Das neue Blei im Wilden Westen
Jetzt auch in Kindsköpfen
Eine Story, die zwischen Echo-Eklat, Gürtelarabern, Macron-Besuch und den bösen Russen irgendwo beinahe zwischen den Ritzen der Zeit verloren gegangen wäre, konnte ich gerade noch kurz vor dem Verschwinden im News-Nirvana am letzten Eck-Zipfel erwischen.
Und nachdem ich sie mit wachsendem Unbehagen gelesen habe, dachte ich mir sie wäre etwas für hier. Und absolut wert, übersetzt bzw kommentiert zu werden.
Da ist diese grosse amerikanische Stadt. Chicago.
Gross im Sinne von "hier wohnen mit 2,72 Millionen so viele Einwohner, dass sie sogar die drittgrösste der gesamten Vereinigten Staaten ist".
Und wie jede andere zivilisierte Stadt haben die Einwohner dort Zugang zu Wasser.
Leitungswasser. Hahn auf, Wasser raus, Hahn zu. Ihr kennt das alle...
Jetzt ist blöderweise irgendwann vor ein paar Jahren herausgekommen, dass an einigen Stellen richtig dolle Blei im Wasser ist. Vorangegangen war in der Nachbarschaft im Ort Flint (Michigan) eine erste Untersuchung, die gezeigt hat, dass das Wasser dort hochgradig mit Blei belastet ist.
Und so beschloss Chicago also auch, das Trinkwasser auf Rückstände zu testen.
Tausende von kostenlosen Test-Kits wurden von der Stadt an die Einwohner ausgegeben, eine Webseite sollte die Bürger zeitnah und regelmässig informieren, wie es um die Sache steht und wie die Testergebnisse ausfallen.
Aber dann, als die ersten Resultate aus dem Labor zurückkamen, da war auf einmal das grosse "Shhh" und "Psssst" angesagt.
Die Webseite wurde nicht mehr aktualisiert. Die Bürger nicht informiert.
Und die Ergebnisse nicht veröffentlicht.
So weit, so schlecht. Alles in allem sah das nach der Vertuschung der Werte aus.
Und es gab da nicht viel, was ein einzelner Bürger hätte dagegen tun können.
Aber dann geschah etwas für uns hier Unvorstellbares...
Die Presse dort begann Fragen zu stellen. Und die meinten das auch noch ernst...
So ernst, dass sie ab 2016 SELBST Testkits ausgegeben haben, bis heute 2.797 Stück, um genau zu sein.
Ja. Ich weiss. Unvorstellbar. Presse, die ihre Arbeit macht.
Und das auch noch wirklich investigativ.
Aber doch. Tatsache. Die haben das gemacht.
Schnell wurde klar, warum niemand mehr für die Webseite der Stadt zuständig war, denn die Ergebnisse legten nahe, dass das von der Stadt ausgegebene PR-Credo
"Chicago erfüllt und übererfüllt stets die Anforderung der Umweltschutzbehörde in Sachen Trinkwasser"
so nicht weiter haltbar zu sein schien.
Denn der Chicago Tribune stellte fest, dass in 30% der Proben mehr Blei enthalten war, als es die US-Lebensmittelsicherheits-Dingens FDA (Food and Drug Administration) für eingeflaschtes Wasser als Oberlimit zugelassen hat.
Und überhaupt Blei wurde sogar in 70% der Proben gefunden.
Grenzwertüberschreitungen.
Und die einzige Art und Weise der Behörden damit umzugehen ist,
die Ergebnisse feierlich im engsten Familienkreise zu beerdigen und tot zu schweigen.
Jetzt mag sich der Laie natürlich fragen:
"Hey, was ist schon ein bisschen Blei im Wasser? Pffft!?"
Gute Frage. Sehr gute Frage...
Also, da wären die Kinder. Kleine Kinder.
Die bekommen davon schwere Schäden am Gehirn und im Nervensystem.
Ihre Entwicklung wird stark gebremst und sie bekommen Lernschwierigkeiten.
Ausserdem kann es zu Sprach- und/oder Hörproblemen kommen.
Vor allem aber macht es die Kinder in einer bemerkenswerten Weise agressiv.
So, dass manche sich selbst nicht wiederkennen. Und die Eltern ihre kleinen sowieso nicht mehr.
In der Folge haben sie dann einen niedrigeren IQ, haben Aufmerksamkeitsstörungen und schlechte Schulnoten: Kurz, alles was man für eine Berufskarriere mit guten Zukunftschancen nicht braucht.
Als guter US-Bürger informiert man sich dann auf der Webseite der dafür zuständigen CDC (Center of Disease Control). Und was liest man da?
Ausser den eben angesprochenen Entwicklungsschäden?
Richtig...
