist damit!? 
Spielt DAS vielleicht auch hier eine Rolle?


Was mir bei der IARC-Arbeit leider fehlt: Der Faktor Zeit.
Wir hätten es so einfach, näher hinzusehen, wenn wir den Faktor Zeit in der Arbeit auch noch hätten. Denn könnten wir noch das Verhältnis des Auftretens der gesundheitlichen Risiken ein bisschen abgleichen mit den Bestandteilen, die ich oben in Frage gestellt habe, würde sich vielleicht (ich denke sogar ziemlich sicher) ein spannendes Bild ergeben, das vollkommen neue Auswege aufzeigen würde. Nämlich das Weglassen derselben. Per Verbot.

So neu ist das Wissen um die Risiken übrigens gar nicht:
Schon im Jahr 2013 wurde für Europa in einer Auswertung der EPIC-Studie (treue Blogleser werden sich erinnern) ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von verarbeitetem Fleisch und einer höheren Sterblichkeit deutlich festgestellt.


- Teil 3 - 

Was heisst das für KK-Mitglieder?Eine erste Empfehlung aufgrund der aktuellen Neu-Einschätzung:

Wenig Wurst:
Ich hatte ja in dem Blog hier schon länger einmal darauf hingewiesen, den Einsatz von Wurstwaren möglichst niedrig zu halten. Es werden uns hier Zusätze untergeschoben, die nicht deklariert werden müssen, die unser Ess- und Hungerverhalten negativ verändern, das Satt-System aushebeln und wie wir jetzt lernen müssen auch die Gesundheit nicht unbeträchtlich zu gefährden scheinen.

Achtet auf die Hitzebeständigkeit der Fette > Kokosfett beim Braten

Ausserdem haben wir schon lange auf den Vorzug von Kokosfett beim Braten bezüglich der Hitzebeständigkeit hingewiesen.
Deshalb erneuere und unterstreiche ich diese lange bestehenden Empfehlungen erneut als richtig und wichtig. Behaltet das bei, achtet noch mehr darauf, diese sinnvollen Empfehlungen in Euer Leben einzubauen, wo immer Euch das möglich ist.

Je weniger vorverarbeitet, desto besser, auch das ein Credo, das Ihr alle schon längst verinnerlicht habt. Auch das bewahrheitet sich nun einmal mehr.

Achtet auf die Fütterung bei rotem Fleisch
Was noch wichtig ist zu erwähnen: Leider keine Auswertung erfolgte durch die IARC über die Rolle der Auswahl des Futters der Nutztiere. 

Ich aber verwette meinen zarten Hintern, dass das aber sehr wohl eine grosse Rolle spielt in der gesamten Problematik. 

Denn wenn ein Rind Sojakraftfutter aus Argentinen frisst, das dermassen Glyphosat-verseucht ist, dass die Bauern spürbare Auswirkungen am Vieh selbst erleben (zur Erinnerung, Glyphosat selbst ist bezüglich krebserregend ebenfalls auf 2a... nur mal so... Zufälle gibts...), dann KANN das nicht folgenlos bleiben.

Holt Euer Fleisch bei denen, bei denen Ihr Euch überzeugen könnt, dass das unsägliche Kraftfutter keine Rolle spielt oder kauft das Fleisch, wenn "Von Weiderindern" drauf steht.
Die Kennung "Bio" allein ist hier leider kaum eine 100% zuverlässige Aussage.


Das kostet - zumindest nach meinen eigenen Erfahrungen - erträglich mehr, und wem der Preisunterschied zu hoch ist, der reduziert das einfach ein wenig, das mag kein Schaden sein. Aber ganz sicher nicht auf Null, dazu gleich noch mehr...


Wird KK jetzt rotes Fleisch und Wurstwaren vom Speisenplan nehmen?
Das Problem ist: Wir haben momentan keine sinnvollen Alternativen.
Das haben wir uns über die Jahre kaputt gemacht, in dem wir als Verbraucher bei allem weggeschaut haben, und das müssten wir uns erst mühsam wieder zurück holen, ich habe aber kaum Hoffnung, dass wir das in einem akzeptablen Zeitrahmen schaffen werden. 

Das weisse Fleisch (Hühner/Pute) ist Dank der Antibiotika-Zugaben kein machbarer Dauerersatz, wenn man gesund bleiben will.
Fisch erhalten wir heute überwiegend aus Fisch-Farmen, von denen Ihr nicht wissen wollt, wie es da aussieht und was denen zu Fressen gegeben wird.

Pflanzliches Eiweiss - die Vegetarierschiene
Abgesehen davon, dass diese grösstenteils kein vollwertiger Ersatz sind haben sie zum grossen Teil ihre ganz eigenen Probleme - und damit meine ich nicht nur die Herkunft des Soja und die Frage, ob die nicht ebenfalls glyphosatgetränkt sind (irgendwo müssen die 6000 Tonnen in Deutschland ja angewendet werden, oder?)

Totalverzicht?

Die Aussagen der IARC über die Bedeutung des Fleisches in einer vollwertigen Ernährung sind nicht aus der hohlen Luft gegriffen, das hat meiner Meinung nach Substanz. 

