Samstag, 5. April 2014

KK und die Rolle des Partners - Teil 2


KK-Reihe: Wissen
KK und die Rolle des Partners
Teil 2: Ein Partner, mit Kindern


In kaum einem Thema stecken mehr Möglichkeiten, sich bei Eltern unbeliebt zu machen wie in einem Text wie diesem, der Empfehlungen abgibt, wie man mit Kindern umzugehen hat. 
Und nach dazu hin von jemandem, der selbst keine hat. Das ist mir sehr bewusst. 

Trotzdem gibt es immer wieder Mütter, die einen Rat suchen oder ihre eigene Vorgehensweise bestätigt sehen wollen. Und trotzdem liegt mir persönlich das Thema Kinder sehr am Herzen. So sehr, dass es im Zuckerfilm ein eigenes Kapitel bekommen wird.

Seht es doch einfach als ein paar Gedanken an, aus denen man sich das herausnimmt, was man selbst für am Besten hält. Das wär' vermutlich ein guter Kompromiss.




Wenn man von Kindern spricht, dann schaut man im Geiste in die grossen Kinderaugen und neigt dazu, den Titel dieses Textes zu vergessen. Es geht hier noch immer um die Rolle des Partners. Auch wenn jetzt zum vorigen Bericht (Teil 1) noch ein weitere Protagonisten hinzukommen. Aber beleuchten wir zunächst einmal...

Die Ausgangssituation
Auch wenn sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft fraglos in den letzten Jahrzehnten sehr verändert hat, beobachte ich in Familien mit Kindern doch auch heute noch eine sehr prominente Rolle der Frau, wenn es um die Zubereitung von Essen und deren Beschaffung geht.

Was man bei der Betrachtung der aktuellen Situation nicht ausser acht lassen darf sind 2 elementare Einflüsse, die neu hinzu kamen.

Da sich heute nicht wenige Familien dem finanziellen Druck beugen müssen wird sich oftmals nicht mehr auf eine Person alleine verlassen, die das Geld nach Hause bringt. Oft ist die Frau im Gegensatz zu Ommas Zeiten mindestens Teilzeit beschäftigt, damit man ein Auskommen hat. Das sorgt für Zeitdruck und Stress, wo das früher als reine Hausfrau noch keiner war.

Der zweite Punkt, den ich sehe ist, dass die Essenszubereitung, wie sie früher noch erlernt wurde irgendwann nicht mehr weiter vermittelt wurde. Da ist etwas geschehen. Ich habe lange darüber nachgedacht, glaube heute aber, dass es möglicherweise eine Art Gegenreaktion gegen das alte, nicht mehr gewünschte Bild der Hausfrau am Herd sein könnte, die dafür gesorgt hat, dass es uncool wurde, wie früher üblich von der Mutter das traditionelle Kochen zu erlernen.

Was daraus entstand ist nicht gut.
Beides hat dazu beigetragen, dass Essen heute vorzugsweise aus der Pappschachtel, dem Tetrapak und der Knisterfolie kommt. Fertige Zutaten, fertig gewürzt, mit einer mehr oder weniger einfachen Zubereitungsanleitung aufgedruckt. 
Es muss schnell gehen und einigermassen schmecken. 
Und preisgünstig sollte es auch noch sein. Der unguter Trend der Zeit. 
Und ganz sicher einer der Gründe, warum wir uns heute hier in der Notwendigkeit treffen, etwas gegen Übergewicht unternehmen zu müssen.

Ja, aber die Kinder...
Ich weiss nicht wie oft ich in den letzten vielen Monaten gelesen habe, dass Kinder ja nicht KK essen können. Dieses Bewusstsein scheint bei einigen fest eingebrannt. 

Allein - ich verstehe diese Sichtweise nicht. 
Was macht denn das Schnellfertigessen tatsächlich für Kinder wertvoller und Richtung Gewichtszunahme weniger gefährdend als für Erwachsene?Wieso sollte man selbst von gesundem Gemüse leben und das den Kindern vorenthalten?

Die Zahlen bei Kindern in Bezug auf das Übergewicht nehmen tatsächlich zu und gehen ebenso wie bei den Erwachsenen in eine ungute Richtung. Und wir haben heute eine noch viel beunruhigendere Entwicklung in Bezug auf das Geburtsgewicht. 4 kg - Babies sind keine Seltenheit mehr. Woher das kommt werde ich an anderer Stelle noch intensiver beleuchten, für heute soll es nur den Appell unterstützen, den Kindern gesundes Essen nicht vorzuenthalten.

