Freitag, 7. August 2015

Ist Fettabsaugen eine Alternative?

Alternative Abnehm-Methoden
FETTABSAUGEN - die Liposuktion

Erstaunliche Fakten zum Wunschtraum, über Nacht dünn zu werden 

Es klingt ja verlockend. 
Ein freundlicher Herr lässt einen bis 10 zählen während man die Plastikmaske über Nase und Mund gestülpt bekommt. Und so sehr man sich anstrengt: bei 4 wird es dunkel. 
Die Narkose wirkt...






Als man aufwacht drückt zwar der Verband ein bisschen unter der weissen Krankenhausdecke und das Bett quietscht - und man hat Durst. 

Aber man ist um eine zweistellige Kilozahl leichter. 

Schlank im Schlaf - im Zeitraffer. 
Wenn es keine Komplikationen gibt kann man nach 3 bis 4 Tagen wieder arbeiten gehen...

Kein grosser Eigen-Aufwand, für den Schmerz gibt es Pillen und die Liste mit der wir den Arzt aus der Haftung entlassen, die mit den Risiken und Nebenwirkungen hat man unterschrieben, ohne lange nachzudenken. 

Manche lesen sie nicht mal, denn der Arzt hatte ja ein Aufklärungsgespräch - und da man das schon da nicht verstanden hat wird man den Papierkram wohl auch nicht viel besser verstehen. Ist ja die gleiche komische Sprache. 

Vor allem gilt die eigene Konzentration viel mehr dem grossen Traumziel: 
Endlich dünn werden.
Da lässt man sich den Blick darauf nicht mit möglichen Risiken verstellen.


Gar nicht mal so billig
Zwischen 1.600 und 6.000 Euro kostet der Spass. 
Da muss ne Rechtsanwaltsgehilfin lange und tapfer für sparen. 
Wobei... - schlechtes Beispiel, von 1.300 Euro netto bleibt nach Miete und Strom sowieso kaum noch viel Geld übrig, mit dem man Essen kaufen könnte...

Liposuktion heisst das in der Sprache der Weisskittel.


Und so funktioniert's
Bei der gängigsten Methode wird zuerst eine Flüssigkeit unter die Bauchdecke gespritzt, ein Gemisch aus speziell vorbehandeltem Wasser und Betäubungsmittel. 
Das verändert die Fettzellen so, dass man sie bequem mit einem Sauger herausholen kann. 

Knapp eine Stunde warten weil's einwirken muss, aber dann geht es los. 

Ein kleiner Schnitt in die Haut, Röhrchen reingehalten und dann wird mit einer Kanüle abgesaugt, was weg soll. Nicht alles, man will ja nicht aussehen wie ein Unfall.
Nur da, wo der Arzt vorher markiert hatte. 

Unten am Boden neben der Liege sammelt sich dann in einem Glasgefäss das, was man sich in mühevoller Kleinarbeit über Jahre an Fettvorräten angesammelt hatte... 

Geht ganz schön ruppig zu, wenn man das mal gesehen hat. 
Mit relativ entschlossenen Bewegungen wird die Kanüle auch bis in die letzte markierte Ecke geführt. Zügig. Man hat Übung.

Dann wird man, falls nötig wieder zugetackert und in den Aufwachraum geschoben.


Und die Welt ist so viel schöner, wenn man aufwacht.... richtig?!


Naja, nicht ganz. Es gibt da so ein paar Dinge, die man vielleicht wissen sollte.

In Deutschland werden im Jahr ca 250.000 solcher Eingriffe vorgenommen. 
Etwa 5 davon enden tödlich. Über genaue Zahlen zu Komplikationen weiss man nicht viel, kein Wunder, man geht ja damit auch nicht hausieren, wenn es zu Schwierigkeiten kommt.

Schwierigkeiten..

Das sind Thrombosen, Embolien, Wundheilungsstörungen, Blutungen, Schwellungen, Verletzungen an Organen und Nerven, Gewebeverhärtungen, Verwachsungen, Narben, Verfärbungen an der Haut, verunglückte Symmetrie sind möglich. Und natürlich die Nebenwirkungen der Anästhesie.

Tapfere Menschen, die das bereits über sich ergehen lassen haben stecken die Schmerzen weg wie nix. Sagen sie. Ein Indianer kennt keinen Schmerz und wer schön sein will muss leiden ist der einhellige Tenor. 

Wenn man Pech hat, sieht es danach trotz der sorgfältigen Edding-Vorab-Malereien des Arztes aus wie ein Unfall. Aber das muss man hinnehmen, denn diese Arbeit wird im Akkord erledigt, und meistens sieht man währenddessen auch nicht, wie gleichmässig die Entnahme läuft. Sondern dann erst hinterher, wenn die Schwellungen abklingen.


Fettabsaugen ist nichts für die Dicken
Interessanterweise richtet sich dieses Angebot aus der Palette der Schönheits-OPs gar nicht so sehr an die wirklich Dicken. 

Stark adipösen Menschen wird lieber die Variante Magenballon oder Magenband empfohlen, damit der Hunger nicht so gross wird. 