Ebenso leben Vegetarier und Veganer in vielerlei Hinsicht zwar gesünder, aber da muss man schon genauer hinschauen, mit was das verglichen wird: Mit der Standardernährung. 

Es ist kein Zufall, dass KK diese starken Verbesserungen in den Blutwerten mit sich bringt, das Problem ist eben genau: der aktuelle Standard.

Bei allem, was ich in den letzten Jahren gelernt, erlebt und gesehen habe:
Der Totalverzicht ist für mich keine Alternative, die ich irgendwem empfehlen würde.
Das geht nicht ohne Mangel und Mangel ist ebenso ein Risiko. D.h. man würde das Risiko allenfalls verlagern. Und am Ende stellt sich doch die Frage, woher das vegane B12 denn nun gewonnen wird, und all die teuren Nahrungsergänzungsmittel die nötig wären, den Mangel aufzufangen.



Tatsächlich scheinen mir daher unsere aktuellen Empfehlungen - mit den Akzenten wie oben beschrieben durchaus noch immer der gesündeste Mittelweg.


Teil 4 - Prognosen

Was für ein langer Bericht, schön, dass Du noch hier bist... 

Ich wage jetzt aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen ein paar Prognosen, was in den nächsten Wochen zu diesen Thema passiert, falls es nicht schon sowieso gleich unter den Teppich gekehrt wird und aus dem öffentlichen Interesse verschwindet:

- Die Fleischindustrie wird die Glaubwürdigkeit der IARC angreifen. Es werden Gegenstudien auftauchen oder zitiert, die das Gegenteil behaupten. Ausserdem werden sie auf den Zug aufspringen, dass die IARC ja gesagt hat, man sollte reduzieren. Das wird die Industrie uns auch erzählen, wohl wissend, dass das in 6 bis 8 Wochen vergessen ist und alle zu ihren alten Gewohnheiten zurückfinden, wenn das Thema nur schnell genug aus den Medien verschwindet.


- Die Glyphosatindustrie wird sich lustig machen und ihr eigenes Problem in Kontext zu der "lächerlichen" Einschätzung bringen nach dem Motto "Das sind auch die Leute, die Euch den Speck wegnehmen wollen"
- Die Politik sieht aktuell keinen Handlungsbedarf, denn die Lebensmittel in Deutschland sind sicher (auch wenn die Zahlen das Gegenteil belegen, wird das trotzdem behauptet).

- Die DGE wird sich dumpf auf Hinweise zu Mengenbegrenzungen beschränken und bleibt weiter echte Information schuldig, inwiefern sich Zusatzstoffe und Fütterung in den Mengen trotzdem negativ auswirken werden. Und sowieso: Welche Rolle das spielt.

- Der kommerziell motivierte Teil bei Vegetariern und Veganern wird das Ergebnis in allen Formen und Farben schildern, "vergisst" dabei, auf die möglichen Folgen des Verzichts hinzuweisen. Denn da gibt es derzeit keinen Ersatz, der nicht seine eigenen Probleme mit sich bringt. Aber das zu erwähnen wäre ja auch ins eigene Knie geschossen.

- Angesichts der Milchseen und Butterberge, die der Wegfall der Quotenregelung jüngst mit sich gebracht hat werden wir in nicht allzu ferner Zukunft Werbung sehen, die "hochwertiges Eiweiss" anpreist, das aus Molke gewonnen wird und als Ersatz für das gefährliche Fleisch und die tödlichen Wurstwaren dienen soll. Diese Hightech-Industrie wird dabei vergessen zu erwähnen, dass genau diese Molken-Proteine das Risiko um ein Vielfaches stärker anheben, als das Fleisch das könnte. Für Bauchspeicheldrüsenkrebs, Prostatakrebs, Brustkrebs und Darmkrebs. Was für ein Tausch...  

Kleine Bitte: Wenn Ihr in der Presse oder im Web etwas findet, dass meine Prognosen bestätigt, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr mir den Link schickt. Mal gespannt, ob ich auf 6 Richtige komme... 

Zum Schluss.

"Je weniger die Leute wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie", soll Bismarck gesagt haben.

Ich sage: Wieso sollte das als unveränderbar hingenommen werden? Beides?


Wäre es nicht für alle so viel besser, wenn wir mit gutem Gewissen gesund schlafen könnten, statt unsere Gesundheit den negativen Auswirkungen von untergeschummelten Zu-sätzen und Ge-setzen unterzuordnen, die nur einigen wenigen Positives einbringen? 

Zu einem derart hohen Preis!?


Bis später.






Freitag, 23. Oktober 2015

Sieht Unschuld tatsächlich so aus? Nachdenkliches über Obst-ge-safte.


KK-Wissen
WIE UNSCHULDIG IST INNOCENT?
Smoothies - oder wieso auch Gemüse-Esser unerwartet schwer werden können.


Da sitze ich gestern an einer Infografik und warte nebenher im TV auf die Nachrichten, als ein Werbespot über den Schirm flimmert. 

Einer dieser hippen, flinken Spots von Innocent, dem Smoothie-Spezialisten mit dem unschuldigen Image von reinen Zutaten. 
Die kleinen Fläschchen, mit dem eingebauten Heiligenschein. 

