Mittwoch, 11. Februar 2015

KK-Warenkunde: Inulin

KK-Warenkunde
INULIN
Der neudreiste Trick der Zuckerverstecker?



Ich wurde gestern abend gefragt, ob es in Ordnung ist, vor dem Fernseher noch ein kleines "Bisschen" Wurst zu knabbern. 
Eine innere Stimme sagte mir "Frag mal nach dem Markennamen"...
Wie gut, dass ich das auch getan habe...

Es gibt ja in Deutschland praktisch keine Wurst mehr, die nicht irgendeinen Zuckerzusatz beinhaltet. Man könnte sich mal fragen, wieso das so akzeptiert wird, aber das ist ein anderes Thema - für einen anderen Blog-Beitrag.

Nun haben wir mangels Alternative die Empfehlung, bei Wurstwaren wenigstens unter 3% zu bleiben, und die Zutatenliste auch auf Abnahmehemmer wie Geschmacksverstärker, Hefeextrakte, Gewürzextrakte, Getreidebestandteile und ein paar andere unnötige "Goodies" zu scannen. Ist sowas drin, bleibt's im Regal.

Als ich nun gestern die Markenbezeichnung der Wurst gehört habe, recherchierte ich kurz im Web nach den Werten dieser Wurst. Was mich aufmerken liess war der hohe Brennwert derselben.

Die Frage nach dem Zuckergehalt war schnell beantwortet:
0,3 Gramm auf Hundert, das würde unter unsere Grenze fallen.
Aber... dieser Brennwert... Komisch...




Die Fragestellerin war dann so nett, ein Foto von der Zutatenliste zu schicken.
Was ich dann sah, wollte ich erst einmal gar nicht glauben, denn das hatte ich noch nie zuvor auf einer Zutatenliste gesehen: An dritter Stelle steht: Inulin.







Nun weiss das vielleicht nicht jeder, aber die Reihenfolge der genannten Zutaten sagt etwas darüber aus, wie viel von was drin ist, und das, von dem am meisten drin ist, steht ganz vorne... Und die haben Inulin an dritter Stelle... Na Mahlzeit... 
Daher also der hohe Brennwert? 
Durchaus möglich... Immerhin schlägt hier schon allein ein Wert von 210 kCal per 100g zu Buche...

Was ist das... Inulin?
Inulin ist ein Gemisch von Mehrfachzuckern. 
Und das muss in Deutschland (*lt. Gesetz) nicht in der Spalte auftauchen, die den zuckerbewussten Verbraucher interessiert: "-davon Zucker".
Das heisst erst einmal - im vorliegenden Beispiel ist wesentlich mehr Zucker drin, als ausgewiesen wird. Ohne dass wir es wissen. Mal wieder.

Warum machen die das wohl überhaupt?
Nun, man könnte dem Hersteller jetzt zugute halten, dass er hier versucht, ein Produkt für Diabetiker bereitzustellen. Eine "Diabetiker"-Wurst. Denn Inulin wird ja gerne als Süssungsmittel für Diabetiker propagiert, weil es keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel hat. Wie auch? Die Basis von Inulin ist - Fructose.
Allerdings ist auf keiner Abbildung im Netz auch nur annähernd ein Hinweis auf der Packung, dass es sich um eine solche Diabetikerspezialität handelt. 
Und die Fragestellerin hat auf meine Bitte hin die Wurst auch in alle Richtungen gedreht und gewendet - nichts.  
Geht es dann um die süsskraftverstärkende Wirkung? Hm...


Natürliches Vorkommen
Natürlich kommt Inulin vor allem in den KK-konformen Lebensmitteln Topinambur, Chicoreé, Spargel, Knoblauch, Poree und Zwiebeln vor.
Meine persönliche Meinung und Beobachtung unterscheidet aber eines gerne:
Was die Natur selbst zusammenstellt, kommt meistens in wesentlich gesünderen Gesamt-Verhältnissen daher, als wenn der Mensch etwas isoliert und woanders hinzufügt. Mir persönlich wird das viel zu wenig berücksichtigt bei all der Lebensmittel-Chemie.


Was passiert im Körper mit Inulin?
Fast nichts. Denn uns Menschen fehlt ein bestimmtes Enzym, um die Molekülketten aufzubrechen. So geht es quasi ungestreift durch den Dünndarm durch, und wird erst von der Darmflora im Dickdarm zersetzt. 
In kurze Fettsäuren, hauptsächlich Essig- und Milchsäure - und in Fructose. 
Letztere kann aber von dort nicht aufgenommen werden. Bingo.

