Freitag, 21. September 2018

Die Posse Glyphosatverbrauch

Investigativ
Glyphosatverbrauch - Gesunken, Gestiegen, Gesunken

Der Streit um den Jahresverbrauch von Glyphosat - Was stimmt denn nun?

In den letzten beiden Wochen erlebten wir ein merkwürdiges auf und ab bei Antworten auf die Frage, wie sich der Verbrauch von Glyphosat in Deutschland seit den Diskussionen zur Wiederzulassung entwickelt hat. 






Den Anfang machte ein Artikel auf Spiegel Online, der mit den Worten 

"Glyphosat-Absatz in Deutschland sinkt auf Tiefststand" 

titelte. Im Untertitel ging man sogar noch weiter: 
"So niedrig wie seit 13 Jahren nicht mehr".

Die ersten Glyphosat-Gegner freuten sich schon und werteten den Rückgang als ein Zeichen der Wirksamkeit der dringend nötigen Diskussion um den meistverwendeten Unkrautvernichter der Welt.


Ich selbst blieb misstrauisch und warnte sogar davor, diese Zahlen unbesehen ernst zu nehmen. Denn dieser Bericht deckte sich so gar nicht mit meinen eigenen Beobachtungen. Und ehrlich gesagt gab es noch einen zweiten Grund, der mich zurückhaltend machte: 
Den Artikel schrieb Julia Merlot. 

In den vergangenen Jahren waren mir ihre Artikel zu Glyphosat des Öfteren aufgefallen, da sie einen meiner Meinung nach sehr tendenziösen Tonfall pflegten, der für mich ihre Arbeit teilweise eher wie ein Werbetext aussehen liess als solide journalistische Arbeit auf Distanz. 
Nun ist das natürlich erst einmal nur (m)eine Meinung, aber die sehe ich darin bestärkt, da das wohl auch noch andere so wahrgenommen haben. 

Denn gibt man "Julia Merlot" auf Google ein, zeigen die aus den bisherigen Google-Suchen anderer Personen zusammengestellten "Ähnliche Suchanfragen" ganz unten auf der Seite ein bemerkenswertes Bild:



Monsanto, Lobby, Bayer, Lobbyist. Das hatten die Menschen als zusätzliche Suchbegriffe in ihrem Zusammenhang verwendet. So etwas ist mir bei noch keinem anderen Journalisten aufgefallen.

Für mich war das jedenfalls Grund genug, mir die Quellen ihrer Daten doch ein bisschen näher anzuschauen.


Merlot gab an, sie habe die Werte aus einer kleinen Anfrage der FDP an die Bundesregierung mit der Kennung Drucksache 19/03773. 
Ich wollte also die Primärquelle aufrufen um tiefer einzusteigen und wurde enttäuscht: 
Das Dokument war noch nicht veröffentlicht. Das ist an sich nicht ungewöhnlich, diese Unterlagen werden immer nochmals lektoriert, bevor sie endgültig veröffentlicht werden.
Ich stellte mir allerdings für einen Moment die Frage, wieso Frau Merlot diese schon hatte.

Da ich schon aus einer vorherigen Kleinen Anfrage der Grünen wusste, dass sich das Prozedere ab 2011 erstmals und anscheinend nochmal dazwischen verändert hat, interessierte ich mich für die Methode, wie diese Daten denn jetzt neuerdings erfasst wurden. 


Und wer könnte mir besser Auskunft als die Autorin des Artikels?
Ich fragte also Julia Merlot direkt auf Twitter danach


Sie antwortete schnell (vielen Dank nochmal), weshalb ich davon ausging, dass sie gerade vielleicht auch etwas Zeit hat, einen Vorhalt richtigzustellen, den ich neulich irgendwo im vorbeifliegen gelesen habe. Dort hatte jemand behauptet, Frau Merlot würde bezahlte Vorträge bei Bayer halten. 