Sie haben ein neues Produkt: Antioxidant.
Super Smoothie. Mit Obst, Gemüse, Weizengras und Leinsamen.
Ich habe so eine Ahnung, an welche Zielgruppe das gerichtet ist, und werde neugierig...





< Flashback. < 
Zu der Zeit, als ich noch vollkommen naiv in den MäcBörger biss, hatte ich mich einmal gewundert, wieso jemand vegan oder vegetarisch leben kann, und trotzdem... sagen wir... recht propper daher kommen kann. Ich meine - Tofu, Gemüse... Wo ist denn da das Fett?!

Ich hatte dann irgendwann in den vergangenen drei Jahren meines Selbststudiums mehr oder weniger nebenbei eine Antwort auf diese Frage gefunden. Aber noch nie war etwas so deutlich, dass ich es als Denkanstoss weitergeben könnte, wie im heutigen Fall.


> Flashforward. >
Fast schon in traumwandlerischer Gewohnheit surfte ich nach dem Spot auf die Herstellerseite auf der Suche nach der Zutatenliste und Nährstoffangabe. 
Na klar. Wusst ich's doch. Genau...

Kiwi, Limette, Weizengras, Leinsamen, Vitamin C, Vitamin E und Selen. 
Das klingt aber sowas von "grün", "gesund"  und "Bio"... 
Ich wette, dass die hippen "Auf-Sich-Aufpasser" morgen loslaufen, um sich das testweise hinter die Binde zu kippen. 
Diesen möchte ich diesen Artikel widmen, und den altgedienten Ernährungsberatern, die ihren Klienten noch immer das Märchen vom gesunden Smoothie antun gleich mit.


Aber der Reihe nach:

Als erstes Mal zu den Zutaten, die man wohl mehr für das Extra-Super-Bio-Unschulds-Feeling hinzugefügt hat: Gurken, Leinsamen und Weizengras.

Sorry, aber das ist eine Lachnummer. Gurkensaft hat einen Anteil von 2%, die zerriebenen Leinsamen strotzen mit 0,6% im Fläschchen und das zerriebene Weizengras - ist vermutlich nur unterm Mikroskop zu finden, weil 0,02%. 

Die übliche Krux mit dem Unterschied von werbeträchtigen Aufdrucken, der geweckten Erwartung und was dann tatsächlich in den Produkten stattfindet. Nun ja.


Als zweites mal kurz ein Blick auf die letztgenannten Zutaten - Vitamin C, E und Selen.

Während wir fest davon ausgehen können, dass in unseren Breitengraden ein normalsterblicher Bürger kaum eine Unterversorgung an Vitamin C haben dürfte, 
ist Vitamin E fettlöslich. Ich bezweifle jetzt einfach mal, dass der Fettanteil dieses Produkts ausreicht, dass der Körper das Vitamin überhaupt in nennenswerter Menge aufnehmen kann, bin aber sehr offen für einen gegenteiligen Nachweis. 
Auf jeden Fall wird das gemäss Auskunft auf der Seite dem Getränk künstlich (bzw. "extra" hinzugefügt. In dem Fall hat sich das wohl mit dem "ohne Zusätze", wie dort überall steht und in den Spots pauschal glauben gemacht wird, oder?


Bei Selen ist das so eine Sache. 

Das hat man hinzugefügt, weil es die Zellen vor oxidativem Stress bewahren soll. 
Hierzu berichtet Wikipedia


"In unseren Breiten können in der Regel nur Frühgeborene, parenteral ernährte Patienten und Alkoholkranke einen Selenmangel entwickeln." 
Aha. Weder ein Frühchen, noch ein Alkoholkranker wird jetzt typischerweise nach diesem Produkt greifen, und auch ein künstlich Ernährter hat sicher andere Sorgen.


Aber weiter auf Wikipedia:

"In einer kritischen Bewertung [..] wird festgestellt, dass die bislang verfügbaren Studien keine Hinweise für einen Nutzen einer zusätzlichen Gabe von Selen in irgendeinem Zusammenhang erbringen konnten. Zwar scheint eine positive Beeinflussung verschiedener Krebsarten möglich, andererseits die Begünstigung anderer Karzinome nicht unwahrscheinlich. Die „SELECT“-Studie („Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial“) sollte diesbezüglich Auskunft geben und 2013 abgeschlossen werden. Allerdings wurde diese im Oktober 2008 abgebrochen, da während der Studie nachgewiesen werden konnte, dass es keine verbesserte Schutzwirkung im Vergleich zum Placebo gibt und ein Nutzen ausgeschlossen werden konnte. In dieser Studie wurde zwar sogar eine erhöhte Prostatakrebshäufigkeit unter der Gabe von Vitamin E und eine erhöhte Diabetesentstehung unter der Selengabe festgestellt[...]"


Na das ist doch mal ein Wort...


Lediglich bei Schilddrüsen-Erkrankungen wie Hashimoto ist eine zusätzliche Selen-Einnahme sinnvoll, schreiben sie dort weiter. 
Allerdings - nach ärztlicher Abklärung! 
Feine Sache - dann gibt es den Supersmoothie bald schon auf Rezept? Ick froi mir schon...


