Montag, 28. Januar 2013

Geschwindgkeit - Speed - Zeit - und wir...

Wie schon erwähnt. Ich war Samstag im Kino.

Der Film ist dieser hier gewesen, und ich fürchte, Ihr werdet es nicht leicht haben, ihn anzuschauen, da diese Filme nicht überall und wenn dann nicht lange gezeigt werden...




Ich bin nicht sicher, ob mich der Film weitergebracht hat. Er hat eigentlich mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet um ehrlich zu sein. Es geht um den Wahnwitz, mit dem unsere Zeit immer schnellebiger, vollgepackter wird und wir mit unserer eigenen Zeit, die uns gegeben ist immer weniger auskommen. Gehetzt. Gestresst. Krank.

Es gibt ein paar gute Denkansätze und Denkanstösse, warum das so ist, und welche Alternativen man hat, weshalb ich ihn durchaus empfehlen kann. Schaut ihn, wenn ihr könnt.

Als ich draussen war aus dem Kino (und fror wie ein Schneider, ihr erinnert Euch) habe ich über die Aussagen und Ereignisse in dem Film noch lange nachgedacht. Mindestens zwei kamen zu Wort, die den Burnout als Anlass genommen haben, ihr Leben komplett umzukrempeln. Sie sind aus ihren Glaspalästen geflohen, haben ihr Smartphone an die Wand geklatscht und sind dort hin gezogen, wo die Natur noch schwer in Ordnung ist. Ob das jeder kann, sei mal dahingestellt, wir alle haben unsere Verpflichtungen, unser Umfeld, das wir nicht so leicht hinter und lassen können und rennen dem Geld hinterher, damit wir Strom und Miete zahlen können. Zumindest die meisten von uns.

Vom Hamsterrad war die Rede, und vor der gefühlten Notwendigkeit, das Handy sofort in die Hand zu nehmen, wenn es vibriert, weil eine SMS, eine Mail oder ein neuer Facebookeintrag uns das Gefühl gibt, wir müssen schnell reagieren, sonst verpassten wir was.

Das Hamsterrad. Tja. Das kenne ich. Ich nenne es Drehtüre. Das gibts auch hier.
Selbst in der als "langsam" bekannten Schweiz.
Wisst Ihr, was interessant ist? Eine Verknüpfung, die ich nach dem Film zusammen gebracht habe. Die langsame Schweiz hat in einer Umfrage, die alljährlich gemacht wird zuletzt erneut Platz 1 belegt. In der Frage, ob die Einwohner glücklich sind. Haben in der Schweiz die meisten auf der Welt prozentual mit "Ja" geantwortet. Vielleicht ist Geschwindigkeit und Glück in einer gewissen Weise miteinander verbunden.
Es muss uns nicht dauernd schwindelig sein, um Glück zu spüren. Muss nicht.

Und dann, dann dachte ich auf einmal an unsere Lebensmittel. 
Brühwürfel, Instantpulver, Fertigessen, das wir nur noch in die Mikrowelle schieben brauchen, oder Schnellrestaurants, in denen das Essen allenfalls auf den Anzeigen über dem Tresen hübsch aussieht, aber mit dem echten Produkt in der Pappschachtel so gar nichts mehr gemein hat. Wenn man es genau nimmt, dann ist der Speed hier auch schon angekommen.

Oft las ich in unserer Gruppe folgenden Satz - sinngemäss: "Wenn ich nach meinem stressigen Tag abends nach Hause komme, habe ich keine Lust mehr grossartig was zu kochen..." Die erste Reaktion war Verständnis. Bei den Kommentatoren. Bei mir.

Dabei sollten wir eigentlich anders reagieren, wenns richtiger sein sollte.
Wir sollten laut "HALT. STOPP!" rufen. Was gibt es eigentlich für eine bessere Möglichkeit, die Geschwindigkeit zu reduzieren, herunterzukommen, als eine halbe, dreiviertel Stunde in der Küche? Ein wenig Gemüse zu schnippeln, ein paar Zwiebeln anzubraten und ne Hühnerbrust abzuschmecken...?

"Neein, ich habe da keine Lust zu, bin viel zu kaputt..." - Ok, kann ich verstehen, ich kenne solche Momente. Aber was genau wartet denn statt der Küche auf uns? Schnell geschnittene Geschichten im Fernsehen, an deren Inhalte wir uns am nächsten Tag nur noch mit Mühe erinnern können? Das Internet, in dem wir uns selbst so gerne verlieren und erst spät merken, dass wieder ein paar Stunden "weg" sind und wir schon längst im Bett sein sollten, um am nächsten Tag wieder zu funktionieren wie ein Uhrwerk? 

Ich habe das für mich noch nicht zu Ende gedacht und bin mit meinem eigenen Rhythmus mit Sicherheit kein leuchtendes Beispiel, wie man es richtig machen sollte. Trotzdem finde ich, man sollte das mit der Küche mal ausprobieren, denn - auch wenn ich mich manchmal zwingen muss - die Zeit dort ist für mich tatsächlich eine kleine Insel der Ruhe und Entspannung. Und deshalb komme ich auch ganz ohne Fertiglösungen aus. Alles frisch. Gesünder, und das nicht nur wegen der Lebensmittel. Mein Ausstieg aus dem Hamsterrad.

In jedem Fall ziehe ich eines als Zwischenfazit aus der ganzen Sache:
"Glücklichsein und Hasten" sind zwei Dinge, die kaum nebeneinander her gehen.

Und wer will das nicht - Glücklich sein?!

Bis später.

1 Kommentar:

Lotte hat gesagt…

Das hast du wieder einmal sehr gut geschrieben. und ich stimme dir da vollkommen zu. Wenn mir alles zu viel wird oder ich das Gefühl habe ausbrechen zu müssen, ziehe ich mich in die Küche zurück und backe... das fordert meine Aufmerksamkeit, meine Zeit und lenkt meine Gedanken ab. und vor allem, so wie du schon schreibst, es nimmt die Geschwindigkeit aus dem Alltag. Lust habe ich abends auch meist keine mehr, doch wenn man erst mal dabei ist, fühlt man sich hinterher besser, als wenn man schnell schnell was gemacht hätte und das wäre es dann gewesen

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