Dienstag, 26. Februar 2019

Leserfrage: Glyphosat, Wasser und Filtersysteme


Über Glyphosat, Wasser, Filtersysteme
Eine Leserfrage. Beantwortet.

Nachdem ich neulich zum wiederholten Male gefragt worden bin, wie das eigentlich ausschaut mit dem Thema Wasser und Glyphosat und ich den Text schon fast fertig in einem Facebook-Kommentar stehen hatte, den dort dann keiner mehr liest - und den ich niemals wieder finden würde, wenn ich ihn bräuchte - entschloss ich mich kurzerhand, den Text hier reinzukopieren. (Damit ich ihn später HIER nicht wiederfinde, wenn ich ihn mal wieder brauche....) 

So habt Ihr alle was davon. 





FRAGE:

Die Frage lautete sinngemäss, ob Filtersysteme von Multi-Level-Marketing-Anbietern (MLM) etwas taugen und welche ich empfehlen könnte. Und wenn ich es richtig verstanden habe auch, ob ich deren Analysebögen/Studien glaube. Dann war da noch eine Passage, was die Stadtwerke bei ihm vor Ort zum Thema Wasserqualität und Glyphosat zu sagen haben, die ich auch gerne kommentieren möchte.

ANTWORT:

Ich glaube nicht, dass ich Deine Frage(n) zu 100% so beantworten kann, wie Du Dir das wohl vorstellst. 

- MLM -
Der Grund ist einfach und ich will da auch ganz klar sein: 
Ich kann MLM absolut nicht ausstehen. Also. AB. SO. LUT. NICHT. 

Das liegt daran, dass ich schon zigmal Menschen gesehen habe, die sich blenden liessen von den Produkten, von den Hype-Veranstaltungen und von dem einen oder den zwei [zensiert] ... äh ... Menschen mit dem Porsche. 

Und dann - wie oft bei diesem Schneeballsystem üblich - die Waren sehr teuer eingekauft haben, um sie dann weiterzuverkaufen.

Und das, obwohl selbst jeder im Raum der Verkaufs-/Anwerbeveranstaltung mit verbundenen Augen erkennt, dass dort null Verkaufstalent vorhanden ist.
Und so bleiben viele drauf sitzen. Hauptsache den Sprit für den Porsche bezahlt.

Ein solches System mag ich einfach auf gar keinen Fall unterstützen, egal wie gut das Produkt ist. Denn jeder, der dort kauft, hält das System am Leben. 

Das ist meine persönliche Meinung, und ich höre gerade vor meinem geistigen Ohr einen dieser jungen Schulungsleiter-Verkaufsgenies eines MLM-Unternehmens, der jetzt nach Skript reflexartig den Satz spricht: 
"Wer so über unsere Firma spricht, hat MLM nicht verstanden."

Um ihn dann 2 Monate später seine eigenen Schulden ans Unternehmen abbezahlen zu sehen, indem er im Stadtgarten Bonbon-Papier aufspiesst.

Mit einer Lanze, die wohlgemerkt die Stadt bezahlt hat, und nicht er - durch einen Kredit, den ihm die MLM-Firma in ihrer grenzenlosen Güte gewährt hat, damit er sofort starten kann.

So, nachdem der Teil jetzt länger wurde, als ich mir das bei "Ich glaube nicht" noch gedacht habe, kommen wir zum Wesentlichen...

- FILTERSYSTEME -
Ich weiss, dass es da draussen Filtersysteme gibt, die zwischenzeitlich Glyphosat als Verkaufsargument aufgenommen haben. Mit und ohne Schneeballsystem.

Für mich ist das hier schwer zu testen. Man bräuchte eine Referenzprobe, den oder die Filter und müsste das in ein Labor schicken - das alles ist Geld, das ich woanders besser angelegt sehe, z.B. in konkreten Lebensmitteltests für Produkte, die vor allem an Kinder gerichtet sind. Deshalb habe ich keine Ahnung, ob das X oder Y- Produkt funktioniert oder nicht... Kann sein, muss nicht.

Allerdings steht eines fest:
WENN Glyphosat im Wasser ist, dann ist das nicht einfach, damit umzugehen.