Was dabei übersehen wird: 
Der gefüllte Magen ist nicht die einzige Instanz im Spiel der Hunger-Satt-Signale.
Aber selbst wenn der Kopf aufgrund der anderen Signale dann das Gefühl hat den Hungertod zu erleiden: Es passt einfach nicht mehr rein. 


Pustekuchen - Es geht ja gar nicht schneller
Entgegen der oben geschilderten Wunschvorstellungen vom zweistelligen Kilo-Bereich werden von seriösen Ärzten tatsächlich auch nur maximal drei Liter pro Eingriff entnommen. Man kann das zwar dann schon auch öfters machen (logisch: kostet jedes Mal wieder extra), aber 3 Monate sollten schon dazwischen liegen. 

Das bedeutet nun aber, dass der schöne Traum von der Zeitersparnis dahin ist.
Denn rechnerisch gesehen heisst das: Maximal ein Kilo Verlust pro Monat.
15 kg Wunschabnahme entsprechen so 5 Behandlungen für zwischen 8.000 und 30.000 Euro und erstrecken sich in dem Fall über 15 Monate.

Ist es das Risiko wert?
Da kann man schon mal nachdenken, ob es das überhaupt wert ist, diese ganzen oben genannten Risiken überhaupt einzugehen. Denn diese Abnahme kann mit vernünftigen, wesentlich schonenderen Methoden in einem viel kürzeren Zeitraum erreicht werden.
Durch das simple Weglassen von unvorteilhaften Lebensmitteln zum Beispiel. Eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten auf gesünder. Wie KK. 
Dort sind wir je nach Ausgangsgewicht im Durchschnitt bei 1,5 möglichen Kilo. Pro Woche.
Also 6 Kilo im Monat, statt einem "schnellen".

Die Natur holt sich Terrain zurück
In manchen Menschen mag der Wunsch nach schnell und ohne Aufwand so gross sein, dass sie da oben noch nichts gefunden haben, was sie abhält.

Denen gebe ich noch ein weitere Argument zu bedenken, das für mich eigentlich das absolute KO-Kriterium darstellt.

Ja. Man kann auf diesem Weg Fettgewerbe entfernen. Das stimmt. 
Aber unser Körper findet das überhaupt nicht so gut wie wir Spiegelbetrachter.

Und unser Hypothalamus, das Hauptsteuerzentrum unseres vegetativen Nervensystems erkennt, dass da was fehlt. Der hat's aber gerne komplett. Da isser eigen.

Und komplett ist für ihn erst der Fall, wenn eine bestimmte Anzahl an Fettzellen vorhanden ist. Alarmzustand, bis die Summe wieder stimmt. Zuerst wird das Fett in andere Depots verschoben, dann wird nachgerüstet. Und die Gesamtkörperfettmenge ist in einem relativ kurzen Zeitraum von ca 12 Wochen die gleiche. Oft sogar mehr. 
Und damit stehen wir dann wieder alles auf Anfang. 
1:0 für die Natur. 
So nicht, Freundchen...


Aber im Internet stehen sooo viele Erfolgsberichte?!
Ja. Das stimmt. Bewertet wird, wie nett speziell dieser eine Arzt war. 
Und ob man Vertrauen gefasst hat. 
Bei den Ergebnissen ist es so, dass viele Berichte, die ich gelesen habe direkt nach dem Abklingen der Schwellungen geschrieben waren,unter dem Eindruck, unter dem man stand, wenn man sich gerade eben zum ersten mal im Spiegel betrachtet hat. 
Das ist aber vor dem Ablauf der 12 Wochen. 
Und wenn man wieder am Ausgangspunkt angelangt ist, neigt man eher dazu, sich selbst verantwortlich zu machen. 
Dann wird man vor lauter Schamgefühl, dass man die teure Behandlung verbockt hat mit Sicherheit nicht der gesamten Welt via Internet erzählen, dass man gescheitert ist. 

Ohne Änderung des eigenen Ernährungsstils wird das nicht langfristig halten. 
Das könnte man aber wie oben beschrieben dann auch genauso schnell erreichen. 
Ganz ohne Metallrüssel unterm Pelz.


Was stimmt eigentlich nicht mit uns?
Wir träumen von Pillen und Pülverchens, die schlank machen sollen. 
Wir wollen uns auf Chirurgen verlassen, die in 16-Stunden-Schichten per Hightech-Staubsauger die schlanke Linie zaubern sollen. 

Wir glauben an Hormone, die nicht einmal enthalten sein müssen um uns dünn zu machen. 
Und wir glauben, dass eine Zunahme, die über Jahre schleichend die Hüftregion eroberte nun innerhalb weniger Tage beseitigt sein soll.

Wir glauben, dass wir uns zu wenig bewegen und dass Fett fett macht.

Wir glauben, wir haben keine Zeit für das natürlichste von der Welt - nämlich Essen zuzubereiten und ignorieren damit, dass es eines der ursprünglichsten Grundbedürfnisse ist.

Aber kaum jemand kommt auf die Idee einmal das naheliegendste zuerst zu tun:

Die Ursache zu erkennen, und diese zu beseitigen.


Bis später.



1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Toller Artikel! Die Infos aus diesem Artikel helfen sehr! Danke!

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