Aber halt! 
Bevor jetzt jemand auf die Idee kommt, dieses flüssige Schilddrüsen-Schutz-Präparat vorbeugend zu einzunehmen... Ich hab da noch ein kleines, nicht ganz unwichtiges Detail...
Das wird seltsamerweise nirgends grossartig erwähnt, dabei halte ich es für nicht ganz unwichtig.


Der Zuckergehalt:

In einer Flasche á 360ml befinden sich sage und schreibe 43 Gramm Zucker, 
das ist der Gegenwert von 18 Stückchen Würfelzucker. 

Das klingt jetzt vielleicht erst mal noch nicht viel, aber für einen anschaulichen Vergleich auf einen Liter hochgerechnet kommt Coca Cola pro Liter gerundet auf 44 Zuckerwürfel, während der Supersmooxidant mit satten 50(!!) Zuckerwürfel zu Buche schlägt. 

Richtig gelesen!
In diesem "unschuldigen" Produkt steckt mehr Zucker drin als in Coca Cola. 

Jetzt mögen einige neuere Leser womöglich denken: 
"Ja, aber das ist ja natürlicher Zucker..."
Sorry. Falle! Stimmt nicht! 
Dem Körper ist es vollkommen egal, ob das aus Obst oder Zuckerrohr oder Zuckerrüben ist... Zucker ist Zucker. 
Eher sogar Im Gegenteil: Fruchtzucker ist viel problematischer, vor allem dann, wenn er wie in diesem Fall flüssig daher kommt.

Genau genommen dürfte diese Menge die Leber sogar beträchtlich belasten.
Was dann aber wieder die Alkoholkranken disqualifiziert, die ihren Selenmangel wie oben beschrieben so dringend decken müssen. Hach, man hat's nicht leicht...


Aber falls die Kombi von Vitamin E und Selen nicht für Diabetes sorgt...

Diese Zuckermenge tut das. Man muss sie nur regelmässig genug zu sich nehmen.


Aus purer Neugierde habe ich dann noch die anderen Supersmoothies angeschaut, die da klangvoll Defence und Energise genannt werden. Sie kommen auf je 40 Gramm die Flasche, drei Gramm weniger, dass macht dann den Kohl - genauso fett.

Und dann habe ich weiter geklickt und weiter geklickt und eine Exceltabelle gebaut, 
weil ich es dann einfach mal genauer wissen wollte.


Die Unschuld oder auch Innozenz hat da schon ein recht bemerkenswertes Portfolio beieinander. 

Sie haben relativ eigenwillige Verpackungsgrösse und die sind nun wirklich nicht gewaltig - eher unter der typischen Norm  (siehe unter "Füllmenge" auf der Grafik). 

Und trotzdem bleibt kein einziges Produkt mit Flasche oder Trinkkarton im Rahmen der maximal empfohlenen Tagesobergrenze der WHO für Kinder und Jugendliche, im Gegenteil, diese liegt bei einem der Produkte sogar beim rund 8fachen!!! von dem, was ein Kind aufnehmen sollte. Und da sind die anderen Zuckerkunststücke des Tages ja noch gar nicht berücksichtigt, die das Kind an diesem Tag womöglich sonst noch so drauf hat...

Aber seht selbst... 



Die einzigen Zahlen im "grünen" Bereich sind gemäss meinen Berechnungen die Kinderprodukte, wenn sie die Erwachsenen trinken.
Aber das liegt weniger an einem geringeren Zuckerzusatz, 
sondern an einer kleineren Portionsgrösse. 

Und ich würde fast wetten, dass die putzigen Kartons nicht bei den Erwachsenen landen, sondern tatsächlich für die Zielgruppe der "Gewöhnt-sie-doch-schon-mal-dran"-Kinder - äh Kunden reserviert bleiben.

Trifft das zu, dann kann man sagen: Wer einen (gar nicht so) "unschuldigen" Smoothie leer trinkt, knackt die Tagesobergrenze so gut wie sicher mit schon einer einzelnen Packung - und das teilweise um ein Vielfaches.


Und das ist der Punkt. 
Denn es ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr ein Produkt, das aufgrund seiner Zutaten als grün, bio und gesund propagiert wird, und mit den (leider zu oft falschen) Erwartungen der Konsumenten spielt. 
Ich kann nur allen Veganern und Vegetariern, die das noch nicht tun - dringend anraten, von diesen im Fernsehen beworbenen Hochglanz-Produkten Abstand zu nehmen und auch in diesem Bereich sehr, sehr genau hinzusehen. Und unseren Mitgliedern sowieso.

Es ist nicht alles unschuldig, was aus der Fabrik kommt, ganz egal, was sie drauf schreiben.


Schliesslich möchte ich sie gerne ernst nehmen, wenn sie auf ihrer Webseite über ihren Superschmuhsie schreiben:
"Dieser Smoothie ist eine Quelle von Vitamin C, E und Selen, welche dazu beitragen, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. Als Teil einer gesunden Lebensweise und einer ausgewogenen, abwechslungsreichen Ernährung zu genießen. Man könnte es auch einfacher sagen: Iss Dein Gemüse und geh ab und zu joggen."

