Freitag, 3. Mai 2019

Der Fall Pilliod, die EPA, die Presse und Bayers Aktionäre

Einordnung
Im Westen nichts Neues
Was der Pilliod-Fall mit der EPA zu tun hat und wie unsere Medien den Anlegern wesentliche Informationen vorenthalten.

Der Pilliod-Fall wegen Glyphosat und Krebs ist der dritte laufende Verfahren gegen Monsanto/Bayer und er läuft für Bayer gelinde gesagt - schlecht.

Neue Beweise, unruhige Monsanto-Mitarbeiter in Video-Verhören, eine extreme Dichte an Beweisen und starke Experten der Anklage machen eine dritte Verurteilung wahrscheinlich.
Wenn nicht ein Wunder geschieht...






Und just genau an DEM Tag, an dem der Pilliod-Fall an die Verteidigung übergeht
ab dem Monsantos Anwaltsarmee die Beweise für Unschuld vorlegen will, just genau an dem Tag gibt es ein Statement der US-Umweltbehörde EPA, von Glyphosat würde kein Risiko für die Bevölkerung ausgehen. 

Das Ehepaar Pilliod haben nach Jahren intensiver Anwendung von Roundup mit dem Non-Hodkin Lymphom beide einen seltenen Krebs entwickelt, den Studien mit der Glyphosat-Anwendung in Verbindung bringen. Beide. Selten. Zufälle gibt's...

Für jene, die sich das Glyphosat-Thema schon eine Weile anschauen ist das mit der EPA zwangsläufig ein Deja-Vu. 


Schon mehr als einmal gab es eine merkwürdige Entscheidung der EPA in Sachen Glyphosat in den letzten Jahren. 

Damals wurde klar, dass es einen Abteilungsleiter namens Jess Rowland gab, der nicht nur entgegen aller Stimmen der Wissenschaftler Glyphosat als harmlos einstufte, sondern sogar aktiv in den europäischen Wiederzulassungsprozess einwirkte, indem er in einer Videokonferenz einer relevanten Mausstudie einen Virus andichtete, der die Ergebnisse verfälscht habe. Die EFSA kaufte im das ab. 

Danach ging Rowland in den Ruhestand und bekam gleich zwei Beraterposten bei Tochterfirmen bei Monsanto.

Eine an Krebs erkrankte EPA-Mitarbeiterin schrieb an Jess Rowland diesen eindringlichen Brief. 

Der obige Brief wurde von einer an Krebs erkrankten Mitarbeiterin der EPA gesendet.
Interessant ist die Aussage von dem "Bonus". Die EPA-Behörde vergibt keine Boni, wie sollten die auch bemessen sein. Woher kam also der "Bonus"?


Also fragt man sich: Was war es dieses Mal? 
Wieder ein korrupter Abteilungsleiter? 
Oder ist es einfach Trumps Grusel-Kabinett?

Immerhin hat sie der EPA einen Lobbyisten vorgesetzt, der die Behörde in der Vergangenheit schon 14 x im Sinne von Kunden verklagt hat, die mit der Regulierung ihrer (Umwelt)verschmutzung nicht einverstanden waren - der Kosten wegen, die saubere Luft oder Wasser nicht der Allgemeinheit - sondern - welch Frechheit - dem Verursacher anlasten würden.


In der EPA dürfen die Mitarbeiter das Wort "Klimawandel" nicht verwenden

Entgegen der Warnungen der EPA-Wissenschaftler hatte Pruitt Chlorpyrifos wieder aus der Mottenkiste der Geschichte geholt, eine Entscheidung, die von einem Gericht wieder einkassiert wurde.
Die Wissenschaftsboards wurden von lästigen unabhängigen bei der Behörde angestellten Wissenschaftler befreit und deren Stellen in den Gremien ebenfalls von Lobbyisten ersetzt. 

Entdeckt Ihr das Muster?

Schaut man sich die Erklärung direkt bei der EPA an dann fällt einem eines auf:
Direkt unter dieser "hochwissenschaftlichen" Erklärung ohne weitere Erkenntnisse steht der Agrarminister mit einem Zitat, das 1:1 von Monsanto kommt - und jetzt übrigens genauso von Bayer übernommen wurde.