Hauptkontaminanten sind Farbe, Feinstaub (wohl auch noch Restbestände vom verbleiten Benzin...), traditionelle Medizin(!), wie sie der spanisch-stämmige(!) Teil der Bevölkerung bei Magenbeschwerden verwendet, importierte(!) Süsswaren, importierte(!) Spielsachen, importierte(!) Kosmetik...
Und dann irgendwo ganz weit unten in der Liste spricht man über die Möglichkeit des Trinkwassers, aber auch nur, wenn die Rohre Mist sind. Von "das kommt schon so an" ist vorsichtshalber mal nicht die Rede. Gewisse Wahrheiten würden die Bevölkerung sowieso nur beunruhigen... wir kennen das ja.
Aber richtig. In Chicago sind die Zukunftsaussichten ohnehin nicht mehr besonders rosig. Seit dem TTIP-Geschwisterchen NAFTA sind dort gegen alle Versprechen eine Menge Arbeitsplätze nach Mexiko abgewandert.
Was braucht man denn da einen lästig-hohen IQ...?
Wieso also die Bürger warnen?
Und ihnen womöglich die Chance lassen, etwas gegen die Dauervergiftung zu unternehmen...
Machen könnte man seitens eh nichts. Ist ja kein Geld da.
Geld wirft man statt Leben zu retten lieber dafür aus dem Fenster um Leben zu nehmen...
Hahaha! ( < setzt hier im Geiste ein bösironisches Lachen ein)
Was für eine Bananenrepublik die Amis werden. Fsss...
Gottseidank ist das bei uns anders...
Gottseidank... *lachtränchenwisch
Obwooooohl...
Nur mal so angenommen, man würde in Deutschland eine Grenzwertüberschreitung messen, sagen wir... für Ackergifte... also zum Beispiel für Glyphosat.
Und nur mal angenommen, die Grenzwerte wären hartnäckig und nicht so einfach nach oben zu korrigieren, wie man das sonst gerne mal macht, wenn Grenzwerte überschritten werden.
Zum Beispiel, weil die Grenzwerte EU-Grenzwerte sind.
Dann würde man diese Ergebnisse in Deutschland doch niemals unter den Teppich kehren... Oder!?
Nein. Man würde Massnahmen ergreifen, die Kontamination eindämmen und so lange weiter testen, bis man sicher ist, dass die Vergiftungsquelle beseitigt ist?
Und - man würde die betroffene Bevölkerung warnen und mit Gegenmassnahmen ausstatten, richtig?!
Äh... Nein....:
(Kopiert bitte hier aus Eurem Geiste das zynisch-ironische Lachen von oben in den Arbeitsspeicher des Hirns...)
Tja. Richtig. Wir sind genauso Banane wie die Amis.
Und schon alleine, weil unsere Bundeslobby... hust... land...wirtschafts...ministerin Julia Klöckner genau da drüben von den besten gelernt hat, wird sich so ein Verhalten mit Sicherheit auch in absehbarer Amtszeit nicht verändern.
Und keine Sorge. Von der Presse kommt hier niemand auf die Idee, da irgendwas zu testen.
Auch hier wird es wieder Bürger brauchen, wie wir das HIER mit den Urintests ebenfalls selbst auf die Beine stellen mussten.
Denn Behörden sind offenbar nicht nur in den USA damit beschäftigt, ungute Wahrheiten unterm Teppich zu halten.
Und was unsere Presse betrifft. Die kann nicht. Die ist Russland. Und Syrien.
Und bemüht, die Armut schön zu reden, die in Deutschland mehr und mehr um sich greift.
Wir ham se nicht mehr alle...
Aber wisst Ihr, was wirklich traurig macht? DAS HIER.
Wie Ihr seht, seht Ihr nix mehr. Das ist der Quelllink zu obigem Screenshot.
Mehr muss man über den Zustand der deutschen Presse nicht sagen.
Dafür zahlt man die Medienmaut Rundfunkbeitrag.
Haben offenbar nicht einmal die Eier, ihren eigenen Beitrag für länger als anderthalb Jahre entgegen der Widerstände online zu halten. Würg!
Bis später...
Weiterführende Links:
Original-Bericht Chicago Tribune
Sekundärquelle Vice News
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Seid nett, wenn Ihr kommentiert und überlegt, was ihr schreibt.
Ich bin ein Freund von freier Meinungsäusserung, behalte mir aber vor, ungefragte Werbung, unfreundliche Äusserungen und irrelevante Kommentare zu löschen. Da ich Euch nicht zwingen will, ein Google-Konto oder ein Blogspot-Konto zu besitzen werde ich alle Kommentare zulassen, um aber Spameinträge durch Bots zu vermeiden nur moderiert veröffentlichen...