Genau. Iss Dein Gemüse. Geh joggen - wenn Du eine gesunde Lebensweise und eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung vorziehst. 
Aber lass diese Zuckerbomben vielleicht lieber im Regal.

Und noch etwas zum guten Schluss:
Auf ihrer Webseite werben sie für den lovestorm, weil shitstorm jeder könne.
Den lovestorm finde ich ne gute Idee, kann man nicht genug von haben.


Aber wenn ich daran denke, dass eines Tages einmal nachgewiesen ist, dass unsere steigenden Diabeteszahlen zu einem enormen Prozentsatz aus vermeintlich gesunden Süssgetränken kommt... bei dem Shitstorm möchte ich nicht im Zentrum des Interesses stehen. Hoffentlich reicht das bisschen Liebe da dann vorab... Ich wünsche es ihnen.

Montag, 12. Oktober 2015

Über eine Viertelmillion Menschen laufen in Berlin gegen TTIP

Presseschau
Die grösste Unverschämtheit 2015?
Was wir aus den Pressereaktionen lernen sollten



Ich bin sauer. Und zwar ziemlich.
Und das obwohl mich die ersten Meldungen wirklich gefreut haben, was die Teilnehmerzahlen der aktuellen TTIP-Demonstration am vergangenen Wochenende in Berlin anbetrifft. Die Bilder sind mehr als eindrucksvoll. 






Wer dem Blog schon ein wenig länger folgt, der erinnert, dass ich selbst in München bei der ersten grösseren Demo mitgelaufen bin. 


Aus der Überzeugung heraus, dass wir nicht zuletzt in Bezug auf unsere Lebensmittelsicherheit einen sehr grossen Nachteil erleben werden, wenn diese Vereinbarung wie geplant zustande kommt. 

Das ist aber nicht der einzige Grund, die Geschichte vergleichbarer Verträge wie u.a. die Nafta haben gezeigt, dass die Auswirkungen daraus weder gewünscht, noch sozial oder sinnvoll sind - sondern vielmehr verheerend. Der Lohn in Detroit ist von runden 20 Dollar die Stunde auf unter 10 Dollar gesunken, und die "neuen" Arbeitsplätze in Mexiko werden mit ein paar Dollar-Cent bezahlt, die denen aber auch nicht zum Leben reichen.

Australien, Kanada. Mexiko, Uruguay haben alle gerade mehrere hundert Millionen Schadensersatz u.a. an Phillip Morris zu überweisen, weil der Tabakkonzern über die Schiedsgerichte geltend gemacht hat, dass die aufgedruckten Abschreckungsbildern auf den Zigaretten nachteilig für den Gewinn waren.
Wollen wir so einen Scheiss wirklich auch bei uns zulassen?! Wirklich?!


Bei uns wird glasklar damit gerechnet, dass wir einen Verlust von hundertausenden von Arbeitsplätze für Europa zu erwarten haben und einen Anstieg der Billiglohn-Jobs. Beides nichts, was unser Land besser, sicherer macht oder voran bringt.

Und trotzdem treibt unsere Regierung diesen Unsinn nicht nur voran, sondern unternimmt auch nichts gegen die Intransparenz, die diesem Verhandlungsprozess schon von vorneherein einherging. Und der immer noch weiter andauert. Selbst gegen die Proteste von Bundestagsabgeordneten.

Und aktuell kommt nun heraus, dass die Bundesregierung, allen voran unser Sozial-Siggi Steuergelder dafür ausgibt, ganzseitige Werbeanzeigen in den grossen Zeitungen pro TTIP zu schalten. Ich zweifle, dass das rechtmässig geschieht. Ein kleines Ärgernis für sich.


Aber der richtige Dampfhammer kam diesmal aus dem "Der Spiegel."

„Doch bei den TTIP-Protesten sind die Rechten nicht Mitläufer, sondern heimliche Anführer…Die Kampagne gegen den Freihandel ist wie auf dem braunen Mist gewachsen…Wer nichts Schlimmes daran findet, sich gedanklich bei Pegida-Bachmann, Marine Le Pen und Donald Trump unterzuhaken, darf bei der Demo heute gerne hinter dem Plakat mit dem Chlorhühnchen herrennen. Alle anderen jedoch sollten sich fragen, wie sie aus einer solchen Gesellschaft schnell wieder herauskommen.“



Wertes Arschloch, das diesen Text geschrieben hat:
Als ich in München war, sah ich nicht einen einzigen rechten. Ich bin kein rechter. Und mich hat auch kein rechter nach München zitiert.

Diese billige Panikmache zieht nicht mehr, das könnt Ihr vergessen. Jedes Mal, wenn es darum geht, den Normalbürger von irgendwas abzuhalten, zieht ihr diese rechte Kelle. Damit er sich ja nicht traut, irgendwo seine demokratischen Grundrechte wahrzunehmen und aus Überzeugung für irgendwas auf die Strasse zu gehen. Das ist wohl grandios gescheitert, und falls nicht, dann wären es wohl noch mehr in Berlin gewesen.

