Dienstag, 1. April 2014

KK und die Rolle des Partners - Teil 1

KK-Reihe: Wissen
KK und die Rolle des Partners
Teil 1: Ein Partner, keine Kinder



Einleitung

Ein sehr ernstes Thema. Und ein wichtiges. Denn den Einfluss einer Ernährungsumstellung auf eine Partnerschaft sollte man nicht unterschätzen.
Ich habe eine Menge Menschen die letzten Monate befragt und vieles beobachtet.

Was Ihr hier zu lesen bekommt, ist ein guter Durchschnitt, in dem sich der eine oder andere vermutlich wiederkennt. Klar - jede Partnerschaft ist so individuell, wie die Menschen.
Aber es gibt offensichtlich eine Art Schnittmenge, in der sich die meisten bewegen.


Und daraus auch ein paar Vorschläge, wie man damit sinnvoll umgehen kann.






Es sind die Frauen - überwiegend.

Wer sich die Struktur unserer Facebook-Gruppe einmal näher anschaut wird feststellen, dass Abnehmen ganz offensichtlich vor allem ein Thema für Frauen ist. Zumindest scheint dort die Bereitschaft, etwas gegen das Übergewicht zu tun überproportional hoch zu sein.

Ich denke das hat mit verschiedenen Faktoren zu tun. Frauen fühlen sich gesellschaftlich verpflichteter, dem jeweils aktuellen Schönheitsideal zu entsprechen. 

Das dürfte der eine Teil sein. Ausserdem spielt sicher eine Rolle, dass traditionell die Zubereitung von Essen auch heute noch überwiegend Frauensache ist. Auch wenn das sicher nicht mehr so stark der Fall ist wie z.B. vielleicht noch vor 60 Jahren. 

Und - Frauen scheinen einen wesentlich stärkeren Antrieb zu haben, Zustände zu verändern, wenn sie ihnen nicht gefallen. Männer sind da - äh - konservativer. Ein Beispiel:

Wenn ein Single-Mann 10 Jahre in einer Wohnung lebt, sind die Chancen relativ hoch, dass die Wohnung noch weitgehend so aussieht, wie das beim Einzug der Fall ist. 
Bei einer Single-Frau ist das eher unwahrscheinlich. Dort findet im Zukauf oder Neukauf von Möbeln un Accessoires viel mehr Bewegung statt. Und auch die Position der Möbel dürfte schon ein paar Mal verändert worden sein. Falls sie überhaupt noch in der gleichen Wohnung lebt. *hust

Ähnlich sieht es dann beim Zusammenziehen aus. Die Chancen, dass die Frau das Heft in der Hand hat, wie die neue gemeinsame Wohnung aussieht sind relativ hoch. Die Rolle des Mannes wird sich eher im kompromissbereich bewegen, sowohl bei der Entscheidung, was er vom eigenen Hausstand "behalten darf" ("Nein, nicht der hässliche schwarze Fernsehsessel, der ist viieeel zu klobig!" "Aber der ist bequem und war teuer..." "...") 

Sprengstoff: Wie Männer wirklich denken
Auch wenn es oft nicht den Anschein macht: Wir Männer sind zeitweise klug und diplomatisch.
Und wir kennen das Minenfeld "Frau und ihr Gewicht" sehr genau, je älter und erfahrener wir sind. Und wir wissen: Was auch immer wir sagen, wir können da nicht gewinnen...

Sie: "Schaaahaaaatz... Findest Du auch, ich bin dicker geworden?"
Er: "Nein, alles in Ordnung."

Sie: "Das sagst Du doch jetzt nur so, ich sehe das doch deutlich im Spiegel."
Er: "Errmn. Nein. Du bist für mich absolut richtig so - ich  liebe Dich, wie Du bist."
Sie: "Ich muss was tun, ich werde jetzt Abnehmen. Ich habe da ein Programm im Internet gefunden, das soll recht vielversprechend sein. Dir würde das auch nicht schaden"

Jetzt gibt es unterschiedliche Varianten, was "Er" antwortet, aber was er tatsächlich denkt ist ziemlich oft das Gleiche... Sinngemäss sieht das dann so aus...

Wenn das der erste Versuch ist... : "Au weia, jetzt fängt die auch noch damit an" 

Wenn es einer von vielen ist (was wahrscheinlich ist):
"Ah. Gehts schon wieder los. Naja, die 2 Wochen stehe ich locker durch. Dann eh ist wieder alles beim alten." Vermutlich noch gefolgt von einem "So lange sie mich da aussen vor lässt..."

Männer wollen nicht wirklich etwas ändern. Zumindest dann nicht, wenn sie keine Motivation verspüren. Das ist einer der Unterschiede zwischen Frau und Mann...


