Mittwoch, 17. April 2019

Lasst die Finger von den Hühnern!

Höchst bedenKKlich
Lasst die Finger von den Hühnern!
Über den Isst-Zustand der Hähnchenindustrie


Reserveantibiotika sind Antibiotika, die als letzter Ausweg verbleiben sollen, wenn Keime für Gesundheitsbeschwerden sorgen und gar nichts anderes mehr hilft.
Wer sich jetzt fragt, was das mit Lebensmitteln zu tun hat: Leider sehr viel...

So viel, dass wir unseren Umgang mit Hühnerfleisch unverzüglich verändern müssen.

Aber von vorne...







Wieder zeigt sich, dass die zuständigen Behörden ihren Job nicht richtig machen, sondern wesentliche Überwachungsaufgaben immer öfter aus der Bevölkerung selbst kommen müssen.

Ähnlich unserer GTEST-Initiative hat der Verein Germanwatch in 5 Supermarktketten verteilt über ganz Deutschland je 12 Proben abgepacktes Hühnerfleisch direkt aus dem Regal gekauft und ins Labor gegeben.


In klaren Worten: Was sie kauften, hätte spielend in Deinem oder meinem Einkaufswagen landen können.


Getestet wurde auf das Vorhanden sein von Multiresistenten Keimen.
Das sind Keime, denen man mit verschiedenen Antibiotika nicht mehr Herr werden kann, wenn sie bei Menschen für gesundheitliche Probleme sorgen. Sie sind gegen verschiedene Antibiotika resistent.


Die Funde lassen 
die Gesichtsfarbe bei jedem Intensivmediziner dem Arztkittel angleichen.

Mehr als jede zweite Probe war positiv auf Keime, die antibiotikaresistent waren. Aber nicht nur das! 
Jede dritte Probe hatte Keime in sich, die resistent auf 
R E S E R V E A N T I B I O T I K A   
sind!


Mit anderen Worten: Man mutet hier den Verbrauchern Keime zu, die - sollten sie Probleme verursachen - dann unter Umständen mit überhaupt nichts mehr bekämpft werden können!
Das ist wahnsinniger als Russisch Roulette zu spielen. Denn statt den Revolver mit einer Kugel zu laden, die Trommel anzustossen und zufällig zu stoppen, die Waffe gegen den Kopf zu halten und abzudrücken... steckt man sich beim Einkauf von Geflügel für die resistenten Keime gleich 3 in die sechs Kammern. Und für die reserveantibiotikaresistenten Keime 2 Kugeln. Drillllll... klick!


Und genauso ist das. Es ist eine Frage der Zeit, bis das schief geht - vermutlich ist es das auch längst, aber mangels Wissen identifizierte man - wie schon so oft - nicht die tatsächlich Ursache.


Kein einziger der 5 Supermarktkonzerne hatte durchweg freie Proben. 
So wird selbst der Griff ins Regal beim Supermarkt Eures Vertrauens zum Trommeldrüller. Klick!







Und wieder dieselbe verdammte HOFFNUNG:


Die Initiative Germanwatch testete alternativ auch Bioproben und von Hofschlachtung. Wieder kam die Sicherheit aus der gleichen Ecke:

Bei keiner einzigen Bio-Probe wurde auch nur ein einziger der gefährlichen Keime gefunden!



Was das bedeutet:

- Kein Mensch mit Verstand kann bei diesen Zuständen ernsthaft den Kauf von Hähnchenfleisch in Supermarktketten empfehlen. Im Gegenteil. Eine deutliche Warnung ist wesentlich angezeigter. Und die spreche ich hiermit aus. 

- Beim Auswärtsessen muss einem klar sein, dass das Gewinnmaximierungsprinzip auch in Restaurants Anwendung findet 

- ebenso in Kantinen und Krankenhausküchen. Selbstverständlich wird beim Einkauf gespart und die Wahrscheinlichkeit, dass man Bioware auf den Tellern findet ist leider verschwindend gering. Das gilt natürlich für jede Imbissbude wie auch die mobilen Gockelstände, die bei uns an festen Tagen knusprig Hähnchen von der Stange bieten. 