Nein, hier geht es darum, dass hier die Demokratie unterwandert wird und um sehr reale und ernste Sorgen und Befürchtungen, wie unser Land durch einen solchen Vertrag schlechter wird. Und wenn Ihr verstehen würdet, was der Treibstoff für eine rechte Bewegung ist, dann ganz sicher der, dass es Menschen schlechter geht.
Was definitiv passieren wird. Dementsprechend wäre es vermutlich sogar sehr kontraproduktiv, wenn ein Rechter gegen TTIP ist. 

Und wie ignorant und unbedarft diese Panikmacher-Pfeife ist, die das geschrieben hat sieht man schon allein nur beim Gedanken daran, wie PRO TTIP ein Republikaner wie Donald Trump wohl sein mag.


Während wir uns gerade noch über die möglichen Probleme, die die grossen Zahlen an Flüchtlingen mit sich bringen (an deren Notwendigkeit zur Flucht wir wohlgemerkt gar nicht so unschuldig sind) noch die Hosen vollmachen - erleben wir hier ganz nebenher tatsächlich so etwas wie den Anfang vom Ende der repräsentativen Demokratie.


Denn wenn die Presse ihre Arbeit nicht macht und ignoriert, dass eine VIERTELMILLION Menschen GEGEN etwas ist, und alles, was Ihr könnt, ist die Berichte schmal zu halten oder gar - wie die FAZ (erwartungsgemäss) sich darüber lustig zu machen, dann ist habt Ihr Euren Job nicht verstanden. Ich wünsche Euch, dass sich das so langsam mal in der Auflage bemerkbar macht, anders seid Ihr ja offensichtlich nicht zur Vernunft zu bringen, das ist wohl der einzige Massstab, auf den Ihr reagiert...


Und falls es tatsächlich dazu kommen sollte, dass eine Viertelmillion Stimmen weiterhin stoisch ignoriert werden, dann solltet Ihr mal vorausdenken, wo das hinführt.

Die nächste Bundestagswahl ist nicht so weit, und die Alternativen sind begrenzt.
Vor allem, wenn CDU und SPD - wie schreibt Ihr oben so schön - "untergehakt" dem Land mehr schadet als nützt.


Das hier ist ein Skandal, und wer das nicht sieht oder desinteressiert wegschaut wird in wenigen Monaten und Jahren bereuen, dass er das tat.




Weiterführende Links:
Aktueller Pressebericht über die TTIP-Demo vom Wochenende
Deutsche Wirtschaftsnachrichten


Informationsfilme zu TTIP, eine kleine Auswahl 

Montag, 5. Oktober 2015

Bist Du schon winter-sicher? Chekk Deinen Antrieb

KKWissen
Checkk Deinen Antrieb..
Mit Hintergrundwissen die richtigen Prioritäten setzen


Auch wenn ich, wie Du sicher bemerkt hast momentan sehr intensiv an etwas arbeite, von dem ich die gute Überzeugung habe, dass es einen grossen Nutzen für alle bringen wird und deshalb momentan ein bisschen weniger präsent bin, lese ich doch noch immer mit, was in unserer Facebook-Gruppe so passiert und habe das Gefühl, dass es Zeit ist für diesen Beitrag. Ein paar ältere Hasen kennen das Thema sicher noch, aber ein bisschen Auffrischung zur rechten Zeit kann nicht schaden... 



Wo liegen Deine Prioritäten?
Die Erfolge unserer Mitglieder waren auch dieses Jahr beträchtlich. 
Solide Abnahmeergebnisse, teilweise rekordverdächtig, reduzierte Medikamenteneinnahme bei denen, die gesundheitlich angeschlagen zu uns kamen, und ein frischeres, wacheres Mehr vom Leben bei allen, die sich der KK-Idee mit Leib und Seele widmen. 

Nun mache ich das ja schon ein paar Jahre, und es ist definitiv ein deutliches wiederkehrendes Muster zu erkennen. Kaum sind die ersten Schoko-Weihnachtsmänner in den Supermärkten in den Regalen, verändert sich etwas bei den Prioritäten der Mitglieder.

Einige lassen es plötzlich schleifen, obwohl sie sonst immer sehr konsequent waren. Einige klagen über ein verändertes Hungerempfinden, manche berichten speziell von einer unbändigen Lust auf Süss, von der sie noch vor ein paar Wochen fest überzeugt waren, dass sie sie längst überwunden hätten...

Was ist da los?!


Alle Jahre wieder...

Zunächst einmal muss man verstehen, dass sehr viele Dinge, die in unserem Körper passieren von einem ziemlich sinnvollen Zusammenspiel von Hormonen gesteuert werden.
Der Schlaf-Wach-Rhytmus, der Hunger-Satt-Rhytmus, Reaktionen auf Gefahren, auf Stress... Das alles hängt mit einer Dosierung zusammen, welche Hormone unser Körper zu welcher Zeit ausschüttet und wie schnell das Gegenhormon dann für eine Balance sorgt. 

Der zweite Teil, der uns bewusst sein sollte ist, dass wir heute keine Kabeltrommel mitnehmen müssen, wenn wir ausser Haus telefonieren, sondern uns kleine Computer ans Ohr halten. 
Auf der anderen Seite wird dieses Hormon-Dingens jedoch von der Natur derart erfolgreich genutzt, dass es aus Sicht der Evolution kaum Grund gab, da nachhaltig etwas anzupassen. 