Es ergab sich eine recht erfrischende Unterhaltung, wie der Link oben zeigt. 
Was Ihr von ihren erklärenden Ausführungen haltet überlasse ich ganz Euch, ich bleibe misstrauisch.

Als kleine Randnotiz sei hier noch erwähnt, dass sich der PR-Boss von Bayer himself (oder auch der "Head of Corporate Communications der Bayer AG", wie man sich selbst vornehm nennt) aufgrund der Unterhaltung persönlich berufen fand, Frau Merlot zu verteidigen. Ich verstand zwar seinen Vorhalt nicht, da ich ja während der Unterhaltung wahrheitsgemäss beantwortet habe, dass ich das aus persönlichem Interesse fragte, wunderte mich aber über seine Verwirrung nicht weiter, denn seit der Bayer-Konzern für seine Glyphosat-PR die neue Webseite "Hier-sind-die-Fakten" aufgesetzt hat, um angeblich transparenter zu sein war mir klar, dass Bayer unter Transparenz wohl irgendwas zwischen "durchschaubar" und "lieber unsichtbar" versteht.



Da die Kleine Anfrage der FDP also noch nicht online war, nahm ich mir das auf Termin, um zu einem späteren Zeitpunkt nochmals darauf zurückzukommen. 

Die Wartezeit wurde jedoch jäh durch eine REUTERS-Meldung unterbrochen, die titelte 


"Verbrauch von Unkrautvernichter Glyphosat stark angestiegen".

Nanu? Wie das? Zwischen dem 05.09.2018 und dem 18.09.2018?! 

Das ging aber flugs... Aber... Frau Merlot?!
Ein Anstieg von ~25%(!!) gegenüber "so niedrig wie seit 13 Jahren nicht mehr" ist dann schon eine rechte Diskrepanz!

Bevor Christian "Bayer-PR" Maertin erneut ritterlich zuschlägt mache ich das selbst:
Der Unterschied liegt an der Jahreszahl. Frau Merlot hatte die Daten bis 2016 in ihrem Bericht verarbeitet, während REUTERS schon die neuen Zahlen zu 2017 nannte.

Das bedeutet also zunächst tatsächlich, dass der Jahresverbrauch zwischen 2016 und 2017 um satte ~25% angestiegen ist.


Da ich die meisten Glyphosat-Befürworter nun schon eine ganze Weile "beim Vornamen kenne" und weiss, wie unsauber man da arbeitet, war es mir persönlich wichtig, dass hier der alte Bericht des SPIEGEL nicht weiter für sich alleine steht. 

Denn das ist natürlich der, der gegenüber den Landwirten und wo man es sonst noch so braucht zitiert wird. Der neue sicher weniger...

Ich schrieb also Frau Merlot ein weiteres Mal an. 

Anderthalb Stunden später kam der neue Artikel aus der Spiegel-Digital-Presse
Das Kürzel unten JME - Julia Merlot. 


Verkauf von Glyphosat ist 2017 gestiegen 
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 4700 Tonnen Glyphosat verkauft - mehr als im Vorjahr. 

Ich bin sehr froh, dass das so schnell ging (sie selbst sagt, der wäre sogar schon vorher fertig gewesen...) und dass wir jetzt wieder mit aktuellen Zahlen arbeiten können. 

Trotzdem möchte ich Euch in diesem Zuge einfach mal auf die unterschiedliche Wortwahl hinweisen, die ich wie oben erwähnt einfach tendenziös finde. 

Zuerst "sinkt der Absatz auf Tiefststand wie seit 13 Jahren nicht mehr", und dann ist es nur noch "mehr als im Vorjahr". Ich empfinde das eine nette Umschreibung für ein dickes Plus von 25%.

Und auch sonst - wenn Ihr die beiden Artikel vergleicht - mag es Euch ähnlich gehen wie mir, ist da für mich einfach ein klarer Unterschied im Tonfall. Wundert man sich dann über die Google-Suchvorschläge noch? Entscheidet selbst.