- UNSERE WASSERTESTS -
Wir selbst haben zwischenzeitlich tatsächlich schon eine Reihe Wasserproben genommen und ins Labor geschickt, eines davon war das Leitungswasser hier vor Ort, ausserdem testeten wir Oberflächenwasser aus Bach, Fluss oder See, einmal Brunnenwasser, einmal Grundwasser.

Glücklicherweise waren bisher noch ALLE Proben negativ. 
Nicht eine hat bisher Glyphosat nachgewiesen.


- TESTSITUATION BEI DEN WASSERWERKEN - 

Aber jetzt kommt der Fallstrick: 

Während Deine Stadtwerke jetzt durchatmen und sagen: 
"Siehst Du, das am strengsten kontrollierte Lebensmittel... sag-eeech-doooch...", 
würden sie sofort den Kopf einziehen, wenn sie mit mir darüber reden müssten. 

Denn ich habe das schon ein paar Mal gemacht: 
Stadtwerke nach dem Glyphosatgehalt zu befragen.
Die antworten eigentlich fast alle gleich, teilweise im Wortlaut. 
Und - natürlich haben die NIE Glyphosat im Wasser.

Sagen sie. 

Und dann frage ich nach einer Kopie der Glyphosat-Analyse-Berichte. 
Und in welchen Abständen sie das testen.

Und dann sagen sie (achte mal genau auf die Aussage):
"Pestizidtests sind bei uns Standardtests, die machen wir regelmässig."
"Ja", sage ich dann, "aber die Standardtests beinhalten Glyphosat ja eben genau NICHT..."
"Öhhh... Ähhh....ja das stimmt."
"Was mich zu der Frage führt: 
Wie können Sie dann behaupten, in ihrem Wasser sei kein Glyphosat!?"

- Ab hier wird das Telefonat traditionell frostig... Und kreativ. 

Aus Platzgründen hier nur den besten Abgangspruch, der dann kam:
"Ja, wenn Sie alles so viel besser wissen, wieso rufen Sie dann überhaupt hier an?"

Eine ganze Zeit lang habe ich nicht verstanden, wieso das so ist. 

Ich meine, wer hat schon eine diebische Freude daran, jemanden super auszutricksen, indem man einfach behauptet, "da ist nix drin", obwohl man es - nicht mal besser - sondern gar nicht - weiss.

Aber dann hatte ich Glück. Ich telefonierte mit dem Pressesprecher der Landeswasserversorgung Baden Württemberg. 

Und dort erfuhr ich den Grund:

- WARUM NIEMAND TESTET -

Einen Liter Glyphosat zu neutralisieren kostet das Wasserwerk zwischen 100.000 und 200.000 Euro. Und sie sind gesetzlich verpflichtet, das in Ordnung zu bringen, falls sie etwas messen. Also machen sie es wie die Behörden nach den Grundwassertests über EU-Limit in Brandenburg... Lieber einfach gar nicht messen...

"Was machen Sie denn, um das Glyphosat zu neutralisieren?", fragte ich ihn.
Er antwortete:

- WAS ZU FUNKTIONIEREN SCHEINT -

Aktivkohlefilter. Teuer. Klappt aber.
Selbst mit dem Wasser, das sie in der Donau in schon mindestens 2 Proben 
über EU-Trinkwassergrenzwert fanden.

Das ist also ein Hinweis, was funktioniert, und das deckt sich auch mit anderen Anwendungen, als man z.B. einen Kuhstall neutralisiert hat, der durch den Umstand, dass die Kühe Gensoja-Kraftfutter fressen und das über den auf den Betonboden prasselnden Urin aerosol überall in der Luft und im Stall verteilen.

Hat also der Filter Deiner Wahl Aktivkohle drin, so könnte das funktionieren.
Wenn nicht... es schadet ja nicht, zwei Filter hintereinander zu schalten.


Und dass unser "bestüberwachtestes Lebensmittel" noch anderen Kram wie Medikamentenreste etc drin hat, wissen wir ja.


Ich hoffe das konnte Dir - und allen, die hier mitlesen - ein bissl weiterhelfen.


Bis später.



Weiterführende Info:
Ein SWR-Interview mit der Landeswasserversorgung Baden-Württemberg
Video kann ich leider nicht mehr verlinken, denn es ist dort gelöscht.
Ironischerweise sind ältere Videos noch da, die nicht mit Glyphosat zu tun haben.


Aber das Positionspapier der angesprochenen Landeswasserversorgung findet sich hier







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