NachgehaKKT
Die Kokosöl-Reprise
Kokosöl-Kontroverse: revisited.
Nun ist ja seit dem Vorfall, der die Kokosnüsse in der ganzen Welt erbeben liess, zwischenzeitlich schon etwas Rhein den Bach runter geflossen, doch die Gemüter haben sich noch immer nicht wirklich allenthalben beruhigt.
Die gute Frau Professor Dr. Dr. Karin Michels hat da wirklich einen erstaunlichen Erfolg hingelegt. Immerhin hat das viral verbreitete Video derzeit über 1,3 Millionen Klicks. (Dazu noch etwas am Ende...).
Was einigen vielleicht entgangen ist, sei hier kurz noch nachgetragen.
1) Die Uniklinik Freiburg hat im Nachgang ein Video geschaltet, das Ihr hier anschauen könnt.
Aha! "Pointiert und zugespitzt". "Nicht verunsichern". "Unglückliche Wortwahl".
Gut, man hat wohl ein Einsehen.
Aber... was ist denn nun mit den verstopften Blutgefässen?
War das auch "unglückliche Wortwahl" und "pointiert"?
2) Abgesehen von diesem Rück-Ruderer gibt es auch ein relativ bemerkenswertes Statement von der Frau Professor, das Ihr hier anschauen könnt.
Dort hat sie wohl versucht, den unangenehmen Teil der Reaktionen ein wenig zu besänftigen. Enthalten sind unter anderem auch die Quellen, auf die sie sich bezieht.
Und dann steht da "Seit einiger Zeit ist das Gerücht aufgekommen, dass gesättigte Fettsäuren nicht der Gesundheit schaden."
Gerücht. Soso. Können wir uns wenigstens darauf einigen, dass es sich um ein mit Studien hinterlegtes "Gerücht" handelt, Frau Professor?
Ich vermute mal, sie hat ihre eigenen Literatur-Quellen im Vertrauen darauf geteilt , dass niemand reinschaut. Hm. Hab ich aber.
Und dort steht - wenn man dem Dokument zur Fussnote 3 folgt - doch glatt:
"These limited data raise the possibility that coconut oil may not increase LDL-C as much as predicted" und weiter "These data suggest that cholesterol synthesis is lower during diets rich in coconut fat[...] compared with diets rich in butter"
Auf Normal-Deutsch:
"Die Test zeigten, dass mit Kokosöl der unerwünschte Cholesterin-Anteil weniger stark anstieg als erwartet" und "Die Daten legen nahe, dass die Cholesterin-Bildung geringer ausfällt als bei einer Ernährungsweise, die stärker auf Butter setzt".
Okay. Also. Selbst wenn man immer noch feste an das Cholesterin-Märchen glaubt, was hoffentlich immer weniger tun - wäre Kokosfett IMMER NOCH weniger unvorteilhaft als Butter.
Uuuund... wer hatte die Butter nochmal mit viel teurem PR-Aufwand verteufelt?
Achja, das war die Margarine-Industrie...
Also die, die jetzt auf ihre Produkte Warnhinweise für Schwangere, Stillende und kleine Kinder anbringen.
Nun.... ja.
Jetzt stehen wir also noch vor dem Rätsel, wieso die Wissenschaftlerin mit dem Hang zur Kokosöl-Phobie zu so eisenharten Rückschlüssen kommt.
Obwohl ihre eigenen Quellen das Gegenteil beinhalten von dem, was sie werbewirksam losgetreten hat. Oder zumindest begründete Zweifel beinhalten, da es ja gegenteilige Ergebnisse gibt.
Ich bleibe dabei: Ich sehe keinen Anlass, sich das Kokosöl vom Löffel stehlen zu lassen.
Und die Butter ebenso wenig.
Vielleicht ist Kokosöl ja später auch für die anderen wieder ok, z.B. wenn man einen Weg gefunden hat, sie genetisch zu verändern und ein Patent darauf anmelden durfte.
Ich schliesse die Reprise mit der nachdenklichen Bemerkung:
Ich habe ja auch Kontakte zu anderen Ernährungs-Menschen überall auf der Welt.
Und wisst Ihr, was komisch ist? Die erzählen doch glatt alle, das zufällig zur gleichen Zeit wie das Video seinen Siegszug begann auch bei ihnen - also quasi überall auf der Welt -
gleichzeitig irgendein Wissenschaftler den Anti-Kokosöl-Blues losgetreten hat.
Tja - Zufälle gibt's.
Manchmal auch nicht.
Bis später.
PS/Bonustipp:
Kostenlose unfehlbare Anleitung für ein virales Video
Gebe Deinem Video den Titel "________ ist das reine Gift"
und setze an die leere Stelle irgendetwas ein, das gerade von vielen in der Küche sehr gerne verwendet wird. Achtung: Avocado war schon letztes Jahr...
Gerngeschehen. Nicht dafür.
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