Soll heissen - die Werkzeuge um uns herum werden zwar immer smarter, kleiner und kniffeliger, aber unsere Körper sind noch irgendwo in der Zeitschiene hängen geblieben, als der Siegeszug der Menschheit als Spezies begann.

"DAMALS WAR EIN WINTER LEBENSBEDROHLICH"


Damals war ein harter Winter lebensbedrohlich. Die Vorräte gingen zur Neige, die Natur gab wenig Essbares her und die Kälte tat ein Übriges, um unseren Vorfahren das Winterleben schwer zu machen. Also entwickelten unsere Körper eine Art Ablaufprogramm, um das Überleben zu sichern. Unter einigen anderen Mechanismen gibt es aber auch einen, den wir im Ergebnis im Volksmund als "Winterspeck" kennen. Hier werden nicht nur Reserven gehortet, die uns über die darbende Zeit kommen lassen, sondern auch noch gleich praktischerweise etwas der Kälte entgegengesetzt, denn so eine schicke Speckschicht lässt weniger Kalt an die Organe und nebenbei verbraucht man somit auch noch weniger Energie für das Halten der Körpertemperatur. Klasse Idee von der Natur. Für damals.

Heute haben wir aber nicht nur das Fell gegen Pullis getauscht, sondern auch überall muckelig warm, wenn wir am Rädchen drehen. Und von einer drohenden Hungersnot durch den Winter ist auch keine Spur. Und hier ist das Dilemma:

Da spult ein uraltes Programm in uns ab, das aber mit den heutigen Gegebenheiten eigentlich gar nichts mehr zu tun hat. Und trotzdem ist es mächtig. 


So schwer es ist, gegen andere Dinge anzukämpfen, die hormongesteuert ablaufen, wie z.B. Liebe, Angst, Hunger oder Müdigkeit, so hart ist es auch, dem Winterfest-Programm des Körpers etwas entgegenzusetzen.


Die Chancen stehen gut, dass Du das einmal selbst ausprobieren kannst...
Schau Dir mal das folgende Bild an und versuche Dich in die Stimmung hereinzudenken, die Du hättest, wenn Du das draussen live sehen würdest. 




Was passiert, wenn Du das Bild anschaust und dann an Essen denkst?


Spürst Du die Kälte an Deinen Wangen zerren und die Feuchtigkeit in Deinen Kragen kriechen? Fröstelst Du schon ein bisschen? Ja?! Gut. Dann denke jetzt einmal an Essen.
Welche Dinge kommen Dir da als erstes in den Sinn?!

Die Chancen stehen gut, dass Du bei diesem Experiment zu den vielen Menschen gehörst, die sich spontan für Dinge mit hohem Brennwert entschieden haben, und bei vielen Süss oder sehr zünftig, aber eben mit ordentlich Kalorien, die man "zurücklegen" kann.

Addiert man jetzt noch die traditionelle Prägung hinzu, die uns seit Kindheit in der Weihnachtszeit mit all diesen Verlockungen begleitet, glitzernde Lichter, Zimtsterne, Mandelplätzchen, Marzipan und etwas später im Alter (also heute so ab 11, leider) dann noch der Glühwein... :

Au wei, da kommt ein ganz schöner Huppel auf dem Weg der sonst so entschlossenen Abnehmwilligen zu, nicht wahr?!


"Was tun?!", sprach Nico-laus.


Jetzt gibt es verschiedene Wege damit umzugehen, wenn man das weiss.
Ein paar klügere und ein paar weniger klügere.


Aufgrund meiner Erfahrungen in der Gruppe, will ich ein paar typische kurz beschreiben, die ich beobachtet habe und ein bisschen etwas dazu sagen.


Die "Traditionsbewussen"
"Also, die Plätzchen und das alles... das gehört für mich irgendwie dazu. Ich kann da nicht drauf verzichten - will ich auch nicht".
Ich verstehe das. Unser Winterschutzprogramm auf der einen Seite, die Prägung durch hoffentlich schöne Erinnerungen in der Kindheit auf der anderen... 
Wow, das ist schon ein gehöriges Pfund auf der Waage. 
Und da ist das Problem. Wenn man dem nachgibt, dann hat man nicht nur ein starkes Argument für sich selbst in der Waagschale, sondern vermutlich auch sehr wahrscheinlich ein paar Pfunde mehr am Ende der Zeit. 

Nun mag man sich vielleicht darauf verlassen, dass man ja mit KK erlebt hat, dass Abnehmen funktioniert und man das schon irgendwie wieder weg bekommt. Der Wiedereinstieg Nummer wieviel wird das dann?

Keine Frage, so kann man auch damit umgehen, aber ich warne sehr gerne davor, dass der Wiedereinstieg unter Umständen sehr hart wird. Dies vor allem dann, wenn einen das Zuckergespenst mit voller Härte wieder in den Fängen hält. Je klüger und moderater man damit umgeht, und je fairer zu sich selbst, um so eher geht das gut.