So. Und darin steckt aber auch eine Menge Konfliktpotential. Doch dazu später mehr. 
Gehen wir aber erst mal von dem Ideal aus:

Er macht mit
Entweder versucht sie, ihn zu überzeugen, er müsse mitmachen. Vielleicht klappt das sogar. 
Oder er sieht von sich aus ein, dass etwas passieren muss. Da zwei Drittel der Männer im Übergewicht stecken ist das häufig so gar notwendig und sinnvoll. 

Für diesen Fall gratuliere ich beiden zu der Entscheidung, denn so werden beide ein schöneres, besseres Lebensgefühl haben und es ist für beide auch wesentlich einfacher, als wenn einer von beiden nicht mit macht.

ABER: Eine grosse Fussangel steckt hier in der tatsächlichen Beteiligung. 
Es nützt wenig, wenn nur "Sie" sich auskennt und sich intensiv mit dem Thema "gesundes Essen" beschäftigt und er nicht. Ohne ein Verständnis, was, wann und warum gut oder schlecht ist, ohne das Wissen, was an den althergebrachten Erkenntnissen richtig oder falsch ist, gibt es da nicht nur eine Menge Fallen, in die "Er" tappen kann, sondern es fehlt an Dauermotivation.  Deshalb mein Tipp: Wenn er mit im Boot ist, dann sollte er ebenso navigieren und den Kompass bedienen können wie sie. Das wird dann auch den heimlichen Schlenker nach der Arbeit zum Restaurant "Das goldene M" unwahrscheinlicher machen. 
Und erspart ihm somit das schlechte Gewissen und ihr die Enttäuschung.

Es ist ihm wurscht.
Achtung! Hier gibt es einen klaren Unterschiede zwischen "Es ist im WIRKLICH wurscht" und "Es ist ihm erstmal wurscht". Denn - eine Zeitbombe steckt darin, wenn er sich darauf verlässt, dass sie sowieso nach kurzer Zeit aufgibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass seine Frau tatsächlich nach 2 Wochen aufgibt, ist nicht wirklich hoch. Der Gewichtsverlust, die Einfachheit von KK und der schöne Zusammenhalt der KKommunity sorgen für eine wesentlich länger andauernde Motivation. 
So kommt es, dass das anfängliche Verständnis für sie uns ihren vermeintlich kurzfristigen Spleen irgendwann umschlägt in deutliche Opposition. Das sollte lange vorher ausgeräumt werden, bevor das soweit ist. Am Ende schlage ich dazu etwas vor...

Es ist ihm wirklich wurscht.Sofern es ihm tatsächlich egal ist und beide sich auf "Leben und leben lassen" verständigen kann man damit umgehen. Sofern er nicht auf seine Zuckerdosis, seine Weissbrötchen und sein Bierchen verzichten will - kann man auch aneinander vorbeizirkeln. Ich glaube allerdings, dass es sehr sinnvoll ist, ein paar gemeinsame Spielregeln auszuarbeiten. 

Fair geht vor.
Schwierig ist zum Beispiel, wenn viele Nogos im Haus sind. Ein Schrank voller Schniggers ist eine ständige Versuchung und macht es ihr schwerer. Und noch schwerer ist es, wenn er genüsslich den Schokoriegel vor ihr isst. Ich glaube, in einer fairen Partnerschaft hat das eigentlich kein Platz. Meistens sind es "die jungen Kerle", denen es da vielleicht ein bisschen die Reife fehlt, oder falsch verstandener Humor. Jungs: Lasst das sein. 

Nehmt sie und das, was sie tut ernst, denn zu einer guten Partnerschaft gehört gegenseitiges Verständnis und den Partner ernstzunehmen. Und zu unterstützen. Andersherum würdet Ihr Euch das auch wünschen. Packt seinen Süsskram an einen eigenen Platz, z.B. in einen bestimmten Schrank und verteilt ihn nicht über die ganze Wohnung. Ideal, wenn die Schublade oder die Tür quietscht ^^. Das hilft. Die andere Frage ist, ob man die Schoki zwingend direkt vor den Augen des Partners essen muss. Ein Raucher nimmt ja meistens auch Rücksicht auf Nichtraucher und kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, vor einem trockenen Alkoholiker mit Genuss ein Schnaps nach dem anderen zu kippen, wenn man es weiss. Und so viel anders ist das doch nicht? Nehmt Rücksicht! Es kostet Euch nichts, das zu tun. Und Harmonie ist doch sicher auch Euer Wunsch?  

Gemeinsame Hauptmahlzeiten
Zu den Hauptmahlzeiten ist es eigentlich recht einfach - denn ob er nun ein paar Nudeln mit dabei hat oder Kartoffeln, während sie ihr Schnitzel mit Salat geniesst sollte kein Problem darstellen. Man kann das Essen so gestalten, dass er den Reis dazu isst,  und sie den Blumenkohlreis, etc. Das braucht am Anfang etwas Phantasie und Willen, geht aber bald in Fleisch und Blut über. Es geht! Viele können das. Ihr auch.