Nun könnte man diesen Fall eigentlich zu den Akten legen, wären da nicht dann noch ein paar 
ein paar sehr wichtige Fragen offen und ein paar weitere Dinge geschehen... 

Fragen wie: 



"Wer hat denn nun der Frau Merlot die Unterlagen vorab zukommen lassen? Und wieso?"

Wie ich aus sehr vertrauenswürdigen Insiderkreisen im Bundestag erfahren habe, sollen diese Unterlagen von der Bundestagsabgeordneten der FDP, Frau Carina Konrad gekommen sein. Macht ja eigentlich auch Sinn, denn sie ist ja sogar diejenige, die bei der Kleinen Anfrage als Anfragesteller namentlich zuerst genannt ist. 

Was mich allerdings stutzig an der Sache macht ist, dass Frau Konrad nicht nur eine einfache Abgeordnete ist, die nebenbei auch noch aus der Landwirtschaft kommt, sondern auch noch gleichzeitig die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft.

Jetzt mag ich der Frau Merlot ja zugute halten, dass sie nicht unbedingt wissen konnte, dass das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das ja dem Bundeslandwirtschaftsministerium untersteht, wenige Tage später die aktuellen Zahlen veröffentlichen würde. (Download: Via Link unten "Meldung von Inlandabsatz...").

Aber die stellvertretende Aussschussvorsitzende? Tatsächlich?! 

Die, die sich so für das Thema Glyphosat interessiert, dass sie eine Kleine Anfrage startet mit dem Titel 

"Glyphosatausstieg – gesellschaftlicher Trend oder wissenschaftliche Notwendigkeit?"

Wieso schickt sie überhaupt vorab ein solches Papier, das noch nicht mal öffentlich ist, an eine Spiegel-Redakteurin? Hätte man da nicht auch einfach warten können bis es offiziell da ist und dann erst freundlich darauf hinweisen? Frau Merlot hätte das jedenfalls einiges an Arbeit erspart...

Oder war vielleicht doch möglicherweise der Hintergedanke, dass man mit dem "niedrigsten Stand seit 13 Jahren" vom Bayer-Konzern etwas Druck nehmen wollte, dessen Aktienkurs zu der Zeit mit Karacho auf ein 5-Jahres-Tief abrauschte?

Oder/und die steigende Kritik an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die gemäss Koalitionsvertrag ja eigentlich etwas gegen Glyphosat unternehmen sollte und nichts kommt?

Ich denke nicht, dass sich diese Frage abschliessend klären lässt, aber merkwürdig ist das allemal.



Download Kleine Anfrage, Antwort der Regierung
Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage ist zwar noch nicht abschliessend öffentlich, aber derzeit kann man sich diese unter dem Link auf den Bildschirm holen.
Hochinteressant, druckt Euch sie aus, speichert sie ab und lest sie später, wenn Ihr nicht gleich dazu kommt. Denn dort steht bemerkenswertes. Wie zum Beispiel dass seitens der Bundesregierung eingeräumt wird:
"Glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel haben Einfluss auf die biologische Vielfalt."




Könnt Ihr noch!? Sonst setzt Euch ein Lesezeichen, denn wir sind noch nicht fertig, und was noch kommt birgt weiteren Sprengstoff... 
und ausserdem wollen wir ja gerne wissen, was denn nun eigentlich stimmt...


Eben wollte ich mich gerade wieder meiner eigentlichen Arbeit widmen, da sehe ich einen Twitterpost, der meine Aufmerksamkeit fesselte. Dort schreibt ein First Officer den Bundestagsabgeordneten Harald Ebner an und stellt eine sehr gute Frage.

Ich übersetze es mal mit meinen Worten, was er schreibt:

"Wieviel von den Zahlen (des BVL) sind denn jetzt wirklich Glyphosat, da die Zahl 4694 Tonnen ja die Gesamtmenge der Kategorie Organosphosphor-Herbizide darstellt."