Ich würde das keinesfalls jemandem empfehlen, der sich ohnehin mit Disziplin schwer tut oder der eine besonders heftige Erfahrung mit dem Zuckerentzug hinter sich hat.
Und ich würde jenen davor abraten, die bemerken, dass ein kleines plus oder ein gefühlt zu kleines Minus am Ende der Woche verheerende Auswirkungen auf die persönliche Motivation hat.



Die "Ausnahme"-Athleten
"Ach, ein bisschen geht schon, ich mach einfach langsamer"
Tjaaaa. Der Spagat. Nicht jeder kann den, und manche eben nur im Kopf.
Ich hatte hier schon einmal beschrieben, warum ein Bisschen ein Irrtum ist, wenn man Abnehmen will. Die Ergebnisse werden schon mit relativ wenigen Ausrutscher vermindert ausfallen, und wer hier ohnehin schnell Probleme bei der Motivation hat, wenn die Erfolge vermeintlich zu gering sind - lasst das besser sein.
Und nein. Das, was ein Raff-aello bewirkt, ist nicht mit Sport auszugleichen.
Tritt nicht in diese Falle. Das ist Unsinn und klappt nicht.



Die "kknallharten"
"Das geht mir alles sonstwo vorbei, ich bleibe standhaft"
Finde ich stark. Ich weiss, dass diese Leute nicht die Mehrheit sind. Das Gute an ihnen ist, sie werden mit Sicherheit nicht einen dieser Vorsätze an Neujahr zu treffen haben, der irgendwas mit dem Thema Gewicht zu tun hat. Und es ist verdammt schwer, die ganzen Weihnachtsfeiern und Adventsplätzchen auszuschlagen. Euch kann ich nur sagen: Tapfer, bleibt dabei, besser kann man es kaum machen - aaaber: Bitte habt Geduld mit denen, die das nicht können oder sich anders entscheiden. Nicht jeder packt das so toll wie ihr.
Weil: Nicht jeder ist wie Ihr.


Unterstützende Tipps und zusammengefasst:


Welchen (Mittel)weg Ihr auch immer einschlagt, mit dem Winterschutzprogramm umzugehen, das übrigens bei einigen schon spürbar eingekickt ist, wenn man aufmerksam mitliest - ich möchte Euch gerne noch ein paar Tipps geben, die alle betreffen:


Das meiner Meinung nach Klügste ist - neben der wichtigen Erkenntnis, woher das alles überhaupt kommt - den möglichen "Schaden" daraus so gering wie möglich zu halten.


Wer sich der einen oder anderen Verlockung hingibt, weil das Wischu-Programm einfach zu stark ist, der sollte nicht am Pausetag über die Folgen jammern. Lassen oder tapfer bleiben.
Dazwischen ist wenig sinnvoll Raum.

Wer für sich selbst die Erfahrung gemacht hat, dass Zucker (oder andere Süchte) nur schwer zu bekämpfen waren, sollte sich von den Verlockungen möglichst ganz fern halten.

Und noch ein letzter, sehr wichtiger Punkt:

Es gibt deutliche Anzeichen, dass die Steuerung des Wischu-Programmes und die Auslöser dafür mit Veränderungen der Lichtsituation zu tun hat. Wenn man da länger drüber nachdenkt, dann ist das mit den Hormonen sogar verständlich, wo das beginnt.


Ihr könnt Euch das Leben deshalb definitiv ein wenig leichter machen, wenn Ihr mit dem richtigen Licht unterstützt. Eine Tageslichtleuchte wie z.B. diese hier





Beispiel für eine Tageslichtlampe (Klick für Online-Angebot)

wird Euch das Leben spürbar erleichtern, wenn Ihr sie zur richtigen Zeit einsetzt.

Je näher Ihr das am eigentlichen Tagesablauf (im Sommer) orientiert und je länger Ihr das macht, umso leichter wird Euch alles fallen.

Allerdings: Achtet darauf, dass der Effekt teilweise wirklich heftig ist, ich würde das nicht kurz vor dem Zubettgehen erst ausschalten, denn sonst ist es gut möglich, dass Ihr Probleme habt mit dem Einschlafen. Ja, auch hier wirken die Hormone ziemlich deutlich. Wieso, habe ich Euch unten nochmal verlinkt, da hatte ich das ja schon einmal beschrieben.



So, jetzt habt Ihr ein bisschen mehr Hintergrundwissen, um Eure eigene Motivation (vielleicht schon die aktuelle?) besser zu verstehen und könnt Euch eine Strategie zurecht legen, mit der Ihr der Natur ein Schnippchen schlagt oder ihr ihren freien Lauf lasst. Im letzteren Fall hoffe ich allerdings, dass Ihr spätestens im Januar die Kurve wieder bekommt, und ich sage ausdrücklich nicht, dass ich das für eine gute Idee oder gar für leicht halte... Müsst Ihr wissen..



Wie auch immer Ihr entscheidet: Bleibt gesund - und munter.


Bis später.


Weiterführende Links:
Über den Zusammenhang zwischen Licht und Hunger
Tipp: Zimt und Vanille im Kaffee
Online-Bestell-Link: Tageslichtlampe für rund 30 Euro