Ein paar allgemeine Gedanken

Eine echte, funktionierende Partnerschaft zeichnet sich durch Miteinander und nicht durch ein Gegeneinander aus. Man muss miteinander vernünftig reden können. Und gerade bei so etwas Wichtigem wie einer dauerhaften Ernährungsumstellung ist das elementar. 

Trotzdem kann niemand einem anderen vorschreiben, was er zu essen hat. 

Das ist jederfraus und jedermanns eigene Angelegenheit. Das Recht auf Selbstbestimmung ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiges Grundrecht für alle, und sollte in einer Partnerschaft eine Selbstverständlichkeit sein. 

Das gilt aber in beide Richtungen! Man kann ihm nicht vorschreiben, was er zu essen hat.
Und sie hat aber das gleiche Recht. In der gleichen Selbstverständlichkeit - mit dem gleichen Selbstbewusstsein. 

Ausnahmen sehe ich allerdings dort, wo es gesundheitsmässig fragwürdig ist.
Die Grenzen in beide Richtungen (Über- oder Untergewicht) sollte die individuelle Gesundheit festlegen.

Missionieren: falsch - Vorbild sein: richtig

Sehr, sehr oft habe ich jetzt in der Facebook-Gruppe beobachtet, dass sie angefangen hat, Erfolge hatte und der Rest der Familie nachgezogen hat. Vorher waren alle kritisch und wollten sich das "erst mal in Ruhe anschauen". 

Ich glaube, das ist der bestmögliche Ansatz. Niemand kann gegen seine Überzeugung zu einer Ernährungsumstellung bewegt werden, zumindest nicht, wenn die Bereitschaft, das Hintergrundwissen aufzunehmen, nicht oder zu wenig da ist.

Oft entstand die Motivation durch das Vorbild geben. Das trifft auf die Partner übrigens genauso zu, wie auf die Freunde/Freundinnen oder Arbeitskollegen. Auch dort ist das Vorbild, das Sehen, dass es funktioniert die viel stressfreiere harmonischere Variante des 
Überzeugens gewesen als das "Missionieren"  und das "Vorschreiben wollen".

Spart Euch den Stress, seid Vorbild. Das ist gut für die Eigenmotivation und am Ende die wesentlich energiesparendere Variante als alles andere. WENN dann jemand auf Euch zukommt (und das passiert öfters, als man denkt) dann steckt den Triumph in die hinteren Backen und nehmt den "Neuen" lieber die Scheu, in dem ihr ihnen hilfreich zur Seite steht als mit Sätzen wie "Habe ich es nicht gleich gesagt" für schlechte Gefühle zu sorgen

Ein paar Worte an die Männer

Ich habe Euch nicht vergessen. Und ja, es gibt auch ein paar wenige von Euch, die das aus freien Stücken von selbst probieren und erfolgreich sind. Aber wir sind in der Minderheit. Die meisten tun sich schwer, aus der Komfortzone zu kommen und ein paar Möbel im Kopf umzustellen. Trotzdem müssen wir anerkennen, dass wir "es" leider in Sachen Übergewicht viel nötiger haben, denn wir haben mit knapp 70% zu 53% bei den Frauen leider die Nase vorn. 

Ich bin selbst ein Mann. Ich weiss, wie resistent wir gegen gute Ratschläge sind, die von uns Veränderungen fordern würden. 

Klar kann ich Euch empfehlen: Setzt Euch mit dem Thema mal auseinander, tut was. 
Aber das ist die digitale Tinte kaum wert, die das kostet.
Gesundheit? Pah. Wen interessiert's? (Das kommt erst dann, wenn es zu spät ist.)
Attraktivität? Wozu, wir haben ja eine sicher... (haben wir?)
Besserer Sex? Öhm... echt jetzt? (Komm schon, sind wir wirklich so primitiv? DAS funktioniert? Na wenigstens... ^^)


2 Wochen, die ein Leben verändern können
Egal ob Mann oder Frau - beide Seiten werden ein schöneres, besseres Lebensgefühl verspüren, meistens schon nach 2 Wochen. Und 2 Wochen ist keine Ewigkeit, das kann man schon mal ausprobieren. Wer die "grüne Energie" mal verspürt hat, dem wird die Entscheidung pro KK leichter fallen. 



Im nächsten Teil geht es um einen genau so wichtigen Punkt: 
Was ist mit Kindern? 
Aber das ist eine andere Geschichte, die soll ein ander Mal erzählt werden. 
Für heute:


Bis später.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Männer wollen nicht wirklich etwas ändern"
trifft nicht auf alle männer zu, aber doch auf viele ;)
und der ein oder andere hat auch damit ein problem das seine frau sich ändert. so äußerlich... und kommen nicht damit klar. diese frauen dürfen dann nicht nur gegen kilos, sondern auch noch gegen (oder um?) ihren mann kämpfen :/

für mich bzw. über meinen mann kann ich sagen das er mich unterstützt da er merkt das kk mir gut tut. jetzt muss ich ihm nur noch klarmachen das möbelumstellen mir auch gut tut ;)

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