Das ist eine sehr gute Frage, denn ich habe ja schon weiter oben erwähnt, dass sich seit 2011 das Prozedere geändert hat. Aktuell wird Glyphosat nicht mehr einzeln erfasst, sondern man fasst das seitens des BVL in einer Kategorie zusammen. 

Das hat zur Folge, dass die tatsächlichen Verkaufszahlen von Glyphosat selbst so vermischt werden mit anderen Zahlen, dass man seitens des Bundeslandwirtschaftsministeriums (zumindest offiziell) eigentlich gar keinen echten Überblick mehr hat, wie der Gesamtverbrauch von Glyphosat denn nun aussieht. 

Und hier will ich ganz klar sein: Ich unterstelle, dass das vorsätzlich passiert.

Entweder ist das seitens der datenanliefernden Instanz (mehr dazu weiter unten) so durchgesetzt worden, oder das BVL hat diese Veränderung selbst so vorgenommen. 


Was mich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr verwundern würde - nach alldem, was vom Bundeslandwirtschaftsministerium und seinen untergeordneten Behörden wie BVL und BfR in den letzten Jahren zum Thema Glyphosat geschah. 


Noch eine kleine Randnotiz an dieser Stelle: Hinter dem Pseudonym First Officer wird Mitchell Weitz aus Pennsylvania vermutet, ein Siemens-Elektroingeneur im Ruhestand und einer der leitenden Persönlichkeiten von Monsantos "Let Nothing Go"-Programm, wo vermeintlich unabhängige Dritte in den Sozialen Medien Glyphosat und andere Monsanto-Produkte gegen Bezahlung verteidigen sollen. Wer sich seinen Twitterfeed und seine sonstigen Aktivitäten im Internet so anschauen mag wird sicher einen guten Eindruck gewinnen, wie so etwas aussieht. Auffällig ist auch, dass er seit Jahren einen sehr engen Draht zu den Bauernverbands-Social-Media-Influencern und Gentechnik-/Glyphosat-Evangelisten Susanne Günther, Marcus Holtkötter, Nadine Henke, Bernhard Barkmann, u.a. sowie zu den Lobbyisten Ludger Weß und David Zaruk hat, was Beobachter schon vermuten liess, dass er der Kontaktmann oder die Schnittstelle des Programms nach Deutschland sei.



Nun ist es merkwürdig, wieso ein derart mit Internas versierter Mann wie Weitz an MdB Harald Ebner die Frage stellt, deren Antwort er ziemlich sicher kennt?



Gestern nun ging dieses Spiel in die nächste Runde... 

Die Online-Version der Zeitschrift "agrar heute" veröffentlichte einen "Faktencheck" mit dem Titel, 



"Glyphosatmengen angestiegen: Die Fakten dahinter"  

Dort wird unter anderem darauf hingewiesen, dass der vom BVL genannte Zahl eine weitaus niedrigere Zahl von der Industrie vorliegt. 



Und die Frage gestellt "4.700 t oder 2.700 t - was ist richtig?".

Um dann wohl zwischen den Zeilen nahezulegen, dass die Vorgehensweise der Industrie wohl die bessere, genauere sei.

Jetzt muss man verschiedene Dinge darüber wissen, will man diese Zahlen einschätzen:


Erstens gehört agar heute zur Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, deren Gesellschafter die BLV Verlagsgesellschaft mbH ist, der wiederum dem Bayerischen Bauernverband als Hauptgesellschafter gehört. 

Und wie der Bauernverband zum Einsatz von Glyphosat steht, das wissen alle, die sich mit dem Thema auch nur ein paar Stunden beschäftigen. Wer dazu keine Zeit hat: 


"Der Bauernverband findet Glyphosat sehr toll. Also. Sehr. Toll." 

Und wie auch andere "Fachzeitschriften", deren Hauptzielgruppe die Landwirte selbst sind, so ist auch agar heute natürlich eine Adresse, mit der man die Nachrichten des Bauernverbandes sehr direkt kommunizieren kann. 

