Eine lange Autofahrt war das. Hin und zurück. In etwa 14, 15 Stunden.
Etwas Musik nebenbei, ein wenig Schimpfen über andere, die sich seltsam im Strassenverkehr verhalten, und nachdenken...
Ein paar Filmbeiträge der letzten Tage, meine Erlebnisse und Erfahrungen der letzten Wochen. Berichte im Autoradio... Sortiert. Und auf einmal fügen sich ein paar Puzzleteile ineinander zu einem Bild, dass ich so noch gar nicht gesehen hatte...
Gestern ging es in einer Sendung um Depressionen. Und das Hilfesuchende teilweise 1 Jahr warten müssen, bis sie einen Arzt gefunden haben, der - wie ein kommentierender Arzt sagte "bereit ist, eine emotionale Bindung" aufzubauen.
Dann ein paar Mal die Sendung "Die strengsten Eltern der Welt" in der sich Jugendliche fern ab der Heimat wiederfinden.
Kinder auf den Strassen, die Rauchen und trinken, neulich im Supermarkt eine Szene, bei der acht junge Menschen an der Alkoholtheke stehen und sich überlegen, ob die Jack-Daniels-Dose besser ist als Vodka, weils mehr reinhaut.
Und dann gestern die Nachricht von Anna, dass die Lebensmittelindustrie nicht verpflichtet ist, Maltodextrin als Zucker anzugeben, weil es ein Polysaccharid ist und kein Monosaccharid...
Was sind wir doch für eine zynische Welt geworden.
Eine Gesellschaft, deren Lebenspuls so schnell geworden ist, dass manche nicht mehr mitkommen, ausbrennen und mit den Folgen der unmenschlichen Anforderungen, die an sie gestellt werden dann nicht mal auf Hilfe hoffen können, weil sie keinen Arzt finden, der bereit ist, eine emotionale Bindung einzugehen.
Die in Deutschland sehr gut ausgebildeten deutschen Ärzte haben die britischen und die Schweizer Krankenhäuser fest im Griff, während sich die deutsche Politik Gedanken macht, wie sie (weniger gut ausgebildete?) medizinische Fachkräfte aus dem Ausland anwerben kann.
Unsere Kinder wissen mit ihrer Freizeit nicht viel anzufangen, schubsen alle 10 Minuten schweigend Bilder und den Facebookstatus auf ihren smarten Phones, trinken Alkohol und Energydrinks, die von Zucker strotzen, betreiben Cybermobbing und prügeln ihre allein erziehenden Mütter, die versuchen, sie zum Schulbesuch zu bewegen, beschimpfen sie wüst und dann, wenn alle Einflüsse weg sind, lernen sie irgendwo in China oder im Amazonas, dass das Leben auch anders geht.
Die Nahrungsmittelindustrie darf zuckerfrei auf Produkte schreiben, damit sie sich besser verkaufen, obwohl mit Maltodextrin ein Stoff drin ist, der genau das Gleiche ist, und die gleichen Auswirkungen hat, Hauptsache der Gewinn stimmt. Produziert mit Maschinen, die 24 Stunden laufen können, und von 8 Mann in riesigen Hallen bedient werden, wo früher mindestens 40 gearbeitet und ihre Familien ernährt hätten.
Schichtarbeiter sehen teilweise über Wochen das Sonnenlicht nicht, was sie krank macht und vermutlich auf Dauer depressiv - Island hat die höchste Selbstmordrate der Welt, in den Monaten, in denen es Dauernacht ist.
Und hinzu kommen die, die darunter leiden, dass kaum noch jemand unter 30 kochen kann, wenn es nicht aus Tüten von Knaggi oder Morr kommt, die schön viel Geschmacksverstärker rein hauen, weils süchtig macht und damit mehr Umsatz.
Und als Nebenprodukt gleich auch noch ebenfalls depressiv macht. Depressiv.
Um dann von den Ärzten nicht behandelt zu werden, die wir nicht mehr haben, weil sie dorthin abgewandert sind, wo sie mehr Geld bekommen und vor allem am Ende des Monats noch etwas auf den Konto übrig haben, weil sie nicht so eine teure Strom- und Benzinrechnung zu bezahlen haben, wie das in ihrem Heimatland wäre.
Wirre Gedanken? Ja. Irgendwie schon. Trotzdem passt das alles irgendwie zusammen.
Was passiert da eigentlich?!
