Neue Studie bestätigt:
Glyphosat in als sicher geltenden Dosen bereits eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit
Betroffen sind auch Rattenwelpen von Muttertieren, die selbst keine Symptome zeigten
In einer neuen Studie belegt das Institut Ramazzini in Zusammenarbeit mit dem italienischen Gesundheitsministerium und der Universität Bologna negative gesundheitliche Effekte durch Glyphosat, und zwar bereits in Dosen, die von den Regulierungsbehörden als harmlos eingestuft werden. Und die wir in unserer bereits zwei Jahre andauernden eigenen unabhängigen Studie aufgrund der Ergebnisse auch in Menschen beobachten.
Hier die freie Übersetzung eines Artikels, der dazu heute im Guardian veröffentlicht wurde:
Neue Studie des Ramazzini-Institut:
Glyphosat stört nachweislich die Darmflora bei Dosierungen 'auf sicherem Niveau', so deren neueste Studie.
Glyphosat stört nachweislich die Darmflora bei Dosierungen 'auf sicherem Niveau', so deren neueste Studie.
Neue Studie mit Ratten zeigt, dass die
Chemikalie Glyphosat, die der ausgewiesene Wirkstoff in Monsantos Roundup, ein
Unkrautvernichtungsmittel ist, "ein bedeutendes Problem für die
öffentliche Gesundheit" darstellt.
Glyphosat, eine Chemikalie, die Bestandteil des weltweit
am häufigsten verwendeten Unkrautvernichtungsmittels gefunden wird, kann laut
einer breit angelegten Pilotstudie bei Ratten störende Auswirkungen auf die
sexuelle Entwicklung, Gene und nützliche Darmbakterien bereits in Dosierungen
haben, die derzeit gemäss den Behörden als sicher gelten.
Glyphosat ist der Hauptbestandteil von Monsantos
Roundup-Herbizid und der Gehalt im menschlichen Blut hat sich in den letzten
zwei Jahrzehnten um mehr als 1.000% erhöht.
Der Stoff wurde kürzlich von der EU für einen
verkürzten Zeitraum von fünf Jahren neu zugelassen. Aber Wissenschaftler, die
an der neuen Glyphosat-Studie beteiligt sind, sagen, dass ihre Ergebnisse
zeigen, dass sie "ein bedeutendes Problem für die öffentliche
Gesundheit" darstellt.
Einer der Autoren des Berichts, Daniele
Mandrioli, am Ramazzini-Institut in Bologna, Italien, sagte, dass signifikante
und potenziell schädliche Wirkungen von Glyphosat bei den Darmbakterien von
Rattenwelpen entdeckt worden seien, die von Müttern geboren wurden, die selbst
nicht betroffen zu sein schienen.
"Das sollte nicht passieren und es ist
ziemlich bemerkenswert, dass es so ist", sagte Mandrioli. "Eine
Störung des Mikrobioms ist mit einer Reihe von negativen gesundheitlichen
Folgen verbunden, wie Fettsucht, Diabetes und diverse immunologische
Probleme."
Prof. Philip J. Landrigan, von der New Yorker
Icahn School of Medicine, und auch einer der Forscher, sagte: "Diese ersten
deutlichen Warnungen müssen in einer umfassenden Langzeitstudie weiter
untersucht werden." Er fügte hinzu, dass sich ernsthafte gesundheitliche
Auswirkungen der Chemikalie als langfristiges Krebsrisiko manifestieren
könnten: "Das könnte eine große Anzahl von Menschen betreffen, angesichts
des weltweiten Einsatzes von Herbiziden auf Glyphosatbasis."
Seit eine Agentur der Weltgesundheitsorganisation
- die International Agency for Research on Cancer (IARC) - das Glyphosat im
Jahr 2015 als "wahrscheinliches menschliches Karzinogen" eingestuft
hat, ist es besonders umstritten.
Die US-amerikanischen und europäischen
Regulierungsbehörden hielten Glyphosat dennoch für zulassungsfähig, ein
Umstand, der von zahlreichen Kritikern des Stoffes nicht zuletzt wegen der bevorzugten
Verwendung geheimer Industriestudien durch die Regulierungsbehörden sowie
Experten mit angeblichen finanziellen Verbindungen zu Monsanto, stark
verurteilt wird.
Die US-Firma, die seit Kurzem von Bayer in einem
Deal im Wert von mehr als 60 Milliarden Dollar übernommen werden soll befindet,
dass sie zu Unrecht von „aktivistischen Wissenschaftlern“ mit unlauteren Hintergedanken
angegriffen wird.
