Mittwoch, 9. April 2014

Vorgeführt und abgespeist: Das Deutsche Lebensmittelbuch

So funktioniert Lebensmittelsicherheit in Deutschland
Das Deutsche Lebensmittelbuch
Mumpfelstielzchen grüsst aus Berlin


Unsere Freunde von foodwatch haben eine klare Forderung, die ich gerne unterstützen möchte.

Und zwar geht es um die Mechanismen, die uns Verbraucher eigentlich schützen sollten, aber - so wie sie sind, nicht funktionieren. Ich kenne ja noch ein paar andere, aber das ist ein kleiner Teil, der das Märchen vom Mumpfelstielz einfach nur wahr sein lässt.

Was ist...?
Wie die Lebensmittelwirtschaft Produkte gestaltet (und in der Folge auch kennzeichnet) wird in Deutschland in einer Sammlung von Leitsätzen, dem sogenannten Deutschen Lebensmittelbuch festgehalten. An sich eine gute Sache, wenn da nicht...

Wer ist...?
Die Zusammensetzung der Kommission, die die Leitsätze beschliesst besteht aus verschiedenen Gruppen.
Neben einer Vorsitzenden gibt es da eine Gruppe, die die Verbraucher vertritt, eine mit Vertretern der Lebensmittelüberwachung, eine aus der Wissenschaft und - eine aus der Wirtschaft.


Wo ist das Problem?
Die Schwierigkeit, die sich aus dieser Zusammensetzung ergibt ist, dass 
a) alle Beschlüsse im Konsens zu erfolgen haben, was soviel heisst wie - passt einer der Gruppen nicht, was die anderen gerne haben wollen, können sie das ablehnen und damit passiert - nichts.
b) und das kritisiert vor allem foodwatch zurecht - die Sitzungsprotokolle als geheim eingestuft sind. Warum?!


Was sind die Folgen?
Die Folgen aus dieser unsäglichen Vorgehensweise ist nun, dass es Produkte in den Regalen gibt, die es so eigentlich nicht geben dürfte...

Quelle: foodwatch-Webseite, Bilderstrecke


Kalbsfleisch-Leberwurst in der 15% Kalb ist, der Rest wird mit Schwein aufgefüllt, herzlichen Dank an dieser Stelle im Namen derer, die Schwein aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen ablehnen.
Kirsch-Tee, der nur nach Kirschen schmeckt aber niemals eine Kirsche sieht, und Alaska-Seelachs, wohlgemerkt ohne Lachs, der ist da überflüssig. Wer noch mehr diese abenteuerlichen Dinge kennen lernen möchte, der möge sich gerne auf dieser Seite von foodwatch einmal die Bilder der Fotostrecke anschauen. Einfach ein wenig herunterscrollen. 


Wenn nun jemand diese absurden Regelungen monieren wollte, dann reicht es aus, dass die Gruppe der Wirtschaft etwas dagegen hat, dass hier klarere Kennzeichnungen stattfinden. Und es passiert... nichts.

Was das Ganze nun in meinen Augen so richtig problematisch macht  ist, dass die ganze Chose aus Steuergeldern bezahlt wird. 

Zitat von der BMEL-Webseite:
"Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt die Arbeit der Kommission, indem es die anfallenden Kosten übernimmt und ihr ein Sekretariat zur Verfügung stellt, das den Schriftverkehr abwickelt." 


Und weiter:
"Das BMEL ist nicht selbst Mitglied der Kommission und hat daher auch kein Stimmrecht."
Wir geben das Geld, aber nach uns die Sintflut, wir übernehmen keine Verantwortung, könnte da auch stehen.

Ich denke, wer für die Lebensmittel-Sicherheit bezahlt (und das sind nun mal die Steuerzahler) sollte auch eine Stimme haben, wenn etwas schief läuft. Dementsprechend empfehle ich, den Druck auf die Verantwortlichen mit der Teilnahme an der fw-Emailaktion zu erhöhen und eine klare Gegenposition gegen die bisherige Handhabe zu beziehen. 

Wer das Buch übrigens kaufen und anschauen will wird enttäuscht sein, denn eine Printausgabe spart man sich ebenso, wie die Protokolle.

Zital BMEL:
"
Das BMEL gibt aufgrund der häufigen Leitsatzänderungen und damit aus Kostengründen keine gedruckte Fassung der Leitsätze heraus.
Hier war allerdings ein Profi der Benutzerfreundlichkeit am Werk, wer mich verstehen will, der möge dort einfach mal nach klaren Auskünften suchen. Viel Spass dabei...
Das ist natürlich nicht unbedingt förderlich bei der Transparenz, die ja schon an anderen Stellen leidet...




Ich werde bald noch ein paar mehr dieser seltsamen Konstrukte vorstellen, die den Lobbyismus in sehr ähnlicher Weise unterstützen, aber für heute soll es das gewesen sein.

Bis bald.


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