- Wer Appetit auf Geflügel hat sollte kompromisslos zu echtem Bio greifen. Oder verzichten. Das schützt nicht nur die eigene Gesundheit, sondern sorgt auch gleich noch dafür, dass die Discounter einen echten Anreiz haben, auf die Produzenten einzuwirken, wenn die Keim-Keulen im Regal verrotten.

- Wer beruflich mit der Zubereitung von Essen zu tun hat, und auch Geflügel verarbeitet, der hat nicht nur eine noch grössere Verantwortung für die Einhaltung der Küchenhygiene, sondern sollte sich sehr sorgfältig schützen. Allzuleicht hat man sich mal an den Händen verletzt oder auch mal ein offenes Nagelbett und packt die Rohware an. Das muss über kurz oder lang schief gehen.



Frontal 21 hat gestern einen eigenen Bericht dazu gebracht, den Ihr aktuell hier in der MEDIATHEK abrufen könnt. Diese Zitate halte ich daraus für herausragend:

"Reserveantibiotika sind nur - und ich wiederhole - nur und ausschliesslich dafür da Menschenleben auf Intensiv-Stationen zu retten und ähnlichen Institutionen. Aber nicht, um Tiere kostengünstig zum
Schlachttag zu führen".
- Dr. Gerd-Ludwig Meyer, Facharzt für Innere Medizin und Neprohologie, Nienburg -

Vollkommen überrascht gibt sich das BMEL, obwohl denen das seit Jahren bekannt ist und sie NICHTS unternommen haben - was nach Glypho-Schmidt auch unter Keim-Klöckner-Jule wohl kaum anders wird:

"Die vorgelegten Zahlen legen die Vermutung nahe, dass zu viele Antibiotika in der Geflügelmast eingesetzt werden"
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft -


Ich würde sagen, besser kann man den Zynismus kaum ausdrücken, mit dem hier das Ministerium Menschenleben gefährdet, als mit deren eigenen Worten.




Der Spiegel berichtet hier, der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. fühle sich nicht pauschal verantwortlich. Schliesslich "

gehörten resistente Bakterien "nach Jahrzehnten des Antibiotika-Einsatzes bei Mensch und Tier zur Umwelt des Menschen" und treten deshalb auch in der Lebensmittelkette auf. Wenn resistente Erreger auf Hähnchenprodukten gefunden würden, sei das "nicht gleichzusetzen mit dem Einsatz dieser Antibiotika in dem jeweiligen Tierbestand"


Dass das nicht der Wahrheit entspricht, zeigt sich ja schon allein am Umstand, in welchen der Hühner die Keime gefunden wurden und in welchen nicht. Von deren Seite ist also wenig Einsicht zu erwarten. Und Veränderung ohnehin nicht. Die kann nur aus dem Ministerium durch klare Vorgaben kommen. Und die kommen nicht. Seit Jahren!


Der Spiegel-Artikel ist übrigens pickepacke-voll mit weiterer Info für jene, die es noch genauer wissen wollen. Ist mal angenehm gut geschrieben, ist ja auch nicht von Merlotius.
Meine Empfehlung für Selbstrechercheure.



Die industrialisierte Landwirtschaft rast mit Volldampf auf ihren Untergang zu. 
Sie reissen dabei nicht nur unter dem Schutz des zuständigen Ministeriums und des Deutschen Bauernverbands die kleinen, ehrlichen Landwirte in den Ruin.

Sie verantworten auch auf dem Weg nach unten nicht nur durch ihren hemmungslosen Pestizideinsatz, sondern auch durch die Antibiotika-Gaben - von denen übrigens nicht unerhebliche Mengen in dem Fleisch sein dürften - auch noch eine Menge ihrer gutgläubigen Kunden in Krankheit und Tod.


Und haben DANN auch noch den Nerv, PR-Kampagnen gegen die Bio-Landwirtschaft zu fahren. 

Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. 

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