Scott Partridge, Monsantos Vizepräsident für
globale Strategie, sagte gegenüber dem Guardian:
"Das Ramazzini-Institut ist eine
aktivistische Organisation mit einer Agenda, die sie im Rahmen ihrer
Crowdfunding-Bemühungen nicht bekanntgegeben haben. Sie wollen ein Verbot von
Glyphosat unterstützen und haben eine lange Tradition in der Abgabe von
Gutachten, die jedoch nicht von Aufsichtsbehörden unterstützt werden."
"Hier geht es nicht um echte
Forschung", fügte er hinzu. "Alle bisherigen Forschungen haben
gezeigt, dass es keinen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Krebs gibt."
Im Jahr 2017 wurde das Ramazinni-Institut von
Mitgliedern des US-Kongress kritisiert, der das Institut mit Mitteln
ausgestattet hatte. US-Kongressteilnehmer haben kürzlich auch die Finanzierung
des IARC infrage gestellt.
Die neue Pilotstudie, vom Ramazzini-Institut in
Zusammenarbeit mit der Universität Bologna und dem italienischen National
Health Institute durchgeführt, beobachtete die gesundheitlichen Auswirkungen
von Glyphosat auf Sprague Dawley Ratten, die mit dem von der US-EPA
festgelegten sicheren Grenzwert von 1,75 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht
dosiert gefüttert worden waren.
Zwei Drittel der bekannten Karzinogene seien mit
der Rattenart Sprague Dawley entdeckt worden, sagte Mandrioli, weitere
Untersuchungen seien notwendig, um langfristige Risiken für die menschliche
Gesundheit festzustellen.
Die Pilotforschung konzentrierte sich nicht allein
auf Krebs, fand jedoch jetzt schon Beweise für die Bioakkumulation von Glyphosat
bei Ratten und Veränderungen in der reproduktiven Gesundheit.
"Wir sahen eine Zunahme der ano-genitalen
Distanz in der Formulierung, die von besonderer Bedeutung für die reproduktive
Gesundheit ist", sagte Mandrioli.
"Es könnte auf eine Störung des normalen
Niveaus der Sexualhormone hindeuten."
Die drei Peer-Review-Papiere der Studie werden im
späteren Mai in Environmental Health veröffentlicht, bevor eine
Follow-up-Studie im Wert von 5 Mio. € durchgeführt wird, in der das sichere
Niveau mit mehreren anderen Dosen verglichen wird.
Tatsächlich müssen wir uns allerdings die Frage stellen, wieso mehr und mehr Studien ausserhalb des Regulierungsprozesses all diese negativen Eigenschaften zeigen, aber immer noch geflissentlich ignoriert werden. Das wirft kein gutes Licht auf jene, die sich um die Sicherheit unserer Lebensmittel und die Gesundheit der Bevölkerung zu kümmern haben.
Gestern zuletzt wurde dem Bundesinstitut für Risikobewertung in einem Sonderausschuss des Europa-Parlaments erneut vorgeworfen, signifikante Vorkommen von Tumoren zunächst jahrelang einfach übersehen zu haben, und dann - beim Nachreichen einer weiteren Bewertung als Reaktion auf das IARC-Urteil - diese zwar bestätigt zu haben, aber sie dennoch ignoriert und einer Wiederzulassung trotzdem grünes Licht gegeben haben.
Der EP-Sonderausschuss PEST soll die Merkwürdigkeiten rund um den Wiederzulassungsprozess näher durchleuchten. Seine Arbeit steht noch relativ am Anfang und sollte mit Spannung verfolgt werden.
BfR-Präsident Andreas Hensel sagte in der Anhörung gestern einen bemerkenswerten Satz: "Wenn Glyphosat fällt, dann müssen wir ja alle anderen Pestizide auch nochmal näher anschauen."
Richtig, Hensel!
Aber exakt das wäre eigentlich Dein verdammter Job.
Glyphosat ist mehr als angezählt und es ist traurig zu wissen, dass viele Menschen auf dem Weg zum Verbot aufgrund der verantwortungslosen Haltung der Regulierer noch weiter gesundheitlich geschädigt werden, ohne dass der Bevölkerung das Ausmass wirklich klar ist.
Bis später.
Weiterführende Links:
Original-Artikel Guardian
Video: Gift im Darm - über die Auswirkungen von Glyphosat auf die Darmflora
Pressemitteilung des Istituto Ramazzini mit weiteren Details
Die 3 peer-reviewten Manuskripte der Studien
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