Bei gesunden Menschen wäre das bis auf die Nebenwirkungen (ich zitiere da mal frei einen lieben Menschen: "Pupskoma nach Wurstkonsum") erst einmal relativ unbedenklich.

Im Gegenteil - für normalsterblich Gesunde ist das sogar ein guter Ballaststoff, der dabei hilft ein paar gute Darmbakterien aufzubauen.


Nogo für Fructoseintolerante
Aufmerken lässt aber, dass fructoseintolerante Menschen vor Inulinkonsum ausdrücklich gewarnt werden. Hier wäre ein Warnhinweis auf der Wurst begleitend zu den vielen "ohne Zusatz"-Werbebotschaften eventuell eine gute Idee? 
Und - wieso das eigentlich, wenn die Fructose im Dickdarm doch gar nicht aufgenommen werden kann? Bei den eher dünnen Betroffenen sorgt eine körperliche Besonderheit gerne für schweren Durchfall. Bei den eher korpulenten jedoch...




Und jetzt kommt das grosse Aber:
Wir beschäftigen uns hier auf diesem Blog und in der KK-Facebook-Gruppe mit Abnehmen.
So ist es - zumindest bei uns - besonders wichtig - einen ganz bestimmten Umstand zu kennen: 


Gerade Übergewichtige mit Tendenz zu oder schon vorliegender Adipositas unterscheiden sich von den normalsterblich gesunden Dünnen leider in viel zu grosser Zahl in einem: 

Die kleinen "guten Bakterien" des Dickdarms befinden sich aufgrund einer Fehlbesiedlung viel zu oft leider auch schon im davor geschalteten Dünndarm.

Das heisst das schöne theoretische Planspiel vom durchlaufenden Posten Mehrfach-Zucker Inulin funktioniert eben gerade bei jenen nicht, die eigentlich besonders auf Fructose und Co achten sollten. Denn im Dünndarm wird das von den Bakterien auseinander genommene sehr wohl - ganz normal - vom Körper aufgenommen!

Zusätzlich ist das dort auch nicht ganz ohne:

Denn bei dieser Personengruppe kann das auch erhebliche Wirkungen auf den Körper haben: Starke Unterleibsschmerzen, Kreislaufzusammenbrüche, und ähnlich nette Dinge, auf die man gerne verzichten möchte.

Und das ist mir persönlich bei den Übergewichtsstatistiken in unseren Breitengraden ein viel zu hohes Risiko, das hier eingegangen wird, in dem man diesen Stoff neuerdings als normale Zutat isoliert zweckentfremdet.


Fazit: 
Ich war hier ja eigentlich auf den Wortwitz vorbereitet, dass man sowohl Hersteller als auch den Produktnamen auf chinesisch aussprechen sollte, dann würde es schon stimmen...
Aber ich glaube - sie wissen das nicht besser. Es gibt kaum Literatur im Web, die diesen Umstand auf dem Zettel hat.


Es wäre mir jedenfalls sehr wünschenswert, wenn dieser Mehrfachzucker in der isolierten Form schon bald wieder von den Zutatenlisten verschwindet. 

Für eine Abnahme erscheint er mir jedenfalls aus oben genannten Gründen komplett ungeeignet. 

Die KK-Empfehlung kann also nur lauten: Nogo in einer Zutatenliste.




Und noch etwas ist für KK wichtig. Ich habe weiter oben vom natürlichen Vorkommen in einigen unserer typischen Lebensmittel gesprochen, erinnert Ihr Euch noch? 

Ich möchte vor allem jenen Mitgliedern
- mit einem noch hohen BMI und die 

- in den ersten Wochen von KK sind
bei diesen Lebensmitteln im Falle von möglicherweise auftretenden Bauchkrämpfen empfehlen, diese Lebensmittel mit besonderer Vorsicht zu geniessen. 
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich das mit der Zeit legt, so wie die Fehlbesiedlung nachlässt. Geniesst sie einfach - später.


Für gesunde Menschen (in der Haltenphase) kann Inulin einen wertvollen Beitrag als Ballaststoff und Darmflora-Aufbaustoff bieten. Das sei hier nicht verschwiegen.
Wobei meiner persönlichen Meinung nach da die natürliche Variante in Wurzelgemüsen einfach der isolierten chemischen Variante am Ende eben doch vorzuziehen ist.
Nur so (m)ein Gefühl...


Bis später.





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