Wieso bilden wir gute Mediziner aus und lassen sie abwandern um dann andere ins Land zu holen?
Wieso machen wir mit dem unmenschlichen Druck unsere Arbeitskräfte krank, um sie dann nicht zu behandeln? Von den Ärzten, die nicht mehr da sind, weil sie woanders besser bezahlt werden? Und wieso geht das dort aber bei uns nicht mit der ordentlichen Bezahlung?
Wieso haben wir so viele Jugendliche, die so gelangweilt sind, dass sie anderen Menschen weh tun müssen aus purer Langeweile und weil auch das nicht hilft zu Dack Janiels und Bed Rull zu greifen, letzteres um länger fit zu sein ersteres in grossen Mengen zu saufen?
Was, wenn morgen einer, der kein Zucker darf auf ein "zuckerfreies" Etikett vertraut, in dem aber eben doch Zucker ist, nur weil es Poly statt Mono ist?
Ist hier nicht irgendwas gehörig aus dem Lot? Irgendwie doch schon, oder?
Wisst Ihr, was ich erstaunlich finde... Ich habe ja schon länger einmal beobachtet, dass ein grosser Teil der Hibbeligkeit der Kids tatsächlich im direkten Zusammenhang mit Zucker steht, vor allem mit Zucker in Getränken. Und dann fahren die beiden Jungs in den Urwald und haben das ein paar Tage nicht. Und werden wieder ganz umgänglich und normal. Aha! Ist natürlich Zufall. Oder?
"Ich kann doch meinen Kindern süss nicht vorenthalten", habe ich besorgte Mütter schon in der Gruppe schreiben sehen. Ja. Warum?
An die anderen Mütter gerichtet, die das vielleicht doch mal können, deren Kinder durch das zuviel an Zucker-Energie hibbelig sind (auch gerne die Ritaliner) - wollt Ihr das nicht mal für mich ausprobieren? Und mir berichten?
Ich meine, nur ein paar Tage konsequent ohne Zucker und schauen, was mit den Kindern passiert?
Ich habe keine Kinder, sonst würde ich das tun.
Und ehrlich gesagt ist mir die Welt auch gerade so zynisch, dass ich mir das nochmal ernsthaft überlegen will, ob da überhaupt ein sicherer Platz ist für meine.
Ein Hoch auf unsere "Monster-AG". Prost!
Wenigstens ist der Papst jetzt sparsamer als ein Bischoff...
Ich muss aufhören, sonst dreht sich das alles zu einem noch klareren Bild.
Einem, das ich vielleicht so gar nicht anschauen mag.
Bis später.
1 Kommentar:
Hallo Nico,
Es macht wirklich Spaß Deinen Blog zu lesen:)
Ich habe diesen Versuch ohne Zucker mit meinen Kindern gemacht! Anfang des Jahres, als mein Mann und ich KK gemacht haben, wollte ich auch meinen Kindern die Chance geben von der Zuckersucht loszukommen. Und ich hatte gelesen, dass Zucker, Weizen und Milchprodukte für Adhs verantwortlich sein können.....Gesagt getan....ich hab ein verlängertes Wochenende genommen....ich wollte nicht, dass meine Kinder in der Schule auffällig werden ;-)...
Das Wochenende war sehr herausfordernt! Die Kids waren sehr agressiv, laut und jammerten wegen den Süssigkeiten.....aber wir haben es tatsächlich alle überlebt! Danach wurde vielles leichter! Wir haben unseren Süssigkeitenkonsum seit dem aufs Wochenende beschränkt.....das heisst seit Februar diesen Jahres. Unser Adhs-Kind braucht kein Ritalin mehr und ist nicht mehr auffällig in der Schule.....es sei denn, wir passen nicht auf mit dem Essen! Aber auf Weizen reagiert er mehr, als auf Zucker......wenn wir Zucker verwenden, dann keinen weissen mehr. Am liebsten Honig, Sirup oder Fruchtzucker......in den Ferien machen wir öfters ausnahmen. Unsere Kinder finden es auch besser so.....sie merken wohl auch, denn Unterschied. Sie sind übrigends zwischen 4 und 13 Jahren alt.
Ich hoffe das beantwortet Deine Frage, Nico. Gerne kannst Du mir auch über Facebook schreiben, falls Du noch mehr wissen willst :)
Liebe Grüße
Shine Bright (Simone Brecht)
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