Womit wir wieder an die Stelle kommen, in der man die Zahl lieber kleiner hat als 25%, damit das Mittel nicht schon wieder ins Gerede kommt (wo es hingehört!).

Der Artikel ist gespickt mit wertvollen Daten, vielen Dank an den Autor Klaus Strotmann, das BVL und den Industrieverband Agrar, IVA. Diese werden am Ende des Beitrages als Material-Lieferanten genannt.

Jetzt lohnt es natürlich auch nochmal kurz zu schauen, wer der Industrieverband Agrar ist, zumal die in den Sozialen Medien, auf Twitter und die Landwirten massiv mit ihrer Auffassung eindecken, dass Glyphosat unverzichtbar ist - und total ungefährlich. 


Und wer nun hier auf die Mitgliederliste schaut, der findet so gut wie alle grossen Namen der sogenannten Glyphosate Task Force wieder, das sind die, die sich so sehr für die Wiederzulassung von Glyphosat eingesetzt haben. Inklusive Monsanto und BAYER.

Die Leitung hat... Monsanto, und GTF sind auch jene, die im Antrag für die Wiederzulassung alle wesentlichen Daten an das BfR geliefert haben. 

Für deren "Risikobewertung".
Das lässt es jetzt also so aussehen, dass die vereinigten Glyphosathersteller mit Rang und Namen für diesen Bericht ihrerseits Daten angeliefert haben, die den Wert von 4700 Tonnen auf 2700 herunterspielen. Man ist wohl nicht mehr stolz auf Erfolge.

Was aber irgendwie fast schon lustig ist. 
Denn das sind ja doch die gleichen, die das BVL mit Daten beliefern, indem sie ihrer Meldepflicht nachkommen. Und hier beginnt sich dann die Katze in den Schwanz zu beissen. Irgendwo stimmt irgendwas nicht.


In jedem Fall muss man davon ausgehen, dass dieser Bericht - vorsichtig gesagt - ein klein wenig von Interessen eingefärbt ist.

Getoppt wird das Ganze jedoch durch diese Passage hier:

  "Die von der Industrie kommunizierten Verbräuche basieren auf Befragungen des Meinungsforschungsinstituts Kleffmann Group. Hier werden tatsächlich angewendete Mengen bei einer begrenzten Anzahl von Betrieben abgefragt und auf Gesamtdeutschland hochgerechnet. "  


Also die Passage, die ja eigentlich herangezogen wird, um zu erklären, dass man wohl eher von 2.700 als von 4.700 Tonnen auszugehen habe. 

Denn was der Artikel nicht erwähnt ist, wer denn die Kleffmann Group ist, die hier nach Meinungen forscht. Dazu habe ich Erstaunliches zu berichten. Und zwar von deren Webseite selbst:




Hinzu kommt weiter, dass das die gleiche "Group" ist, die - als die Wiederzulassung mehr als wackelig war - den Landwirten erklärte, dass sie im Falle eines Verbot bis zu 70% ihrer Ernte abschreiben könnten. Verkauft als Studie, allerdings ebenfalls "höchstwissenschaftlich" auf Umfragen bei Landwirten basierend.








Jetzt werden einige denken, "das heisst ja gar nichts, das der Mann von Monsanto kam", aber wer das tut vergisst dabei, dass das gar nicht das erste Mal ist, dass Monsanto den Drehtüreffekt nutzt. Das hat Methode, und nicht nur, dass sie in der Politik wesentliche Schlüsselpositionen besetzen,


sondern wir auch spätestens seit den Monsanto Papers auch wissen, dass das eine bewusst eingesetzte Strategie ist, die u.a. in einem wissenschaftlichen Magazin angewendet wurde, um eine besonders vernichtende, kritische Studie aus dem Verkehr zu ziehen (Dokumente 7 bis 14).