Ich übersetze das mal sinngemäss:
"Wir müssen ab 2050 zehn Milliarden Menschen ernähren, ohne Glyphosat werden wir alle sterben!"


Leute, jetzt haben wir ein Problem!
Der Mehrertrag durch Glyphosat wird für ganz Europa auf 5% beziffert. [Schmitz, Garvert]
Wir werden also alle zwangsläufig verhungern. 

Wohl dem von uns, der das altershalber nicht mehr durchmachen muss. Oder weil ihn idealerweise der Krebs davor dahinrafft. Eine runde Sache, das Round-Up.


Was die EPA-Erklärung nicht beschreibt ist ein offizielles Risk-Assessment.
Die tatsächliche Neueinschätzung soll nicht vor Ende des Jahres erfolgen. 

Mit anderen Worten - die EPA hat einfach mal wieder zwischendurch "Hallo" sagen wollen? 
Qui bono? Wem hilft's? Pünktlich zum Prozess? 

Das Wunder für Bayer? 

Ja. Nein. Nicht wirklich - wie es aussieht hat die Jury das goldrichtig eingeordnet - denn sie kennen ja durch die lange unrühmliche Geschichte der EPA zum Thema Glyphosat. 

Schon 1985 ordnete die EPA Glyphosat als krebserregend ein. 



Die ersten von Monsanto übersandten Daten waren gefälscht und wurden im Rahmen des IBT-Skandals nach Überprüfung der Studie von der EPA zurückgewiesen. 

Das alles weiss die Jury. 
Genauso wie sie den Umstand kennt, dass die EPA bei der letzten gültigen Einschätzung ihre eigenen Regularien und Protokolle nicht eingehalten hat, denn sonst wären sie da schon auf den gleichen Schluss wie das IARC gekommen. 
Mindestens "wahrscheinlich krebserregend". Mindestens...

Und das hat die Jury von just dem Mann erfahren, der diese Protokolle geschrieben hat.

Und sie wissen auch, dass die EPA einen Risikobericht - ebenfalls hervorragend getimed - während der Querelen beim europäischen Wiederzulassungsprozess hochgeladen hatte, der dann aus mysteriösen Umständen wieder zurückgenommen wurde.
Ich wäre nicht ich, wenn ich Euch diesen Bericht nicht zugänglich machen könnte.
Hier ist er. Achtet darauf, WER der Absender nach FROM: ist... Genau!...


Die Einschätzung der EPA ist genauso fragwürdig wie alle anderen Entscheidungen pro Glyphosat seitens der EPA in der Vergangenheit.


Die Veröffentlichung hat an der Börse für einen Anstieg der gebeutelten Bayer-Aktie gesorgt. Und die deutsche Presse hat sich für diesen Propaganda-Coup einspannen lassen.
Während der Original-Bericht bei Reuters noch Gegenstimmen zulässt, gibt es bei den deutschen österreicher und schweizerischen - keine. 

Sowohl die Anleger als auch die Landwirte lehnen sich also jetzt entspannt zurück.
Kaufen wieder Aktien. Sprühen wieder Gift. Schliesslich ist es eine Behörde, die das sagt und schliesslich sogar aus den USA.
Aus der Presse erfahren sie - dass es wieder einen Freibrief durch eine Regulierungbehörde gab - was nicht stimmt. Die Presseinformation hatte keinen Nachrichtenwert.

Vermutlich bleiben Anleger und Landwirte so lange getäuscht, bis auch der dritte Fall für Bayer verloren geht. Und dann von der selben Presse wieder zu erfahren, es sei ja ein Laiengericht gewesen, das diese Entscheidung traf.
Mit dem Urteil wird dann der Kurs erneut einbrechen. Oder die Anleger sind bis dahin schon so abgestumpft, dass sie auch ein drittes Urteil nicht mehr beeindruckt. 

Wir werden sehen.
Sie haben ja noch 13.397 weitere Chancen. So viele Klagen sind es aktuell.

Aber irgendwann müssen sie sich ja mal fragen, wie es zu den Entscheidungen kommt.
Bis später.


Weiterführende Links:
Alle Quellen sind im Text verarbeitet, bitte beachtet, dass mangels Berichterstattung in Deutschland einige der Themen nur auf Englisch verfügbar ist.

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