Donnerstag, 21. Januar 2016

Wie geht das denn? Diätgetränke helfen besser beim Abnehmen als Wasser?

KKommentar
Der Preis der Wahrheit
Was eine gekaufte Studie heute wert ist

Im International Journal of Obesity (Obesity = Adipositas) erschien am 10.11.2015 eine sogenannte Meta-Studie mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass sogenannte Diätgetränke besser beim Abnehmen helfen als Wasser. Um die Bedeutung klar zu machen: Eine Meta-Studie hat auf den ersten Blick mehr Gewicht, weil sie verschiedene Studienergebnisse zusammenfasst, und so einen grösseren Überblick verschafft.

Nun wissen wir bei KK aus jahrelanger Erfahrung, dass das auf gar keinen Fall stimmen kann. Was also ist hier passiert?!



Nun, wenn man wie ich schon eine Weile auf dem Gebiet unterwegs ist, dann fährt man bei Studien fast schon reflexartig nach unten um nicht unnötig Zeit zu verschwenden.

Und schaut als erstes auf die Conflicts of Interest (COI), also der Erklärung der Interessenskonflikte. Für mich hätte das sofort gereicht, um die Seite als Datenmüll zu schliessen, denn das ist, was da zu finden ist:

"Peter J Rogers has received grants from Sugar Nutrition, UK in support of research on the effects of sugar on human appetite. Cees de Graaf has received grants from the Dutch Sugar Bureau in support of a study on brain responses to sugars and low energy sweeteners. Suzanne Higgs has received a grant from Canderel in support of research on the effects of low-energy sweeteners on human appetite. Anne Lluch and David J Mela are employees and shareholders of companies that manufacture products containing sugars and low-energy sweeteners. Peter Putz is an employee of ILSI Europe."

Allerspätestens nach der Benennung von ILSI war klar, dass dieses Ding nicht die digitale Tinte wert ist, die da auf meinem Monitor verbraucht wird. Schade um den Strom.

Denn die ILSI ist eine relativ mächtige Lobbygemeinschaft, in der so ziemlich alle Industrie-Giganten wie Coca Cola, Danone, Pepsi, Red Bull, Monsanto und viele mehr vertreten sind.

Aber dann wurde mir gestern ein Bericht zugeschickt, dass das in der Presse aufgegriffen wurde, und zwar endlich einmal von der richtigen Seite. Und nachdem ich das las, habe ich gedacht, das ist so gut aufbereitet, dass ich Euch das nicht vorenthalten kann, als gutes Beispiel, wo wir diesbezüglich momentan stehen...

Eine Meta-Analyse sieht heute so aus, dass man 5.500 Veröffentlichungen ignoriert, die das exakte Gegenteil (wundert uns nicht wirklich, oder?) gezeigt haben und 3(! in Worten DREI!) herauspickt, und deren Ergebnisse dann präsentiert. Nochmal: 5500 zeigen das Gegenteil, 3 werden dann zu einem gewünschten positiven Endergebnis als Metastudie verwurstet.

Besonders ärgerlich ist das, wenn man sieht, dass nicht nur die ILSI für diesen Datenschrott bezahlt hat, sondern leider auch die britischen Steuerzahler und wir über die EU. 

Und wenn man dann noch sieht, dass der Betrag für einen gekauften Autor 750 Britische Pfund, also lächerliche 988 Euro ist - dann würde ich gerne wissen, was der aktuelle Preis für eine Seele ist.

Ich weiss nicht, wieso diese Herren "Wissenschaftler" nicht begreifen, dass sie damit ihren eigenen Berufsstand mittelfristig überflüssig machen. Wenn Wissenschaft heute nicht mehr den Werten von einst folgt, dann wird ihr morgen niemand mehr zuhören. Und eigentlich verstehe ich auch nicht, wieso die anderen Wissenschaftler, die ihren Job ernst nehmen, nicht lauter werden. Leute, die nehmen Euch jede Glaubwürdigkeit.

Schlimm ist, dass das dann auch noch in einem Journal veröffentlicht wird, in dem sich Menschen informieren, denen es wirklich ernst ist, mit der Bekämpfung von Adipositas.

Seid vorsichtig mit Studien, seid vorsichtig mit Zeitungsberichten in Hochglanz-Magazinen, die von solchen Studien abschreiben.

Ich bin sicher: 
Eines schönen Tages wird sich das alles wieder regulieren. 
Denn so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. 

Aber momentan ist der Unterschied zur Wahrheit für unter 1000 Euro zu haben...

Bis später.


Weiterführende Links:
Original-"Studie" (englisch)
Ein Online-Bericht auf RT  

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