Fassen wir also erst einmal zusammen:

(1) Die aktualisierte Version des BVL für das Jahr 2017 spricht von einem Verbrauch von 4.700 Tonnen. Oder auch 4.700.000 Liter. 

Davon sind 99% oder 4.655 Tonnen in die gewerbliche Nutzung gegangen. 
67,6 Tonnen davon auf die Gleise, wie immer wird auch hier die Nebelkerze Deutsche Bahn im Artikel erwähnt. Was lächerlich ist, denn wenn wir die abziehen bedeutet es, dass gerundet 


4,59 Millionen Liter entweder auf den Ackerböden, Waldböden oder Weinbergen 

gelandet sind.

2) Die Frage des First Officer an MdB Harald Ebner beanwortet sich ebenfalls aus dem agar heute Artikel. Zitat: 



"Zu dieser Gruppe gehört im Wesentlichen Glyphosat. Glufosinat als weiterer Wirkstoff dieser Gruppe wird hierzulande nicht mehr gehandelt und angewendet."

Das bedeutet zumindest für Deutschland, dass der einzig ernstzunehmende Konkurrent in der Gruppe der Organophosphate, nämlich Glufosinat in dieser Zahl keine Rolle spielt. 

Da alle anderen Alternativen im Einsatz verschwindend gering sind und vermutlich durch das oben erwähnte Runden wohl aufgefangen werden, spielt die unsägliche Kategoriebildung keine Rolle, aufgrund derer man die Zahl nach unten korrigieren müsste.


3) Die 2.700 Tonnen, die die Industrie den Landwirten entlockt haben will, via einem PR-Unternehmen, dessen Marketing-Chef ein Monsanto-Mann ist, ist für mich ebenso unglaubwürdig, wie damal die 70% Ertragseinbussen. 

Abgesehen entstehen die Zahlen aus Umfragen. 

Und wendet die Kleffmann Group die gleiche Methode an wie ihr französisches Pendant IPSOS, dann werden die Landwirte für die Fragestellung wohl sogar vorausgewählt, oder freundlichst angeleitet, was man gerne von ihnen hören möchte.







FAZIT:

Basierend auf den oben genannten Gründen bin ich persönlich der Auffassung, dass die Daten, die dem BVL gemeldet worden sind wohl am nächsten der Realität nahe kommen. 

Die Einstufung in Kategorien, die die tatsächlich Zahlen vernebelt ist ein Fehler, der rückgängig gemacht werden muss und es wäre auch sehr spannend zu erfahren, wer diesen Unsinn veranlasst hat. Und wann das geschah. 

Bei einem umstrittenen Mittel wie Glyphosat keine zuverlässige Datenlage zu haben ist schlichtweg inakzeptabel.

Der Verbrauch in 2017 ist um rund 25% gestiegen und liegt wohl bei rund 4.590.000 Litern, die gewerblich in die Umwelt ausgebracht worden sind. 

Und das obwohl der Bundesregierung klar ist, dass das Mittel einen massiven Einfluss auf die Umwelt hat.

Eine bemerkenswert hohe Menge, wenn man bedenkt, dass zwischenzeitlich bereits 45% der EU-Bodenfläche kontaminiert sind, Grundwasser über EU-Grenzwert gemessen wird, einen Liter Glyphosat im Trinkwasser zu neutralisieren zwischen 100.000 und 200.000 Euro kostet und Millionen Liter Wasser gereinigt werden müssen, 70% der Bevölkerung den Unkrautvernichter im Körper nachweist und das Mittel seitens der WHO-Krebsforschungsagentur IARC und auch von Mitarbeitern der US-Umweltbehörde EPA nach wie vor als wahrscheinlich krebserregend eingestuft wird.



Die Frage, die wir uns alle stellen sollten ist: 
Wie lange können wir uns das alles noch leisten?


Bis später.



Weiterführende Links:
Sind diesmal alle im Text verarbeitet, teilweise sehr wertvolle Ressourcen.
Ich empfehle ausnahmslos den Klick.


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