Verdammte Axt, ich hab' die Zeit einfach nicht...
Tja. Ich sehe das Problem. Aber ich sehe in dem Satz keine Bemühung zu einer Lösung hin.
Seien wir doch mal grundehrlich miteinander... Wer verdammt soll denn einen Einfluss auf die Ernährung der Kinder nehmen wenn nicht Ihr als Eltern? Wer?! 


Die Kitas? Die das Essen via Convenience Food von Drittanbietern anliefern lassen, oft nicht unbedingt etwas besseres als Fertigkram? Schulen? Schön wenn es Ausnahmen gibt, aber in der Regel ist das, was Kinder über gesundes Essen erlernen heute weder ein gesunder Massstab noch fachlich immer unbedingt richtig. Und - mal ehrlich - wer hat als Kind schon ein echtes Interesse oder erkennt die Wichtigkeit dieses Unterrichts? Das werden nur sehr, sehr wenige sein.

Ich habe im letzten Bericht auf die Selbstbestimmung gepocht. Bei Kindern sehe ich das ein wenig anders gelagert. Als gesichert sehe ich an, dass ein gesundes Kind ein sehr gutes Gefühl dafür hat, was der Körper während der besonderen Zeit des Wachstums braucht. 
Ein gesundes. Eines, das nicht mit Suchtstoffen und Produkten, die bestimmte Inhaltsstoffe nachahmen abgefüllt wird. Dabei rede ich in erster Linie von Zucker, Süssgetränken und Geschmacksverstärkern und einigen Aromen. 

Der Wunsch, das Kind vor Schlechtem zu bewahren sollte an einer so elementaren Stelle wie der Ernährung nicht Halt machen. Bitte.

Zurück zum Titel
Ein möglicher Lösungsansatz des obigen Gesamtproblems könnte das Einbeziehen des Partners sein. Selbst wenn er von dem Angebot einer gesünderen Ernährung und der damit einhergehenden stärkeren Lebensenergie nicht Gebrauch machen will. Und auf seine eigenen Suchtstoffe eben nicht verzichten kann. Oder will. 

Die Unterscheidung zwischen dem, was Erwachsene dürfen zu dem, was Kindern erlaubt ist findet ja ohnehin statt. Während Papa raucht und sein Bierchen oder Weinchen trinkt bekommt das Kleinkind ja auch nicht ne Fluppe zwischen die Lippen gesteckt oder den Masskrug vor die Nase gestellt.

Das Zeitproblem ist ein sehr relatives. Viele unserer Rezepte auf der Webseite haben eine Zubereitungszeit, die sich gar nicht so sehr von der von Fertiggerichten unterscheidet, und selbst wenn es mal 10 Minuten mehr sind - was für ein geringer "Preis" das doch ist.

Und was wäre, wenn man von den Standards "der Mann trägt den Müll runter" oder "der Mann staubsaugt die Wohnung" mal weiterdenkt zu "der Mann nutzt das schärfste Messer im Haus und schneidet das Gemüse"? 

Früher war die Küche in vielen Gegenden Deutschlands ein Treffpunkt für die Familie.
Was, wenn man von der leider sehr üblichen Unart, dass sich Ehemänner und Kinder von Fernseher, PC und Spielekonsole nur schwer fürs Essen lösen einmal Abstand nimmt und etwas neues ausprobiert? Was, wenn man das Essen einfach mal gemeinsam zubereitet, alle miteinander. Dem Essen den Stand einräumt, der ihm vielleicht sogar gebühren würde. 
Alle miteinander? 

In den TV-Sendungen über schwierige Familienverhältnisse wie Supernanny oder strengste Eltern der Welt gibt es eine Konstante, die sich durch alle zieht. Struktur. Das Leben wurde für alle besser, wenn die Familie eine vernünftige und verlässliche Struktur bekam.

Wieso sollte Essen und dessen gemeinsame Zubereitung nicht Bestandteil dieser Struktur werden?

Einigkeit ist wichtig
Einigkeit der Eltern bei den elementaren Dingen scheint mir der Schlüssel zu einer funktionierenden Erziehung zu sein. Sind sich die Partner uneinig (siehe erstes Kapitel) wird es in Bezug auf eine gesunde Ernährung schwierig. Ein paar Gespräche könnten hier eine gemeinsame Richtung vorgeben. Dazu müssen aber beide das Thema ernst nehmen und wenigstens die Grundlagen kennen. 

Ich erinnere nicht mehr genau, wer das war - aber eine Begegnung, die ich hatte, passt hier ganz gut. Ein junger Vater erklärte mir mit verschmitztem Grinsen, dass das letzte, was er essen würde - Gemüse sei. Er habe das nie gemocht, und er werde das auch nie.
Schade, von seinem Gewicht her hätte es ihm gut getan. Aber es ist seine Entscheidung.
Was ich daran nicht gut finde ist, dass dann die kleine Tochter um die Ecke kam und die Mutter mir erklärte, sie käme wohl eher nach dem Vater. Sie würde auch kein Gemüse mögen.


Das ist Quatsch
Es gibt keine genetische Grundprägung für Gemüsevorlieben. Hier war der Vater einfach nur Vorbild. Und auch wenn es mir sein Charme schwer macht, mit dem er lächelnd mit einem gewissen Stolz dann SEINE Tochter auf den Schoss nahm, die so sehr nach ihm kommt: 
Ich halte das für falsch. 

Denn wenn ich einem Kleinstkind auf dem Spielplatz erkläre, dass  der Hundeknöttel, den es sich gerade zur eingehenden Untersuchung in den Mund schieben will BÄH ist geht das in Ordnung. Aber wenn Papa dann bei Gemüse auch BÄH sagt, dann nimmt er dem Kind die eigene Möglichkeit zu entdecken, was es natürlicherweise vermutlich sogar gut finden würde. Und das ist aufgrund der möglichen negativen Folgen in meinen Augen nicht ok.

Was beide besser nicht tun sollten
Nach der Veröffentlichung des Zuckerfilmes wird vermutlich einigen klar, warum Zucker, wie wir ihn momentan konsumieren eine sehr ungünstige Wahl ist. Und ich greife ihm ein klein wenig vor, wenn ich sage: "Einer der grössten Fehler ist, dass wir Erwachsenen den Kindern suggerieren, dass Zucker etwas besonders Tolles ist."

Und das tun wir. Zu oft. Ich zitiere da einen Satz, den wir alle kennen dürften...
"Wenn Du brav warst, bekommst Du ein Eis." 

Das heisst übersetzt leider nichts anderes wie: "Süss ist Belohnung" und "Süss ist toll".
Das ist es nicht. Ihr werdet sehen.



Fazit
Es gibt mehr Gründe, die dafür sprechen, wenn eine ganze Familie inklusive der Kinder mit kleineren Zusätzen sich gesund zu ernähren als Gründe, die dagegen sprechen. 

Es gibt eine Menge Schwierigkeiten, die den Umständen geschuldet sind, die uns unsere Gesellschaft so vorgibt. Man kommt aber nicht voran, wenn man sich mit denen einfach so abfindet. Und wenn man selbst mit einem hohen Gewicht zu kämpfen hat, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass dies auch irgendwann für die Kinder gleichermassen gilt.
Das KANN niemand wollen. Es gibt für mich keinen Grund, die Kinder mittelfristig in dem Ernährungsumfeld zu belassen, das für einen selbst nicht gut war.

Gerade für die Kinder sollten die Partner zusammen halten und - falls es das gibt - ihrer gegebenen Verantwortung in gesunder Weise gerecht werden.


Bis später.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich finde den Artikel toll. Selbst habe ich keine Kinder, weil ich so viel Übergewicht habe, dass meine Eierstöcke einfach nicht mehr produzieren wofür sie da sind. Ich habe eine Insulinresitenz auch dadurch. Mit KK werde ich nun abnehmen, dann bekomme ich ein gesundes Kind und werde ihm sehr beibringen dass Zucker BÄH ist.. nicht komplett BÄH .. aber es wird sicher andere Geschmäcker eher mögen, weil wir es dann anders vorleben. So der Plan ... bisher scheitert es noch am Übergewicht. :-) Guter Artikel und ich stimme dem eigentlich zu. Übrigens habe ich gerade mal 30-40min beim Zubereiten mit frischem Gemüse benötigt zum Kochen. Das finde ich nicht lange. Baby ins Laufgitter, Kind ins Kinderzimmer zum Spielen, Papa hinterher zur Aufsicht und dann geht das auch. .. Oder sehe ich das zu blumig? Ne Lasagne ala Maggi braucht auch fast 30min.

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